Für interessierte Gäste der Stadt hat sich Neumünster (50 km nördlich von Hamburg) etwas Besonderes einfallen lassen. Auf einer „Stadtpunkte“ genannten Route durch die Altstadt werden die Besucher zu Sehenswürdigkeiten geführt. Die bisher 40 Orte sind durchnummeriert und mit einer kleinen Infotafel versehen. Darüber hinaus gibt es den Flyer „Stadtpunkte“, der in der Tourist-Information erhältlich ist und im Internet zur Verfügung steht.
Die Nummer 19 ist das repräsentative „Hinselmannhaus“.... weiterlesen
Ursprünglich stand es auf einem Gewerbegrundstück am Großflecken 58 gegenüber vom Alten Rathaus. Seit 1788 war dort eine Brennerei und Braunbierbrauerei mit Schankwirtschaft und Ausspann, wie man hier Gasthäuser bezeichnete, urkundlich belegt.
Das typische Neumünsteraner Fachwerkwerkhaus wurde wohl Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts von der Familie Hinselmann, ihres Zeichen Branntweinbrenner, Brauereimeister und Gastwirte errichtet. 1896 ließ der damalige Brauereibesitzer Detlev Hinrich Hinselmann das Fachwerkhaus um einen Anbau mit Tordurchfahrt erweitern. 1901 erfolgte ein völliger Umbau des Hauses durch den örtlichen Architekten Hans Roß (1873-1922) mit Elementen des damals modernen Jugendstils.
Die schweren Luftangriffe im 2. Weltkrieg zwischen 1941 und 1945 überstand das Haus weitgehend unbeschadet.
Das vorläufige Ende für das Haus kam 1982, als im Zuge der Neugestaltung des Neumünsteraner Zentrums rund um den Großflecken die VR Bank (Volks- und Raffeisenbank) für sich eine neue Zentrale errichtete. Das historische Hinselmannhaus wurde abgerissen und durch einen mehrgeschossigen Neubau in historisierendem Stil ersetzt.
Das Hinselmannhaus baute man als Replik mit originalen Fassaden- und Innendekoteilen auf dem Waschpohl, ca. 100m vom einstigen Standpunkt entfernt, hinter dem Bankgebäude wieder auf.
Dort fristet es umgeben von modernen Gewerbebauten und großen Parkplätzen, ein ziemlich einsames Dasein.
Es wird gewerblich genutzt und kann nicht besichtigt werden.
Fazit: Es ist zwar lobenswert, dass das Haus erhalten blieb, wäre aber am historischen Standort besser aufgehoben.
Die Hinselmann-Brauerei gibt es übrigens auch nicht mehr. 1922 von der Holsten-Brauerei übernommen, wurde der Standort Neumünster 1986 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.[verkleinern]