Darauf ein kühles Augustiner
Ich schreibe hier als zukünftiger Millionär, ach was, Milliardär. Natürlich werde ich zum Wohltäter, wie Bill Gates von Microsoft, oder die frisch geschiedene Frau von Jeff Bezos, dem Amazongründer und reichstem Mann der Welt. Windach kann sich schon mal freuen, wenn das von mir gestiftete Fahrradnetz, nicht nur die Nachbarorte, sondern wahrscheinlich bis zum Münchener Marienplatz reicht.
Wir fangen jetzt schon an unsere Möbel zu verschenken, denn wir brauchen... weiterlesen
Platz. Auf leeren Bierkisten kann man auch sitzen. Darauf schlafen ist nicht so bequem. Aber genau um die Bierkisten – überwiegend von Augustiner - geht es. Und um Pfandbierflaschen.
Die Brauereien beklagen sich, dass der mangelnde Rückfluss an Bierkisten und Flaschen sie ein Vermögen kosten würde. Jugendliche würden lieber Möbel daraus bauen, oder sie im Wald und in Gewässern versenken, als sie zurück zu geben. Das erhobene Pfand sei einfach zu niedrig. Eine Bierkiste ist mit 1,50 € Pfandgebühr belegt. Die Herstellungskosten liegen aber bei ca. 5 Euro. Ähnliche Differenzen gibt es bei den Bierflaschen (8 Cent Pfand bzw. 15 Cent bei denen mit Bügel). Die Produktionskosten würden bei dem Doppelten bis Dreifachen liegen.
In Deutschland gibt es ca. 200 Millionen Bierkästen!
Ab März 2020 wollten die Brauereien in Bayern das Pfand für Bierkisten auf 6 € erhöhen. Nicht nur die Mathematiker unter uns werden an der Stelle leuchtende Augen bekommen. Es ist eine simple Bierbubenrechnung, dass sich das horten von Bierkästen ab 2019 lohnen würde. 300 % Rendite in etwas mehr als einem halben Jahr. Risiko: Null. Völlig legal. Ja, Herr Winterkorn, völlig legal.
Wenn ich alle 200 Millionen Bierkästen in meiner bescheidenen Hütte unterbringe, erhalte ich am P-Day (Pfandtag) und die darauf folgenden Tage, 1.200.000 Euro. Ich bin also Milliardär. Na gut, meinen Einsatz von 300 Millionen Euro muss ich natürlich abziehen. Und den Kredit an die VR-Bank muss ich auch zurückzahlen. Die Zinsen dürften eher gering ausfallen, bei dem Kreditvolumen und vor allen Dingen den Sicherheiten, die ich zu bieten habe.
Wahrscheinlich werde ich die Dienste der Spedition Michl in Anspruch nehmen, nachdem ich deren Fuhrpark auf meine Kosten auf Wasserstoff statt Diesel umgerüstet habe. Man merkt, ich bin ein durchaus großzügiger Zeitgenosse. Die Umstellung hätten sie auch leicht selbst schon vornehmen können, wenn sie die Beiträge zur Berufsgenossenschaft optimiert hätten.
Unseren Genossenschaftsladen, der gerne weitere zukünftige Genossen einlädt, diese großartige Institution mitzutragen, werde ich von den logistischen Herausforderungen verschonen. Wir liefern das Leergut beim Getränke Bauer in Landsberg ab, die mich mal furchtbar geärgert haben. Natürlich ging der Streit damals schon um das leidige Thema Pfand. Die Herzbuben wollten eben nicht einsehen, dass auch für sie die Gesetze gelten. Schwamm drüber. Der Tag der Abrechnung naht.
So, jetzt muss ich erstmal die Kreditkonditionen aushandeln. Vielleicht gehe ich ja auch zur Sparkasse, obwohl die über Negativzinsen bei Privateinlagen nachdenken. Wenn man dann am Weltspartag 30 € einbezahlt, kriegt man wahrscheinlich zukünftig nur 27 € gutgeschrieben. An die Gehälter der verdienten Sparkassenpräsidenten darf man natürlich nicht ran. Die arbeiten hart für ihr Geld.
Zwei leere Kisten Augustiner (= 3 €) habe ich schon. Die kann man dann also von den 300 Millionen Kredit schon mal abziehen.
P.S. Als Feierabendbier empfehle ich das Helle von Augustiner - eiskalt. Es ist einfach gschmackig und läuft sehr elegant über das Zäpfchen[verkleinern]