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Vielleicht gerade noch rechtzeitig und sei es nur, um für die Nachwelt einige Zeilen zum Cannstatter Stadtbad am Neckar hier niederzuschreiben, denke ich, als ich rein zufällig im Internet lese, dass dieses Hallenbad, das nunmehr über 50 Jahre für plantsch- wie schwimmbegeisterte Badefans Dienst getan hat, alsbald Ziel für die Abrissbirne sein dürfte. Neue Wohngebäude sollen an diesem Ort entstehen, denn Wohnraum ist in Stuttgart begehrt und gleichfalls zunehmend rarer. Doch bis jetzt steht es... weiterlesen bzw. stand es vor einigen Tagen noch, als ich dort am Neckar entlangging.
Dieses Hallenbad hat direkt am Fluss einen recht attraktiven Standort. Unmittelbar daneben führt der Mühlsteg (Baujahr 1966) als reine Fußgängerbrücke über den Neckar, wo sich auf der anderen Flussseite eine Stadtbahnhaltestelle (Linie U14) selben Namens befindet; die nahest gelegene Anbindung des ÖPNV.
In den letzten Jahren erfüllte dieses Hallenbad in allererster Linie die Funktion einer reinen Übungs- und Schwimmstätte für Sportvereine, Schulklassen sowie sonstiger Gruppen. Auch ich absolvierte in meinen späteren Jahren gelegentlich noch das Samstagstraining zusammen mit der Schwimmgruppe meines damaligen Stuttgarter Sportvereins.
Das Erdgeschoss des Cannstatter Stadtbades beherbergt einen geräumigen Aufenthaltsbereich. Im Obergeschoss sind Einzel- und Gruppenumkleidekabinen untergebracht. Da das Gebäude aus dem letzten Jahrhundert stammt und damit gleichsam aus einem anderen Jahrtausend, ist zumindest mir nur eine Trennung nach zwei Geschlechtern bekannt: Weiblein und Männlein.
Zwischen Umkleide- und Badebereich passieren Besucher die Duschräume und dann gelangt man auch schon zum Allerheiligsten – einem Schwimmbecken von 25 Metern Länge, welches in einen Bereich für Schwimmer und Nichtschwimmer unterteilt ist. Wobei allein die Schwimmer beide Bereiche bedenkenlos für sich nutzen können. Des Schwimmens Unkundige sollten den tieferen Beckenbereich jedoch unbedingt meiden; siehe die gespannte Trennleine! Für jene Wagemutigen, die noch etwas höher hinaus wollen, warten in der Reihe der Startblöcke zwei Sprungbretter (Höhen: 1 Meter und 3 Meter) als Startrampen.
Die Architektur dieses Bades trifft man in der Region Stuttgart ziemlich häufig an und sicherlich auch in anderen Gegenden. Vielleicht hat sich einst ein findiges Architektenbüro durch den Entwurf und die anschließende Vermarktung dieses Grundrisses eine goldene Nase verdient; eventuell Ohrläppchen aus Platin gleich mit dazu. Irgendwie ist‘s wie mit dem klassischen Reihenhäuschen: hat man in eines geblickt, hat man in alle geschaut.
Das gute alte Cannstatter Stadtbad in der Hofener Straße; es hatte bereits vor Jahren schon bessere Zeiten gesehen. Das dachte ich öfter bei mir, wenn ich es im Vorübergehen kurz in Augenschein nahm. Vom Weg auf dem Neckar-Damm erlaub(t)en große Fensterflächen freie Sicht in die Schwimmhalle; zumindest war dem so, bevor die Scheiben zunehmend blinder wurden. Ob beabsichtigt oder nicht, auf beides könnte ich mir einen Reim machen. Hinterlassenschaften von Graffiti-Exzessen an dieser dazu herausfordernden Fassade? Ich meine ja, doch so genau achtete ich nie darauf; gerade betreffend des Künstlerischen kann man sich meist mehr als nur zwei Reime zurecht dichten.
Den überaus beachtlichen Stellenwert, den das Cannstatter Stadtbad über lange Jahrzehnte für den Wasserport in Bad Cannstatt wie auch Stuttgart innehatte, würdige ich respektvoll mit fünf schillernden Sternen! Das Herz für die Bedeutung als einer meiner Favoriten-Locations tausche ich gegen ein Lichtlein ein, das ich im Herzen meiner angenehmen Erinnerungen lodern lasse, denn …
… persönlich verbindet mich mit diesem Schwimmbad mein erster Wettkampf, bei dem ich mich dort für die Schwimmabteilung des VfL-Waiblingen seinerzeit als Rückenschwimmer vom Startblock abstieß und immerhin als Debütant den 2. Platz erzielte. Erinnere ich mich richtig, war das im November des Jahres 1976. Diesen Erfolg lobte ein Bericht in der Waiblinger Kreiszeitung mit Nennung meines Namens in dessen Subline – für mich, als einen damals 14-jährigen Teenager, natürlich etwas außergewöhnlich Besonderes: „Ein dreifaches Patschnass!“[verkleinern]
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