Die Mau im Mau-Club. Das ist doch mal was. Das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal eine meiner Lieblingsbands dort performte. Leider war die Party eher...mau... aber dazu später mehr.
Der Club liegt am Rostocker Hafen gegenüber von einem zur Jugendherberge umfunktionierten Schiff. Da kann man sich auch mal einquartieren, wenn es eine sehr sehr lohnenswerte Mau-Party gibt. Wenn es sowas gibt. Noch nicht mal drinnen, wurde uns fast von einem penetranten Pfandsammler der Bier... weiterlesen
aus der Hand gerissen. NEIN, ich trinke noch. Und da ich in Ruhe und genüsslich trinke, harre ich aus, bis Opa und Oma Pfandsammler sich nach ca 15 Minuten des vergeblichen lauerns zurückziehen - in einem nichtmal ganz alten Golf. In Rostock liefern sich also knauserige golffahrende Rentner ein Duell mit jenen, die tatsächlich auf das Flaschensammeln als Nebenerwerb angewiesen sind. Konisches Deutschland.
Zwei Druffikinder mit bunten Sonnenbrillen (Im Dunklen! Im November!) quasseln und an um sicherzugehen, dass hier auch wirklich kein Punk läuft wie im Nebengebäude. Wir sehen scheinbar wie Bescheidwisser aus, die Tarnung ist perfekt.
Die Türsteher kamen mir im Gegensatz zu meinem Vorschreiber recht entspannt vor. Wir kamen problemlos rein und empfanden auch die Preise als echt OK. Eintritt 10€, Getränke auf „Rostock-Niveau“: kleine Cola 1,90€, großes, markentechnisch nicht näher deklariertes Bier 2,90€ (leider nur im Plastebecher und kein kulinarischer Hochgenuss, aber sehr billig)
Was mir besonders gut gefällt ist die Innenausstattung des MAU. Ein echt schöner Laden, nicht so abgerockt wie das Treibsand oder so. Die Toiletten wirken wie aus einem Theater entsprungen mit großem roten Sofa im „Wartebereich“ - was es nicht alles gibt. Dementsprechend gestylt war auch das Publikum. Die Tussi hinter der Theke hatte sogar gemachte Glitzernägel. Und das auf einem Konzert, das ich eigentlich eher dem alternativen Spektrum zuordnen würde. Die anderen Frauen waren sowieso alle etwas overdressed. Ich kam mir in Jeans, Chucks und Lederjacke tatsächlich etwas fehl am Platz vor.
Um 10 war Einlass, um 11 waren wir drin, um kurz vor 12 fing dann endlich die erste Band an. Keine Ahnung mehr wie die hieß, hat mich auch nicht nachhaltig beeindruckt. Die Tanzfläche war leer bis auf 2 Leute. Ein Betrunkener wankte von links nach rechts und ein Jüngling mit Jutebeutel und blonder Tolle übte sich im Freistil-Ausdruckstanz. Soso, das ist also ein Hipster, in Lübeck existiert diese Spezies bisher noch nicht.
Letztendlich fing auch die Haupt-Band, die ich sehen wollte, an und es tat sich nicht viel mehr. Die Musik war gut, der Sound stimmte, das Publikum war das "bestgekleidetste", das man je gesehen hat (hat sogar die Band gesagt), aber es war einfach zu leer. Schade. Aber vielleicht war irgendwo eine große Konkurrenzveranstaltung.
Schön war der kleine gemütliche Raucherraum, der wie eine Kneipe anmutete. Große Oldschool-Holztheke, mit Aufklebern gepflasterte Wände. Aber Bier in einem richtigen Glas offenbar nur für Stammgäste.
Trotzdem finde ich das Design des Ladens total toll und das Preis-Leistungsverhältnis respektabel. Ich geb dem MAU gerne noch zwei bis sieben weitere Chancen, schon alleine weil es MAU heißt.[verkleinern]