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Wie versprochen möchte ich mich einem weiteren Brunnen auf dem Viktualienmarkt zuwenden. Auch, wenn ich eigentlich einen anderen im Sinn hatte, möchte ich mich als nächstem mit dem beschäftigen, der dem Schauspieler, Komödiant und Weggefährten der vorher vorgestellten Elisabeth Wallano – Liesl Karlstadt, Karl Valentin nähern. Trotz dieser Tatsache möchte ich weitere Details aus einem anderen Blickwinkel hinzufügen, weil ihm nach dem 2. Weltkrieg wenig Sympathie entgegengebracht wurde. Wenn es... weiterlesen nach dem Willen des damaligen Bürgermeisters Thomas Wimmer bei der offiziellen Einweihung des Brunnens am 18. Oktober 1953 ginge, würde es diesen erst gar nicht geben! Das zeigt schon, dass jedes Leben aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann. Dass ich auch keine weißen Flecken mag, habe ich mir vorgenommen es nun vorzustellen.
Karl Valentin ist genau so ein Pseudonym, wie bei den anderen bisher vorgestellten Sängern, Schauspielern auch. Eigentlich hieß der am 4. Juni 1882 geborene Knabe Valentin Ludwig Fey. Man sagt zwar, dass es bei Sonntagskindern nach, dass sie besonderes Glück im Leben haben sollen, doch das was ich über Karl gelesen habe, lässt mich an dieser Aussage zweifeln. Viele seiner „Projekte“, nicht nur einmal völlig schief gelaufen! Lange soll er mit sich gehadert haben, ob er besser in seinem „Zivilberuf“ als Schreiner besser aufgehoben wäre, selbst da hat er kläglich versagt.
Da wäre die Firma seines Vater, die er 1902 übernommen hatte. Bereits vier Jahre später muss sie aufgrund einer Zahlungsunfähigkeit verkauft werden. Gleichzeitig absolviert er seine erste Auftritte in einem Nürnberger Varieté. Keine Ahnung, wie er auf die Idee gekommen ist, ein Musikinstrument, das 20 verschiedenen besteht zu bauen?! Die Idee als solche ist (nicht zu letzten mal) ein „Wunschgedanken“ sich mit dieser die sprichwörtliche „goldene Nase“ zu verdienen. Er zog durch Deutschland, um es an verschiedenen Stellen vorzuführen und vor allem gewinnbringend sein „Orchestrion“ zu veräußern. Nach mehreren Zwischenhalten und Monaten waren das vorhandenen Barmittel erschöpft, sodass er unverrichteter Dinge nach München zurückgekehrt.
Ab 1907 verwendet Valentin seinen Vornamen als Künstlernachmamen und Karl als Vorname. Ein Jahr später wird er fest am „Frankfurter Hof“ engagiert. 1911, als er seiner Bühnenpartnerin begegnet heiratet er die Hausangestellte seiner Familie und die Mutter seiner beider Mädchen Gisela Royes. Aus den Liebesbriefen geht hervor, dass es ggf. Eine Dreiecksbeziehung geben könnte, weil Liesl und eine ihrer Schwestern über viele Jahre in der gleichen Wohnung, wie das besagte Ehepaar gelebt hatten. Kann mir vorstellen, dass das bewusst nur hinter verschlossenen Türen und nicht in der Öffentlichkeit (jenseits der beruflichen Ebene), weil es im frühen 20. Jahrhundert nicht nur verpönt, sondern auch zu Nachteilen führen könnte.
Bei der Zusammenarbeit, so hieß es mehrmals haben sie sich gegenseitig unterstützt aber auch ergänzt. Liesl ist (trotz aller Differenzen) ihrem Mentor sehr dankbar, denn ohne Valentin, der die Rollen passend für sie schrieb, würde ihr Leben höchstwahrscheinlich ganz anders verlaufen! Dennoch schon früh zeigte sich, dass dieser ein „schwieriger Mensch“ gewesen sein muss! Es ist schon erstaunlich, dass er selbst die eigenen Stücke „sabotiert“ hatte, weil er unter schrecklichem Lampenfieber litt. Mir kommt es eher so vor, als ob er dies als eine Ausrede benutzt hatte, um sich davor zu „drücken“.
Nach manchen gemeinsamen Auftritten und Aufenthalten im In- und Ausland gab es in der Mitte der 1930-er Jahre eine weitere „geistreiche“ Idee von Karl Valentin: im Keller des Hotel Wagner eröffnet er 1935 ein Panoptikum. Man muss es sich als eine Art Gruselkabinett vorstellen. Die passenden Requisiten erwarb er von einem anderen (nicht mehr existenten), das abgebrannt ist. Es zeigt sich deutlich, dass selbst der Vorbesitzer Eduard Hammer seine Bedenken über eine Neueröffnung hatte, die er für nicht „verhältnismäßig“ hielt. Die Zeitungen waren zwar voll des Lobes gewesen, dennoch von Anfang an sprach einiges dagegen! Die große Zeit solcher „Attraktionen“ war längst vorbei! Durch eigenes Versäumen hatte er „verpennt“ sich um die „bürokratische“ Seite des ganzen zu kümmern. Nach der ersten Eröffnung 34 wurde sie daher wegen fehlender Konzession geschlossen. Ein Jahr später sah es nicht besser aus, denn auch deren Öffnungszeiten waren „sehr speziell“ gewesen: diese wurden in die Abendstunden verlegt zwischen 19-24 Uhr konnte man sich das ganze anschauen.
Vielleicht hatte Liesl Karlstadt geahnt, dass es nicht gut ausgehen würde. Sie soll sich sehr lange dagegen „gesträubt“ sich daran zu beteiligen. Die „Firma“ bestand fast ausschließlich aus Familienmitgliedern, die dort tätig waren. Die waren praktisch auf „Gedeih und Verderb“ damit verbunden. Mir erscheint es wie eine „böse Vorahnung“, dass sie gegen eine solche Konstellation Vorbehalte gehegt hatte! Dennoch hat sie, höchstwahrscheinlich aus treue und Verbundenheit ihr ganzes Erspartes investiert. Mit der weiteren Pleite war es dann weg gewesen. Die Folge war ein Nervenzusammenbruch, der zum Zerwürfnis und einem gescheiterten Suizid führte. Es sollte über 12 Jahre dauern, bis sie gemeinsamen in einem Theaterstück zu sehen sein sollten.
In dem Jahrzehnt, in dem sich Liesl aus der Öffentlichkeit zurückzieht, sollen auch für Valentin schwierig sein: mit der neuen Partnerin (oder sagen wir besser „Ersatz“) Annemarie Fischer ab 1939 hat sich nicht der Erfolg eingestellt, wie es zuvor gewesen ist. Das was ich darüber gelesen habe, dass schon zu diesem Zeitpunkt seine Stücke kaum beim Publikum anklang fanden. Nach wenigen Aufführungen wurden sie dann abgesetzt. Das mit dem Titel „Der Umzug“ aus dem Jahr 38 ist sogar (wie es sich anhört) auf dem „Index“ gelandet! Karl musste sich vor der Gestapo rechtfertigen, weil es in deren Augen zu „Elendstendenzen“ neigte.
Es mutet wie ein schlechter Scherz an, dass trotz ihm geschäftlich bisher nie etwas gelungen ist, hat er 39 versucht eine Kellerbar mit Panoptikum zu etablieren. Die „Ritterspelunke“ war nach ca. einem Jahr in der „Versenkung“ verschwunden! Außer Spesen, nichts gewesen :-/! Hinterher waren die regelmäßig in der Soldatenzeitung „Münchner Feldpost“ erscheinenden Artikel bis zum Kriegsende seine einzige Einnahmequelle. Aus welchen Gründen auch immer zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Die folgenden Jahre verbringt er mit seiner Familie in sein Haus in Planegg. Nach dem Krieg schlägt er sich mehr schlecht, als recht mit Tausch von Haushaltswaren aus Holz gegen Lebensmittel. Wie man auf den Fotos, die bis zu seinem Tod 9. Februar 1948 entstanden sind, litt er dabei an Unterernährung. Zwei Jahre zuvor könnte ein erneuter Durchbruch im Radio kommen, wo Valentin im Mittelpunkt stand mit dem Titel „Es dreht sich um Karl Valentin“. Aufgrund von schriftlichen Beschwerden der Zuhörer wurde diese sehr schnell eingestellt. Man urteilte, dass sein Humor nicht mehr „zeitgemäß“ sei und zudem als zu pessimistisch angesehen wurde. Zeiten und Geschmäcker ändern sich und bei ihm führte es dazu, dass er all zu schnell von der Allgemeinheit vergessen wurde!
Wenn man sich mit den Werken ausweinender setzt, wird feststellen, dass bei vielen seiner Werke sich um Kurzfilme aus den 1920-er Jahren handelt. Hinzukommen 3 Kinofilme, die er mit Liesl Karlstadt gedreht hatte. Erwähnenswert ist auch, dass über 15 weitere als verschollen, bzw. als bruchstückhaft bezeichnet werden können. Aufgrund des eigenwilligen Verhaltens (hat sich geweigert zu spielen, kam zu spät etc.) galt er auf dem Set als „Sonderling“. Solange seine Popularität und sein Humor sich die Waage gehalten haben, wurde es toleriert. Bei der „Neubelebung“ nach dem Krieg, so scheint mir, sah man keine Veranlassung es so weiter fortzufahren! Erneutes Interesse ist erst seit Beginn der 1960-er Jahre erkennbar.
Laut den Angaben, die ich im Netz gefunden habe, wurde dieser Brunnen aus Spendengeldern finanziert. Die Bronze stammte von einem zerschossenem Lösen, den man nicht mehr brauchte. Bei der feierlichen Einweihung war seine langjährige Partnerin Liesl Karlstadt zugegen. Zu finden ist dieser Brunnen direkt gegenüber der Brauerei „der Pschorr“. Diese Adresse habe ich auch hier beim Anlegen verwendet. Wenn ich ehrlich sein soll, tue ich mich recht schwer mit der Darstellung… Die vielen Details haben mich ehrlich gesagt sehr verwirrt, was sich der Bildhauer Ernst Andreas Rauch bei seiner Arbeit 1953 – 5 Jahre nach dem Tod Valentins gedacht hatte! Dieser steht auf einer Kugel, die in einem Becken angebracht worden ist. Bei dem „Kringel“ auf dem er steht soll ein umgedrehtes Fragezeichen symbolisieren. An deren Enden sind 2 Gesichter zu sehen: das eines Militärs und ein bärtiger Mann. Aus ihnen sprudelt auch das Wasser. Am oberen Ende wurde eine Sonne, sowie eine Teufelsfratze platziert. Ob es Bezug auf irgendwelche Rollen von ihm dazu gibt, ist möglich aber kann nicht mit Sicherheit es verifizieren.
Wenn man nach Fotos von dem Karl-Valentin-Brunnen sucht, wird man feststellen, dass dieser recht häufig mit Blumen dekoriert wird. Einzige dauerhafte „Accessoires“ ist die Melone auf dem Kopf und der Regenschirm in seiner Armbeuge. Die Kleidung ist eher als elegant zu bezeichnen: ein langer Mantel, eine Weste darunter und ein Hemd.Für meinen Geschmack für einen Komiker, wie er sich selbst auch gesehen hatte, ist seine Mine viel zu ernst, ja traurig. Auch, wenn es hieß, dass aufgrund von Vandalismus 2010 eine Restaurierung der Skulptur vorgenommen wurde, schien es mir, dass die Bronze an einigen Stellen (ggf. Erneut) schadhaft geworden ist. Insgesamt kann ich mich mit der Darstellung auf dem Viktualienmarkt am wenigsten „anfreunden“. Auch mir gefällt nicht alles, was ich zu sehen bekomme. Mag sein, dass andere mein Urteil als recht hart empfinden, dennoch mehr als ein OK ist nicht drin...[verkleinern]