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Neben den Werken vom Prof. Max Kratz könnte auch diese als eine weitere erachtet werden. Wie man es aber lesen kann, stammte es von der (selbst in den Künstlerkreisen der Stadt Solingen – wie ich auf einer entsprechenden Seite gelesen habe) wenig bekannten Bildhauerin Gertrud Kortenbach. Das besondere an diesem Werk ist, dass es scheinbar eine „Vorahnung“ gewesen sein soll, denn es war ihr letztes überhaupt gewesen, das sie in ihrem (kurzem) Leben geschaffen hatte! Kurze Zeit später ist sie –... weiterlesen mit gerade 36 Jahren bei einem schwerem Unfall umgekommen. Der Engel war ursprünglich eine Auftragsarbeit, die als Grabzierde (auch wenn es sich „gespenstisch anhört) gedacht. Seit etlichen Jahren steht es als Dauerleihgabe ebenfalls wie die anderen beschriebenen Skulpturen in Gräfrath ach vor dem Kunstmuseum dort.
Der Engel erinnert an eine Stele, die zusätzlich ausgehüllt worden ist. Es war die Taube in seinen Händen, die mich an ein anderes Werk des vorher erwähnten Bildhauers – Kratz, das ich in Düsseldorf bei einem Spaziergang in Benrath gewahr wurde. Das verbindende Element war eben der besagte Vogel gewesen… Dennoch seine jeweilige Bedeutung ist nur aus dem Zusammenhang zu den beiden Skulpturen zu sehen. Hier steht sie (weil leblos) zum jenseitigem Teil des Daseins an.
In der christlichen Kunst gibt es sehr viele Darstellungen von diesen „Himmelsboten“, doch dieser scheint dem ganzen sehr fremd zu sein. Zum einen weicht die minimalistisch anmutende Darstellung sich deutlich vom „althergebrachtem“ ab. Zum anderen aber entsprach es dem Zeitgeschmack der späten 50-er Jahre. Ein Kontrast ist schon an den
Schwingen erkennbar. Sie sucht man vergeblich unterhalb der Schultern, denn sie „kleben“ zwischen dem Kopf und dem Hals. Statt einer Kurzhaarfrisur wurde eine wallende „Mähne“ diesem Wesen „verpasst“. Aus der Ferne, als ich es mir erstmals angeschaut habe, hatte ich eher den Eindruck gehabt, dass es sich bei dem Objekt eher um ein (versuch?) Lesepult zu gestalten.
Kann es mir selbst nicht erklären, doch auch wenn ich sonst kein „Fan“ moderner Kunst bin, durch die filigrane, detailreiche Ausarbeitung der verschiedenen Dekorelemente hat es mich sehr beeindruckt! Der Engel sieht zerbrechlich und stark zugleich! Was mich ein wenig „stört“ sind die sehr hageren Finger, wie man sie sich vom „Schnitter“ im allgemeinem kennt… Es war ein insgesamt ein Gänsehautmoment der besonderen Art für mich gewesen, noch bevor ich den gegenüberliegenden Friedhof ansichtig wurde…
Schon als eine Schülerin eines Solinger Lyzeums wurde ihr Talent erkannt. Statt sich aufs Unterricht zu konzentrieren, skizzierte sie stattdessen bißige Karikaturen. Auf einer solchen (wie könnte es anders sein ;-) ) war ihr Lehrer dargestellt. Er war es sogar, der ihrem Vater vorschlug, sie ihren Fähigkeiten entsprechend in diese Richtung ausbilden zu lassen. Dieser schien (als nüchtern denkender Geschäftsmann – die Firma existierte bis 1999!) wenig von der Idee angetan, doch schließlich willigte er ein.
Es bleibt reine Spekulation, ob sie vergleichbaren Erfolg als Künstlerin gehabt hätte, wie ihre „Kommilitonen“ bei Prof. Ewald Mataré (1887 - 1965) – Josef Boys oder Elmar Hillebrand gewesen wäre… Sie soll mit ihren zahlreichen Talenten, nicht nur in der Bildhauerei, sondern auch bei ihren Zeichungen, Grafiken und sonstigen Texten eine „Ausnahme“ gewesen sein. Das „bescheinigte“ ihr der besagte Düsseldorfer Kunstprofessor Mataré kurz nach dem 2. Weltkrieg. Davor „eckte“ sie mit ihren Arbeiten eher an, denn in einer Zeit, in der abstrakte Kunst als „entartet“ galt, hat sie sich schon damit auseinandergesetzt!
Statt eines Ateliers diente das Werksgelände ihres Vaters als Kortenbachs „Betätigungsfeld“. Das ganze Mitten in der Produktivität einer feinmechanischen Industrieanlage. So wurde ihr eine Fläche zur Verfügung gestellt, wo sie freischaffend tätig war…Ihre Schaffenszeit markiert den Umbruch, den sie leider nur in Ansätzen mitbekommen hatte. Es war ihr nicht vergönnt eine eigene „Handschrift“ zu entwickelt und einige Fachleute sind sich einig, dass man ihren „Mentor“ Professor Ewald Mataré eher erkennen kann.
Allein wegen dieser Skulptur lohnt sich der (lange) Weg nicht. Sollte man diesen Stadtteil von Solingen besuchen, dann schon eher. Da mir die Skulptur ziemlich gut gefällt, möchte ich (im Vergleich zu den vorher Bewerteten) eine bessere Gesamtwertung abgeben. Hier finde ich 4 Sterne angemessen, erst Recht vor dem erwähnten Hintergrund, sowie ihre (letzten Worte, die diesem Werk galten): „Wie schön, dass ich jetzt gehen kann mit Dir, wie ich will – so geduldig fügst Du Dich der Formung und wächst meine Freude an Dir immer tiefer in die Abstraktion vorzudringen – immer wieder an die Grenzen heran. (…) Immer wieder Dein Widerstand – dann verliere ich Dich, muss Dich wieder finden.“![verkleinern]