Was wie ein Grimms Märchen klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Mit dem „Geist der Elbe“ ist keine Sagengestalt gemeint, sondern der Begriff nimmt Bezug auf ein weltgeschichtliches Ereignis am Ende des 2. Weltkrieges, nämlich das Zusammentreffen von sowjetischen und US-amerikanischen Truppen in der Elbestadt am 25. April 1945.
Ausführlich sind die Ereignisse bei Golocal unter „Denkmal der Begegnung“ in Torgau dargestellt. Daher hier nur eine kurze Zusammenfassung: Im April 1945 war die... weiterlesen
Lage der deutschen Truppen zunehmend aussichtslos. Sie wurden vom Osten von der Roten Armee und vom Westen von den Westalliierten bedrängt. Ost- und Westfront näherten sich immer mehr und am 25. April 1945 trafen im Raum Torgau die alliierten Truppen aufeinander, nachdem die Wehrmacht Torgau aufgegeben und die Elbebrücke gesprengt hatte.
Im Andenken an dieses Treffen errichtete die UdSSR noch 1945 auf einer Elbebastion Torgaus das Denkmal der Begegnung. Zwar wurde US-Sergeant Joe Polowsky, damals Mitglied der US-Patrouille, die sich auf der zerstörten Brücke mit den Rotarmisten zum Handschlag traf, nach seinem Tod 1983 auf seinen Wunsch und mit persönlicher Genehmigung des DDR-Staatschefs Honecker in Torgau unter Beisein US-amerikanischer Militärs beigesetzt, aber eine gemeinsame Gedenkstätte für den Tag von Torgau gab in der DDR nicht.
Erst nach der Wiedervereinigung wurde auf dem östlichen Elbeufer in der Nähe der alten Torgauer Festungsanlage „Brückenkopf“ auf Initiative des US-amerikanischen Memorial Fund of the 69.Infanterie Division Association und sowjetischen Veteranenverbänden diese schlichte Gedenkstätte eingerichtet und am 25. April 1998 eingeweiht.
Die Gedenkstätte besteht aus 3 im Dreieck aufgestellten Steinen, die jeweils eine Gedenktafel mit englischer, russischer bzw. deutscher Inschrift tragen. Hinter den Steinen sind Edelstahlmasten aufgestellt, die zu Feierlichkeiten die Flaggen der USA, Russlands und der BRD tragen.
Nach jahrelangem blutigen Ringen und den vielen verlustreichen Kämpfen hatten sich die Teilnehmer des Torgauer Zusammentreffens geschworen, das zukünftige Konflikte und Differenzen nur noch mit friedlichen Mitteln gelöst werden sollen und alle Nationen nur noch für das gemeinsame Wohl der Menschheit zusammenarbeiten (siehe Foto mit der Inschriftentafel) sollen.
Dieser Schwur ging als „Geist der Elbe“ in die Geschichte ein. Leider wurde und wird dem Vermächtnis der Kriegsteilnehmer von 1945 nirgends auf der Welt genug Beachtung geschenkt, wie all die blutigen Konflikte zeigen. Gerade jetzt, vor dem Hintergrund der aktuellen und zunehmend bedrohlicher werdenden Ukraine-Krise sollten die Menschen und ihre Führer in sich gehen, um zu erkennen, welches Leid der Krieg über die Menschen bringt.
Die Gedenkstätte am Rande der Elbewiesen vor der Auffahrt zur Elbebrücke (B 183) verzichtet ganz bewußt auf Pomp und Pathos. Sie wirkt in ihrer Schlichtheit durch die pure Botschaft.
Torgau-Besucher haben von der Gedenkstätte aus übrigens einen herrlichen Blick auf Schloß Hartenfels und die Altstadt von Torgau.[verkleinern]