Ich mag keine Arztbesuche. Nicht, wenn ich selbst hin muss und noch viel weniger, wenn ich andere Leute dort hin begleiten muss. Die Aufgabe als Wort-, Schrift- und Rollstuhlführer ist nicht sehr erbaulich… insbesondere dann nicht, wenn man diagnostisch die Wahl zwischen Pest und Cholera hat. Nun sollte der Weg also zum Neurologen führen….
Wie jeder Arztbesuch beginnt auch dieser mit Autofahrt und Einparken. Das NeuroZentrum, ex neuro.bismack hat seinen Hauptsitz aus innenstadtnaher und... weiterlesen
gänzlich barriereunfreier Praxis ins Industriegebiet Am Heilbrunnen verlegt. Seither gibt es – Heureka!- Parkplätze… und was für welche. Jeder bietet Platz für ein Dreiviertel Auto und man hat die Qual der Wahl zwischen „Parken an einer Säule lehnend“ oder „Parken auf schräg gestelltem Quetschplatz“. Ich nehme den Quetschplatz und pfeife fröhlich die Tetris-Melodie, während ich mich in das enge Plätzle falte. Fahrer eines Zweitonner-Sport-und-Spaß-Vehikels haben hier sicherlich keine Freude.
Der Krankentransport ist pünktlich und liefert meinen Vater ab. Die Praxis selbst liegt im ersten Stock und ist bequem durch einen riesigen Aufzug erreichbar. Rollstuhl und Schieberling können in dem kolossalen Ding sogar problemlos wenden. Top!
Die Tür zur Praxis ist offen und die Praxis tatsächlich gigantisch groß. Ein riesiger Tresen mit drei Sprechstundendamen verhindert jeglichen Kundenstau, die Abwicklung ist routiniert, freundlich und zügig. Ich werde ohne weiteres Murren und Dokumentennachweise als Bevollmächtigte eingetragen. Das habe ich auch schon anders erlebt.
Wir nehmen im proppevollen Wartezimmer Platz und müssen aber nicht lang warten, da wir ja mit Termin und nicht zur Sprechstunde erschienen sind. Rolli ausparken, keine Rentner über den Haufen fahren, rein ins Behandlungszimmer.
Hier wartet Dr. Daub auf uns. Ich berichte, Dr. Daub hört aufmerksam zu. Die Untersuchung des väterlichen Problems geht unter väterlichem Gebrüll vonstatten, aber der Herr Doktor scheint das gewöhnt zu sein.
Eine Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeiten ist unerlässlich, wir wechseln den Raum und die Praxis offenbart nun, wie riesig sie wirklich ist. Die Flure sind allesamt hell und breit, den Rolli um die Kurven zu kriegen, ist gar kein Problem. Wirklich super!
Zwei freundliche junge Damen bemühen sich derweil um die Verkabelung des Vaters und er brüllt ein wenig leiser. Vor den Damen will man sich die Blöße dann doch nicht geben ;) Die diagnostischen Geräte sind allesamt modern und top in Schuss.
Nach erfolgreicher Entkabelung nehmen wir noch einmal kurz im Wartezimmer Platz. Das hat sich kaum gelohnt, denn nach einer Minute ruft Dr. Daub zur Verkündung der Diagnose. Diese war absolut nicht schön und brachte doch Gewissheit. Lobenswert finde ich, dass Herr Daub keinerlei Chichi und Abschweifungen außenherum gemacht hat, sondern mir in wenigen Worten klar und deutlich die Diagnose nannte. Das habe ich bislang noch selten erlebt, aber ich habe es mir immer gewünscht. Schon alleine dafür würde ich fünf Sterne verteilen.
Ich verabschiede mich mit festem Händedruck, das nette Personal am Tresen ruft den Krankentransport zur väterlichen Abholung.
Sollte der Besuch eines Neurologen unerlässlich sein, würde ich diese Praxis uneingeschränkt empfehlen. Groß, hell, freundlich, sauber und mit ein bisschen Auto-Origami findet man sogar einen Parkplatz. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird die Anreise schwer, da läuft man am besten die zehn, fünfzehn Minuten ab Bahnhof.
Von mir gibt es fünf Sterne – endlich kein Gerede, sondern eine Meinung. Super![verkleinern]