Das Garnisongrab ist Teil des 1909 eröffneten Südwestkirchhofs Stahnsdorf, der zwar keine 1000 m südlich von der Stadtgrenze entfernt in Brandenburg liegt, aber trotzdem der größte Friedhof für Berlin und nach dem Ohlsdorfer Friedhof Hamburg der zweitgrößte Friedhof Deutschlands ist.
Der Friedhof setzt sich aus Friedhöfen verschiedener Kirchengemeinden sowie Kriegsgräberstätten und Gemeinschaftsgrabanlagen zusammen.
Eine dieser Gemeinschaftsgrabanlagen ist das „Garnisongrab“ im Block... weiterlesen Epiphanien, Feld 1a. Einen Hinweis zum hinter Bäumen und Büschen versteckten Grabfeld gibt es nicht. Man findet es wenige Meter westlich von der hölzernen Friedhofskapelle im Stil norwegischer Stabkirchen.
Zum Garnisongrab zweigt vom Hauptweg ein kurzer Waldweg ab. Nach wenigen Metern steht man vor dem rechteckigen, von niedrigen Randsteinen begrenzten Gemeinschaftsgrab. An der Stirnseite steht ein großes schlichtes Kreuz mit dem Bibelspruch:
"Als die Unbekannten und doch bekannt,
als die Sterbenden, und siehe wir leben."
Den gegenüberliegenden Abschluss bildet ein einfacher, teils bemooster Gedenkstein:
„Hier ruhen Tote aus 2 Jahrhunderten
umgebettet aus der alten Garnisonkirche Berlin
1949“
Weiterführende Erklärungen fehlen. Ich selbst wusste um den Hintergrund der Anlage nur, weil ich bei der Recherche zum Alten Garnisonfriedhof Berlin über eine entsprechende Textpassage gestolpert war und mich weiter ins Thema reingelesen hatte.
Seine Existenz verdankt das Garnisongrab den Folgen des 2. Weltkrieges. Die hier Bestatteten waren ursprünglich in der Berliner Garnisonkirche beigesetzt. Diese stand auf dem heutigen Litfaß-Platz südlich vom S-Bahnhof Hackescher Markt in Mitte. Die erste Garnisonkirche wurde ab 1701 erbaut und 1720 durch die Explosion des Berliner Pulverturms zerstört. Der Ersatzbau wurde ab 1720 er- und später mehrfach umgebaut. Nach dem Brand von 1908 wurde die Kirche auf Weisung von Kaiser Wilhelm II. wiederhergestellt. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche bei dem schweren Luftangriff vom 23.11.1943 getroffen und brannte aus. 1962 ließ die DDR-Führung die Ruine abreißen.
Zur Garnisonkirche gehörten seit 1723 auch ein Gruftgewölbe, in denen zumeist Offiziere der Berliner Garnison und ihre Angehörigen bestattet wurden. Nach der Besetzung Berlins durch die Truppen Napoleons plünderten französische Soldaten 1806 auf der Suche nach Trophäen die Gruft.
1830 gab es keinen Platz mehr und die Gruft wurde geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren 810 Särge mit namentlich bekannten Toten nachgewiesen, davon 15 preußische Generalfeldmarschälle und 56 Generäle. 1873 wurde die Gruft zur Bestandsaufnahme wieder geöffnet. Der Maler Adolf v. Menzel fertigte damals zahlreiche Zeichnungen von der Gruft und den Toten, die z.T. mumifiziert waren, an.
Da der Zustand der Gruft desolat war (die Särge waren z.T. übereinander gestapelt oder eingefallen) ließ Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888 / als Friedrich III. 1888 König v. Preußen und Deutscher Kaiser) 555 beschädigte Särge umbetten, die meisten auf den Garnison-Friedhof Wedding (heute Kriegsgräberstätte Turiner Straße).
In der Gruft verblieben ua. die Särge der Generalfeldmarschälle James Keith (1696-1758), Friedrich Graf Kleist v. Nollendorf (1772-1823), Friedrich Adolf Graf v. Kalkreuth (1737-1818), Georg Abraham v. Arnim-Boitzenburg (1651-1734), um nur einige zu nennen.
Daneben findet man weitere bekannte und unbekanntere preußische bzw. in preußischen Diensten stehende Adelshäuser: v. Anckerstein, v. Bardeleben, Finck v. Finckenstein, v.d. Goltz, v. Katte, v.d. Marwitz, Marschall v. Bieberstein, v. Pfuel, v. Puttkammer, Reichsgrafen v. Reuß jüngere Linie, v.d. Schulenburg, v. Sydow, Truchseß zu Waldburg, v. Wartenberg ….
Den Luftangriff vom 23.11.1943 überstand die Gruft unbeschadet. 1947 kam es zu Plünderungen. Leichenfledderer stiegen über offene Gewölbe in die Gruft ein, stahlen Holzsärge und Wertsachen der Leichen. Die Sowjetische Militärverwaltung ließ die Eingänge zur Gruft verschließen.
1949 kam es erneut zu Einbrüchen und Plünderungen der Gruft. Darauf beschlossen Berliner Magistrat und der Berliner Synodalenverband die Auflösung der Garnisonkirchengruft mit den noch 199 Särgen.
Die sterblichen Überreste der 199 Menschen wurden aus ihren Särgen genommen, in 47 neue Särge umgebettet und namenlos in dem heute Garnisongrab genannten Gemeinschaftsgrab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt.
2004 wurde das Grab erneut für eine Massenbeisetzung genutzt. Bei vorbereitenden Arbeiten auf dem zur Bebauung freigegebenen östlichen Teil des Alten Garnisonfriedhofs in Berlin-Mitte (Kleine Rosenthaler Straße) fand man die sterblichen Überreste von ca. 300 Personen, die man geborgen und im Garnisongrab beigesetzt hat.
Somit ist das Garnisongrab heute anonymes Massengrab für ca. 500 Menschen.
Fazit: Sehr versteckt gelegen. Da die Namen der 199 Toten aus der Gruft der Garnisonkirche bekannt sind (siehe https://www.garnisonfriedhofberlin.de) fehlt mir hier eine Info zur Geschichte des Garnisongrabs mit der Auflistung der hier Bestatteten, soweit deren Namen bekannt.
Das Anonyme dieses Orts hat für mich ein bisschen was würde- und respektloses. Daher 3 Sterne.[verkleinern]