Heute, da es mein 640. Beitrag ist, möchte ich erneut ein Ort beschreiben, das keiner vor mir es getan hatte: die Frauenkirche (auch wenn ihr offizieller Name wesentlich länger ist), die man mitten in der Sebalder Altstadt zu finden ist und vor deren Tüten alljährlich der Nürnberger Christkindesmarkt abgehalten wird.
Wenn man sich mit der Geschichte dieses Ortes auseinandersetzt, so muss man unwillkürlich daran denken, was bloß der Kaiser dazu gesagt hätte, das heutzutage der sprichwörtliche... weiterlesen Hinz und Kunz hier einfach rein spazieren können, es käme ihm einer Majestätsbeleidigung gleich! Es war nie als Bürgerkirche vorgesehen, sondern es war vielmehr eine Privatkapelle Kaiser Karls IV.! Doch das, was in dessen Vorfeld gestanden hatte, soll man auch nicht vernachlässigen.
In einer Zeit, wo das Unrechtbewusstsein gegenüber andersgläubigen kaum ausgeprägt war, eher gesagt schon als eine Wohltat angesehen wurde, so verursacht es heutzutage ein Schaudern... Der Grund ist, dass die hier ansässige jüdische Gemeinde systematisch verfolgt und umgebracht wurde. An dieser Stelle gab es nämlich das Judenghetto mit der Synagoge. Daran wird an zwei Stellen in der Kirche erinnert: zum einen ziert eine Personifikation der jüdischen Gebetsstätte, die mit einem Davidsstern gekennzeichnet ist, die man neben dem Altar sehen kann, sowie ein Diorama an der rechten Seite daran. Dort ist eine Alltagsszene dargestellt, die nach Sabbatmahl / Diskussion zwischen Rabbi und seinen Gemeindemitgliedern (siehe auch Fotos).
Die heutige Kirche wurde in den Jahren 1352-61, als älteste Hallenkirche Frankens errichtet. Der Grundriss ist Quadratisch, wobei es sich nicht sofort diese Tatsache erschließt. Deren Fassade ist schon von weitem ein Hingucker mit seinen vielen Türmchen und dem Erker mit der Kaiserdarstellung, doch in Bewegung haben wir es während unseren gesamten Aufenthalts nicht gesehen. Es soll an die Reichstage erinnern, die hier regelmäßig abgehalten wurden.
Die Figuren, sie rund um das Hauptportal zu sehen sind, erinnern schon an die, die ich in Böhmen gesehen habe, kein Wunder, bei dem Auftraggeber, der aus dieser Region stammt. Die Skulpturen wurden in den Jahren 1375-80 errichtet.
Wenn man das Innere betritt, muss man sich erst an das spärliche Licht, das hier vorhanden ist, gewöhnen. Leider auf Grund dessen kann man auf einigen Fotos recht wenig erkennen, sorry dafür! Das was dort zu sehen ist, hat uns schon sehr gefallen.
Nicht nur in der Lorenzkirche (Beitrag folgt noch) hat der berühmte Baumeister Adam Kraft auch hier seine Spuren hinterlassen: ein Epitaph, das die Krönung Mariä zeigt, das im Jahr 1500 angefertigt wurde. Es ist eins der Werke, die schon eine nähere Betrachtung wert sind. Das gleiche gilt auch für die wunderschönen Maßwerkfenster, die auf dem Foto so schlecht zu Geltung gekommen sind.
Nach dem beitritt Nürnbergs zum protestantischen Glauben im Jahr 1525, bedeutete es für die Liebfrauenkirche, dass sie für viele Jahrhunderte verschlossen und sich selbst überlassen war. Der Zeit, die an ihr nicht spurlos vorüberging, hätte beinahe dafür gesorgt, dass sang und klanglos unterging, bis die Stadtverwaltung sich auf ihre Existenz besonnen hätte. Der Grund war, wie ich es schon an mehreren Stellen erwähnt habe, dass Franken seine Unabhängigkeit verlor, als es Anfang des 19. Jahrhunderts dem katholischen Bayern unterordnet wurde.
Im Jahr 1819 fängt die Geschichte die zu ihrer Errichtung kaum vorstellbar war: sie ist eine Pfarrkirche geworden. Da das Innere schon vor Jahrhunderten leer geräumt wurde, kaufte die Gemeinde im Kunsthandel viele der Stücke, die man hier sehen kann.
Durch die Bombenangriffe von 1945 wurde die Frauenkirche schwer beschädigt. Nur die
Westfassade mit der Vorhalle und dem darüber liegenden Chor, die alte Sakristei auf der Südseite wie die nördliche und südliche Außenmauer blieben erhalten. Die Kunstwerke waren rechtzeitig im sogenannten Kunstbunker unterhalb der Burg ausgelagert worden und konnten so erhalten bleiben.
Man könnte über die Künstler, deren Werke man sehen kann, ganze Bände füllen, so habe ich erfahren, dass es wahrscheinlich ist, dass die Erscheinungsform auf den böhmischen „Stararchitekten“, der auch den Prager Veitsdom schuf, Peter Parler zurück verfolgt werden kann.
Einige der Epitaphien stammen zum Teil aus nicht mehr existierenden Kirchen, doch deren Auftraggeber namentlich genant werden – Tucher (von dem ich bereits berichtet habe), und andere Patrizierfamilien, die die besten Meister der Stadt engagiert haben – von Dürer, Stoß, oder der besagte Adam Kraft.
Es soll nur als Anregung dienen, deshalb möchte ich an dieser Stelle meine Ausführungen beenden, denn das wichtigste ist gesagt worden![verkleinern]