Geht man über die große Hauptallee vom Schloss Sanssouci zum Neuen Palais, dann liegt der Antikentempel rechter Hand, ein paar Meter hinter alten Bäumen versteckt und wenige 100 m vorm Neuen Palais.
König Friedrich II. v. Preußen ließ den geschlossenen Rundtempel mit quadratischem Anbau von 1768 bis 1769 durch den Baumeister Carl v. Gontard errichten. Der von 10 toskanischen Säulen getragene, völlig schmucklose und fensterlose Rundbau wird von einem Kupferdach mit aufgesetzter Laterne... weiterlesen bedeckt. Der Anbau verfügt über 3 Fenster. Einziger Zugang ist eine große Tür mit kleiner Treppe und Giebelaufsatz auf dem Gesims an der Ostseite des Rundbaus. Da der Tempel nicht zugänglich ist, kann ich zur Innenausstattung nichts sagen.
Friedrich II. nutzte den Tempel als Depot für seine Antiken- und anderen Kunstsammlungen. Nach Friedrich’s Tod befanden sich hier ca. 14.000 Kunstgegenstände . König Friedrich Wilhelm III. löste die Sammlung 1798 auf und ließ die Münz- und Gemmensammlung ins Berliner Stadtschloss bringen. Nach der preußischen Niederlage 1806 gegen Napoleon brachten die Franzosen die restliche Sammlung als Kriegsbeute nach Frankreich. Erst 1815 kehrten die Kunstgegenstände zurück, allerdings ins neuerbaute Alte Museum in Berlin.
Den nun leerstehenden Antikentempel ließ König Friedrich Wilhelm III. ab etwa 1820 zur Potsdamer Gedenkstätte für seine 1810 viel zu früh verstorbene Frau Königin Luise umbauen. 1828 wurde eine Zweitfassung des von Christian Daniel Rauch geschaffenen Sarkophags für die Königin als Scheingrab aufgestellt. 1904 wurde dieser Sarkophag ins Hohenzollernmuseum im Berliner Schloss Monbijou (gegenüber vom Berliner Dom, im 2. Weltkrieg völlig zerstört) gebracht.
Der wieder leerstehende Antikentempel sollte nach der Vorstellung von Kaiser Wilhelm II. zur Hofkapelle umgebaut werden. Der 1. Weltkrieg verhinderte diesen Plan.
Noch 1918 wollten die Hohenzollern eine Grabstätte für die kaiserlich-königliche Familie einrichten. Durch die Novemberrevolution wenig später wurden auch diese Pläne nicht verwirklicht.
Trotzdem wurde der Antikentempel ab 1921 als Mausoleum für Familienangehörige von Kaiser Wilhelm II. genutzt.
Ihrem Wunsch entsprechend wurde die im niederländischen Exil verstorbene letzte Deutsche Kaiserin und letzte gekrönte Königin v. Preußen, Auguste Viktoria v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1858-1921), im Antikentempel unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Durch Krankheit geschwächt soll sie die Abdankung ihres Mannes Wilhelm II., das Exil und den Selbstmord ihres Sohnes Prinz Joachim nicht verwunden haben.
1931 wurde der jüngste Sohn des Kaiserpaares, Prinz Joachim v. Preußen (1890-1920), aus der Potsdamer Friedenskirche in den Antikentempel an die Seite seiner Mutter überführt. Prinz Joachim war an den Folgen eines Selbstmordversuchs gestorben.
Eine weitere Beisetzung erfolgte 1940. Der beim Frankreichfeldzug an den Folgen seiner bei Valenciennes erlittenen Verwundung im Feldlazarett verstorbene preußische Thronprätendent Prinz Wilhelm (IV.) v. Preußen (1906-1940), Sohn von Kronprinz Wilhelm und Enkel von Kaiser Wilhelm II., fand seine letzte Ruhe im Antikentempel. An seiner Beisetzung nahmen zehntausende Menschen teil. Es war sehr zum Ärger von Hitler die größte unorganisierte Massenkundgebung im III. Reich und führte ua. zum „Prinzenerlaß“, der Angehörigen ehemaliger deutscher Herrscherhäuser den Dienst in der Wehrmacht untersagte.
Mit Prinz Eitel Friedrich v. Preußen (1883-1942) wurde auch der zweitälteste Sohn des letzten deutschen Kaiserpaares im Antikentempel beigesetzt. Die Nazis verweigerten dem Hitler-Gegner, hochdekorierten Truppenführer und Frontoffizier des 1. Weltkrieges die sonst übliche militärische Beisetzung und verboten den an der Trauerfeier Teilnehmenden das tragen von Uniform.
Die letzte Beisetzung fand 1947 statt. Auch Kaiser Wilhelms II. zweite Gemahlin, Hermine v. Reuß ältere Linie (1887-1947), fand im Antikentempel ihre letzte Ruhe. Hermine, die sich selbst gerne als letzte Deutsche Kaiserin und letzte Königin v. Preußen bezeichnete, es aber nie war, da sie Wilhelm II. erst 1922 heiratete, war 1947 im Hausarrest der sowjetischen Militärverwaltung in Frankfurt/O gestorben. Zu der von ihr gewünschten Beisetzung im Mausoleum von Wilhelm II. im niederländischen Doorn kam es nicht.
Fazit: Sehr schmucklos, in nicht besonders gutem Zustand und nicht zugänglich. Auch wenn es als Mausoleum für 5 Mitglieder des deutschen Kaiser- und preußischen Königshauses ein geschichtsträchtiger Ort ist, für mehr als 2 Punkte reichts im Moment nicht.
Der Theaterweg ist übrigens keine öffentliche Straße, sondern wirklich nur ein Weg im Park.[verkleinern]