- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Für Datenmelde- und Löschaktivisten:
Diese Location ist real existierend!
https://www.sachsenhausen-sbg.de/ausstellungen/dauerausstellungen/arbeitsteilige-taeterschaft/
---------------------
1936 errichteten die Nationalsozialisten in Oranienburg (Land Brandenburg / ca. 15 km nördlich von Berlin) das KZ Sachsenhausen als sogenanntes Schutzhaftlager. Bis zur Befreiung des Lagers durch sowjetische und polnische Truppen am 23.4.1945 waren hier ca. 200.000 Menschen aus 40 Nationen... weiterlesen inhaftiert, von denen zehntausende ermordet wurden oder an den Haftbedingungen starben. Das Totenbuch nennt 22.000 Namen, allerdings wurden ca. 60.000 Häftlinge, vor allem sowjetische Kriegsgefangene nicht registriert.
Dem Häftlingslager im Südwesten vorgelagert war die SS-Lagerkommandantur. Hier hatte der Lagerkommandant seinen Sitz. Außerdem befanden sich weitere Verwaltungsgebäude sowie Garagen des SS-Fuhrparks auf dem Gelände der Kommandantur.
Da auch in der Kommandantur Häftlinge für Arbeiten eingesetzt wurden, war auch dieses Gelände von einer hohen Mauer mit Wachtürmen umgeben.
Nach der Befreiung des KZ 1945 wurde die Lagerkommandantur von den Sowjets weiter genutzt, denn der sowjetische Geheimdienst NKWD betrieb das Lager unter der Bezeichnung „Speziallager 7“ (ab 1947 „Speziallager 1“) als Internierungslager für deutsche Häftlinge bis 1950 weiter.
Spätestens mit der Einrichtung der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen“ durch die DDR-Regierung wurden ab 1960 die Gebäude der Lagerkommandantur abgerissen. Nur das Kommandantenhaus blieb stehen und anstelle der SS-Garagen wurde das „Neue Museum“ (bei golocal bereits beschrieben) erbaut. Die freigewordenen Flächen wurden mit Bäumen bepflanzt.
Das Kommandantenhaus ließ 1941 der damalige Lagerkommandant, SS-Oberführer Hans Loritz (1895-1946 Selbstmord) erbauen.
Loritz war selbst für SS-Verhältnisse eine nicht unproblematische Person. Zwar passte er von seinem sadistisch-brutalem Charakter prima in die schwarze Totenkopftruppe aber mehrmals nutzte er seine Machtfülle zum eigenen Nutzen und wurde von der SS-Chefetage gemaßregelt.
Seit 1930 Mitglied von NSDAP und SS war er Kommandant verschiedener Konzentrationlager (u.a. Dachau). Seit 1935 war er SS-Oberführer (SS-Dienstgrad zwischen Oberst und Generalmajor) und von 1939 bis 1942 Kommandant des KZ Sachsenhausen. Wegen erneuter Korruptionsvorwürfe wurde Loritz 1942 seines Postens enthoben und nach Norwegen strafversetzt. Noch vor der deutschen Kapitulation floh er mit falschen Papieren nach Schweden, wurde dort aber verhaftet und später den britischen Militärbehörden in Schleswig-Holstein übergeben. Ende Januar 1946 beging Loritz in britischer Haft in Neumünster Selbstmord um der bevorstehenden Auslieferung an die UdSSR zu entgehen, die ihm als einem Hauptverantwortlichen für die Ermordung von 13.000 sowjetischen Kriegsgefangenen in Sachsenhausen den Prozess machen wollte.
Da nach dem Krieg der sowjetische Geheimdienst NKWD das KZ als Internierungslager für deutsche Häftlinge weiter nutzte, diente das Kommandantenhaus von 1945 bis 1950 dem jetzt sowjetischen Lagerkommandanten Alexej Kostjuchin als Büro und Wohnung.
Über die Nutzung des Hauses nach der Übergabe an die DDR konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
Später diente es der Mahn- und Gedenkstätte als Gästehaus und Unterkunft für Gedenkstättenmitarbeiter. Von 1976 - 1985 war es Dienstwohnung des Leiters der Gedenkstätte.
Danach das Haus jahrelang, mit Ausnahme gelegentlicher Sonderführungen, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Erst im Rahmen der Neukonzeptionierung der Gedenkstätte nach 1990 wurde das Kommandantenhaus einer musealen Nutzung zugeführt.
Seit 2017 wird hier die Ausstellung „Arbeitsteilige Täterschaft im KZ Sachsenhausen“ gezeigt. In der Ausstellung mit Audio- und Videostationen, zahlreichen Bilddokumenten, Exponaten und Texttafeln werden die Organisation der Lager-SS, einige Biografien von in Sachsenhausen eingesetzten SS-Männern sowie die juristische Aufarbeitung nach dem Krieg erläutert.
Daneben stehen der Massenmord an 13.000 sowjetischen Kriegsgefangenen vom Herbst 1941 und der Massenmord an 3.000 Häftlingen sowie die Todestransporte ins KZ Bergen-Belsen im Januar 1945 im Zentrum der Dokumentation.
Besichtigt werden kann auch das original erhaltene Dienstzimmer des Lagerkommandanten Loritz und seines Nachfolgers, SS-Sturmbannführer (Major) Anton Kaindl (1902-1948 im sowjetischen Straflager Workuta).
Im Außenbereich wurde in den letzten Jahren ein Ehrenhain angelegt. Hier stehen zahlreiche Denkmäler und Gedenksteine für Häftlingsgruppen und einzelne Häftlinge, die in Sachsenhausen ihr Leben verloren haben sowie Gedenktafeln an der Mauer zum Häftlingslager:
- für die 19 Luxemburger Gendarmen, die nach der Besetzung ihres Landes den Diensteid auf Hitler verweigerten und kurz vor Kriegsende ermordet wurden.
- für evangelische Christen
- für Angehörige der Streitkräfte des British Empire
- für deutsche Gewerkschaftler
- für 16 jugendliche französische Juden, ermordet Februar 1945
- für die sowjetischen Kriegsgefangenen
- für die in Sachsenhausen ums Leben gekommenen Mitglieder des Widerstands vom 20.7.1944
Die Aufzählung ist unvollständig und nicht wertend. Einige personenbezogene Gedenktafeln finden sich bei den Fotos zur Location.
Im Südwesten wurde die Lagerkommandantur später „geöffnet“. Dort befindet sich heute das Besucherzentrum.
Im nördlichen Teil steht das schon erwähnte „Neue Museum“ der Gedenkstätte.
Die ehemalige Kommandantur und das Kommandantenhaus sind während der Öffnungszeit der Gedenkstätte kostenfrei zu besichtigen. Das Haus ist beschränkt barrierefrei.
Fazit: Erschütterndes Erinnern und Gedenken an das, was Menschen anderen Menschen angetan haben und weiter antun, denn Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gehören keinesfalls der Vergangenheit an – wie uns gegenwärtig die täglichen Bilder und Nachrichten aus der Ukraine vor Augen führen!![verkleinern]
Der Beitrag wurde zuletzt geändert