Als das Amtsgericht Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, gab es die heutige Gemeinde Rüdersdorf (ca. 8 km östlich von Berlin) noch gar nicht. Bis 1931 existierten die Dörfer Rüdersdorf (heute Alt-Rüdersdorf) und Kalkberge getrennt voneinander. 1931 wurden beide Dörfer zur Großgemeinde Kalkberge zusammengeschlossen und die wurde 1934 in „Landgemeinde Rüdersdorf bei Berlin“ umbenannt. Der Zusatz diente zur besseren Unterscheidung zum thüringischen Rüdersdorf.
2003 schließlich wurde die... weiterlesen
Gemeinde Rüdersdorf durch Eingemeindung weiterer benachbarter Orte zur Großgemeinde erweitert.
Zwar gab es im 19. Jahrhundert bereits ein Land- und Amtsgericht in Kalkberge, aber das Reichsjustizgesetz von 1873 schrieb für die Länder des Deutschen Reichs eine Trennung von Amts- und Landgerichten vor.
Und so wurde 1895/96 in Kalkberge an der Ecke Schulstraße/Kirchstraße (heute Hans-Striegelski-Straße) ein neues Amtsgericht nach Plänen des preußischen Regierungsbaumeisters Paul Gerhard Leithold als zweigeschossiger Bau aus roten Klinkersteinen errichtet. Die Schaufassade an der Schulstraße ist leicht im Stil norddeutscher Backsteingotik gehalten und erinnert entfernt an norddeutsche Kirchen- bzw. Klosterbauten.
Hinter dem Gerichtsgebäude wurde eine ebenfalls zweigeschossige Untersuchungshaftanstalt aus gleichem Material errichet.
Am 1.1.1897 wurde das „Königlich-preußisches Amtsgericht Kalkberge“ feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. 1914 wurde der Komplex um ein weiteres Gerichtsgebäude erweitert, in dem sich heute das Rüdersdorfer Rathaus befindet.
Mit dem Ende der Monarchie in Preußen und im Deutschen Reich fiel 1918 der Zusatz „Königlich“ weg, „preußisch“ blieb, da die Reichsländer ja weiter existierten (Freistaat Preußen von 1918-1947)
Nach der Vereinigung von (Alt-)Rüdersorf und Kalkberge 1931 zur Großgemeinde Kalkberge bleib es beim „Amtsgericht Kalkberge“. Erst mit der Umbenennung der Großgemeinde 1934 in „Rüdersdorf bei Berlin“ wurde aus dem Amtsgericht Kalkberge das Amtsgericht Rüdersdorf.
Bis zum Ende des III. Reichs 1945 dienten die Gebäude ihrem Bestimmungszweck.
Nach Kriegsende schloss die Sowjetische Militärverwaltung das Amtsgericht und das Gefängnis und übergaben die Häuser schließlich der kommunalen deutschen Verwaltung.
Diese richteten im ehemaligen Amtsgericht zunächst die Gemeindeverwaltung ein. Später wurden Gerichtsgebäude und Knast als Hilfsschule, später als Förderschule für Kinder und Jugendliche mit Lernbehinderungen genutzt.
Nach 1990 wurde der Förderschulstandort aufgegeben und das Haus stand zunächst leer. Später übernahm ein örtlicher Unternehmer die Immobilie. Heute wird das Alte Amtsgericht gewerblich genutzt.
Als Baudenkmal der Behördenarchitektur der Kaiserzeit ist es das Amtsgericht Bestandteil des sogenannten „Stillen Ortsrundgangs“. Am Haus informiert eine Infotafel über das Haus.[verkleinern]