Ein absoluter Geheimtipp
Die kleine Gemeinde Süsel hat ein Wappen. Und auf diesem Wappen ist ein Turm zu sehen. Und dieser Turm ist der Gömnitzer Turm auf dem Gömnitzer Berg. Dieser liegt zwischen den Ortschaften Roge (Gemeinde Neustadt in Holstein) und Gömnitz (Gemeinde Süsel).
Ich war erst einmal drauf, als kleiner Steppke vor etlichen Jahren. Da war es für mich an der Zeit, wieder einmal dort hinzukommen. Ich wartete auf geeignetes Wetter und das haben wir heute, allerdings war es in... weiterlesen
der Ferne etwas diesig.
Man parkt auf einem unscheinbaren Parkplatz, der rechts neben dem Aufgang liegt. Das ist natürlich nicht der Aufgang zum Turm, nein, man muss erstmal auf den Gömnitzer Berg rauf. Eine Seilbahn wie auf die Zugspitze gibt es nicht.
Der Gömnitzberg ist 93,80 Meter hoch und damit nach dem Bungsberg und dem Weiberberg der dritthöchste Punkt in Ostholstein und der höchste Punkt in der Gemeinde Süsel.
Vom Berg aus hat man einen wunderbaren Blick über die Holsteinische Schweiz und an klaren Tagen auch über die Lübecker Bucht.
Der Turm an sich ist 12 Meter hoch und 2 Meter breit. Für den Bau wurden 20000 Backsteine verwendet. Besagter Turm ist zugänglich. 41 Stufen müssen erklommen werden, um oben anzukommen.
Aber warum setzt man mitten in die Wallachei einen Turm? Bis 1815 stand dort eine sehr große Buche oder Eiche, der Major. Dieser diente den Schiffen in der Lübecker Bucht zur Orientierung, damit sie Lübeck fanden. Im Jahre 1815 schlug in den Baum ein Blitz ein und der Major wurde zerstört. Würde der Baum heute noch stehen, wäre es der größte Baum Ostholsteins.
Jetzt haben die Seeleute dumm aus der Wäsche geguckt, denn Navi und GPS gab es damals nicht. Einen Baum wollte man nicht anpflanzen, das hätte zu lange gedauert. Also wollte man einen Turm bauen, was 1826 genehmigt wurde. Ein Jahr später stand der Turm dann da. Aber im Jahre 1961 wollte das Wasser-und Schifffahrtsamt den Turm plattmachen. Daraus wurde nichts, sondern er wurde 1969 unter Denkmalschutz gestellt. 1982 und 1990 wurde der Turm restauriert und seit Mitte 1993 ist der Turm für die Öffentlichkeit zugänglich.
Ich erklomm die über 100 Stufen auf den Berg über Stock, Stein und Wurzeln (High Heels wären fehl am Platze) und dann sah ich ihn da stehen. Den Turm. Irgendwie hatte ich ihn größer in Erinnerung...
Ich schritt vorwärts, auf ein Drehkreuz zu. Jetzt war ich auf der Kuhwiese. Da ich nicht LUTen wollte, achtete ich darauf, wo ich hintrat, aber außer Maulwurfshügeln waren keinerlei Tretminen zu finden.
Hinter dem zweiten Drehkreuz kommt eine weitere kurze Treppe und dann ist man auf dem Berg und kann den Blick genießen. Man kann Neustadt sehen, den Hansapark und bei klarer Luft auch Lübeck. Auch der Bungsberg, seines Zeichens höchster Berg in Schleswig-Holstein, ist zu sehen. Ich ließ mich auf einer Bank nieder und genoss die Ruhe...
Gastronomie oder ähnliches gibt es nicht, dafür kostet es dort weder Parkgebühren noch Eintritt.
Ich war alleine. Ein Ehepaar ging, als ich kam, und ein Ehepaar kam, als ich ging. Aber soweit bin ich noch nicht.
Enttäuschung machte sich in mir breit, als ich das Gitter vor dem Eingang zum Turm sah. Aber es ließ sich öffnen und so ging ich auf die enge, schmale, bei jedem Schritt knacksende und sich biegende Wendeltreppe. 41 Stufen weiter oben kam ich auf eine kleine Plattform. Der Blick ist hier sehr beschränkt, es gibt 2 kleine Fenster und zwei noch kleinere ovale Öffnungen. Der Blick von dort ist also nicht der Beste; und so konnte ich wieder runtergehen und noch etwas den Blick vom Berg genießen. Wenn man auf der Wendeltreppe ist, kann man nicht rausgucken.
Nachdem ich mich noch am Blick sattgesehen habe, ging ich wieder hinunter, mit dem festen Vorsatz, zur Rapsblüte wiederzukommen. Denn als Bürger der Gemeinde Süsel muss man dahin, was auf dem Wappen abgebildet ist :-)
Fazit: Was für ein Erlebnis. Toller Blick vom Berg, vom Turm eher nicht so doll. Und auch der Funkmast, der direkt nebenan steht, stört dann doch etwas. Barrierefrei ist der Turm und der Weg dorthin auch nicht. Trotzdem vergebe ich 5 Sterne und kann sagen, dass ich mich neu in meine Heimat verliebt habe. Das Herz gibt es daher auch :-)[verkleinern]