Bei unserem Besuch in Rheda Wiedenbrück entdeckten wir auf dem Vorplatz der Marienkirche eine doch recht beeindruckende Mariensäule. Die Suche nach Informationen gestaltete sich etwas schwierig, weil die Kirche unter verschiedenen Namen bekannt ist. Neben dem einfachen Namen 'Marienkirche', findet man auch 'Marienkirche St. Ursula', 'Franziskanerkirche' oder Paterskirche. Die beiden letzten Namen beziehen sich direkt auf die Verbindung zum inzwischen geschlossenen... weiterlesen Franziskanerkloster.
Mariensäulen hatten ihre Hochzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem Papst Pius IX die 'unbefleckte Empfängnis Mariens' zum Dogma erhoben hatte, was noch heute heftig diskutiert wird.
Die Säule in Wiedenbrück wurde vom Wiedenbrücker Kirchenmaler Georg Goldkuhle (1849-1900) in Auftrag gegeben und gestiftet, Anlass war die Tatsache, dass sein Sohn dem Franziskanerorden beigetreten war. Mit der Ausführung beauftragt wurde der lokale Künstler Anton Mormann (1851-1940), die feierliche Einweihung des Kunstwerks fand im Dezember 1899 statt.
Zum Kunstwerk: Auf einem zweistufigen, quadratischen Untergrund lastet ein mächtiger, ebenfalls quadratischer Sockel mit einer reich verzierten 'Haube', welche architektonische, florale und dekorative Elemente aufweist, die als Attribute für Maria als Himmelskönigin gesehen werden sollen. Am Sockel findet sich auf der Stirnseite, die eingemeißelte Inschrift "Ave Maria", welche in Gold gefasst wurde, außerdem gibt es noch eine Stiftertafel. Aus der 'Haube' erwächst eine Säule, über deren Kapitell dann die Himmelskönigin steht.
Es handelt sich um eine sehr konventionelle Darstellung einer jungendlich-schönen Maria, Gewand und Überwurf fallen in Idealfalten zu Boden und bauschen sich über einer Mondsichel unter Marias Füßen. Die linke Hand fasst zu Herzen während sie in der rechten, eng am Körper, eine, der Blüte nach, Lilie hält. Über dem mit einem Schleier bedeckten, leicht gesenkten Kopf trägt sie die Krone der Himmelskönigin.
Die Skulptur wurde aus einem hellgrauen Stein gearbeitet, Mondsichel und Krone aber zusätzlich mit Goldfarbe versehen. Bei unserem Besuch war neben der Säule eine Figurengruppe von Christel Lechner - 'Franziskaner und vier Nonnen' - aufgestellt, was zumindest Aufmerksamkeit erweckte. Meiner Meinung nach lohnt es sich schon, sich die Säule bei einem Aufenthalt in der Wiedenbrücker Altstadt genauer anzusehen.[verkleinern]