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Ausgezeichnete Bewertung
In vielen Geschichten, vor allem in Märchen beginnt es mit den Worten: "Es war einmal...", doch da ich kein Mensch bin, der lange Nachtragend ist, (auch wenn es in diesem Fall unter anderem der Grund gewesen ist, warum ich jahrelang nicht hinfuhr), möchte ich dennoch aus dem Nähkästchen plaudern!
Es fällt mir schwer, denn so wie bei LUT, war das eingetroffen, was man eigentlich vermeiden wollte, wir (4 Personen, die den langen Weg auf sich nahmen) standen vor verschlossener Tür! Das war... weiterlesen
schon ärgerlich, denn kein Hinweis war auf den Seiten darüber zu finden! Weder auf der ersten Seite, in der Sparte "Allgemeines" Fehlanzeige, geschweige denn noch unter Bekanntmachungen.
Schön habe ich es mir vor über 4 Jahren ausgedacht: es sollte ein besonderes Geburtstagsgeschenk werden... da es eine besondere Ausstellung gegeben hatte. Es war eine der letzten Wochenenden, an denen es überhaupt noch ging, bevor es zu Ende ging. Draus wurde leider nichts und hinterher war es eben zu spät!
Je mehr Zeit vergangen ist, desto öfter habe ich an das OSLM gedacht, das wir vor kurzem nach so vielen Jahren erneut besucht haben. Die Neugierde war größer, als der einstige Ärger, der uns jegliche Lust an dem Museum vermiest hatte.
Da es mir hinterher keine Ruhe gegeben hatte, ob es auf dem Internetauftritt einen Hinweis auf die Schließung gibt, habe ich diese vor Jahren auch nach langem Suchen gefunden: es war unter einer Sparte hinterlegt, die ehrlich zu abwegig klang: bei den Geschäftsbedingungen :-/, wer auf die Idee gekommen ist, der sollte seinen Job gründlich überdenken. Das hat sich zum Glück inzwischen zum Positiven geändert!
Meine Überraschung war sehr groß, als ich entdeckt habe, dass das längst zu deren Vergangenheit gehört, da die Seite völlig neu gestaltet worden ist! Sie ist sehr übersichtlich gestaltet und die einzelnen Themengebiete lassen sich mit wenigen Klicks finden, auch geänderte Öffnungszeiten bzw. wann es komplett geschlossen ist! Das hat und diesmal sehr gut weiter geholfen!
Ein Aha-Erlebnis kommt selten allein, so entdeckten wir, dass die Dauerausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum (OSLM) im völlig neuem Licht sich präsentiert! Uns hat es wirklich sehr gut gefallen!
Das OSLM ist weit über die Grenzen Ratingens, ja Deutschlands bekannt, denn es arbeitet mit vergleichbaren Instituten im In- und Ausland. Diese ermöglicht, dass mehrmals im Jahr aufwändige Sonderausstellungen stattfinden können!
Die hier erwähnte Stiftung ist der Träger des Museums, das unter der Bezeichnung "Haus Schlesien" in den Gründungsunterlagen zu finden ist. Was mir bis jetzt verborgen ist, dass 2013 das 30-jährige Bestehensjubiläum gefeiert wurde. Das war auch der Grund für die Neuausrichtung der Sammlung. Das Museum als solches existiert hingegen erst seit dem Jahr 1998.
Wer schon einmal in der historischen Landschaft Schlesiens unterwegs gewesen ist, weiß welche bewegte Vergangenheit sie geprägt hatte. Es war ein Objekt der Begierde, um das zahlreiche Kriege geführt worden sind. Prestige, Territorialgewinn, sowie die Bodenschätze standen als Grund für die Eroberungen, wenn es nicht von einer Herrscherdynastie zu nächsten weiter „gereicht“ wurden. Was aber meistens außer Acht ließ, waren jeweils die Menschen, die hier gelebt hatten, egal wer der „Bestimmer“ war.
Das Gebiet, das heute so zersplittert wirkt, war seit jeher einer, in dem nicht nur eine Sprache gesprochen wurde. Heute ist es um so mehr der Fall, denn es ist nicht nur in Polen, sondern auch in Tschechien und Deutschland zu verorten. Das verbindende Element ist die Zugehörigkeit zu einer Minderheit, die jenseits von Grenzen sich (häufig) zu keiner von diesen „Heimisch“ fühlt. Durch Spannungen, die bis heute (zum Teil) anhalten, ist die Bezeichnung „(Ober)Schlesier /-in“ eher gebräuchlich!
Es ist ein ganz besonderer Menschenschlag, der ein Dialekt pflegt, der eine Mischung aus all den erwähnten Gebieten enthält, für deren gebrauch ich als Kind / Jugendliche sehr streng bestraft worden bin... und meine Verwandten schickaniert wurden. Es ist ein Kapitel, der leider totgeschwiegen wird, trotz dass es sich über Jahrzehnte wie ein roter Faden wirkt. Jeder Mensch hat seine Geister, die am besten unter „Verschluss“ gehalten werden sollten, doch eigenerkenntnis ist der erste Schritt in eine Versöhnliche Zukunft, die längst angefangen hatte!
Das Museum versteht sich als eine Art „Brückenbauer“, der die Einflüsse beleuchtet, die dazu beitrugen, dass die Region zu dem wurde, was es heute ist. Es beginnt mit dem Spannungsverhältnis zwischen Habsburg und Preußen, das ab dem „alten Fritz“ zu den letzteren gehört hatte.
Da man sich Oberschlesischen nicht ohne seine Industrieanlagen kaum vorstellen kann, die an den Ruhrpott erinnert, der die qualifizierten Arbeiter quasi „Rekrutiert“ hatte, bestehen enge Städtepartnerschaften, die rege gepflegt werden.
Seit dem 19. Jahrhundert waren die Bodenschätze ein Wirtschaftsfaktor, der für Aufschwung im Reich gesorgt hatte. Doch er lieferte noch mehr Zündstoff, weil nur wenigePersonen aus dem „Geldadel“, der häufig als „Stahl- bzw. Kohlebarone“ bezeichnet werden, sich daran bereichert haben und die Arbeiter in den meisten Fällen mit Hungerlöhnen abgespeist worden sind...
Der Vergleich zum Ruhrpott ist am deutlichsten in der engen Nähe der einzelnen Städte, die scheinbar miteinander „verschmelzen“ wie es im oberschlesischen Industrierevier auch der Fall ist. Bis weit in die 1990-er Jahre waren die rauchenden Schornsteine ein Garant für die Produktivität der Region gewesen, doch das hatte starke Auswirkungen auf die Umwelt gehabt, sodass diese nach und nach aus den Städten verschwunden sind. Das lag nicht nur an den Auflagen, die nach der kommunistischen Ära gestellt worden sind, sondern viel mehr an der Rentabilität, die erwirtschaftet werden konnte.
In jedem Schmelztiegel birgt fast alles einen Konfliktpotential in sich: nicht nur die finanzielle Lage einzelner, sondern auch politische Veränderungen oder religöse Spannungen. Das hatte zur Folge, dass ab dem 19. Jahrhundert es etliche Auwanderunsgwellen gegeben hatte. Die letzte große ist in den 1980-er Jahren feststellbar.
Das sind all die Themen, die hier in der Dauerausstellung nachvollzogen werden können. Trotz, das wir erst vor kurzem dort gewesen sind, kann ich mich nicht entsinnen dort einen Aufzug gesehen zu haben. Das Museum liegr in der Nähe der S-Bahnhaltestelle Hösel. Die Strecke beträgt ca. 10-15 min, je nach dem wie schnell man ist. Die Ausstellungsfläche verteilt sich auf 3 Ebenen, wobei das Erdgeschoss größtenteils für die bereits erwähnten Sonderausstellungen stattfinden.
In der 1. Etage gibt es in regelmäßigen Abständen begleitende Schauen, die sich im weiteren Sinne mit den vergleichbaren Theman beschäftigt. Leider war die über das Wallfahrtsort Annaberg / OS nicht das was wir und erhofft haben....
Der Eintritt beträgt, egal ob man das ganze oder nur Teile des Hauses besichtigen möchte schmale 5 €, die wert sind, investiert zu werden. So fiel mir auf, dass über bestimmte Großstädte Infotafeln instaliert wurden. Sie informieren über die Geschichte und die jeweiligen Besonderheiten, die sie ausmachen. Dabei sind die "Promis" sichtbar drauf zu erkennen.
Mein Favorit ist die nachgebaute Kohlegrube im UG, die an die Montanindustrie im speziellem erinnert. Die Geschmäcker sind bekanntlich sehr unterschiedlich, doch ich bin mir sicher, dass jeder einen Favoriten darunter findet, auch wenn Porzellan mein Interesse geweckt hat.
Erwähneswert ist auch, dass man ausgesuchte Nachschlagewerke günstig in der "Fundgrube" erwerben kann. Schade, dass man dabei für bestimmte Infomaterialien einen kleinen Obolus entrichten musste, doch es hinnehmbar!
Also, nichts wie hin![verkleinern]
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