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15.10.2016
Bevor ich aus Straubing abreiste, wollte ich unbedingt noch etwas zur Geschichte der Stadt und der Region erfahren. Wo kann man sich besser informieren, als im Museum?
Also begab ich mich dorthin.
Der Name "Gäuboden" leitet sich aus der niederbayrischen Region mit fruchtbaren Lösböden um Straubing herum ab, die auch Dungau genannt wird.
Straubing ist deren Zentrum und war bereits eine bedeutende römische Siedlung namens Sorviodurum an der ostraetischen Donau und das... weiterlesen machte den Besuch für mich spannend, kündete die homepage doch einen Römerschatz an.
Das Museum wurde ursprünglich bereits im Jahre 1908 eingerichtet.
Nachdem ich 4 € Eintritt gezahlt hatte, erklärte mir die freundliche Dame an der Kasse freundlich den Rundgang durch das Museum, der sich über zwei Etagen inklusive Treppensteigen zog. Das war auch erforderlich, um einigermaßen die Orientierung zu behalten, denn leider ist dieser nicht ausgeschildert.
Koffer und Mantel hinterließ ich an der beaufsichtigten Garderobe gegenüber der Kasse und meine Tasche durfte ich hinter dem Tresen bei der Kassendame deponieren.
So begab ich mich nur mit dem Fotoapparat und ohne unnötigen Ballast auf den Weg durch das Museum.
Ich begann den Rundgang in der sehr umfangreichen frühgeschichtlichen Sammlung, welche für jedes Zeitalter einen Raum mit einer Infotafel und zahlreichen Exponaten bereit hielt. Viele davon hatte ich so noch nicht in anderen regionalen prähistorischen Sammlungen gesehen, aber der Besuch sollte ja auch dazu dienen, meinen archäologischen Horizont zu erweitern.
Es würde den Rahmen hier sprengen zu jeder frühgeschichtlichen Ausstellung etwas zu sagen, aber die Funde der Bronzezeit beeindruckten mich wohl am meisten. Neben den üblichen Artefakten von Töpferware beeindruckte mich vor allem der bronzene Anhängerschmuck aus einem mittelbronzezeitlichen Hügelgrab ( ca. 16. - 13. Jh. vor Chr.) sowie der Schmuck aus der Latènezeit um 500 - 50 v. Chr..
Auch für denjenigen, der sich für Vor- und Frühgeschichte nicht ausgesprochen interessiert, lohnt sich hier durchaus ein Blick in die Kultur und Lebensweise unserer Vorfahren. Man wird erstaunt sein, z. B. welche Werkzeuge sich über die Jahrtausende hin bewährt haben und heute noch benutzt werden, wenn auch in weiterentwickelter Form.
Anschließend begab ich mich über die knarrenden Treppendielen noch ein Geschoss höher zum sog. "Römerschatz".
Ich staunte nicht schlecht über die ausgestellten Stücke, insbesondere über die aus einem Hortfund, der etwa im 3. Jh. n. Chr. versteckt worden sein muss, als das damalige Raetien immer wieder von Allemannischen Stämmen überfallen wurde.
1950 hatte man bei Bauarbeiten einen riesigen umgestülpten Kupferkessel mit prachtvollen Gegenständen gefunden, wie Gesichtshelmen, Rossstirnen, Beinschienen, Satuetten, etc. Dieser Fund gilt als der wohl bedeutendste Römische Fund in Deutschland und selbst im Limeskastell Saalburg oder im Rheinischen Landesmuseum in Trier habe ich solche prachtvollen Rüstungsteile noch nicht gesehen.
Die Ausstellung des Schatzes war in einem abgedunkelten Raum geschickt in Szene gesetzt.
Auch hier profitierte ich und konnte mein Wissen über den raetischen Limes und die römische Kultur im heutigen deutschen Raum erweitern.
Ich hätte mir ausnahmsweise noch mehr Informationstafeln zur römischen Besiedlung Sorvidoriums gewünscht, aber das konnte ich dann später in einem sehr kurzweilig geschriebenen, recht umfassenden Museumsführer, den ich nach Abschluss meines Rundgangs für 11,50 € erstand, noch nachlesen.
Nicht überall innerhalb des Museums erwartet den Besucher derzeit eine so zeitgerechte Präsentation der Exponate. Die Dame an der Kasse hatte bereits darauf hingewiesen, dass das Museum nach und nach - entsprechend den finanziellen Mitteln der Stadt - umgebaut und modernisiert werde.
Die nachfolgenden Abteilungen für die ich mich wieder treppab begeben musste, stellten sich nicht so modern dar, waren aber nicht minder interessant.
Die Abteilungen "Volksfrömmigkeit" und die stadtgeschichtliche Abteilung "Straubing unter Kurfürst und König" befinden sich im ersten Obergeschoss. In letzterer wird die Geschichte und Entwicklung der Stadt Straubing von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des Königreichs Bayern in 1918 dargestellt.
Besonders interessant fand ich hier die Ausstellung und Informationen zu Straubing im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 - 1714) und im Österreichischen Erbfolgekrieg ( 1741 - 1745). Das sind geschichtliche Themen, zu denen man allgemein nicht so viel liest.
Besonders spannend wurde es für mich noch mal in er ebenfalls modern gestalteten frühmittelalterlichen Ausstellung "Frühe Bayern" im Straubinger Land, welche sich etwas aus dem Zusammenhang gerissen im Erdgeschoss befindet.. Auch hier entdeckte ich Exponate, die ich so in anderen Sammlungen noch nicht gesehen hatte. Besonders der frühmittelalterliche Schmuck hat es mir hierbei angetan.
Nach einem kurzen Blick in die derzeitige Sonderausstellung zum Straubinger Stadtturm, die jedoch eher für Einheimische interessant sein dürfte, beendete ich meinen ca. 2 - stündigen Rundgang.
Für mich war es wieder einmal ein Museumsbesuch mit neuen, außergewöhnlichen Erfahrungen, so dass ich dem Museum gerne ordentliche 4 Sternchen gebe.
Einen virtuellen Rundgang für Interessierte habe ich in das Fotoalbum gelegt. Es gibt aber noch jede Menge weitere Exponate bei einem Besuch zu entdecken, da ich nur die für mich und mein Fortbildungsinteresse interessanten Exponate abgelichtet habe.
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Eine Anmerkung möchte ich mir noch erlauben, angesichts des enormen Umfangs der prähistorischen und römischen Sammlung dieses Regionalmuseums. Ein Großteil sind Schenkungen von Privatpersonen.
Bayern hat kein sogenanntes Schatzregal. Das bedeutet, dass der Finder historisch bedeutsamer Gegenstände, die keinem Eigentümer mehr zugeordnet werden können, diese behalten darf.
Gleichwohl landet hier anscheinend wesentlich mehr in Museen, als in den Bundesländern mit Schatzregal, in denen man versucht Sondengänger , die nach Schätzen aus Metallen suchen, zu kriminalisieren, statt sie ins Boot zu holen.
Für mich wäre es gar keine Frage, solche archäologischen Funde, man sie denn machen sollte, zu melden bzw. abzugeben, damit sie der Allgemeinheit zugänglich sind. Von einem Hortfund, der in irgend einem Keller oder auf einem Dachboden oder Schrank schlummert, hat niemand was.[verkleinern]
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