Immer einen Besuch wert!
Hamburg hat seine Alster und Schwerin seinen Pfaffenteich. Na ja, Schwerin ist nicht ganz so groß wie Hamburg, und deshalb ist auch der Pfaffenteich kleiner als die Alster.
Geht man von der Fußgängerzone in Richtung Hauptbahnhof, kommt man gezwungenermaßen in die Nähe eines Gewässers, nämlich die des Pfaffenteiches. Der künstlich angelegte Teich ist 12 Hektar groß und liegt 39 Meter über Normalnull. Würde man komplett um den Teich gehen, hätte man eine Strecke von... weiterlesen
ungefähr 1,6 Kilometer zurückgelegt. Im Sommer liegen gerne Menschen rund um den Pfaffenteich, von Kopfsprüngen sollte aber Abstand genommen werden, da der Teich an seiner tiefsten Stelle nur etwas über 4 Meter tief ist. Und man will ja keine Beule bekommen...
Am Nordwestufer fließt der Aubach in den Teich, der Wasserstand und -abfluss wird durch ein Wehr reguliert, welches zwischen Teich und Ziegelinnensee liegt. Der Wasserstand ist generell sehr wichtig dort, denn der Pfaffenteich liegt unmittelbar an der Innenstadt.
Entstanden ist der Pfaffenteich durch Aufschüttung des Spieltordammes am Nordufer, er ist also künstlich angelegt worden. Damals, im 12. Jahrhundert hieß der Pfaffenteich noch Mühlenteich und lag in einer Moorsenke. Damals zog sich der Teich noch 350 Meter weiter in den Süden, wo eine circa 1178 erbaute Wassermühle betrieben wurde. Dort stellte der Burgsee den Abfluss dar, dort war auch bis ins 19. Jahrhundert eine den Grafen gehörende Mühle in Betrieb. Am damaligen wie heutigen Zufluss, dem Aubach, stand eine weitere Mühle, die der Kirche gehörte und bis 1914 in Betrieb war. Die Domherren, die damals ihre Gärten direkt am Pfaffenteich hatten, gaben ihm schlussendlich diesen Namen. Damals speiste sein Wasser noch einen Stadtgraben.
1840 begann Georg Adolf Demmler, die Ufer des Teiches zu begradigen und das West- und Südufer zu bebauen. Zur gleichen Zeit entstanden die Lindereihen und seine heutige Form. Damals wurde auch das benachbarte Gebäude Arsenal errichtet, wo heute das Innenministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern seinen Sitz hat. Mit der Inbetriebnahme des gasbetriebenen, im Stil der Renaissance gebauten Elektrizitätswerkes, bekam Schwerin im Jahre 1904 zum ersten Mal eine elektrische Stromversorgung.
An Pfingsten 1933 fand auf dem Pfaffenteich eine Bücherverbrennung statt. Ausschlaggebend war die ,,Aktion wider den undeutschen Geist", die vor allem von Anhängern nationalsozialistischer Parteiorganen inszeniert wurde. Damals wurden Bücher von den sogenannten verfemten Autoren verbrannt. Das alles fand kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten statt.
Ein zu DDR-Zeiten betriebener Kiosk am Ostufer wurde nach der Wende dem Erdboden gleichgemacht. Im Dezember 2004 wurde seitens der Stadt Schwerin ein Maschendrahtzaun rund um den Pfaffenteich aufgebaut, da die Uferbefestigungen marode geworden waren. Die Bevölkerung war wütend, einen hässlichen Zaun um den Pfaffenteich wollte man nicht hinnehmen. So wurden die Ufer neu befestigt, aber eine kleine Schwierigkeit entstand dann doch. Am Südostufer konnte die alte Uferbefestigung aus Sicherheitsgründen nicht abgebaut werden, also verlegte man die 200 Meter lange Uferlinie ungefähr anderthalb Meter in den Pfaffenteich hinein.
Rund um den Pfaffenteich (und teilweise auch darauf) finden ab und an diverse Veranstaltungen statt. Im Sommer wird eine Fontäne betrieben.
Schwerin wuchs und der Pfaffenteich galt schnell als Hindernis. So wurde 1879 ein kleiner Fährbetrieb aufgenommen, damals noch mit Ruderbooten, ab 1928 kamen Motorboote zum Einsatz. Heute ist die Fähre von April bis Oktober in Betrieb und läuft vier Haltestellen, die die Fahrgäste selbst wählen können, an.
Schluss mit Geschichte, jetzt geht's in die Gegenwart. Ich komme aus dem Schlosspark-Center, wo man parken kann, gehe die Straße bis zur nächsten Kreuzung (beim Restaurant Pegasus) geradeaus runter und biege dann dort nach links ab. Nach einigen Metern gelangt man dann ans Ufer, einige kleine Stufen ermöglichen hier den Zugang bis direkt ans Wasser heran. Oft tummeln sich dort die Vögel oder drehen gerade ihre Runde über den Pfaffenteich.
Schön sieht er aus, der Teich. Friedlich ruht er da, eingesäumt in Linden und schönen Häusern. Doch zur Vorweihnachtszeit kommt man nicht so einfach ans Gewässer, denn ein Riesenrad steht unmittelbar vor dem Teich. Ich nahm die fünf Euro für eine Fahrt in Kauf und konnte den Pfaffenteich von oben bewundern. Kleiner sieht er aus. Von oben kann man auch das Wehr erahnen, das den Pegel reguliert. Aber auch die andere Richtung ist schön, das Schloss kann man sehen, auch die Kirchen und anderen Gebäude. Der Blick von oben gefällt mir fast noch besser :-)
Fazit: Was für ein toller Teich! Herrlich anzusehen und inmitten einer tollen Stadt. Wer Zeit hat, der kann rund um den Pfaffenteich wandern, er braucht nur genug Kondition für die 1,6 Kilometer. Ich vergebe hier alle fünf Sterne und komme bald wieder![verkleinern]