Update am Ende:
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Die Schöneicher-Rüdersdorfer-Straßenbahn, kurz SRS, (Linie 88) verbindet mit ihrer 14 km langen, meist eingleisigem Linie die brandenburgischen Gemeinden Schöneiche und Rüdersdorf mit dem Berliner S-Bahnhof Friedrichshagen und bedient dabei 20 Haltestellen. Es ist übrigens die einzige Schmalspurstraßenbahn im Berliner Raum.
Nutzbar ist sie mit einem Berliner Fahrschein (mindestens Tarifzone BC) oder man zahlt in der Bahn (beim Fahrer oder an einem... weiterlesen
Automaten) den Haustarif, der nach der Anzahl der angefahrenen Gemeinden berechnet wird (1 Gemeinde / 2 Gemeinden / 3 Gemeinden).
Hinweise zum Fahrplan (meist alle 20 Minuten), zu Sonderfahrten und Events findet man auf der Website des Unternehmens. Das „Schöne Wochenende-Ticket“ und das „Berlin-Brandenburg-Ticket“ der Deutschen Bahn werden nicht anerkannt.
Begonnen hat alles 1910 mit einer Benzolangetriebenen Bahn zwischen Friedrichshagen (damals weder S-Bahnhof noch Berlin) und Schöneiche. Später wurde die Linie nach Rüdersdorf verlängert und 1914 elektrifiziert. Wegen dem Kalksteintagebau kam es in Rüdersdorf in späteren Jahren zur Verlegung der Strecke. Zu DDR-Zeiten war die Fahrt mit der SRS immer ein abenteuerliches Erlebnis und man benötigte starke Nerven. Fuhrpark und vor allem Gleisanlagen wurden sträflich vernachlässigt. Bei jeder Fahrt, vor allem bei der langen Waldpassage zwischen Schöneiche und Friedrichshagen konnte man stets nur hoffen, daß man bei den völlig ausgefahrenen Gleisen nicht samt Straßenbahn im hohen Bogen in den Wald flog. Häufig kam es zu Betriebsunterbrechungen wegen Entgleisungen.
Nach der deutschen Wiedervereinigung schienen die Tage der SRS gezählt. Es fehlte an Geld und Material. Aber mit Hilfe der Gemeinden Schöneiche und Rüdersdorf sowie des Landes Brandenburg (Berlin hielt und hält sich schön raus) konnte die traditionsreiche Straßenbahn vor der Stilllegung gerettet werden. Man schrumpfte sich personell gesund, investierte in neue (gebrauchte) Wagen und in das Streckennetz. Heute hat die SRS GmbH mit der Niederbarnimer Eisenbahn AG als Mehrheitsgesellschafter ein auf Jahre gesichertes Auskommen. Die Straßenbahn ist Bestandteil des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB).
Nach der Wende wurde der Fuhrpark erneuert. Gebrauchte Tatra-Bahnen aus CSSR-Produktion und Heidelberger DÜWAG-Wagen ersetzten die alten, verschlissenen DDR-Fahrzeuge, von denen aber einige als Traditions-und Museumsfahrzeuge existieren sollen. Um wenigstens teilweise eine barrierefreie Nutzung der Straßenbahnlinie gewährleisten zu können, wurden gebrauchte Niederflurfahrzeuge aus Cottbus angeschafft.
Seit 2019 ist auch ein hochmoderner Zug vom Typ "Arctic" des finnischen Herstellers Transtech im Einsatz.
Umgestellt wurde auch die Sicherheits- und Signaltechnik. Alle Fahrzeuge verfügen über Funk und die Sicherungs- und Signaltechnik wurde von der „Staffelstabmethode“ in DDR-Zeiten auf moderne Signaltechnik umgestellt. Staffelstabmethode hieß nichts anderes, als daß an Ausweichstellen derjenige Fahrer mit seinem Zug die eingleisige Strecke befahren durfte, der den Holzstab vom Fahrer des Zuges der Gegenrichtung übergeben bekommen hatte.
Vom S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen (S3) geht die Fahrt zunächst mehrere Kilometer durch den Wald. Danach durchfährt die Bahn die Gemeinde Schöneiche. Es schließt sich der Streckenabschnitt nach und die Fahrt durch Rüdersdorf an. Endhaltestelle ist Alt Rüdersdorf Straßenbahnschleife (Fahrzeit etwa 30 Minuten). Im Gegensatz zur Berliner BVG ist die SRS auch relativ pünktlich, aber die SRS muß sich auch nicht durch den Großstadtverkehr quälen und hat über weite Strecken ein separates Gleisbett.
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Update Juni 2019: Nach dem plötzlichen Tod der Geschäftsführerin der Woltersdorfer Straßenbahn GmbH im Jahr 2017 hat die SRS bis auf weiteres auch die Betriebsführung der Woltersdorfer Straßenbahn übernommen, um deren Betrieb aufrecht zu erhalten.
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Update Juni 2021: Die neuen Züge machen ihrem Namen "Arctic" alle Ehre: Trotz über 30 Grad, großen Fenstern und Fahrten in praller Sonne ist der Fahrgastraum wohltemperiert. Die Klimaanlage kann also was![verkleinern]