Bei den Vorbereitungen für unseren Nürnberg aufenthalt habe ich sofort klar gestellt, dass dieser Friedhof weit oben auf meiner Besichtigungstour steht, als das bei meinem Freund angekommen ist hieß es: "Vergiss es, du weißt doch ich hasse Friedhöfe, was willst du denn dort, Mensch muss es unbedingt sein..."
Da entgegnete ich scharf: Was hältst du von Dürer oder Veit Stoß? Mich hat die Antwort gar nicht gewundert, denn schon was das Interesse bei ihm geweckt, denn die nächste Frage lautete -... weiterlesen „wieso, logisch, du kannst fragen stellen“... Nach einigem hin und her, stand es fest, dass wir noch im September hin gehen wollten und sollten, denn die Öffnungszeiten richten sich zum einem nach den Jahreszeiten und damit verbundenen Lichtverhältnissen zusammen. Grundsätzlich wird es wie folgt angegeben:
April - September: 7.00 - 19.00 Uhr
Oktober - März: 8.00 - 17.00 Uhr, doch an der Infotafel hieß es auch noch, dass Dezember und Januar noch kürzer geöffnet sein soll, doch diese Informationen habe ich mir leider nicht aufgeschrieben! Na ja, wer schleicht denn gerne zu der dunklen Jahreszeit durch ein so altes Friedhof, selbst mir war es bei der Abenddämmerung schon mulmig zu mute, was erst im Winter...
Der ganze Friedhof steht sehr lange unter Denkmalschutz, doch wenn man denkt, dass es sich hier um ein langweiliges Denkmal handelt, der irrt, denn es wird bis heute von der Gemeinde von St. Johannis benutzt. Doch es ist erstaunlich, wie man es zu Wege bringt die steinernen Grabmale ohne Beschädigung abzunehmen und sie nach der Beisetzung wieder an seinen angestammten Platz erneut zu "verfrachten", das könnte höchstens die Friedhofsverwaltung (die sich ebenfalls auf gleichem Gelände befindet) klären.
Es gibt mehrere Eingänge, durch die man auf den Friedhof gelangen kann: Am Johannisfriedhof und in der Johannisstraße.
Die Wege, die sich zwischen den einzelnen Ruhestätten schlängeln, sind an manchen Stellen sehr knapp bemessen, daher ist es für Rollifahrer kam zu erreichen. Auf den ersten Blick sehen alle Grabmale gleich aus, doch erst bei genauem Hinschauen entdeckt man Details, denn nur anhand der "Verzierungen" konnte man erkennen, welche Familie seine Angehörigen dort zur letzten Ruhe gebettet hatte... Dazu etwas später.
Zuerst möchte ich etwas über die Geschichte diesen besonderen Ortes etwas berichten:
Die Geschichte dieses Ortes begann, als 1238 die Brüder des „Siechkobels“- (Anm. kleines Häuschen, worin aussätzige Personen außerhalb der Städte unterhalten werden), um eine Genehmigung für den Bau eine Kapelle bei Papst Gregor IX baten. Folglich wurde sie auch errichtet mit einem dazugehörigem Friedhof. Doch der Name „Johannis“ taucht erst 1307 erstmals urkundlich auf. Mit der Zeit folgten weitere so z. B. Auch der Rochusfriedhof, den wir leider nicht mehr zeitlich sehen konnten... Zurück zu diesem Ort.
1518 gab es eine Entscheidung der Stadt, die besagte, dass fortan durften aus hygienischen Gründen keine Beerdigungen innerhalb der Kirchen geben durfte, hier beginnt offiziell die Existenz, wie es in den Überlieferungen steht. Es ist schon beachtlich, dass es schon zu der damaligen Zeit eine Satzung gab, die das charakteristische Aussehen dieser Anlage prägt, denn bis ins 19. Jahrhundert hinein, durften nur liegende Sandsteinblöcke verwendet werden, auf die Ausnahmen komme ich etwas später zu sprächen.
Wenn man sein Blick schweifen lässt, könnte man denken, dass ist ja alles gleich, doch die Vielfalt ist erst bei genauen Hinsehen, erkennbar! Neben Portraits mehr oder weniger bekannter Nürnberger, die wir in der kürze der Zeit gar nicht alle sehen konnten, gab es Wappen, sowohl der der einzelnen Zünfte, als auch der einzelnen Familien.
In dem Bereich, den wir uns angesehen haben, konnte man anhand einer Metalltafel sehen, wo die die wichtigsten „Promigräber“ zu finden sind. Alle, nicht nur die zuletzt genannten, kann man mit Hilfe der Nummerierung meistens ziemlich schnell, finden, es sei denn, die sind zugestellt oder mit Moos bewachsen. Den Grab von Dürer mussten wir nicht lange suchen, doch den von den Brüdern Ludwig Andreas und Anselm Feuerbach (jeweils ein eigener) war nur mit Hilfe einer netten alten Dame möglich, die sich sehr gut auf dem Friedhof auskannte, zu finden.
Man kann nicht alle kennen, die vor Jahrhunderten in Nürnberg gelebt haben, doch auf paar sollen schon noch erwähnt werden. Zuerst die Ausnahme, die ich schon erwähnt habe: Die Patrizierfamilie Münzer hat für sich eine Grabsäule im Renaissancestil errichten lassen und zwar für die Eltern Alexius und Catharina, die aus Religiösen Gründen von Bamberg nach Nürnberg emigrierten, durch deren Sohn Wolfgang. Das eigentliche Grab befindet sich direkt davor. Der Stifter wurde kniend oben neben der Dreifaltigkeitsplakette, sowie seine verstorbene Schwester Sibylla, verewigt, die Eltern als Ritter, bzw. die Mutter ist anhand ihrer Witwenkleidung gut zu erkennen, jedenfalls für die damalige Zeit!
Da die auf dem Friedhofsgelände befindliche gleichnamige Kirche von der Redaktion als eigenständige Adresse abgelehnt wurde möchte ich auch an dieser Stelle etwas von ihr berichten. Sie wurde während ihrer 700 Jähre währenden Existenz nie zerstört. Es ist das einzige Überbleibsel von dem bereits erwähntem Siechenkobel, noch heute wird sie für Gottesdienste benutzt. Im Inneren Zieren viele Epitaphien die Wände. Die Emporen sind das Überbleibsel, das zwischen dem Heim und der ehemaligen Kapelle bestanden hatte. Dieser Bereich war im Mittelalter den Kranken vorbehalten.
Das Aussehen der Kirch ist weitgehend erhalten geblieben, dabei muss erwähnt werden, dass es in der Form sie von der Patrizierfamilie Holzschuher gestiftet wurde. Das gleiche gilt auch für die Altäre und die Skulpturen. Hauptaltar wurde sogar von einem Schüler Dürers – Wolf Traut (1486-1520) errichtet. Die Skulptur das den Johannes den Täufer zeigt, wird dem jungen Bildhauer Stoß (um 1447-1533) stammen, denn nach neuesten Untersuchungen soll sie um 1470 hergestellt worden sein. Jedes einzelne Werk kündet von dem Können derer, die es erschufen! Da bilden die Bleiglasfenster keine Ausnahme...
Auf dem Friedhof selbst gibt es keine Toilette, doch neben dem Eingang „Am Johannisfriedhof“ gibt es eine öffentliche zu Not, lässt sich leider nicht ändern.
Ein ganz besonderer Ort, der es verdient hier präsentiert zu werden![verkleinern]