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Ausgezeichnete Bewertung
Kann selbst nicht mehr sagen, wie oft in vor der verschlossenen Tür an der Münsteraner St. Aegidii Kirche gestanden habe. Sie ist höchstwahrscheinlich die einzige in dieser durch viele weitere bestimmten Stadtbild, bei der man es höchstens nur während der Gottesdienste betreten kann. Bei uns war es reichlich Glück im Spiel, denn so wie ich mitbekommen habe, wurde diese für eine bevorstehende Hochzeit hergerichtet. Der ältere Mann (höchstwahrscheinlich ein Küster) hat sich mit den jungen Leuten... weiterlesen
auf portugiesisch unterhalten. Hätte gerne im Inneren eins von den kleinen Büchern gekauft, in denen die Hintergrundgeschichte erläutert wird. Was soll ich sagen: die wenigen Schriftstücke, die dort ausgelegt waren, gab es nur in der besagten Sprache gewesen! Auf der hier verlinkten HP wird darüber hinaus mitgeteilt, dass die Kirche von mehreren christlichen Gemeinden (zu verschiedenen Uhrzeiten / Tagen der Woche) genutzt wird. Darunter mehrere orthodoxe und wie man sich denken kann, bei der erstgenannten sich um eine katholische Gemeinschaft handelt. Nun kann ich verstehen, warum neben dem Altar sich mehrere Ikonen befunden haben. Das war aber nicht das einzig überraschende, was man sich dort anschauen soll!
Von außen kann man keinesfalls erahnen, welche farbige „Mischung“ man drinnen zu Gesicht bekommt! Die schlichte Fassade aus Backsteinen lässt es eher „einschüchternd“ wirken. Erst wenn man zum Haupteingang gelangt, der sich am Ende des langgestreckten Gebäudes befindet, steht man plötzlich vor einem verspielten, barocken Portal, der diesen einrahmt. Im Gegensatz zu den dunklen Ziegeln wirkt die helle Farbe des verwendeten Steins irgendwie heiter. Leider ist der Zugang von dieser Stelle aus nicht als barrierefrei zu bezeichnen. Ob es eine weitere, andere Option gibt, das kann ich nicht mehr feststellen. Jedenfalls eine entsprechenden Hinweis habe ich auf der HP völlig vermisst.
Wie die vor mehreren Jahren vorgestellte Clemenskirche wurde auch diese im Barockstil errichtet. Das erwähne ich aus einem bestimmten Grund: deren Baumeister ist der gleiche: der Lieblingsarchitekt des damaligen Fürstbischofs von Münster und einigen anderen Gebieten im heutigen NRW und Niedersachsen – Clemens-August von Wittelsbach (über den werde ich demnächst berichten), Conrad von Schlauen. Nur an wenigen Details im Inneren kann man das erahnen. Wusste dennoch nicht, was ich von den (wie soll ich es ausdrücken…) quitsch-bunten Heiligendarstellungen halten soll, die es auf den beiden Längsseiten und weiteren im Raum gibt?! Das war sicherlich eine deutlich spätere „Zutat“, die ich eher mit dem romantisch-verklärten Blick des 19. Jahrhundert in Verbindung zu setzen sind! Meine Vermutung habe ich in einem Bildband über das Münsterland bestätigt bekommen.
Es liegt schon einige Jahrhunderte her, als es von dem Kapuzinerorden im frühen 17. Jahrhundert, sowie die anderen, von ihnen genutzten Gebäude errichtet worden sind. Deren Präsenz an dieser Stelle aber nach genau 200 Jahren vorbei sein! Diese erfolgte in Folge der im ganzen Reich geltenden Verweltlichung solcher sakraler Güter. So kann gesagt werden, dass jene Gegenstände, die sich dort befanden, ebenfalls versteigert wurden. Das ist auch der Grund, warum kaum sichtbare Verweise auf die Entstehungszeit von 1725 bis 1729 gibt. Zuvor stand bereits ein anderes Gotteshaus in dem Bereich aber dieser musste wegen seiner Baufälligkeit abgerissen werden! Es verwendet mich dennoch, dass dessen Bezeichnung als „Marienkirche“ nicht übernommen worden ist! An diese Zeit erinnert der Brunnen davor, über den ich vor mehreren Jahren berichtet habe.
In Münster gibt es einige Kirchen, die eine wechselvolle Nutzung erlebt haben. Hier kann ich keine gravierenden „Eingriffe“ was das anbelangt, verzeichnen. Es sollte aber einige Jahrzehnte vergehen, bis die einstige Klosterkirche von einer Gemeinde genutzt werden konnte. So kam es, dass es dem Zeitgeschmack entsprechend gestaltet worden ist! Das heißt, dass man eben die Darstellungen im sog. Nazarener-Stil dort vorfinden kann.
Jene rund um den Altar befassen sich mit Stationen aus dem Leben Jesu. Auf den Seiten kann man jenes von einem (was ich aber selbst nicht eruieren kann) Mönch. Zu jedem der Bilder gibt es zwar eine Unterschrift. Diese kann ich aber nicht lesen, weil sie in lateinischer Sprach verfasst wurde! Die ich zuordnen kann sind: Hl. Gregor der Große, Carl Borromäus mit dem Knaben Alois(ius) Kommunion gebend, auf den später diese Zuschreibung übertragbar war; (mir unbekannte) Alonso von Orozco. Auf der anderen Seite einige weibliche Margareta Maria Alacoque, Maria Magdalena, sowie weitere, die ich nicht fotografiert habe. Ob mit dieser Wahl auf die frühere Nutzung hingewiesen werden soll, liegt nahe aber habe keinen entsprechenden Verweis gefunden.
Persönlich kenne ich keine andere Kirche, die dem (mir bis dato ebenfalls unbekannten) Hl. Ägidius (wie er auf deutsch heißt) geweiht wäre! Da ich nicht mal wusste, dass das der Fall ist, habe ich gezielt im Netz nach einem solchen gesucht, der als Attribut ein Reh zur Seite gestellt wurde! Eine solche sehr alte aber kleine Skulptur habe ich dort vorgefunden! Das hätte ich viel einfacher haben können :-/! Wie an den anderen Gotteshäusern auch, wurde eine metallene Tafel angebracht, die eine Kurzfassung dessen Geschichte zusammenfasst!
Der Namenspatron gehörte im Mittelalter zu den beliebtesten unter den sog. „Nothelfern“. In dieser Funktion wurde er von den Bettler und Aussätzigen, Bogenschützen, Hirten, Jäger, Pferdehändler, Schiffbrüchigen und stillenden Mütter als deren „Fürsprecher“ verehrt. Ebenfalls wird er bei Unfruchtbarkeit, Geisteskrankheiten, Pest, Trockenheit, Sturm oder Feuer angerufen. Er ist in der vorher erwähnten Gruppe einer der wenigen, die keinen Märtyrertod erlitten hatte. Dieser Mann wird ebenfalls als ein Mönch dargestellt, in der Regel als ein Benediktiner. Dieser wirkte als ein Eremit in Frankreich und ist um 640 n. Chr. geboren. Einer Legende nach soll eine verwundete Hirschkuh zu ihm in eine Höhle gekommen sein, die er gesundpflegte. Fortan sollte er von ihrer Milch zehren und somit selbst dadurch am Leben bleiben. Bei den Darstellungen von den beiden kann sowohl das Tier, als auch der Eremit mit einem Pfeil abgebildet sein. Es heißt ein Jäger soll der Hirschkuh gefolgt sein und ebenfalls den frommen Mann in seinem Obdach mit einem solchen getroffen haben. Von diesem Ereignis sollte Ägidius eine bleibende Narbe bis zu seinem Ende um das Jahr 721 behalten haben. Was mich erneut überrascht hatte, dass in Frankreich ein anderer Name für ihn gebräuchlicher ist: St. Gilles!
Trotz meiner Anfangs geäußerten Bedenken gehört die St. Aegidii in Münster zu meinen Favoriten, die aus meiner Sicht eine besondere Wertschätzung zuteil werden soll! Was ich euch nicht vorenthalten möchte, ist der versprochene Verweis in die Entstehungzeit: es ist eine sehr ungewöhnliche Predigtkanzel! Habe mir sie genau angeschaut! Dennoch soll es ein Rätsel bleiben, weil ich nie bei einem Gottesdienst dort zugegen war. In der dahinter liegenden Wand habe ich vergebens nach einer (verborgenen) Tür gesucht, die zu deren Innerem führt! Man kann erkennen, dass es eine geben muss, weil diese sich um einiges höher befindet, als der geschnitzte Fuß darunter! Vieles könnte ich noch zusätzlich noch erwähnen aber es soll ein kleiner „Leckerbissen“ bleiben, der einen Besuch (wenn man so viel Glück haben sollte, wie es bei uns der Fall gewesen ist) zu etwas unvergesslichem macht! Für mich steht jedenfalls fest: volle Zustimmung und Favorit hinzu! Was möchte man mehr, auch wenn mir klar ist, dass einige sich mit religiösen Stätten etwas schwer tun...[verkleinern]