Ein Haus für die Kunst – erbaut von einem König für all die schönen Sachen, die er im Laufe der Zeit zusammen gesammelt hatte.
Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König seit 1740) war nicht nur ein brillanter Heerführer und Stratege seiner Zeit, er war auch, wie die meisten preußischen Könige aus dem Hause Hohenzollern, künstlerisch begabt. Von seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740 / König seit 1713) hatte er die künstlerische Veranlagung sicher nicht. Zwar... weiterlesen
stümperte Friedrich Wilhelm I. mäßig begabt als Maler, zeigte sich der barocken höfischen Pracht seiner Zeit aber abhold.
Anders sein Sohn Friedrich, der schon als Prinz die Kunst für sich entdeckte. Nach der Thronbesteigung war er Machtmensch und überzog die Region mit jahrelangen Kriegen, die zehntausende Menschen das Leben kosteten.
Aber er war auch ein Monarch seiner Zeit, der sich gerne mit Kunst und Pracht des Barock und Rokoko umgab, musizierte, komponierte und die Entwürfe für seine Schlösser selbst skizzierte.
Bereits 1745 ließ er sich in Potsdam seine Sommerresidenz „Sanssouci“ erbauen. Und er sammelte fleißig Gemälde flämischer, niederländischer, französischer und italienischer Maler.
10 Jahre später stand er vor dem Dilemma, dass er mehr gesammelt hatte, als er in seinen Schlössern, vor allem in Sanssouci, aufhängen konnte.
Und so beauftragte Friedrich 1755 den Baumeister Johann Gottfried Büring (1723 - um 1788, verschollen im heutigen Sachsen-Anhalt oder Sachsen) mit dem Bau einer Bildergalerie anstelle eines Gewächshauses östlich vom Schloss Sanssouci. Der 1764 durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) verspätet fertiggestellte Bau war von Anfang an als Galerie geplant und ist heute der älteste erhaltene fürstliche Museumsbau in Deutschland.
König Friedrich II. soll bei seinen Aufenthalten in Sanssouci die Bildergalerie fast täglich besucht haben. War der König nicht anwesend, hatten Besucher die Möglichkeit zum Besuch der Galerie.
Nach Friedrich wurde die Galerie mehrfach neu gestaltet.
Zum Schutz vor Luftangriffen ließ die Nazi-Führung 1942 alle ca. 160 Gemälde ins Schloss Rheinsberg auslagern, wo die Rote Armee sie 1945 beschlagnahmte und mit Ausnahme von 10 Gemälden als Kriegsbeute in die Sowjetunion abtransportierte. Erst 1958 gab die Regierung der UdSSR den Großteil der Sammlung an die DDR zurück. Einige Gemälde befinden sich bis heute in russischen Sammlungen oder gelten als verschollen.
Heute präsentiert die Bildergalerie über 140 Gemälde, von denen 62 auf originale Ausstattung von Friedrich II. zurückgehen.
Der eingeschossige Bau wurde auf einer Terrasse erbaut und gliedert sich in die westliche und die östliche Galerie, die durch den zentralen Kuppelsaal miteinander verbunden sind, sowie das kleine Kabinett, übrigens der einzige Raum mit einem Kamin, hinter der östlichen Galerie.
An der Westseite des Hauses befinden sich heute nicht öffentlich zugängliche Treppenhäuser zum Holländischen Garten und zur Terrasse von Schloss Sanssouci.
Zum Süden hin öffnen sich die Galerien und das Kabinett mit raumhohen Fenstern und Türen zum Park.
Die Südfassade schmücken 18 große allegorische Skulpturen verschiedener Bilderhauer des 18. Jahrunderts.
Die Galerien und der Kuppelsaal bilden praktisch einen großen Raum. Türen trennen nur die Treppenhäuser und das Kabinett ab.
In den Galerien sind die Gemälde gegenüber der Fensterfront dicht an dicht nebeneinander und übereinander, wie damals üblich, gehängt:
In der westlichen Galerie die flämische und niederländischen Maler, darunter mehrere Werke von Peter Paul Rubens (1577-1640).
In der östlichen Galerie vor allem italienische Maler, ua. „Der ungläubige Thomas“ von Caravaggio (1571-1610) und einige wenige französische Gemälde.
Im Kuppelsaal und im Kabinett Bilder italienischer, flämischer und niederländischer Maler.
Hinzu kommen in allen Räumen noch einige zumeist antike bzw. antikisiernde zeitgenössische Skulpturen. Die großformatigen Gemälde auf den Nordwänden der Galerien und des Kuppelsaals sowie die vielen kleinen Gemälde an den Wänden des Kabinetts hängen vor grünen Wandspannungen.
Die Fußböden bestehen aus Carrara-, Siena- und Montarelli-Marmor, der rautenförmig verlegt wurde. Im Kuppelsaal ist der Fußboden aufwändig mit verschiedenfarbigem Marmor ornamentiert.
Decken und Wände sind, abgesehen von der Gemäldetragenden Seite, in weiß mit Schmuckelementen und Ornamenten aus vergoldetem Stuck gehalten. Zwischen den Fenstern und Türen sind große Paneele aus kostbarem tunesischem Marmor (Giallo antico) angebracht. Im Kabinett wurde Verde antico, ein Vulkangestein aus Griechenland, verwendet.
Alles sehr Barock-Rokoko-prachtvoll und verspielt.
Die Bildergalerie wurde 1996 nach jahrelanger aufwendiger Restaurierung wiedereröffnet. Allerdings sind die Baumaßnahmen immer noch nicht abgeschlossen. Die der Galerie vorgelagerte Terrasse ist in einem äußerst maroden Zustand und derzeit gesperrt.
Der Besuchereingang mit Kasse befindet sich an der Westseite im Bereich der Treppenhäuser.
Wie in allen Ausstellungen und Häusern im Park Sanssouci ist die Besichtigung gebührenpflichtig. Der Einzeleintritt beträgt 6 €uro (Stand 2019 / Ermäßigungen möglich).
Im Eintritt inbegriffen sind ein Audioguide und ein foliierter Plan, auf dem man sich über die Gemälde informieren kann.
Um den Eindruck der barocken Hängung der Gemälde nicht zu zerstören, hat man auf Informationen in den Räumen verzichtet.
Eine Foto-/Filmerlaubnis für private Zwecke kostet 3 €uro und ist am Lösungstag in allen Häusern von Park Sanssouci gültig.
Fazit: sehr sehenwert![verkleinern]