Äußerst gelungen - aber sehr traurig
Heute galt es, einen besonders schweren Besuch anzutreten. Unser Freund T. kehrte von einem Ausflug nicht mehr zurück - er konnte nur noch tot geborgen werden. Was für ein riesiger Schock !
Unglaublich betroffen machten wir uns auf den Weg, um ihn ein letztes Mal zu sehen. Mit gesenkten Köpfen schlichen wir durch das ruhige Wohngebiet, in dem sich das Thanatorium befindet. Einige Parkplätze vor dem hellen, einladend wirkenden Gebäude konnten wir... weiterlesen
ausmachen, aber da wir mit dem Bus angereist waren, benötigten wir diese nicht.
Ein paar Stufen galt es zu erklimmen, um in das Innere der Gedenkstätte zu gelangen. Als erstes fielen uns große silberne Leuchter auf, welche den Eingang flankierten. Wir betraten den Vorraum und wurden zurückhaltend aber sehr freundlich von einem jungen Mann empfangen. Platz für unsere Mäntel fand sich an einer geräumigen Garderobe. Neben großen Schalen voller Taschentücher-Packungen und diversen geschmackvollen, dezent-schönen Deko-Gegenständen fanden sich überall gemütlich aussehende Sitzmöbel, die zum Verweilen einluden. An den Wänden erhellende Sinnsprüche und stilsicher ausgewählte Bilder.
Auf Nachfrage wies man uns den Weg zu dem Raum, in dem T. aufgebahrt war.
Mich packte Angst: noch nie hatte ich bisher einen Toten in natura gesehen ! Mein Mann betrat den kleinen Raum zuerst und nahm mich fest an die Hand. Dort lag T. in einem schlichten Sarg aus Korbgeflecht. Er trug die Kleidung, die ihm immer am liebsten war: Kapuzenpullover und Jeans. Sehr friedlich wirkte alles, aber dennoch rannen mir die Tränen nur so über das Gesicht.
Wir wurden völlig in Ruhe gelassen, um T. unsere letzte Ehre zu erweisen. Man hörte leises Geklapper aus den Nebenräumen - das Leben ging weiter, während wir eine kleine Weile mit T. verbrachten. Auch dieser Raum verfügte über weiche Sitzbänke, schöne Kerzenhalter und unaufdringliche Gemälde. Vor dem geöffneten Fenster ein Vorhang aus Holzstückchen, diese schaukelten ganz sachte im linden Luftzug.
Andächtig schweigend verließen wir T. und kehrten ins Reich der Lebenden zurück. Sämtliche uns begegnenden Menschen waren in schwarz-weiß gekleidet und begrüßten uns zugewandt. Besonders eine junge Dame, diese kam mit offenem Blick direkt auf uns zu - vielleicht hatte ich ein wenig zu verloren ausgesehen…
Sie zeigte uns eine kleine Halle, die offenbar für Trauerfeiern gedacht ist. Wir bestaunten einen hohen, halbdunklen Raum, geschmückt mit wenigen sehr ausdrucksstarken Deko-Gegenständen aus Metall und Holz. Abwechselnd helle und dunkle Polsterbänke bieten hier etwa 80 Menschen Platz, wunderbar weich und Halt gebend - absolut einladend, uns dort für einen Moment nieder zu lassen.
Ein kleines, schlichtes Kreuz mitten im Raum; dieses stünde auf Rollen und könne problemlos entfernt werden - so die Erklärung der netten Dame. Ferner teilte sie uns mit, man dürfe via USB-Stick, MP3-Player, Tablet etc. mitgebrachte Musik abspielen, auch entdeckten wir einen großen Bildschirm für die Vorführung von Videos oder Dia-Shows.
Wir fühlten uns hervorragend begleitet und sogar ein wenig getröstet durch die liebevolle Betreuung in diesem doch sehr dunklen Moment und verließen die gelungene Einrichtung, tief beeindruckt von der kreativen und geschmackvollen Umsetzung eines extrem schwierigen Lebensbereichs, der uns alle betrifft - früher oder später…
Fazit: Hoffentlich nicht so schnell wieder - aber wenn, dann gerne wieder hier ![verkleinern]