Vorwort: Damit nicht jeder Stolperstein als eigene Location angelegt wird, habe ich als zentrale Adresse das Kulturbüro Neumünster gewählt, dass für die Stolpersteine in der Stadt verantwortlich zeichnet.
--------------
Wie überall im ehemaligen deutschen Reichsgebiet gab bis Ende der 1930er / Anfang der 1940er Jahre auch im norddeutschen Neumünster (ca. 50 km nördlich von Hamburg) eine jüdische Gemeinde bzw. deutsch-jüdische Mitbürger.
Das änderte sich mit dem Machtantritt der Nazis und... weiterlesen
ihrer allgemein menschenverachtenden, vor allem antisemitischen Ideologie und Politik.
Wie überall im Deutschen Reich waren auch in Neumünster spätestens seit der „Reichkristallnacht“ vom 9./10.11.1938 die jüdischen Bürger Anfeindungen und Verfolgung ausgesetzt. Für die meisten endete der Leidensweg mit dem Tod nach der Deportation in Ghettos oder Vernichtungslager.
Zwar existieren Gedenkstätten an den Holocaust, aber angesichts der über 5,5 Millionen ermordeten europäischen Juden verliert sich das Individuum in der Masse, bleibt namenlos.
Mit dem Projekt „Stolpersteine“ versucht der deutsche Künstler Gunter Demnig (*1947) seit 1992 an die Opfer des Nationalsozialismus namentlich zu erinnern. Zunächst auf Deutschland beschränkt, ist daraus mittlerweile ein europaweites Projekt mit zehntausenden Stolpersteinen geworden. Nur in wenigen europäischen Staaten gibt es sie bisher nicht.
Mit einer auf einem Betonfundament befestigten, etwa 10x10 cm großen Messingplatte, die den Namen und die Lebensdaten der Opfern tragen, wird meist vor der letzten
bekannten Adresse an die vom NS-Regime ermordeten Menschen erinnert: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Widerständler, Euthanasieopfer und und und ….
Die Stolpersteine werden bündig in den Gehweg vor den Häusern eingelassen.
Vorteil der Stolpersteine ist, das sie meist auf öffentlichem Straßenland errichtetet werden, die heutigen Hausbesitzer also anders als bei Gedenktafeln nicht um Erlaubnis gebeten werden müssen.
Auch Neumünster erinnert an 25 Standorten in der Stadt mit z.Z. 33 Stolpersteinen an Opfer des Nationalsozialismus.
Gleich 5 Stolpersteine befinden sich vor dem Eckhaus Kieler Straße 21 / Johannisstraße.
Sie erinnern an die jüdische Familie Spitz. Während Jacob Spitz im Dunkel der Geschichte verschwunden ist, sind die Schicksale seiner Frau Alice Bertha (*1906) und der 4 gemeinsamen Kinder Hans Georg (*1929), Ines (*1931), Egon (*1934) und Bernd A. (*1938) bekannt. Irgendwann zwischen Juli 1940 und August 1941 musste die Familie nach Hamburg umziehen. Von dort wurde sie am 6.12.1941 in das sogenannte „Reichsjuden-Ghetto“ in Riga (im damals deutsch-besetzten Lettland) deportiert, wo sie unter nicht näher bekannten Umständen ums Leben kamen. Während Alice Bertha Spitz offiziell als verschollen gilt, wurden die Kinder im Ghetto nach 1941 für tot erklärt.
Solange nationalfaschistische Personen wie die gerichtlich mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin Haverbeck weiterhin ihre Lügengeschichten verbreiten oder der AfD-Politiker Höcke nicht den Holocaust sondern die Mahnmale zur Erinnerung an den Holocaust als nationale Schande bezeichnen und es in der Bundesrepublik zu immer mehr antisemitischen und rechtsextremen Straftaten kommt, kann es gar nicht genug Stolpersteine geben![verkleinern]