Der Ruinenberg Potsdam befindet sich zwischen der Jägervorstadt und Bornstedt, ca. 600 m Luftlinie nördlich vom Schloss Sanssouci, zu dem eine Sichtachse besteht.
Erreichbar ist der Ruinenberg nur zu Fuß über verschiedene Wanderwege. Der kürzeste Weg ist vom Bereich Pappelallee, Erich-Mendelsohn-Allee, wo es auch Parkmöglichkeiten für Autos gibt.
Ruinenberg – das klingt nach irgendwas sehr kaputtem. Stimmt aber so nicht, denn die Ruinen auf dem Berg sind mit Bedacht im 18. Jahrhundert... weiterlesen angelegte Bauwerke.
Der knapp 75 m hohe Hünenberg, wie er damals noch hieß, gehörte zum Potsdamer Jagdrevier von König Friedrich Wilhelm I. in Preußen (1688-1740).
Sein Sohn Friedrich II. ließ ab 1745 sein Sommerschloss Sanssouci erbauen, zu dem nach dem Zeitgeschmack des Rokoko auch ein Lustgarten mit Wasserspielen gehörte.
Damit die Wasserspiele auch spielen konnten, gehört Wasser dazu, das einen gewissen Druck braucht, um Fontänen sprudeln zu lassen. Elektrische oder dampfbetriebene Pumpen gabs in der Zeit noch nicht und so mussten andere Lösungen her.
1748 ließ der König auf der Kuppe des Hünenbergs ein großes Wasserreservoir bauen, dass durch eine Art Fallrohrsystem mit den Fontänen im Lustgarten des Schlosses Sanssouci verbunden ist. Das benötigte Wasser sollte durch Windmühlen betriebene Pumpen über eine Rohrleitung in das Reservoir gepumpt werden. Der Wasserdruck, bedingt durch den Höhenunterschied zwischen Berg und Lustgarten, sollte dann ausreichen, um die diversen Wasserspiele zu speisen.
Soweit der Plan, der aber nicht funktionierte. Technische Schwierigkeiten und aus dem Ruder laufende Kosten veranlassten Friedrich II. im Jahr 1780 zur Einstellung des Projekts „Wasser auf den Berg“, das bis dahin nach heutigem Wert über 1 Million €uro verschlungen hatte.
Nur einmal, nämlich 1754, sah der König seine „Große Fontäne“ im Lustgarten unterhalb von Schloss Sanssouci. Damals hatte sich so viel Regen- und Schmelzwasser im Reservoir gesammelt, das es für ein kurzes Wasserspiel reichte.
Erst durch die Nutzung einer Dampfmaschinengetriebenen Pumpe gelang es ab 1842, das Reservoir ständig mit Wasser zu befüllen und einen dauerhaften Betrieb der Fontänen und Wasserspiele zu ermöglichen.
König Friedrich II. fand das blanke Wasserbecken gegenüber von seinem Schloss allerdings wenig königlich. Eine attraktive Deko, eine Kulisse musste her. Ganz im Stil der Zeit, die alles griechisch-römisch Antikes toll fand, entschied er sich für künstliche Ruinen. Angeregt dazu wurde er vermutlich durch seine Schwester Wilhelmine, die als Markgräfin v. Bayreuth in der dortigen Eremitage sich solche Ruinen hatte errichten lassen.
Nach Ruinenskizzen, die Friedrich bereits als Kronprinz gezeichnet hatte, errichtete der Architekt und Baumeister Georg Wenzeslaus v. Knobelsdorff (1699-1753) ein Ensemble künstlicher Ruinen am Reservoir:
Am Nordrand die Wand eines römischen Amphitheaters mit hölzerner Aussichtsplattform und im Süden einen griechischen Rundtempel, eine Dreiergruppe mit 3 monumentalen stehenden ionischen Säulen, an die sich eine vierte Säule anlehnt, sowie eine kleine Pyramide.
Seit diesem Zeitpunkt bürgerte sich der Begriff „Ruinenberg“ ein.
In Vorbereitung der Inbetriebnahme der Dampfpumpen wurde das Wasserbecken erneuert und auf knapp 47 m Durchmesser vergrößert. Es fasst über 6470 m³ Wasser. Außerdem bekam das bis dahin ebenerdige Becken eine niedrige Umfassungsmauer.
Als Ersatz für die baufällige Holzplattform ließ Friedrich Wilhelm IV. vom Architekten Ludwig Persius (1803-1845) den im normannischen Stil gehaltenen 23 m hohen, 4geschossigen „Normannischen Turm“ mit begehbarer Aussichtsplattform westlich an die Amphitheaterwand anbauen. Im 4. Geschoß ließ sich der König ein Teezimmer einrichten. Neben den Turm baute Persius noch das Turmwärterhaus, das am Ende des 2. Weltkrieges aber zerstört wurde.
Die landschaftliche Gestaltung des Ruinenbergs lag in den Händen des Gartenarchitekten Peter Josef Lenné (1789-1866).
Als weit sichtbares Zeichen wurde der Turm bei den Kämpfen um Berlin und Potsdam durch Artillerietreffer schwer beschädigt.
Von 1957 bis 1971 lag der Ruinenberg im militärischen Sperrgebiet der Roten Armee, die in Potsdam Einheiten ihrer Truppen in der DDR stationiert hatte. Im Areal des Ruinenbergs fanden militärische Übungen der Roten Armee satt. Das Gelände verfiel und die Gebäude wurden stark in Mitleidenschaft gezogen.
Nachdem die Rote Armee den Ruinenberg wieder aufgegeben hatte, war er zwar wieder zugänglich, für die Erhaltung der Bausubstanz tat die DDR allerdings nichts. Lediglich die Umfassungsmauer des Beckens wurde aus Sicherheitsgründen nochmals erhöht.
Erst ab 1999 wurde der Ruinenberg landschaftlich nach den Plänen Lenné’s wieder hergestellt sowie die Ruinen gesichert und restauriert.
Auch der „Normannische Turm“ wurde wieder aufgebaut und steht als Aussichtturm Besuchern zur Verfügung.
Die Restaurierungs- und Wiederaufbauarbeiten waren 2014 abgeschlossen.
Heute zeigt sich der Ruinenberg wieder als Teil der Parklandschaft Sanssouci. Die Ruinen sind frei zugänglich. Der „Normannische Turm“ ist nur an wenigen Tagen im Jahr geöffnet. Da nur immer 20 Besucher im und auf dem Turm sein dürfen, ist Geduld und Zeit gefordert. Der Eintritt in den Turm kostet 2 €uro (Stand 2017).
Die Umfassungsmauer des Wasserbeckens ist recht unschön und verdirbt durch die Höhe ein wenig den harmonischen, von Knobelsdorff beabsichtigten Gesamteindruck.
Falls trotz der hohen Mauer mal jemand in das mehr oder weniger mit Regenwasser gefüllte Becken fallen sollte, ertrinken wird er/sie nicht, wurden doch mehrere TÜV-gerechte Ausstiegsleitern im Becken angebracht. Ob man die jauchige Brühe allerdings ohne gesundheitliche Schäden überlebt – da bin ich mir nicht so sicher.
Fazit: Interessante Anlage abseits der Besucherströme des Parks Sanssouci.[verkleinern]