Von den vielen deutschen Orten mit dem Namen „Schönefeld“ ist hier das Dorf im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald, 1 km südlich von Berlin, gemeint, dass dem hauptstädtischen Flughafen einst seinen Namen gab. Heute ist der alte Flughafen im Endlosneubau BER aufgegangen.
Das Glockendenkmal steht auf dem Kirchhof der um 1240 errichteten Dorfkirche von Schönefeld an der 4-spurigen Bundesstraße 96a.
Im Mittelalter hatte die Kirche eine Bronzeglocke, die für die Gemeinde als Ruferin zu... weiterlesen den Gottesdiensten und als Alarmglocke bei Gefahr diente.
Im 30jährigen Krieg (1618-1648) wurde Schönefeld von marodierende Soldaten geplündert, zerstört und die Einwohner vertrieben. Nach der Rückkehr der Einwohner und dem Wiederaufbau gönnte man sich 1630 eine zweite Bronzeglocke für die Kirche aus der Werkstatt des Glockengießers Georgius Geisse.
Diese Glocke trug die Widmung „Soli Deo Gloria“ (Ehre sei allein Gott).
Dieses Doppelgeläut tat seinen Dienst bis Anfang des 20. Jahrhunderts.
1904/1905 ließ der damalige Gutsbesitzer und Kirchenpatron Karl Wrede (1838-1922) die Kirche umbauen. Bei dieser Gelegenheit stiftete er ein neues Bronzegeläut für die Dorfkirche. Die 3 neuen Glocken wurden in der Glockengießerei Gustav Collier in Zehlendorf (damals bei Berlin, heute ein Stadtteil von Berlin) unter Verwendung der alten Glocken gegossen.
Die Freude an dem neuen Geläut währte nicht lange. Im 1. Weltkrieg waren Rohstoffe und kriegswichtiges Material im Deutschen Reich knapp. Überall im Reichsgebiet wurden unter anderem Kirchenglocken eingesammelt, um an die begehrte Bronze zu gelangen. So erging es 1917 auch den 3 Schönefelder Kirchenglocken.
Aber bereits 1918 gab es 3 neue Glocken, allerdings nicht aus Bronze sondern aus weniger wertvollem und billigerem Eisenhartguss, gegossen in der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei J.F. Weule in Bockenem (Niedersachsen).
Eisenhartguss ist ein spezielles Gusseisen mit einem hohen Kohlenstoffanteil. Das Material ist vergleichsweise spröde und rostet stark, ein Prozess, der sich auch durch Lackieren nicht aufhalten lässt.
Daher haben Eisenhartgussglocken nur eine relativ begrenzte Lebenszeit.
Die Schönefelder Glocken mussten nach 90 Jahren im Jahr 2008 stillgelegt und abgehängt werden. Als Ersatz gab es nun sogar 4 Bronzeglocken der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau.
Die größte der 3 Schönefelder Eisenhartgussglocken hat man auf dem Kirchhof der Dorfkirche Schönefeld aufgestellt.
Zusammen mit einem großen Kreuz bildet die Glocke, die die Jahreszahl „1918“ trägt, das Schönefelder Glockendenkmal. Auch wenn Verrostung und Durchrostung materialbedingt vermutlich nicht aufzuhalten sind, versucht man den Verfallsprozess durch einen silbrigen Anstrich wenigsten zu verlangsamen.
Das ziemlich einmalige Glockendenkmal erinnert an das Schicksal zahlloser Kirchenglocken, die in der Vergangenheit ein Opfer des Materialhungers der Kriegswirtschaft wurden und an das Bemühen der Kirchengemeinden, irgendwie Ersatz für die verlorenen Bronzeglocken zu beschaffen.[verkleinern]