Kurzfassung
Das Fembohaus ist schon aus meiner Sicht ein richtiges Geheimtipp, denn es verdeutlicht die Geschichte der Stadt Nürnberg anhand eines Baus, der die Wirren der Zeit weitgehend vom 16. Jahrhundert bis heute überdauert hatte! Die andere Besonderheit stellt die hier ausgestellte Stadtpanorama, die man wie sonst nirgendwo in Deutschland bis in die 1930-er Jahre sein mittelalterliches Gepräge erhalten hatte, anhand derer mit ihren Denkmälern erklärt und präsentiert wird. Ich weiß, dass... weiterlesen man im allgemeinen Stadtmuseen für spießig und langweilig hält, doch hier ist es nicht der Fall, das kann ich, als Kulturbeauftragte nur empfehlen, denn es übte auf uns beide eine sehr starke Faszination aus! Über die 5 € kann man nicht meckern, denn es gibt wirklich sehr viel zu sehen!
Nun die Ausführliche Fassung, wie man es von mir kennt :-)
Wenn man durch die Gassen der Sebalder Altstadt läuft begegnen einem wenige Häuser, die die Jahrhunderte überdauert haben, das Fembohaus ist ein gutes Beispiel für die Bauweise in der Renaissance, das eines reiches Kaufmanns wahrlich würdig wurde!
Wenn man eine Hinweistafel erblickt, so geht man schon davon aus, dass man sich vor dem eigentlichen Hauptportal befindet, doch hier ist es nicht der Fall, denn man muss mehrere Minuten laufen, um an der richtigen Stelle zu sein. Der Anblick von der Hauptfassade ist schon etwas besonderes: ein Giebel, der mit einer Figur bekrönt wird, die durch weitere Dekorelemente ins Blickfels gerückt wird. Wenn man den Blick weiter nach unten schweifen lässt, erkennt man eine tolle Sonnenuhr mit diesem Motiv und über dem Eingang auch noch ein reich verzierten Erker. Wenn der Erbauer schon von Außen solche Pracht auffährt, dann muss im Innern erst recht hochherrschaftlich ausgestattet sein. Diese Annahme hat sich als Richtig erwiesen!
Das Stadtmuseum hatte nicht von Anfang an diese Bezeichnung inne, denn bis ins 17. Jahrhundert wurde es nach dem ersten (heimlichen) Besitzer niederländischen Kaufmanns Philipp van Oyrl, der nach dem damaligen Recht kein Grund erwerben durfte, weil er zu dem Zeitpunkt kein Bürgerrecht besessen hatte! Aus diesem Grund hat dieser Kaufmann diese Gesetze umgangen, indem er mit Hilfe eines Mittelsmanns zu diesem Grundstück im Jahre 1590, offiziell dennoch erst 2 Jahre später, als er die nötigen Rechte erwarb!
Die Bauarbeiten dieses Renaissancebaus wurden vermutlich nach Planung von Jakob Wolff dem Älteren in den Jahren 1591–1596 ausgeführt. Die ursprüngliche Bebauung wurde selbstverständlich vorher abgerissen...
Das barocke Aussehen in einigen Räumen verdankt es der Urenkelin dieses Kaufmanns - Maria Sabina Pellerin, denn sie brachte es als Mitgift mit in die Ehe mit Patrizier Christof Jakob Behaim im Jahre 1668. Wie es sich für eine junge Dame vom Stand gehört, ließ sie sich ein Ballsaal nach der neuesten Mode errichten, das mit einer reichen Kassettendecke versehen wurde. In diesem Raum in der 3. Etage kann man die gesamte Geschichte des Hauses bis zu dem heutigen Namensgeber verfolgen. Doch da greife ich schon zu weit vor, denn die Reise beginnt unter dem Dach!
Mit Hilfe eines Fahrstuhls gelangt der Besucher in einen Bereich, der meistens verborgen bleibt: dem Speicher, doch dort zeigt sich eine Besonderheit: Das "Tönende Stadtmodell“ im Maßstab 1:500. Für den Bau wurden ganze 4 Jahre benötigt. Es zeigt das Mittelalterliche Stadtbild, das zu den besten Rekonstruktionen Deutschlandweit zählt, für die nachfolgenden Generationen hat es erst recht einen Nachhaltigen Wert, denn es zeigt das Bild, wie es kurz vor dem 2. Weltkrieg und ihrer Zerstörung tatsächlich gegeben hatte! Erst, wenn man die Besonderheiten, die es bis dato zu finden waren, in unterschiedlicher Weise werden diese erläutert! Die paar Minuten, die die Show dauert sollen aus unserer Sicht investiert werden, es lohnt sich wirklich!
3 Etagen folgen danach, die man sich danach anschauen kann, insgesamt kann man 26 Räume besichtigen, die sich mit der Geschichte der Zeit vom 11.bis zum 20. Jahrhundert und im Innenhof das sog. „Noricama“ - ein „Kinospektakel der anderen Art. Dazu etwas später.
Die einzelnen Räume sind chronologisch aufeinander aufgebaut und beginnen mit dem Thema Handel, dem berühmten „Nürnberger Witz“ (s. Auch Museum l22l20l18l Kühnertsgasse in Nürnberg, dort habe ich genau beschrieben was sich dahinter verbirgt)! Es sind die „Verkaufsschlager“ der Blütezeit der freien Reichsstadt gewesen, die den Handel und somit die Wirtschaft in Schwung brachten: Dazu gehörten wohl die Schmiedekunst am stärksten beachteten, egal in welcher Sparte, doch Waffenschmiede hatten eine besondere Stellung unter ihnen gehabt.
Wenn man denkt, dass alle hier präsentierten Innenraumausstattungen ursprünglich von Beginn an innerhalb dieses Hauses gewesen sind, da muss ich dem Wiedersprechen, denn Aufgrund der starken Zerstörungen der Sebalder Altstadt wurden etliche Dekorelemete (vor allem die unterschiedlichen Deckenfassungen) abgebaut und passender Weise im Stadtmuseum kann man sie bewundern.
Unter diesem ist das sog. "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, es grenzt an ein Wunder, denn es wurde unter einer dicken Schicht aus Schutt und Asche geborgen, das von dem genannte Haus übrig geblieben ist! Das war im Jahre 1957/58 an den hinteren Teil des Hauses angebracht!
Bei der Geschichte der freien Reichsstadt Nürnberg kommt man an der Reformationszeit nicht vorbei, ein großer Bereich beschäftigt sich mit dieser Thematik. Eine der Szenen verdeutlicht wie es zum Bruch mit der Katholischen Kirche gekommen ist. Zwischen Friedenszeiten und Kriegen, Industriellen und weiteren Errungenschaften, die die Stadt und seine Bewohner zu Stande brachten werden hier im weiteren Verlauf präsentiert. Man erfährt dabei so allerhand, man lernt bekanntlich nie aus, was ich erst dort gesehen und gelesen habe, war uns völlig neu! Dazu zählte auch, dass über Jahrhunderte begehrte Landkarten gedruckt wurden!
Sehr interessant ist auch zu sehen, wie sich bestimmte Bereiche der Stadt verändert haben, denn mit dem Aufkommen der Fotografie hat man begonnen die Markante Punkte der Stadt abzulichen. Es ist schon eine Zeitreise, wenn man die Unterschiede vor Augen führt, wie sie innerhalb von wenigen Jahrzehnten ihr Aussehen verändert haben!
Nun möchte ich ich das Rätsel um den Namen lüften: vom Sohn des Besitzers, der das Anwesen gekauft hatte und zwar Christoph Melchior Fembo, kann man erfahren, dass sein Vater der Verleger Georg Christoph Franz Fembo (1781–1848) ein größeres Gebäude für die Druckerei suchte, gefunden hatte er zwar eins – dieses hier, doch es befand sich im katastrophalem Zustand! Folglich wurde erstmal in den Jahren 1804/13 umgestalltet, um den Anforderungen gerecht zu werden. Doch die wunderschönen Stuckarbeiten, die man in der 1. Etage, wo das Unternehmen sich befand, wurden von der bereits erwähnten Maria Sabina und ihrem Ehemann dem Patrizier Christof Jakob Behaim in Auftrag gegeben. Es ist eines Adeligen würdig, so prunkvoll sieht es aus!
Hier erfährt man über das kulturelle Leben in 18. sowie den Spannungen, die nach der Eingliederung zum Königreich Bayern im 19. Jahrhundert etwas erfahren. Doch hier endet noch nicht die Reise, denn im Innenhof kann man, wenn man noch eine Stunde übrig hat, die Vorführung „Noricama“ anschauen, in den berühmte Persönlichkeiten über ihr Leben und wirken in dieser Stadt berichten. Uns war das ehrlich gesagt, ein wenig zu lang, deshalb blieben wir nur wenige Minuten sitzen, um das gesehene ein wenig zu „Verarbeiten“. Wenn man sich in diesem Innenhof umschaut, auf dem Weg zum oder vom Kino, sieht man die hölzernen Galerie, die man nicht nur hier in der Renaissancezeit an den Gebäuden angebracht hatte, die Skulpturen, die dort ebenfalls stehen kann man den Reichtum der Inhaber sehen, denn wer konnte sich solch Mannshohe Statuten leisten?!
Wenn man Interesse hat, empfehlt sich eine Kombikarte zu kaufen, die nur 2,50 mehr beträgt, bei der weitere Museen inbegriffen sind. Wir haben den Besuch mit dem schon beschriebenem „Tucherschlösschen“ verknüpft.
Wie man liest, es ist schon wieder ein sehr langer Bericht geworden, doch wenn man die Möglichkeit haben sollte die Stadt zu besuchen, können wir dieses ungewöhnliche Haus bestens empfehlen, denn wo erfährt man so viel aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen geplaudert, von den Bewohnern „persönlich“, zwar durch Schauspieler vertreten, doch mit solcher Glaubwürdigkeit, wie es hier gewesen ist! Aus meiner Sicht sehr selten, doch darüber lässt sich nicht streiten...[verkleinern]