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Diese Location ist seit über 80 Jahren real existierend. Hier wurden tausende Menschen getötet und verbrannt.
Ich bitte, nein ich fordere daher von den Melde- und Löschaktivisten bei golocal die Würde des Ortes und das Gedenken an die Toten zu achten!
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Das 1936 von den Nazis in Oranienburg (15 km nördlich von Berlin) als „Schutzhaftlager“ errichtete KZ Sachsenhausen war von Beginn an ein Ort von Vernichtung, Tod und Unterdrückung.
Die „Station Z“, so von der SS-Wachmannschaft... weiterlesen nach dem letzten Buchstaben im Alphabet benannt, war in diesem Todeslager der ultimative Schlusspunkt des Lebens von unzähligen Häftlingen.
Hier, hinter der westlichen Mauer des Häftlingslagers, befanden sich im sogenannten „Industriehof“ des KZ die Hinrichtungsstätte und das Krematorium.
Anfangs war es der Sinn des Schutzhaftlagers, eine möglichst große Anzahl von den Nazis missliebigen Menschen wegzusperren. Auch in den ersten Jahren waren die Haftbedingungen so unmenschlich, dass Häftlinge an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen starben. Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs 1939 konnte man die Toten noch in Berliner Krematorien verbrennen oder auf dem Oranienburger Friedhof beerdigen.
Mit Beginn des Krieges änderte sich auch die Häftlingsstruktur. Es kamen Kriegsgefangene und Häftlinge aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern hinzu. Kriegsbedingt verschlechterte sich Versorgungslage. Immer mehr Häftlinge starben. Zunehmend wurden auch Vernichtungsaktionen von der SS durchgeführt, besonders nach dem Überfall auf die UdSSR an sowjetischen Kriegsgefangenen.
Da sich die externe „Entsorgung“ der Toten ab 1939 zunehmend schwierig erwies, ließ die SS-Lagerleitung 1939/40 ein erstes Lagereigenes Krematorium mit einem Verbrennungsofen errichten. Dieses reichte für die stetig steigende Zahl Toter aber bald nicht mehr aus und so wurden 4 mobile Verbrennungsöfen beschafft und mit dem Bau eines großen Krematoriums begonnen, das 1943 mit seinen 4 Verbrennungsöfen in Betrieb genommen wurde.
Im Krematorium befand sich auch eine Gaskammer und eine Genickschussanlage. Außerdem wurde neben dem Gebäude der Erschießungsgraben abgelegt.
Wie viele der über 22.000 im Totenbuch vom KZ Sachsenhausen verzeichneten Menschen im Krematorium verbrannt wurden, ist heute kaum noch nachvollziehbar.
Wo Viele verbrannt werden, ist viel Rauch und viel Gestank – womit die Frage des Mitwissertums der Oranienburger und Sachsenhausener im Raum steht ….
Mit der Befreiung des KZ durch die Rote Armee im April 1945 endete auch das grausige Kapitel der Station Z, aber nicht das des Lagers. Nachdem die KZ-Häftlinge das Lager verlassen hatten, nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD das Lager bis 1950 als „Speziallager“ für 60.000 Inhaftierte, zumeist Deutsche, die als Täter, Mitläufer, Denunzierte sowie wirkliche oder angebliche Gegner der sowjetischen Besatzungsmacht ohne Gerichtsurteil hier unter ähnlich unmenschlichen Bedingungen wie bei den Nazis inhaftiert waren.
Allerdings nutzte die sowjetische Lagerleitung das Krematorium der Station Z nicht weiter. Die 12.000 im sowjetischen Lager ums Leben gekommenen Häftlinge wurden, soweit bekannt, in Massengräbern nahe des Lagers verscharrt.
1950 schloss die UdSSR das Speziallager und übergab den Komplex der DDR, die in den einstigen SS-Kasernen Einheiten der Kasernierten Volkspolizei, später ein Mot-Schützenregiment der NVA stationierte.
Die Kasernierte Volkspolizei ließ 1953 das vollständig erhaltene Krematoriumgebäude sprengen.
Erst als die DDR-Regierung das Häftlingslager ab 1960 zur „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte KZ Sachsenhausen“ umgestaltete, wurden die Reste der „Station Z“ gesichert und in die Gedenkstätte integriert.
2004 musste das Dach über den Krematoriumresten wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
Bis 2005 wurde die „Station Z“ als Gedenkort der Gedenkstätte nach Plänen des Architekturbüros HG Merz neu gestaltet.
Um die Reste des Krematoriumbaus wurde eine Stahlfachwerkkonstruktion errichtet, die mit straff bespannter weißer Teflonfolie verkleidet ist. Der Bereich mit den Krematoriumresten ist mit einem freitragenden Dach aus den gleichen Materialien überdacht. Die mauerartige Konstruktion ermöglicht gewollt von außen keinen Blick hinein und von innen keinen Blick hinaus.
Der einzige Zugang befindet sich an der Westseite. Auch hier gestattet eine hohe, vom Eingang zurückgesetzte Betonmauer zunächst keinen Blick in den Komplex.
Die Eintretenden werden beim Blick auf die Mauer mit dem Zitat des überlebenden polnischen KZ-Häftlings Andrzej Szczypiorski erinnert und gemahnt:
„Und noch eines weiß ich, dass das künftige Europa ohne Gedenken an all diejenigen – abgesehen von ihrer Nationalität – nicht existieren kann, die in der damaligen Zeit voller Verachtung und Hass umgebracht, zu Tode gefoltert, ausgehungert, vergast, verbrannt, aufgehängt wurden …“
Hinter dieser Mauer steht man zunächst im unüberdachten Innenhof. An der Mauer, mit Blick zum Krematorium, steht eine überlebensgroße Pieta, geschaffen zu DDR-Zeiten vom Bildhauer Waldemar Grzimek (1918-1984): 2 Männer tragen einen toten Häftling. An der Betonmauer steht auf deutsch und englisch die schlichte Widmung:
„Den Opfern des KZ Sachsenhausen 1936-1945)“.
Die Reste des Krematoriums sind, zum Schutz vor Verwitterung, durch besagtes Dach geschützt. Die lichte Raumhöhe von nur 2,60m soll einen auch räumlich beklemmenden Eindruck bei den Besuchern hinterlassen und steht symbolhaft für die ausweglose Situation der Häftlinge.
Vom Krematorium die Grundmauern erhalten und gesichert. Wie auf einem Grundrissplan kann man die Wände der Räume erkennen, von denen man eigentlich gar nicht wissen will, was sie an Leid und menschlicher Brutalität gesehen haben.
Im Zentrum stehen die Reste der bei der Sprengung von 1953 zerstörten Verbrennungsöfen.
Vor den Krematoriumresten informiert eine kleine mehrsprachige Ausstellung über die Geschichte der „Station Z“.
Außerhalb, direkt nördlich neben dem Krematorium, befindet sich der sogenannte „Erschießungsgraben“. Eine wagenbreite Rampe, deren Wände von Holzstämmen gestützt werden, führt zur Erschießungswand mit dem Kugelfang aus Baumstämmen. Am Beginn der Rampe erinnert ein Gedenkstein an die hier ermordeten Häftlinge aus ganz Europa. An der östlichen Rampenwand befinden sich einige Gedenktafeln. Sie erinnern ua. an die 33 Polen, die am 9.11.1940 hier als erste von der SS exekutiert wurden und an erschossene Luxemburger.
Vom Erschießungsgraben führt ein abzweigender Weg direkt in den Leichenkeller des Krematoriums.
Das heute alles fotografiert, gefilmt und ins Internet gepostet wird, ist ja nicht ungewöhnlich. Befremdlich und verstörend fand ich bei meinem Besuch allerdings eine Gruppe junger Erwachsener, die munter und mit einem Lachen im Gesicht Selfi‘s und Gruppenfotos vor der Erschießungswand machten. Respektlos? Oder einfach nur gedankenlos ohne wirkliches Verständnis für den Ort…??
Auf einer kleinen Rasenfläche zwischen Erschießungsgraben und Krematorium sowie an der südwestliches Ecke des Gedenkbau befinden sich 2 Aschefelder mit der Asche vermutlich tausender Toter. Außerdem gibt es noch 2 Nachbestattungsfelder.
Nur wenige Meter westlich vom Erschießungsgraben hat man als gerahmte Schotterfläche den Umriss einer ehemaligen LKW-Garage der SS markiert. Diese Garage war von September bis November 1941 Schauplatz der größten Massenmordaktion der SS im KZ Sachsenhausen.
Nach dem Überfall auf die UdSSR am 22.6.1941 gerieten hunderttausende sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Anders als die meisten Angehörige der westeuropäischen Streitkräfte wurden die sowjetischen Gefangenen von den Deutschen nicht entsprechend der Genfer Konvention behandelt.
Nach der menschenverachtenden Naziideologie waren die sowjetischen Soldaten Untermenschen, Barbaren-Horden, Juden und ideologische Feinde, die kein Recht auf Leben hatten oder bestenfalls als Arbeitssklaven „verwertet“ wurden.
Ab September 1941 wurden 13.000 kriegsgefangene Rotarmisten nach Sachsenhausen transportiert. Die in Sachsenhausen ansässige SS-Inspektion der Konzentrationslager organisierte in Absprache mit der Wehrmachtsführung, in deren Verantwortung die Kriegsgefangenen eigentlich waren, die Ermordung der sowjetische Gefangenen.
Dazu wurde eine LKW-Garage im Industriehof zur Hinrichtungsstätte umgebaut. In das Gebäude wurde ein Kleiderraum eingebaut, indem sich die Gefangenen entkleiden mussten. Es schloss sich eine als Arztzimmer getarnte Genickschussanlage an: Hinter einer Messlatte zur Messung Körpergröße befand sich ein weiterer Raum. Der Gefangene wurde zur Messung an die Messlatte gestellt. Durch ein Loch in der Wand erschoss dann ein SS-Mann den Gefangenen mittels Genickschuss. Um die anderen Gefangenen durch die Schüsse nicht zu beunruhigen, beschallte man sie lauter Musik.
Aus diese Weise wurden in Sachsenhausen in 2 Monaten über 10.000 sowjetische Kriegsgefangene von etwa 30 SS-Angehörigen erschossen, die dafür Sonderurlaub, Geldprämien und Orden erhielten.
Die anderen 3.000 sowjetischen Gefangenen starben auf den Transporten oder an Entkräftung/Krankheiten im Lager. Kaum einer überlebte.
An den als „Arztzimmer“ getarnten Erschießungsraum schloss sich ein Leichenlagerraum an. Neben der Garage wurden die Toten dann in 4 mobilen Verbrennungsöfen verbrannt, denn das große Krematorium befand sich zu dieser Zeit erst in der Planung.
Die „Station Z“ ist einer von mehreren Gedenkorten auf dem Gelände des KZ Sachsenhausen – er ist genauso schlimm wie die anderen ….![verkleinern]
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