Die Welt, so scheint es regelmäßig, ist zu einem "globalen Dorf" geschrumpft. Das kann man positiv, als auch negativ betrachten. Hier im Plagiarius Museum (e.V.) wird die "böse" Seite dieses Trends beleuchtet, wie der Name es schon verrät!
Eine Geschichte von verschiedenen Seiten beleuchtet, kann unterschiedliche Endergebnisse liefern, je nach dem aus welcher Seite man es betrachtet. Es gibt die Tüftler, die sich Überlegungen machen, um Produkte auf den Markt zu bringen, die geistiges... weiterlesen
Eigentum dieser kreativen Köpfe (bzw. der Auftraggeber, die die Ressourcen zur Verfügung stellen, in welcher Form auch immer).
Auf der anderen Seite stehen wir, als Verbraucher, die die unterschiedlichen Sachen konsumieren, kaufen oder sonst wie erwerben. Wenn das alle nur alles auf legalem Weg erwerben würde, dann... hätte man eine rosarote Brille an, die einem ein Trugbild vermittelt, das der Realität widerspricht!
Es genügt sich die gängigen Seiten im Internet aufzuschlagen, die Plattformen, auf denen ge- und verkauft wird. Für so manches "Schnäppchen" sind die Leute bereit (bildlich gesehen) ein Mord in Auftrag zu geben, um an begehrte Waren zu kommen. Da kommen die dubiosen Geschäftemacher ins Spiel, die für schnelles Geld sich als Produktpiraten zu betätigen.
Wenn man sich die Ausstellung in Solingen anschaut, (aber nicht nur dort) wird eine Erkenntnis deutlich: es gibt (fast) nichts, das nicht nachgemacht wird), außer dem Menschen selbst ;-)! Klonen können nicht mal die Asiaten, zum Glück!
Angefangen bei Spielsachen, über Mode, Genussmittel, Haushaltswaren... und, und und... Wenn sich solche Markenfälscher an feinmechanischen Teilen, komplexen Maschinen oder gar am medizinischen Equipment sich "auslassen", dann muss man um seine Gesundheit / Leben bangen. Da ist Schluss mit "Lustig", das ist schon kriminell.
Leider geht es bisweilen noch dreister: wenn es nicht nur abgekupfert wird, sondern auch noch versucht wird sich als der Urheber ausgeben unter der Verwendung des originalen Markennamen im Fernost zu vermerkten, das kann man schon als kriminell bezeichnen!
Wenn man sich die Geschichte anschaut, so bedeutete die Bezeichnung plagirius in der Spätantike so viel wie „Seelenverkäufer, Menschenräuber“. Heute ist es der geistige Diebstahl, der hier stellvertretend angeprangert wird!
Das Museum liegt schon etwas versteckt hinter einer Grünanlage in der Nähe der S-Bahnhaltestelle Solingen Grünwald und des Südparks. Im Gegensatz zu den dubiosen Fälschungen, die hier gezeigt werden, wirkt das Gebäude sehr transparent. Das liegt daran, dass die Eingangsfaßade aus Glas besteht.
Dem Verein geht es in erster Linie drum, die Produktpiraten zu entlarven, Gefahren für den Verbraucher zu erkennen und vor allem diese bekannt machen!
Der Gründer des Museums, der Designer Prof. Rido Busse war einst selbst ein Opfer solcher dreister Fälscher geworden. Es handelte sich um die von ihm entwickelte Präzisionswaage, die er als Kopie auf der Frühjahrsmesse in Frankfurt (heute Ambiente) entdeckt hatte. Das war der ausschlagende Punkt für die Gründung von dem besagten Verein.
Das war aber nicht von Anfang an in Solingen zu finden, sondern erst seit 2009. Vorher (bis ein wichtiger Sponsor wegfiel) war es in Berlin zu finden. Für den Standort hat man sich bewußt entschieden, schon wegen der Jahrhundertealten Tradition bei der Herstellung von Scheren und Messern, das unter den Fälschungen sehr zu leiden hat :-(
Nicht jede Firma ist im Stande sich langjährige Prozesse zu leisten, die die Reche der "Piraterieopfer" anerkennt und das zuwiderhandeln unter Strafe stellt. Das wird in zahlreichen Statistiken im Haus verdeutlicht!
Unter ihnen fand ich eine, über die ich im Anschluss schreiben werde, deren kluge Köpfe sich witzige Haushaltshelfer ausgedacht haben... dazu später mehr!
Seit 1977, als Herr Busse sein geistiges "Kind" bei einem anderen Anbieter auf der besagten Messe entdeckt hatte, war klar, dass das angeprangert gehört. So hieß es bei der Führung, dass er für die Idee anfangs belächelt wurde, doch die Aufklärung gibt ihm Recht!
Der kleine Plagiarius ist eine Trophäe, die keiner haben möchte, denn wer gibt gerne zu, etwas "geklaut" zu haben. Es ist ein schwarzer Zwerg mit einer Goldenen Nase, die für das einheimsen der fremden Lorbeeren auch noch sich "dumm" dran bereichert!
Im Museum werden die Originale und die Fälschungen nebeneinander gezeigt. Da muss man bisweilen genau hinsehen, denn wenn es Unterschiede, die Ottonormalverbraucher mit bloßem Auge erkennt, handelt es sich um ein Plagiat. Ist dies nicht mehr ersichtlich, ist es eine Fälschung!
Daneben gibt es momentan eine Ausstellung im OG mit von Zoll beschlagnahmten Sachen, die zum Teil "Eingeschmuggelt" werden sollten. Nicht nur Klamotten, sondern Süßwaren aber auch Taschentücher (kein Scherz) sind dabei!
Die Ausstellung ist mit ihren ca. 350 Objekten relativ klein, doch sehr interessant. Hier wird an das Wässerchen aus Köln gedacht, das schon vor ca. 220 Jahren sehr begehrt war und somit auch als erstes Produkt nachgeahmt wurde, weil die Nachfrage groß aber den Preis sich kaum einer leisten konnte.
Man kann noch weiter darüber schwaffeln, am besten selbst besuchen und die 4 € investieren, um sich selbst ein Bild zu machen. In der gesamten Ausstellung ist das fotografieren nicht gestattet, sodass ich auf die Homepage und andere Internetauftritte verweisen möchte.
Samstags lohnt sich der Besuch besonders, denn um 12, 14 und 16 Uhr werden kleine Führungen angeboten, die die Sachen, die ich gerade erwähnt habe, nahe bringen. es lohnt sich allemal, was ich auch ans Herz legen möchte![verkleinern]