Meine Erfahrungen mit Bestattungswäldern beschränkten sich bisher auf das Wissen um deren Existenz.
Das hat sich nun geändert, nachdem sich Bekannte für diese Form der Beisetzung eines Angehörigen entscheiden hatten.
Diese, wohl jüngste Form amtlich erlaubter Urnenbestattungen kam 2000 aus der Schweiz nach Deutschland und folgt dem aktuellen Trend: zurück zur Natur, nachhaltig, bio und ohne Verantwortung.
Der „FriedWald Mühlenbecker Land“ in einem Buchen- Hainbuchen- und Eichenwald am... weiterlesen
nordöstlichen Ortsrand von Summt (Land Brandenburg / keine 10 km nördlich von Berlin) wird von der FriedWald GmbH im hessischen Griesheim betrieben.
Zugang ist von dem von der Liebenwalder Straße abzweigenden Fahrweg „Nordufer“. Hier ist auch der Parkplatz (mit mobiler Toilette). Es gibt zwar eine Brandenburger Buslinie, aber ansonsten ist der Wald am besten mit dem Auto zu erreichen.
Am Parkplatz begann auch die Zeremonie. Der beisetzende Förster hatte die Urne auf einen hohen Baumstumpf gestellt.
Vorgeschrieben ist eine der biologisch abbaubaren Urnen der FriedWald GmbH. Es kann auch eine normale Schmuckurne verwendet werden. Aber auch diese muss biologisch abbaubar sein und vor allem – sie muss in die FriedWald-Urne passen. Nur die Schmuckurnen der Bestattungsinstitute sind nicht zugelassen.
Es gab an dem Platz ein paar einführende Worte zum Ablauf. Anschließend ging es zum ca. 250m entfernten Andachtsplatz. Die Urne wird auf diesem Weg vom Förster oder auf Wunsch von einem Angehörigen getragen. Trauernde mit Gehbehinderung, Rollator oder Rollstuhl haben es wegen der Waldwege aber schwer.
Der Andachtsplatz, wo die Trauerfeier stattfand, ist eine kleine Lichtung im Wald mit rustikalen, im Halbkreis aufgestellten Holzbänken, einem Rednerpult und dem Baumstumpf, auf dem die Urne steht.
Hier kann auch ein Bild des Verstorbenen, Blumen, Kränze, Gebinde und Kerzen (allerdings nur LED-Kerzen – offenes Feuer aller Art ist im Wald natürlich verboten) abgelegt bzw. aufgestellt werden.
Dieser Trauerschmuck muss nach der Beisetzung aber von der Trauergesellschaft wieder komplett mitgenommen werden, da Grabschmuck aller Art im Wald nicht gestattet ist.
Nach der kleinen Feier wird die Urne, wiederum vom Förster oder auf Wunsch von einem Angehörigen, zum vom Förster vorbereiteten Grab am ausgewählten Baum getragen. Nach einem Augenblick der Stille lässt der Förster die Urne ins Baumgrab, dass die amtlich-deutsche vorgeschriebene Tiefe für Urnengräber hat.
Anschließend schließt der Förster das Grab, auf Wunsch im Beisein Angehörigen und Trauergäste. Nach ein paar Handvoll Laub erinnert außer dem Namensschild am Grabbaum nichts mehr daran, dass dort ein Mensch seine letzte Ruhe gefunden hat.
Da die Gräber eingemessen werden, weiß die Verwaltung wo welches Grab ist.
Die Grabbäume sind mit farbigen Bändern gekennzeichnet und tragen kleine Schilder mit Namen und Lebensdaten der im Baumumfeld Bestatteten.
Wer jetzt glaubt, Waldbestattung ist eine kostengünstige Alternative zum Friedhof, der irrt. Die Kosten belaufen sich (Stand 2021 lt. Website für den FriedWald Mühlenbecker Land) auf ab 2500 €uro für einen Gemeinschaftsbaum und 7000 €uro für einen Einzelbaum. Dazu kommen z.Z. noch 350 €uro Bestattungskosten und die Kosten des im Vorfeld beauftragten Bestattungsinstituts.
Die Liegezeit beträgt die gesetzlichen 20 Jahre, die aber auf bis zu 99 Jahre erweitert werden kann.
Fazit: eine für mich ganz neue Art der Bestattung. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter: zwar etwas kühl aber mit Oktobersonne, niederschlagsfrei und ein ganz schwacher Wind, der sehr stimmungsvoll während Trauerfeier und Beisetzung Herbstblätter vom den Bäumen fallen ließ.
Etwas störend war der Verkehrslärm der nahen Liebenwalder Straße.[verkleinern]