21.10.2015
Ich weiß nicht, wie man auf die Bezeichnung Schloss Neuenstein gekommen ist. In unserer Region ist sie als "Burg Neuenstein" oder " Neuwallenstein" bekannt.
Jeder der auf der A 7 schon einmal in Richtung Süden über den Pommer gefahren ist, hat sie bereits gesehen. Sie thront auf einem kleinen Bergkegel unterhalb es Eisenberges über dem Örtchen Saasen, welches Gemeindeteil der Gemeinde Neuenstein ist.
Ihre markanten rot - weiß lackierten Fensterläden und den roten Wehrturm... weiterlesen mit der Zwiebelhaube hat bestimmt der Eine oder andere in Erinnerung.
Sie ist nicht zu verwechseln mit Schloss Neuenstein im baden - würtembergischen Hohenlohe.
Heute wird sie - wie einige Burgen und Schlösser in unserer Region als Tagungs- und Veranstaltungszentrum genutzt. Beliebt ist sie auch bei Hochzeitspaaren für deren Feier.
http://www.schlossneuenstein.de/
Als Tagungs- und Veranstaltungszentrum kann ich sie leider nicht beurteilen, mein Besuch zu einer abendlichen veranstaltung dort liegt schon zu lange zurück außer, dass die gesamte Anlage einschließlich dem Rotkäppchen - Rosengarten sehr gepflegt wirkt, aber ihre Geschichte ist ebenfalls wissenswert.
Schon die Lage der mittelalterlichen Burg verrät, dass von ihr aus ein Handelsweg kontrolliert wurde und zwar der von Hersfeld über Homberg und Fritzlar nach Kassel. Dieser Weg über den Knüll war neben der Schifferei auf der Fulda der wichtigste Weg nach Kassel.
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts lies Albert I von Wallenstein sie nur etwa 7 KM von seiner Stammburg, der im Knüll gelegenen Burg Wallenstein errichten. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals in 1267 als "Neuwallenstein".
Die Wallensteiner lebten, wie auch die von Haunes auf dem Stoppelsberg etwa 10 km südlich von Hersfeld, vom Raubrittertum.
Abt Simon von Buchenau des Klosters Hersfeld verbündete sich u. a. mit Landgraf Otto I von Hessen und Graf Johann I von Ziegenhain, um diesem Treiben ein Ende zu setzen. Am 24.Juli 1318 wurde das Raubritternest zerstört.
Erst 1357 konnte die Burg wieder errichtet werden, nachdem sich Simon von Wallenstein mit Landgraf Otto I von Hessen gegen die Abtei Fulda verbündete.
Auch die Wallensteiner waren ebenso wie die Buchenauer im 16. Jahrhundert von Erbstreitigkeiten gebeutelt.
Ihr Schicksal im 30 - jährigen Krieg ist nicht überliefert, denn die nächste Erwähnung findet sie erst in den Jahren 1936 bis 1943, als sie umgebaut wurde. Der Palas wurde schlossartig erneuert.
Der letzte von Wallenstein starb im Jahre 1745, so dass die Burg in landgräflichen Besitz fiel. Nach weitgehendem Abriss der Verteidigungsanlagen - ausgenommen dem heute noch erhaltenen Bergfried - diente die Burg als landgräflicher Jagdsitz in der bis heute wildreichen Gegend des Knüllgebirges.
Später im 18. und 19. Jahrhundert wurde es zunächst als Domäne und ab 1870 als Forstamt genutzt, bis die Gemeinde Neuenstein nach Auflösung des Forstamtes im Jahre 1997 die Burg im Jahre 2000 erwarb und nach Umbau seiner aktuellen Nutzung im Jahre 2003 zuführte.
Wer daran vorbei kommt, dem empfehle ich einen kleinen Abstecher zu diesem Kleinod. Hinter dem Örtchen Saasen führt eine schmale Straße um den Bergkegel herum bergan. Oben angelangt befindet sich innerhalb der Mauern eine ausreichend große Parkfläche.[verkleinern]