Krieg, Tod und damit verbundene Denkmäler sind verschiedene Seiten eines von oben verordneten “Irrsinns”, der aus der Sicht unserer Zeit, als solcher angesehen wird. Es löst nicht selten ein Gefühl, das als zwiespältig zu bezeichnen ist. Mir geht es jedenfalls so, wenn ich solche Mahnmale sehe. Dieses wurde, so wie es hier zu lesen ist, für die Gefallenen des 1. Weltkriegs errichtet. Zu finden ist es direkt neben dem “Zeughaus” an der Treppe und der Straße, die weiter Richtung Marktplatz führt.... weiterlesen
Schaut man sich das ganze genauer an, dann entdeckt man, dass oberhalb des gemauerten Unterbau auf dem Sockel eine Inschrift verewigt wurde. Wenn ich ehrlich sein soll, so stolz, wie es einst geklungen hatte, wirkt es auf mich gewöhnungsbedürftig :-(. Im Jahr 1929 sah man das vielleicht anders.
Bei der Recherche zu diesem Beitrag habe ich gelesen, dass an dieser Stelle bereits im 19. Jahrhundert ein Denkmal stand, der zu Ehren der im Deutch-Österreichischen-Krieg gefallenen Neusser Soldaten errichtet wurde. In kaum einem Ort im jungen Kaiserreich, in dem es keine Erinnerungsstätte der Gefallenen der “glorreichen” Siege gegeben hatte. Da bildete diese keine Sonderrolle, höchstens wann es geschehen ist. Der Vorgänger stand ab 1878 an dieser Stelle.
“Ihren gefallenen Söhnen im Weltkrieg 1914-18 - die Stadt Neuss”, heißt es auf dem Sockel, auf dem sich ein Löwe befindet. Schaut man sich ihn genauer an, hat er nicht diese “Siegerpose”, die man an einem solchen Monument vermuten würde! Das Tier ist verwundet. Reißt er seinen Maul auf, weil es seinen letzten Lebensatem holen möchte oder sind es das letzte Aufbäumen vor dem Tod... Das Pfeil in seiner Seite offenbart auch seine Verwundbarkeit. Kein stolzes Raubtier, sondern ein ausgemergeltes etwas, das anscheinend seit einer ganzen Weile keinen Bissen zu sich genommen hatte. Die Rippen zeichnen sich all zu deutlich. Auch, wenn es kein lebendiges Wesen ist, sondern eins aus Metall, ruft es irgendwo Mitleid aus, so eine jämmerliche Gestalt gibt es ab!
Schaut man sich aber die Kehrseite an, kneift der verwundete Löwe seinen Schweif unter den ausgemergelten Rumpf. Es kann die Assoziation entstehen, dass die für Rheinland so streng verhängten Strafen des Vertrags nach dem 1. Weltkrieg, die kurz vor der Aufstellung am 10. März 1929, elf Jahre nach der Kapitulation, für seine demütigende Haltung verantwortlich sind. Natürlich ist es eine Spekulation, die mir schon vor Ort eingefallen ist.
Der allgemein, als “König” der Tiere geltende, wirkt als ob er einer der 902 Neusser wäre, die im “großen Krieg” ihr Leben gelassen haben. In seiner Weiherede drückte der Pfarrer von St. Marien, Dechant Msgr. Karl Brucherseifer, 1929 die Gedanken seiner Zeit aus: "Das Denkmal muss ein dauernder Mahner sein an die Gefallenen. Unsere Gefallenen, das waren Männer, die im Verantwortungsgefühl und Pflichtbewusstsein handelten, an dem Platz, wohin sie gestellt waren, und in eisernem Willen, ihre Pflicht zu tun. (...) Das ist Manneswürde, das ist Mannestugend."
Bei der Einweihung des Mahnmals sollten, laut den zeitgenössischen Quellen zufolge, mehre Zehntausend Zuschauer der Enthüllung zugeschaut zu haben. Trotz der politischen Uneinigkeit in der späten Weimarer Zeit haben die einzelnen Gruppierungen ihre Abordnungen geschickt, um eine der ca. 80-90 Fahnen vor Ort zu hissen! Das zeugt von der Bedeutung dieses Ereignisses für Neuss.
Die einzige Angabe über den ausführenden Kölner Bildhauers war sein Nachmame: Miller, ohne diesen ist es schwierig weitere Angaben zu finden. Dennoch die Größenangabe hat mich schon überrascht! Die Gesamthöhe beträgt 1,50 Meter und die Figur selbst misst 3,25 Meter in der Länge.
Der Anblick des Mahnmals hat mir einen Gänsehautmoment beschert, doch anders als gedacht. Wenn ich ehrlich sein soll, tue ich mich schwer eine angemessene Benotung abzugeben, trotz der geschichtlichen Bedeutung, die der sterbende Löwe einst besessen hatte. Wie bereits geschrieben und fotografiert, ist die Darstellung ein “Fall” für sich! Es ist kein Objekt, das durch seine Ästhetik zu gefallen weiß. Nach einigen Abwägungen, die ich hier angesprochen habe, erscheinen mir 3 Sterne angemessen, auch wenn ich meine Bedenken habe![verkleinern]