Ich freue mich immer, wenn ich Reisebusse der Firma Ruser sehe.
Warum, und warum hier 5 Sterne? Ich habe doch nie einen Bus dieses Unternehmens betreten - nun, dahinter steckt eine alte Erinnerung.
So um 1965 muss es gewesen sein, als wir eine Klassenreise nach Berlin unternahmen, um unsere Kenntnisse über deutsche Geschichte und Kultur und das Leben in der geteilten Stadt zu vertiefen. Wir reisten mit dem Omnibus eines längst nicht mehr existierenden Betriebs und hatten einen fröhlichen... weiterlesen
jüngeren Fahrer, den wir schon von früheren Exkursionen kannten.
Der Bus war schon älter, wie man ihn eben für junge Rowdies einsetzt. Kaum hatten wir auf der Rückfahrt Berlin und die Zonengrenze hinter uns gelassen, brach an einem unebenen Bahnübergang der im Heck sitzende Motor aus seiner Lagerung. Schläuche rissen, Dampf stieg auf und ein dunkler Ölfilm verschmierte die Scheiben. Nichts ging mehr, auch nicht die Bremsen.
Bald kam ein Polizeiwagen und ein etwas korpulenterer Vopo stieg aus. Ich glaube, ihm schwante Schreckliches. Ein kaputter Bus und 35 Jugendliche ohne Aufenthaltserlaubnis, das hätte einen fürchterlichen Papierkrieg geben können.
Dann hielt ein in gleicher Richtung fahrender recht kleiner Bus, „Hermann Ruser“ stand groß darauf. Die Busse hatten Abschleppstangen dabei, und so bahnte sich für uns und für den durchaus netten Vopo eine Lösung an. Er erlaubte, dass der kleine Bus seinen großen Bruder mit maximal 40 km/h bis über die Grenze nach Lauenburg schleppte.
Zwei vollbesetzte Busse, langsam, eng verbunden durch eine Abschleppstange, das fiel selbstverständlich auf. Wir wurden oft angehalten. Aber jener nette Vopo hatte uns seine Telefonnummer mitgegeben und bestätigte seinen Kollegen, was er entschieden hatte.
Auch an der Grenze gab es Erstaunen. Man kümmerte sich mehr um unsere Erlaubnis als um die vorgeschriebenen Personenkontrollen. So waren wir schneller abgefertigt, als wir es erwartet hatten, und hinter der Grenze stand der Ersatzbus.
Während der Schleichfahrt hat uns unser Fahrer erzählt, er habe gewusst, dass sich ein solcher Defekt anbahnte. Am Vorabend habe er Herrn Ruser getroffen und ihn vorsichtshalber gebeten, sich hinter uns zu halten. Für Herrn Ruser sei das eine gute Gelegenheit, sich etwas Geld hinzuzuverdienen. Das habe der dringend nötig, denn er baue sein Unternehmen gerade erst auf, habe den neuen Bus gekauft und sei deswegen finanziell mächtig im Druck.
Herrn Rusers Anzug sah auch so aus, als wenn er sein Geld für andere Dinge brauchte, und so hat mich lange die Sorge umgetrieben, er habe es möglicherweise nicht geschafft. Aber dann sah ich immer öfter Busse mit „Ruser“ und jetzt kann man die Geschichte des Unternehmens auf dessen Homepage nachlesen.
Mir ist die Erinnerung an dieses Erlebnis die an sich substanzlosen 5 Sterne wert, und ich bin gespannt darauf, wie heutige Kunden das Unternehmen hier bewerten werden.
Und wie eingangs gesagt: Ich freue mich immer, wenn ich Reisebusse der Firma Ruser sehe.[verkleinern]