Erinnert an eine münchner Persönlichkeit. Past zur Umgebung. Was gefällt ist die Patina. Kädt ein zum Verweilen.
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Bewertungen zu Liesl-Karlstadt-Brunnen
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Ein Duo, das eigentlich einen gemeinsamen Brunnen bekommen könnten ist Liesl Karlstadt und ihr Mentor Karl Valentin. Leider aber ist das nur Wunschdenken von mir. Über ihn werde ich demnächst an der passenden Stelle – unweit von dieser auf dem Viktualienmarkt berichten. Eins möchte ich vorwegnehmen: die Figur der Dargestellten scheint sich einer großen Beliebtheit zu erfreuen. Mehrmals habe ich zu verschiedenen Tageszeiten versucht den Brunnen in seiner Gesamtheit abzulichten. Dieser ist ein... weiterlesen Treffpunkt verschiedener Gruppen. Was mich am meisten aber abgeschreckt hatte, dass ungeniert mehrere Männer sich an frühen Nachmittag dort erleichtert haben. Bei den Randgruppen ist es aus meiner Sicht schwierig sie darauf anzusprechen, vor allem als Frau… Vielleicht wird die nach oben gehobene Hand als ein Trinkspruch (ohne ein Glas in dieser) missdeutet, sodass die Kerle drum rum, es als eine Art Aufforderung selber dort zu trinken verstehen… Das ist jedenfalls meine Interpretation, die dennoch eine von mehreren sein kann.
Die gebürtige Münchnerin hatte es als Kind nicht leicht. Sie stammte von einem italienischstämmigem Bäcker ab und wurde eigentlich auf den Namen Elisabeth Wellano getauft. Durch ihre Mitschüler wurde sie aufgrund dessen mit den Worten „"Wellano– ltaliano – lebst a no" gehänselt. Sie ließ sich aber nicht einschüchtern und machte später an der Seite von gleichaltrigem Valentin kariere. Doch da greife ich zu sehr vor.
Die spätere Volksschauspielerin hat, was Anfang des 20. Jahrhunderts eher ungewöhnlich war, hier auf dem Viktualienmarkt ihre Lehre als Verkäuferin (Arbeitgeber konnte ich nicht herausfinden) absolviert. Hinterher folgten weitere in ortsansässige Kaufhäuser. In ihrer Freizeit ging Liesl gerne ins Kino und schaute sich die beliebten Schwänke an. Eines Tages, als sie 17 war, hat sie so herzhaft gelacht, dass sie nach der Vorstellung sich beim Hauptdarsteller entschuldigen wollte. Dieser reagierte anders, als ich mir gedacht hätte: er schlug ihr vor, dass sie es selbst versuchen soll, die Leute auf gleiche Art zu unterhalten.
Es kam, wie es kommen sollte: 1911 lernt sie ihren Mentor und in den kommenden Jahrzehnten häufigen Bühnen- / Filmpartner Karl Valentin. Bei der Zusammenarbeit sind mehrere Stücke extra für sie und ihre Stimme bestimmt gewesen geschrieben. Diese waren meistens lustiger Natur: Parodien auf beliebte Themen oder Verballhornung von bestimmten Gesangsarten. Diese gab sie bereits unter ihrem Pseudonym als Liesl Karlstadt. Dieser Name wurde ihr von Valentin „verpasst“. Es ist eine Zusammensetzung aus Einzelteilen eines Kollegen: Karl Maxstadt, der einer seiner Vorbilder gewesen ist.
Mit dem Beginn dieser Zusammenarbeit hat sich auch ihr Leben positiv verändert. Nachdem sie auch Schauspielunterricht ab 1930 genommen hatte, wurde sie zunehmend auch für Filmrollen gezielt ausgewählt wurde. Durch diese ist auch Liesl deutschlandweit bekannt geworden. Egal ob Volkstheater oder „seriöse Rollen“ sie ist dafür auch recht weit gekommen: zwischen Wien und Berlin bis Zürich. Jeweils hat sie das Publikum im Sturm erobert.
Was ich bei der Recherche erst recht spät mitbekommen habe, dass Karl Valentin für seine Launen eher berüchtigt, als berühmt war! Ab der Mitte der 30-er Jahre sind mehrere Sachen vorgefallen, die zu einem Bruch geführt haben. Zum einen privat, weil er ihr Erspartes „verzockt“ hatte, weil eine Geschäftsidee von ihm gefloppt ist. Beruflich sah es nicht besser aus: so hieß es, als ein exzentrischer Mensch hat Valentin etliche Ausreden genutzt, um nicht auftreten zu müssen… Da habe ich nicht schlecht gestaunt, dass sie bei einigen der Aufführungen beide Rollen gleichzeitig gespielt hatte! Das beweist ihre „Wandlungsfähigkeit“, nur weil der besagte Herr nicht in der Lage war, sein Lampenfieber zu „ertragen“… Man könnte meinen aber, dass sie sich mit der Zeit arrangieren könnten aber anstelle eines Danks hat er sich eine neue „Muse“ (an manchen Stellen hieß es sogar Geliebte) gesucht und gefunden hatte. Das war zu viel des „guten“. Kurzfristig hat sich daher Liesl aus dem Geschäft zurückgezogen. Über sehr lange Zeit hinweg herrschte „Funkstille“.
Für eine Frau, wie sie es war, die sich bisher gut durch Leben „durchkämpft“ hatte, war es ein tiefer Schlag, als sie eines Tages völlig mittellos auf sich alleine gestellt war! Zudem (wie ihr auch von den Ärzten bestätigt wurde) war sie familiär bedingt, in Punkto „psychischer Gesundheit“ vorbelastet, weil sie (das wird jedenfalls vermutet) schon in frühen Jahren an Depressionen litt. Ob sie sich zuvor in Behandlung befunden hatte, konnte ich nicht herausfinden. Für mich war es eine nicht vorhersehende Wendung, dass
sie am 6. April 1935 einen Versuch unternommen hatte, sich das Leben zu nehmen, indem sie in die Isar gesprungen ist. Dennoch wurde ihr Leben gerettet. Ein zweijähriger Psychiatriepatient folgte daraufhin. Bezüglich der gemeinsamen Auftritte mit Karl Valentin habe ich recht unterschiedliche Angaben im Netz gefunden: es heißt zwar, dass 1937 nach dem Entlassen aus dem Krankenhaus erfolgt sei. Dennoch auch bereits ein Jahr zuvor (sie wird bei den Hauptdarstellern aufgelistet) bei dem Schwank „Donner, Blitz und Sonnenschein“ in den Kinos zu sehen war. Kann mir vorstellen, dass die Aufnahmen vor ihrem Selbstmordversuch erfolgt sind.
In den sog. „hohen Schichten“ hieß es stets der Gentleman genießt und schweigt. Das kann man auch auf Karl Valentin übertragen: vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, dass man Vermutungen anstellt, ob zwei unter ihnen miteinander nur beruflicher Ebene zu tun gehabt hatten. Das ist eine der Spekulationen, die angeblich dazu geführt haben, nachdem er sich eine andere für die Bühne ausgesucht hatte. Liesl sah keinen Ausweg, außer sich in die Fluten zu stürzen. So viel an der Stelle: dieser „Wegbegleiter“ war verheiratet und hatte zwei Töchter gehabt. Das habe ich recht spät herausgefunden! Dazu hat er sich zu Lebzeiten nie über seine (potentiellen) Lebenspartnerin geäußert. Ob er und Liesl Karlstadt je eins gewesen sind, bleibt daher eine Spekulation, sowie daraus resultierendes Liebeskummer. Die zwischenmenschlichen Bande waren dann 1940 getrennt. Trotz langjährigen Aufenthalts in einer Heilanstalt, hat sich ihre „Gesamtverfassung“ nachhaltig verschlechtert.
Man muss die Menschen in dem Kontext sehen, in dem sie zu Lebzeiten agiert hatten: es sollte 8 Jahre dauern, bis Valentin stirbt und dennoch blieben sie diese zeit über im brieflichen Kontakt verbunden. Das ist ein weiterer Widerspruch der einem bei ihnen auffällt: privat zerstritten und dennoch irgendwie gleichzeitig unzertrennlich!
Eine Linderung brauchte Karlstadt der 2-jährige Aufenthalt im tirolerischen Ehrwald. Man kann es als eine „Geheimoperation“ bezeichnen, dennoch offiziell soll es sich um eine „Gesundheitsmaßnahme“ gehandelt ;-). Eine Frau bei der Wehrmacht, das geht ja gar nicht! Dennoch unter dem Pseudonym "Obergefreiter Gustav" machte sie sich auf einem Gut dort „nützlich“ indem sie in einer Gebirgsstation für die Mulis der Gebirgsjäger versorgt hatte. Man kann es als eine kurze Zwischenstation abtun aber im Nachhinein war es alles andere als politisch motiviert. Es geschah eher aus der Freunde an der Natur heraus. Da es „unter Verschluss“ gehalten wurde, hatte es auch keine weitere Bewandtnis mit sich gebracht.
Nach dem 2. Weltkrieg sollte sie durch das neue Medium Fernsehen deutschlandweit bekannt werden. Auch hier hat sie vor allem komische Rollen zum Besten gegeben. Daneben nahm sie jede Rolle an, die sich ihr bot. Das war, wie man sich vorstellen kann, war es die prekäre finanzielle Situation gewesen, die sie dazu bewog. Nach der Währungsreform wurde „getrickst“ und wesentlich weniger gezahlt, als eigentlich vereinbart wurde. Das letzte Engagement gab es in den 1950-er Jahren als „Mutter Brandl“ in dem Radioserie „Familie Brandl“. In dieser Rolle konnte sie mit reichlich Witz die Alltagsprobleme ansprechen, die in der Zeit die Bevölkerung bewegt haben. Der freche Mundwerk und der fröhliche Gemüt machte sie so unverwechselbar und beliebt. Dieser Rolle bliebt sie bis zu ihrem Tod Am 27. Juli 1960 verbunden.
Es sollte gerade mal ein Jahr dauern, bis dieser Brunnen, genau genommen an ihrem 1. Todestag, offiziell vorgestellt worden ist. Wie ist gelesen habe, geht die Darstellung auf den Bildhauer Hans Osel zurück. Durch die Tatsache, die ich Anfangs erwähnt habe, kann ich keine weiteren Angaben darüber finden. Kann mir vorstellen, dass es erneut eine Anerkennung der Münchner an dieser Mimin gewesen ist. Die Bronzefigur steht auf einer Art Podest mitten in dem Wasserbecken. Unten drunter gibt es einen Metallring mit Wasserhänen, diese sind durchgehend im Betrieb. Erneut ist es sehr lang geworden! Wie bei den bisherigen möchte ich auch bei diesem gute 4 Sterne vergeben, mit Tendenz nach oben, weil ich nicht weiß, wie die aktuelle Situation mit den Randgruppen dort aussieht.[verkleinern]