Die Größte ist sie nicht, die Prunkvollste sicherlich auch nicht. Dafür ist sie eine waschechte und alteingesessene Pfullingerin. Ganz nach der Devise schaffen, schaffen, Häusle (oder Kirchle) bauen, existiert hier bereits seit dem siebten Jahrhundert ein Kirchenbau.
Während die Früh-Pfullinger ihr Kirchle aus Holz errichteten, folgte im neunten Jahrhundert ein karolingischer Steinbau. Dieser wurde zweihundert Jahre später vom schaffigen Pfullinger Völkle erneut umgebaut und eine... weiterlesen frühromanische Kirche in Kreuzform wurde an selber Stelle kurz vor dem ersten nachchristlichen Millennium vollendet. Zweihundert Jahre später – man ahnt es – wurde wieder umgebaut. Eine dreischiffige staufische Basilika stand nun an selbem Ort und Stelle. Weitere Zweihundert Jahre später geschah – nichts. Eine Kirchen’kehrwoche‘ wurde offenbar ausgelassen. Im 200-Jahres-Rhythmus folgt dann ein spätgotischer Chor. Ganz außer der Reihe wurde 1580 und nur knapp 100 Jahre nach dem letzten Umbau das Kirchenschiff neu errichtet, bis man – man ahnt es erneut – 200 Jahre später einen achteckigen Glockenturm im barocken Stil aufsetzte. 1889/90 wurde wieder umgebaut und auch im 20. Jahrhundert wurde fleißig renoviert, restauriert und gewerkelt.
Mich hat es zu einer Hochzeit ins Kirchle der 200-Jahres-Baumeister nach Pfullingen verschlagen. Was leider von Anfang an aufgefallen ist, war der weiße Außenputz der Kirche. Ich persönlich mag die Variante „Steine sichtbar“ ja deutlich lieber. Vermutlich ist letzteres aber auch deutlich schwerer in Schuss zu halten.
Mein gepflegt bodenkalter Sitzplatz lag direkt in der Nähe des Taufsteins, der wohl aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammt. Das riesige gotische Ding ist in Kelchform gehalten und kann mit Fug und Recht als ausgewachsener Taufstein bezeichnet werden. Die Höhe beträgt etwas um 1,20m.
Direkt über dem Taufstein ziert ein schönes Epitaph aus dem 16. Jahrhundert die weiße Wand. Es zeigt Büsten des Amtsbürgermeisters Johann Meyers des Reichen und seiner Frau Agnes. „Der Reiche“ war wohl Programm, denn das wunderbar verzierte Renaissance-Epitaph ist ein Blickmagnet.
Im Chor zieren große Buntglas-Versionen der Bergpredigt, Jesus beim Jüngsten Gericht und die Emmaus-Predigt die gotischen Spitzfenster. Die Buntglasfenster stammen alle vom Beginn des 20. Jahrhunderts.
Eine hölzerne Tafel mit den Namen aller Pfarrer findet sich ebenfalls noch im Kirchenschiff. Hier stehen in penibler Schrift die Namen all derer vermerkt, die hier dereinst predigten.
Der Pfarrer, der die Trauung vollzog, war übrigens sehr wortgewandt und witzig. Der obligatorische Brief Paulus an die Korinther wurde in einer erfrischenden Dialogform vorgetragen, bei der der Pfarrer wahlweise als er selbst oder als Paulus sprach. Jeweils von einem eigenen Pult aus. Die große Orgel auf der Empore gab ebenfalls ihr Bestes. Einzig und allein die recht frei improvisierende Trompetenspielerin verwechselte gelegentlich ein wenig Hochzeitslieder mit einem Jazzkonzert.
Wer in Downtown Pfullingen unterwegs ist, sollte einen kleinen Abstecher ins Schafferkirchle machen. Das Epitaph ist wirklich sehenswert… und wer weiß? Vielleicht geht ja bald das große Werkeln und Umbauen wieder los. Also lieber beeilen ;)
Von mir gibt es vier Sterne. Barrierefreiheit ist gewährleistet. Eine eigene Rollstuhlrampe führt seitlich am Kirchenschiff entlang.[verkleinern]