Das was der Vorschreiber von dem bekannten Onlinelexikon „abgekupfert“ hatte, entspricht nicht den Tatsachen, die hier vorliegen, denn es ist definitiv das Schloss „Neue Kammern“, das zwar wenige Schritte vom Sans Souci entfernt liegt, aber einen anderen Zweck gedient hatte!
Von Anfang an war es kein repräsentativer Bau, wie jener, sondern eine „einfache“ Unterkunft für die hochgestellten Persönlichkeiten am Potsdamer Hof, die jedoch nicht zum engsten Umkreis gehört haben.
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eingeschossige Bau ist aber innen größer, als es den Anschein erweckt. Wenn man aber denkt, dass es weniger prunkvoll ausgestattet ist, als die beiden großen Paläste im weitläufigem Park, der wird sich verwundert die Augen reiben müssen, auch hier, wie es im verspielten Rokokozeitalter üblich gewesen ist, war alles eine Bühne auf der man sich bewegte und nur das beste, was die Künstlerhände hervorgebracht haben, präsentiert wird. Ein Königlicher Gast, will sich nicht mit weniger zufrieden geben, als das was er / sie zu Hause für selbstverständlich hält, nach dem Motto „Noblesse oblige – Adel verpflichtet“!
Auch, wenn der Bau so nüchtern aussieht, viele der Details, die der bevorzugte Architekt Friedrich des Großen, Hans Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff hier vorgesehen hatte, haben diese die Jahrhunderte nicht überdauert.
Ursprünglich war der 110 Meter lange und 6,5 Meter hohe Bau als Winterquartier für die empfindlichen Tropenpflanzen dienen, nur noch die Blumengirlanden und die Rampe, die hierhin führt, erinnert noch daran. Doch die Idee wurde nach mehreren Jahrzehnten Nutzung als Orangerie, nach deren Realisation, verworfen und stattdessen wurden Räume für die Besucher draus. Wie es sich bei der Raumfolge des 18. Jahrhunderts gehört, gibt es hier mehrere Appartements, die aus zusammenhängenden Räumen bestehen. So wie ich es aus anderen Schlössern herleiten kann, besitzt jeder der Wohnbereiche meistens mindestens 4 Kammern: einen Salon / Spielezimmer (wird häufig von mehreren Appartements benutzt), Schlafzimmer, Ankleideraum etc. Wie es hier im speziellen aussieht, kann ich jetzt nach mehr als einem Jahrzehnt, nicht mehr nachvollziehen.
Zeitweise nutzte der junge Friedrich das Gebäude als „Veranstaltungsort für seine Konzerte bzw. sonstige Aufführungen, bevor es (wegen des monatelangen Leerstands) 1771 zu den Umgestaltungsarbeiten durch Georg Christian Unger gekommen ist.
Um ein einheitliches Erscheinungsbild mit der von mir bereits beschriebenen Gemäldegalerie, zu erreichen, wurde eine Giebelhaube oben angebracht, wie man sie bis heute bewundern kann.
Wenn ich die Räume vor meinem geistigen Auge sehe, fallen mir die prächtigen Intarsienarbeiten ein, die hier in einigen Zimmern zu sehen sind: egal ob aus Holz oder Marmor gestaltet. Unter der strengen Aufsicht des damals jungen Regenten sind Zimmer entstanden, die an die antike Geschichte und Kultur erinnern soll – vor allem das „Metermorphosensaal“ mit den nach Ovid angelehnten 19 vergoldete Ovalreliefs.
Teure Steine sind ein Mittel, der höfischen Kunst der Selbstdarstellung, die hier besonders gut zur Geltung kommt, in den nach dem verwendetem Material benannte ‚Japissaal‘! In der Kombination mit entsprechenden Fliesen auf dem Boden, lässt es auch den heutigen Gast nicht kalt!
Bei meinem letzten Besuch konnte ich in einigen Vitrinen erkennen, dass es sich an der Exklusivität der Objekte nichts geändert hatte! So sollte der kleinste Bestandteil eines Lüsters schon so viel kosten, wie ein tolles Exemplar vom Möbeldiscounter… Das am Rande erwähnt!
Vor allem im 19. Jahrhundert, als das Schloss nicht mehr für private Zwecke genutzt wurde, diente der Vorplatz dem Militär zum exerzieren benutzt. Das änderte sich erst mit dem jungen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der es erneut dem ehemaligen Zweck zurückgeführt hatte. Seit der Zeit ist die heutige Bezeichnung „Neue Kammern“ gebräuchlich.
Das ganze Erscheinungsbild wird von Gemälden der entsprechenden Zeit des 18. Jahrhunderts vervollständigt. Wenn man hier etwas glitzern sieht, ist es nicht nur Schein, sondern das wonach es aussieht.
Was ich zum Schluss nicht vorenthalten möchte ist, dass es jetzt seit Anfang des Monats, nach der Winterpause erneut geöffnet steht. Ein Einzelticket für dieses Schloss beträgt 4 €, doch eine Kombikarte für alle mit 19 € ist für auswärtige Besucher sinnvoller. Geöffnet ist DI-Do 10-18 Uhr. Laut der Homepage ist eine Führung in dem besagten Preis enthalten, doch vor Jahren(den) war es nicht der Fall.
Wenn man schon in Potsdam sein sollte und noch ein wenig Zeit übrig haben, kann ich dieses Schloss besten empfehlen, weil es nicht so überlaufen ist, wie die anderen.[verkleinern]