- Checkin
Sehr lange Habe ich darüber gegrübelt, welche Bewandtnis es mit diesem Brunnen, der eher versteckt zwischen dem Münsteraner Prinzipalmarkt und dem Dom liegt, auf sich hat. Da es dort keine Infos darüber gab und dennoch eine Führerin, der ich kurz gelauscht hatte, nebenbei zu ihrer Gruppe meinte: "in XX Monaten weiß ich darüber mehr", als die Frage nach der Figur kam, habe ich gedacht, dass es sich um "Insiderwissen" handelt und ich es (ggf. auch) irgendwie herausfinden könnte.
Jetzt über... weiterlesen ein Jahr später, kam einer der Zufälle, auf die man hofft aber sie sich als ein "Glücksgriff" erweisen. Es war tatsächlich ein Buch erschienen, der mir bei der ganzen Sache hilfreich gewesen ist!
Brunnen sind Orte, die i.d.R zum Verweilen einladen, doch hier ist es nicht der Fall gewesen. Das liegt daran, dass die Fläche rings rum ein wenig eingezäunt ist und das gesamte Becken mit der Figur zusätzlich mit Grünpflanzen eingerahmt ist. Da es nicht ratsam ist, sich unnötig "piksen" zu lassen, ist dies nicht wirklich ratsam sich bei der entsprechenden Witterung drin zu erfrischen. Zum Glück ein kleines Stück weiter gibt es sogar ein "Kneippbecken", das eher dazu einlädt! Das am Rande erwähnt!
Den Namen für diese ovalen Becken mit der Figur in deren Mitte hat der Dargestellte Erzengel Michael geliefert, der dort eben zu sehen ist. In der christlichen Kunst, auch wenn der Heilige ebenfalls in den anderen monotheistischen Religionen bekannt ist, wird meistens als ein strahlender Ritter dargestellt, doch hier... erscheint mir das ganze zu eckig und... wenn ich ehrlich sein soll gewagt aus.
In der Stadt Münster habe ich definitiv schönere Brunnen gesehen, doch da ich selbst über die Hintergründe neugierig gewesen war, möchte ich dieses Detail hier nicht vorenthalten!
Am hiesigem Dom kommt hier (anscheinend) keiner Vorbei und bis zu dem Michaelisbrunnen sind es nur wenige Schritte und trotzdem habe ich ihn erst letztes Jahr zum ersten mal bewußt angeschaut und fotografiert. Hierbei handelt es sich eigentlich um 2 Becken, die miteinander verbunden sind. Der untere dient quasi als "Auffang" für das Wasser, das aus den "Mündern" unterhalb der Figur.
Dazwischen ist ein kleineres Granitbecken, über deren Rand das Wasser runter plätschert. Wie so häufig war dessen Farbe, auch aus der Distanz vom Domplatz, an deren Ecke er steht, nicht wirklich als klar gewesen :-/. Wie die allgemeine Reinigung hier überhaupt durchgeführt werden kann, das ist eine Frage, die ich mir selbst nicht mal beantworten kann...
Laut den mittelalterlichen Chroniken soll sich vor Jahrhunderten an der Stelle, wo die Domkurie zu finden ist, eine Kapelle gestanden haben. Da sie dem besagten Heiligen Erzengel Michaelis, wie es seit einigen Jahrzehnten nun auch der Brunnen heißt, geweiht worden war, übernahm man es an der Stelle ebenfalls. Sie gehörte zu sog. "Fürfstenhof", in dessen Mitte sie aufgebaut worden war.
Der Stadt Münster war diese Erinnerung so wichtig gewesen, sodass sie im Jahr 1962 den Brunnen bei dem Bielefelder Bildhauer Wilhelm Heiner (Willy) (* 1. September 1902 in Enger, Westfalen- 26. April 1965 in Bielefeld) in Auftrag gab. Laut dem, was ich im Netz über ihn gefunden habe, scheint es sehr wahrscheinlich, dass es seine letzte öffentliche Arbeit gewesen war, an der er gewirkt hatte.
Wie bei vielen kommunalen Vorhaben wäre es ohne die Unterstützung eines "Sponsors", auch wenn es in den 60-er Jahren nicht so genannt wurde, gar nicht möglich gewesen. Die hiesige Privatbank "Lampe" übernahm die Kosten und schenkte es, nach dessen Aufstellung der Stadt. Das fiel mit der Eröffnung des Geldinstitutes überein.
Aus der Korrespondenz zwischen den beiden Seiten geht aber auch hervor, dass die hier erwähnten Details (Aufstellungsort, Vorstellungen über Aussehen etc.) bereits vor dem offiziellen Teil des ganzen vereinbart worden sind.
In der Kunstgeschichte, um auf diesen Punkt zurück zu kehren, war die Darstellung des, meist eines jungen, muskulösen Mannes, der selbst den Teufel aus dem Paradies vertrieben hatte in der "Funktion" des obersten "Himmelswächters" eine ganze "Armee" zu Unterstützung besitzt. Es war ein sehr beliebtes Motiv, das in unzähligen Varianten darstellt worden ist.
Davon ist die Arbeit von dem Bildhauer Wilhelm Heiner doch sehr weit entfernt. Sicherlich, jede Ära hat eine eigene Sicht auf die Dinge und jeweilige "Bildsprache", doch diese steht (aus meiner Sicht) im Gegensatz zu denen, die ich im "Kopf" habe und der daraus resultierenden Erwartungshaltung...
Bei diesem Bronzeguss wurde der Kampf zwischen dem Erzengel mit dem Drachen / Lindwurm (ja nach Quelle) als Thema gewählt. Dieser ist zu seinen Füssen zu finden. In den Händen des Kriegers befindet sich eine Lanze, die das Untier besiegen soll.
Die ganze Szene scheint ernst zu sein, wenn man sich die Gesichtszüge Michaels anschaut. Die Frisur erweckt bei mir den Eindruck, dass es an den damaligen Zeitgeschmack angepasst worden ist. Um dem ganzen ein wenig Dynamik zu verleihen, weisen seine Schwingen in unterschiedliche Richtungen und nur den nach oben gerichteten konnte ich lediglich dabei erkennen.
Nun ja, man kann über die künstlerischen Freiheiten eines Bildhauers unterschiedlicher Ansicht sein, doch... so mager wie es sich die Figur zeigt, wirkt auf mich irgendwie... nach einem Negativbeispiel für all das was ich zuvor aufgezählt habe: Mut, Tapferkeit und Beispiel einer Lichtgestalt, wie es an einigen Stellen, als Deutung auf die Hingewiesen wird...
Darüber hinaus scheint mir das ganze unharmonisch, unruhig zu sein. Trotz das sich an einigen Stellen bereits Patina gebildet hatte, täuscht es nicht darüber hinweg, dass es von den "Ratten der Lüfte" arg verunreinigt wurde. Nicht wirklich appetitlich das ganze!
Auch an der Stelle kann ich mich nur wundern, welche Unterschiede es ausmachen kann, wenn sich ein Bildhauer "austobt", es dennoch bei mir nicht auf "Gegenliebe" gestoßen ist. Es ist eine interessante Hintergrundgeschichte, die auch für mich neu gewesen ist, über die vor Ort kein Verweis zu finden ist. Eigentlich schade... meinen Favoriten werde ich demnächst vorstellen. Das mit dem Geschmack ist das so eine Sache: man mag etwas oder eben nicht! Hier sind (leider) nicht mehr als 2 Sterne drin![verkleinern]
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