Die sowjetischen Kriegstoten der Schlacht um Berlin vom Frühjahr 1945 fanden in den 3 großen Berliner sowjetischen Kriegsgräberstätten/Gedenkstätten ihre letzte Ruhe. Die sowjetischen Gefallenen, die zwischen Oder und Berlin den Tod fanden, wurden oft in kleineren Kriegsgräberstätten beigesetzt. Eine dieser Stätten befindet sich im Schöneicher Ortsteil Fichtenau am südöstlichen Berliner Stadtrand.
Etwas seltsam sind die Zuständigkeiten: Das Grundstück in Form eines langgestreckten Dreiecks... weiterlesen
gehört dem Land Berlin, die Grenze zwischen Berlin und Schöneiche bzw. zwischen Berlin und Brandenburg verläuft ziemlich mittig direkt über Friedhof, für die Pflege ist die Gemeinde Schöneiche zuständig, für den Bestand laut Deutsch-russischem Vertrag die BRD.
Der Friedhof mit Ehrenmal befindet sich in der Gabelung der heutigen Geschwister-Scholl-Straße. Der dadurch gebildete Platz heißt etwas sperrig: „Platz des 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung“. Für die Beisetzung von in den Kämpfen vom 23. und 24. April 1945 gefallenen Soldaten nutze die Rote Armee die an dieser Stelle 1933 eingerichtete Gedenkstätte zur Machtergreifung der Nationalsozialisten mit der auch heute noch stehenden Hitler- sowie Hindenburgeiche.
Insgesamt wurden in Fichtenau 239 gefallene sowjetische Soldaten und Offiziere sowie 2 deutsche Zivilisten in Einzel- und Sammelgräbern beigesetzt. Zunächst fanden nur 87 Tote der Kämpfe um Schöneiche und Umgebung hier ihre letzte Ruhe. Später bettete die Rote Armee 152 Tote aus Gräbern bei Kagel (15 km östlich von Schöneiche) hierher um. Nur von einem Teil der Toten ist die Identität bekannt.
1946 wurde ein erster Gedenkstein aufgestellt. Im April 1947 wies der sowjetische Stadtkommandant von Erkner, zu dessen Befehlsbereich Schöneiche gehörte, die Gemeinde an, die sowjetischen Kriegsgräber zu pflegen. Mitte des gleichen Jahres wurde der Entwurf eines örtlichen Architekten für ein Ehrenmal vorgestellt und im selben Jahr verwirklicht. Allerdings mußten Baustelle und Denkmal zunächst bewacht werden, damit das Baumaterial nicht geklaut wurde. Ende der 1950er Jahre wurden die Grabeinfassungen entfernt, so das der Friedhof heute eine „grüne Wiese“ ist. Einzel- und Sammelgräber sind nicht kenntlich.
Das Denkmal ist ein einfacher, aus Klinkersteinen gemauerter, von einem roten Stern bekrönten Obelisk, der auf einem ebenfalls klinkergemauerten Fundament steht. Die russische Inschriftentafel an der Südseite trägt die Widmung:
„Ewiger Ruhm den Helden,
die im Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit
der sowjetischen Heimat gefallen sind“
(deutsche Übersetzung von der Infotafel vor Ort)
Die Tafeln an den 3 anderen Seiten tragen die Namen und Lebensdaten der namentlich bekannten gefallenen sowjetischen Soldaten und Offiziere.
Mit Gründung der DDR wurden von der örtlichen SED-Führung und der Gemeindeverwaltung alljährlich zum 8. Mai und zum Jahrestag der Oktoberrevolution Kranzniederlegungen, Kundgebungen und Demonstrationen der Partei, der DDR-Massenorganisationen, von Schulen und Vereinen durchgeführt. Mit dem Ende der DDR fanden diese Gedenkveranstaltungen nicht mehr statt.
Nach der Wende verkam die Anlage. Die Gräberfläche machte einen verwilderten Eindruck, das Denkmal wurde mit Graffitti verunstaltet. Sehr unwürdig für eine Kriegsgräberstätte. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes im Jahr 2005 wurde der Friedhof saniert. Wildwuchs und Schmierereien wurde entfernt, die Klinker am Denkmal neu verfugt und die Inschriften erneuert.
Seit Jahren finden auch wieder am 8. Mai Kranzniederlegung und Gedenkveranstaltung statt, zu der Bürgermeister und Gemeinderat sowie die demokratischen Parteien aufrufen.
Fazit: Sowjetische Kriegsgräberstätte ohne Pomp und Pathos.[verkleinern]