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Lang und (im wahrsten Sinne des Wortes) steinig war der Weg zwischen der Idee ein Denkmal für den sehr beliebten König Max I. Joseph in München errichten zulassen. Eigentlich war es vorgesehen, dass das anlässlich seines 25. Thronjubiläums 1824 angemessen wäre. Zuerst stellte sich die Frage, wo es überhaupt eine „repräsentative“ Stelle dafür sich finden lasse. Durch die Aufhebung der zahlreichen Klöster etc. bot sich eine solche Gelegenheit als das der Franziskaner gegenüber der Residenz... weiterlesen
abgerissen wurde. Zum einen war geplant, dass der frei gewordene Platz für den Neubau eines Theaters als auch der Erinnerung an den besagten Herrscher dienen soll. Nach einer langen Planungsphase sollte 1820 mit den Arbeiten begonnen werden. Auch, wenn solche Vorhaben von den Stadtoberen beschlossen und ausgeführt wurden, hat es dennoch (ein Souverän hatte weiterhin ein „Wörtchen“ mitzureden) einer Zustimmung von „oben“ bedürft. Diese gab es dann nur zum Teil – es blieb über mehr als 10 Jahren bei einem Sockel!
Max Joseph empfand es als eine Kränkung, dass er statt in einer stehenden Pose bzw. hoch zu Ross, die eines sitzenden „Beobachters“ einnehmen sollte. Für ihn hatte es einen „üblen“ Beigeschmack: das was die Verantwortlichen als „Volksnähe“ und Milde ausdrücken sollte, wurde von ihm als eine Darstellung „am stillen Örtchen“ (um es in die heutige Zeit zu übertragen) verstanden! Es ist kein Vergleich, wenn sich irgendwelche exzentrische „Promis“ in den Netzwerken in einer solchen Situation via Internet darstellen. Vor fast 200 Jahren galt das als eine „Respektlosigkeit“ dem Dargestellten gegenüber! In Augen von König Max I. Joseph war ein entsprechender Entwurf ein Zeichen der „Schwäche“, die er selbst nicht zulassen wollte!
Die Zeit hat aber gezeigt, dass sich mit seinem Ableben 1825 was diesbezüglich ändern könnte. Es ist bekannt, dass sein Sohn und Nachfolger Ludwig I. häufig andere Ansichten vertreten hatte. Es sollten zwar weitere 10 Jahre vergehen, bis wie ursprünglich geplant ein Denkmal des Max Joseph auf dem gleichnamigen Platze realisiert werden konnte. Der Kunstliebende Ludwig I. hat einen entsprechenden Auftrag 1826 für einen Entwurf an den Bildhauer Christian Daniel Rauch (2 Januar 1777 – 3 Dezember 1857) gegeben. Diese Entscheidung wurde ihm aber von einigen sehr schlecht aufgenommen! Dieser gehörte zu den Lieblingskünstlern des Monarchen. Das war (aus meiner Sicht) wichtiger, als Vorbehalte, weil dieser ein Preuße gewesen war.
Rauch fertigte ab 1829 ein mehrstufiges Gipsmodell, bei dem bereits ersichtlich gewesen ist, dass deren Seiten mit Bronzeplatten versehen werden sollten. Damit ist es eins der frühesten, die ich selbst kenne, bei dem es in dieser Form ausgeführt wurde. Das Denkmal war dementsprechend in der Entstehungszeit technisch schon etwas Besonderes gewesen, was deren Herstellung betrifft! Es bedürfte aber mehrerer „Anläufe“ damit das als ein so großes Stück in der Gießerei von Johann Baptist Stiglmaier seine Gestalt nehmen konnte! Das gleiche gilt für die thronende Gestalt des Max Joseph selbst! Diese Arbeiten haben sich bis 1832 „hingezogen“.
Im frühem 19. Jahrhundert gab es eine große Begeisterung für die Antike. Wie dieses Denkmal auch wurden viele der architektonisch monumentalen Bauten von Ludwig I. nach einem solchem Vorbild errichtet worden. Es sind gleichzeitig Verweise darin zu finden, die sogleich an dieser Stelle – in klassizistischer Manier übernommen wurden. Zum einen ist es der weiträumig drapierte Mantel. Ebenfalls zählt schon das Zepter in der linken Hand Max Josephs, sowie die zum Gruß erhobene rechte dazu. Es soll an eine „Ansprache/ Segensgestus“ erinnern, die häufig bei feierlichen Anlässen von den römischen Cäsaren (lt. den Angaben aus dem Netz zufolge) gehalten wurde. Im übertragenen Sinn wird an seine Verdienste als Landeslenker erinnert. Für mich bedürfte es einiges an Geschicklichkeit, um die allegorischen Szenen unter dem Thron ablichten zu können.
Das „wichtigste“, wie heute es beurteilt wird, war der Erlass des Toleranzedikts. Gleichberechtigt steht ein Vertreter der katholischen und der protestantischen Kirche sich gegenüber. Die beiden werden (in deren Mitte) von einem Engel mit Heiligenschein begleitet. In einigen Quellen wurde auch auf die Rechte der anderen Konfessionen verwiesen. Diese sucht man bei dieser Szene vergeblich. Gleichzeitig wird, auf der andern Hälfe der Tafel, gleichwohl allegorischen als Förderer der Kunst und Wissenschaften erinnert. In der Mitte steht ein Maler, der sich einer Mariendarstellung in der linken Ecke zuwendet. Unter ihr ist ein (für mich nicht näher ersichtlichen) knienden Handwerker angebracht. Ob es sich um einen Bildhauer handelt, ist aufgrund des Hammers in seiner Rechten und einer Säule, die sich daneben befindet, sehr wahrscheinlich.
In der anderen Ecke gibt es oben Männer, die einen Steinblock in einer Reihe platzieren. Max I. Joseph hat, wie sein Sohn Ludwig um so stärker, begonnen, die Stadt München für die stetig wachsende Bevölkerung zu erweitern. Aus meiner Sicht ist der Mann mit Zirkel und über vielen Büchern gebeugt ein Architekt, der seine „Vision“ einer „zeitgemäßen“ Bebauung, im übertragenen Sinne zur Papier zu bringen.
Lässt man seinen Blick weiter nach unten wandern, wird man erkennen, dass eine solche Darstellung nach dem Ableben des Königs erfolgt ist. Es ist nicht nur die Anfangs erwähnte Assoziation zu einem „Nachtgeschirr“ – wie er selbst es wahrgenommen hatte, sondern auch, dass nach dem mehrstufigem Treppenaufbau ein „Sargähnliches“ Teil darauf folgt. Dort kann man verschiedene Waffen und weitere allegorische (deren Erklärung ich nicht beisteuern kann) Frauengestalten in der Mitte. Beide sehen schon ein wenig „altertümlich“ aus, die eine mit ihren streng geflochtenen Zöpfen und die andere wie eine antike Göttin. Ob es sich um Bavaria und Germania handelt, liegt zwar nahe aber es ist meine Interpretation! Beide Gestalten werden von Löwen flankiert.
Im frühem 19. Jahrhundert war es eher eine Seltenheit, dass ein Monarch (zwar ohne die Beteiligung der Bevölkerung) einer Verfassung zustimmte. Diese wird (aus wissenschaftlicher Sicht) als der „erste Schritt in Richtung Demokratie“ verstanden, als es
1818 verabschiedet wurde. Die sog. „Charta Magna Bavariae“ galt bei ihrer Untereichung als „Wegweisend“! Es sollte für sehr lange Zeit Wohlstand und Wachstum sichern. Dadurch, dass eine Personifikation Max I. Joseph zu seinen Füssen kniet, als auch dass die Männer hinter ihr sich weit unterhalb des Thrones angebracht wurden, kann man es als eine Huldigung verstehen. Auch, wenn hier auf die Freiheiten ein Bezug genommen wird, steht der Monarch (bildlich gesehen) über diesen. Es ist dennoch spannend zu beobachten, wie ambivalent Rauch und detailreich in einer „Übergangszeit“ festgehalten hatte! Das macht das Monument aus meiner Sicht betrachtenswert! Volle Zustimmung von mir, sowie ein Favoritenherz dazu :)![verkleinern]