Wenn man über die Schlösser in Potsdam nachdenkt, so hat jeder das Bild der monumentalen Bauten des „alten Fritz“ im Sinn, mit ihrer barocken Pracht, denn sie haben dem Park ihren Stempel und vor allem das Schloss Sans Souci den Namen aufgedrückt… Doch jenseits des Massentourismus, der allgegenwärtig zu sein scheint, gibt es auch die Ecken, die auf ihre „Eroberung“ warten, wie das Schloss Charlottenhof.
Am Rande des erwähnten Parks liegt eine idealisierte Version eines italienischen... weiterlesen Palazzo, den man hier gar nicht vermuten würde, wenn… nicht die Vorliebe eines Begeisterten für dieses Land und seine Kunstschätze gäbe, denn auch hier war es eine Idee des jungen Kronprinzen gewesen es diesem Stil umzugestalten und zwar zu einem klassizistischen Palais, wie es sich uns jetzt präsentiert.
Auch, wenn schon im 18. Jahrhundert nachweislich ein barockes Gutshaus sich an dieser Stelle befunden hatte, durch den Erwerb dieses Grundstück durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III., der seinen Sohn, dem späteren Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1825 schenkte, der wiederum den Hofbaumeister Schinkel beauftragte eine Sommerresidenz daraus zu machen. Dies geschah in den Jahren 1826-29. Durch die gestalterischen Maßnahmen des namhaften Botanikers und Gartenbaumeisters Lenné ist es zum Sinnbild der Ideallandschaft geworden, die man mit dem Arkadien in Griechenland gleichsetzen würde, die Damals als Paradieslandschadt als Ziel gesetzt wurde. Bei der die Idee einer Symbiose aus Landschaft und Architektur im Vordergrund steht und das Ensemble in besten Tönen, als gelungenes Beispiel dessen angepriesen wird.
Der eingeschossige Bau ist schon als privater Rückzugsort des Kronprinzen und des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. konzipiert worden, wo der strenge Hofprotokoll mal keine große Rolle spielen sollte, wo höchstens sehr gute Freunde in ungezwungener Gesellschaft über die Kunst, Kultur und ähnliches sich unterhalten haben. So sind die Räume, vergleichsweise „klein“ im Gegensatz zu den repräsentativen seines Großonkels – Friedrich II. von Preußen.
Das Schloss Charlottenhof erinnert schon an die antiken Vorbilder, denn wenn man es nicht weiß, wähnt man sich vor einem kleinen Tempel, jedenfalls der Eingangsbereich, das mit weißen Steinen erreichtet wurde. Das Gesamtbild wird durch die künstlich angelegten Wasserläufe, Terrassen und Skulpturen auf beste ergänzt. Was an der Stelle nicht unerwähnt werden darf ist, dass wenige Schritte weiter ein „römisches Dorf mit Bad“ dazugehören, doch über die beiden werde ich ein separates Bericht schreiben, denn sonst würde es den „Rahmen sprengen“ ;-)
Das Palais ist streng geometrisch, doch durch die Erker auch wider luftig gemacht, von solchen Gegensätzen lebt das Monument, das seine Formsprache von mehreren Villen, die der Kronprinz während seines Italienaufenthalts gesehen hatte, die ihm besonders gefallen haben. Sie alle aufzuzählen wäre schon eine Herausforderung.
Interessant zu wissen ist, dass der bereits erwähnte Architekt Karl Friedrich Schinkel für die Innengestaltung der Räume verantwortlich gewesen ist. Da die Gemahlin, die Kronprinzessin Elisabeth aus dem haus Wittelsbach stammt, wurden bewusst die Landesfarben – blauweiß zu ihren Ehren in einigen Räumen verwendet, als eine kleine Reminiszenz an ihre alte Heimat Bayern.
Leichte Materialien, die man schnell umräumen, verändern kann wurden genommen, sodass falls sich Besuch angekündigt hatte, diese zur Ruhelagern „verwandelt“ werden konnten. Der bekannteste, der jedoch von seinen Räumen begeistert war, war der Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859), der sich in den Jahren 1835-40 hier aufgehalten hatte. Das „Zeltzimmer“, so wird berichtet, ist zwar hübsch anzusehen, doch alles andere als bequem, denn ein hartes Militärbett – besser gesagt Trage sollte seine Schlafstatt sein! Das ist auf jeden Fall ein interessanter Raum, der sicherlich ein Highlight der Besichtigung darstellt.
Wie alle anderen Schlösser in diesem Park ist auch das Schloss Charlottenhof bis Mai geschlossen. Auch, wenn ich schon begeistert bin, ist es nicht mein „Lieblingsschloss“, deshalb ein Stern abzug. Jedoch möchte ich drauf verweisen, denn es ist weniger bekannt, als die seines Großonkels…
Bilder kommen noch![verkleinern]