- Checkin
Im Winter, wenn die Bäume und Sträucher ohne Laub sind, kann man den Ringbrandofen der alten Ziegelei Lichtenow (ca. 15 km östlich von Berlin) ganz erkennen. In der belaubten Zeit verrät der hohe Schornstein den Standort mehr als man die Ziegelei sieht. Zu erreichen ist das Technische Denkmal gut: es liegt an der Kreuzung der B1/B5 mit den Straßen nach Kagel bzw. Rehfelde. Parken tut man am besten auf der gegenüberliegenden Seite an der Go-Tankstelle. Direkt am technischen Denkmal sieht es eher... weiterlesen schlecht mit Parkmöglichkeiten aus.
Die Baustoffgewinnung hat in der Gegend Tradition, nutzen doch schon die Mönche des Klosters Zinna vor hunderten Jahren die Rüdersdorfer Steinbrüche gewinnbringend. Die Tonvorkommen östlich von Berlin ließen später dutzende kleine und größere Ziegelbrennereien entstehen. Eine, wenn auch nicht die älteste war die Ziegelei Lichtenow, gegründet 1910 als Berlin in Bauboomphase des beginnenden 20. Jahrhundert unendlichen Bedarf Ziegelsteinen hatte. 1920 wurden hier 5 Millionen Ziegel gebrannt.
Den benötigten Ton bezog die Ziegelei aus der benachbarten Tongrube in Zinndorf. Zunächst florierte das Geschäft, aber den 1930er Jahren ging es mit der Ziegelei beständig bergab. 1939 wurde durch Wassereinbruch (Schmelzwasser oder ein Quelldurchbruch – bis heute ist die Unglücksursache ungeklärt) die Tongrube vollständig mit allen technischen Gerätschaften geflutet, 4 Arbeiter kamen beinahe ums Leben. Mitten im 2. Weltkrieg wurde 1941 die Produktion eingestellt. Anfang 1945 nutzte die „Organisation Todt“ der Nazis den dickwandigen Ringbrandofen als Depot für wertvolle Gegenstände.
Nach dem Krieg wurde die Produktion zwar wieder aufgenommen, sie blieb aber trotz zusätzlicher Betonteilefertigung unrentabel. 1956 wurde die Firma als erloschen aus dem Handelsregister gestrichen. 1958 stellte der Eigentümer A.E. Albrecht beim Rat des Kreises Strausberg einen erneuten Antrag zur Ziegelproduktion in Lichtenow, aber bereits 1960 beantragte die Deutsche Notenbank der DDR ein Konkursverfahren gegen Albrecht, der daraufhin die Ziegelei stilllegte und aus der DDR flüchtete. Sein in der DDR verbliebenes Vermögen, darunter die Ziegelei, wurden von der DDR beschlagnahmt. Die Wiederaufnahme der Produktion fand nicht mehr statt, das Ziegeleigelände verfiel zusehens,
Nach der Wende wurde die Ziegelei 1999 an die Erbin D. Albrecht des 1974 verstorbenen A.E. Albrecht rückübertragen. Nach deren Tod in Hamburg ordnete das Nachlassgericht der Hansestadt wegen fehlender Erben eine Fiskuserbschaft an. Seitdem soll der Vermögenswert der Ziegelei laut Infotafel der Freien und Hansestadt Hamburg gehören.
Wem auch immer die Ziegelei jetzt gehört:
Seit 1990 bin ich regelmäßig an dem Gelände vorbei gefahren. Jedes Mal wurden Wetten abgeschlossen, wie lange der von der Straße aus gut sichtbare Schornstein mit dem markanten Strochennest denn noch stehen würde, zeigte sich doch in der Schornsteinwand ab der Schornsteinkrone ein immer länger und immer breiter werdender Riss.
Schließlich wurden Sicherungsmaßnahmen durch geführt. Der Schornstein wurde im oberen, baufälligen Teil erneuert und mit einer Metallabdeckung versehen. Obwohl als neuer Storchennistplatz vorgesehen, haben sie Vögel seit Jahren die neue Nistmöglichkeit bisher nicht angenommen.
Das Areal rund um den alten Ringbrandofen wurde von Wildwuchs befreit und begehbar gemacht. An der Straße nach Rehfelde wurde ein kleiner Rastplatz und Informationspunkt zur Geschichte der Ziegelherstellung in Lichtenow angelegt. Das Innere des Ringbrandofens wurde von Schutt und und Unrat gesäubert, die Zugänge allerdings für die Öffentlichkeit verschlossen. Zutritt gibt es nur noch durch sonst verschlossene Türen für Naturschützer, da die Ofeninnenräume seit ausgewiesenes Fledermausquartier sind. Zwar kann man an 2 oder 3 Türen durch Öffnungen ins Ofeninnere schauen, aber man soll die Fledermäuse nicht stören.
Die nahe, geflutete Tongrube ist heute Angel- und Badesee. Das Wohnhaus der Ziegeleiarbeiter wird weiter als solches genutzt.
Fazit: Interessantes technisches Denkmal. Zutritt frei. Gute Informationen durch die aufgestellten Tafeln.[verkleinern]