»Wenn Geld für Kunst gespendet wird, sollte man dankbar sein, es ließe sich Dümmeres damit anstellen.«
Das schrieb Jens Bisky in der Süddeutschen, im Zusammenhang mit der Berliner Neubau-Schlosskuppel.
Der SAP-Gründer und Multimilliardär Hasso Plattner hat ja in Potsdam der Universität schon sein »Hasso-Plattner-Institut« gespendet und den Großteil der Fassadenrekonstruktion des Neubau-Stadtschlosses. Nach langem, intensivem Pokern mit der Stadt, um einen Standort für sein Kunstmuseum,... weiterlesen
ließ er den im Krieg zerstörten »Palast Barberini« neu bauen. Außen historisierend, innen weitgehend modern.
Das Haus soll die private Kunstsammlung des Mäzens, in wechselnden Ausstellungen, zeigen. Seit der Eröffnung im Januar 2017 ist das Haus in der Regel immer voll. Die langen Schlangen vorm Haus haben, dem sterilen preußischen Platz davor, etwas Leben eingehaucht.
Jetzt gibt es online Zeitfenster, die man buchen kann, was aber schwierig ist, wenn man was Bestimmtes im Auge hat.
Sofortigen Einlass bekommt der spontane Besucher mit dem Kauf der »Barberini-Friends-Karte«, für etwa das Doppelte des normalen Eintrittspreises, die ein Jahr gültig ist.
Sonnabend Nachmittag war das Haus knackenvoll, fast alle Leute mit dem »Barberini Guide« auf den Ohren und natürlich fotografierend unterwegs. Wer weiß, was da so erzählt wird, die didaktischen Texte, neben den ausgestellten Bildern, sind meist museumspädagogischer Müll oder noch schlimmer.
Die Eröffnungsausstellung »Impressionismus. Die Kunst der Landschaft« zeigt 90 Gemälde, welche in acht Themenräume gegliedert sind. Ob solch ein Ausstellungsprinzip spannend ist, muss jeder für sich entscheiden. Uns war es suspekt, drei sehr ähnliche »Liebermänner« steigern sich halt nicht und auch nicht die Masse von Monets, zum Beispiel.
Der Vielzahl der Besucher scheint es aber zu gefallen, wobei ich den Eindruck hatte, dass es irgendwie ein voyeuristisches Interesse ist. Mal sehen, was ein ganz, ganz reicher Mann so alles besitzt und kucken lässt.
Am spannendsten zeigten sich uns die beiden Säle im rechten Flügel unten, mit DDR-Kunst. Es werden einzelne Arbeiten, aus verschiedenen Epochen, gezeigt. Hier gibt es keine Langeweile, hier stimmt die Ausstellungsdramaturgie.
Dort im ersten Saal hängt auch, das für uns schönste Bild der derzeitigen Gesamtschau, ein früher Sitte ...
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Die zweite Ausstellung mit den »Amerikanern« war deutlich besser, bessere Bilder, bessere Hängung ...
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»Hinter der Maske« ist der Titel der dritten großen Hasso-Plattner-Schau, die Künstler der DDR präsentiert. Ein blöder, ein politischer Titel, der etwas impliziert, was nicht stimmt und so pauschal sowieso nicht.
Bilder, aus dem Bestand des Sammlers, werden mit guten und wichtigen Bildern und Künstlern der ostdeutschen Kunstszene zusammen gebracht. Leihgeber sind die die großen Museen und Sammlungen auf dem Gebiet der Ex-DDR und private Leihgeber.
In den großen Sammlungen wurde die Kunst der dunklen Republik ja durchweg ins Depot entsorgt. »Der westdeutsch dominierte Kunstbetrieb musterte die einst in der DDR mit großem Erfolg gezeigten Werke aus. Kleinkariert, mitunter mit kolonialer Attitüde, will man den Ostdeutschen das Schauen beibringen.« Peter Michel in der Jungen Welt
Wie immer im Barberini wurden wieder »Themenräume« gebildet, was diesen didaktischen Impetus hat und dem Besucher die Welt erklärt. Doch diese »DDR-Kunst« ist erste Schau, die nicht politische Aspekte in den Vordergrund stellt. Ohne die geht es hier aber auch nicht. Die Texte zu den einzelnen Bildern sind doof, wertend, falsch und dem Rezipienten keinen Raum lassend. Ähnliches passiert bei Führungen, wo es schwer fällt sich nicht zu echauffieren. Ich weiß von zwei Malern, aus dem persönlichen Gespräch, dass sie sich über die Texte sehr geärgert haben.
Fazit: Eine sehenswerte Ausstellung, die zeigt, dass es Kunst gab, das gemalt wurde und nicht ausschließlich unter der Knute der Partei. Wer sehen kann, wird vieles sehen ..
Natürlich ist es keine Gesamtschau der DDR-Kunst. Viele fehlen, auch wichtige Namen. Es ist hoffentlich ein Anfang der unvoreingenommenen Kenntnisnahme der Kunst dieser Jahre.
Das »Vorführen« der riesigen »Palastbilder« in den kleinen Galerieräumen hinterlässt bei mir einen schalen Beigeschmack.
Ich will hier noch mal den DDR-Kunstwissenschaftler Peter Michel zitieren: »Die großen Gemälde sind in gutem Zustand; sie sind gesäubert und restauriert. In den Räumen des Palasts der Republik war ihre Hängung und Beleuchtung mit der umgebenden Architektur sinnvoll abgestimmt. Ihr Wirkungsraum ist im Barberini kleiner; dadurch erscheinen sie gewaltiger. Für manche ist der Betrachtungsabstand zu kurz. Die Raumbeleuchtung ist gedämpft; so können sich die Farben einiger Werke nicht voll entfalten.
Im Vorfeld der Eröffnung war in der Presse von »Propagandakunst« die Rede. Der Kunstwissenschaftler Christoph Tannert äußerte, bei den Palastbildern handele es sich »um Dekorationen mit politischer Tendenz, nicht um Kunst«, und um »kitschige Elaborate«.« ebenda
Die Bilder sind keine Galerie-Kunst, die so wie hier präsentiert werden sollte. Sie waren Wandschmuck für eine Inszenierung, ihr Entstehen und ihr innerer Zusammenhalt sind ohne die historischen und sonstigen Kontexte nicht fair zu bewerten. Viele Gemälde sind nicht gut, alle sind zu groß, manche sind recht dekorativ, einige reine Agitation mit malerischen Mitteln. Wenige der damals angefragten Maler haben sich dem Auftrag entziehen können, andere nicht und mancher brauchte das Geld oder ein Auto oder, oder …
Es gibt in Potsdam den Dokumentationsraum, mit einem wandgroßen Foto der Palastsituation, da sieht man es hat funktioniert. Riesige Fluchten, Lampen, Sitzgruppen, Blumen und Grünzeug und Leute, Leute, Leute … Das war die geplante Situation, nicht mehr und nicht weniger. #18. Januar 2018[verkleinern]