- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Öffnungszeiten beachten!
Nur vom 1. Mai bis 30. September und nur Sonnabend von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr sowie zu Himmelfahrt, Pfingsten und am Deutschen Mühlentag.
---------------------
Die Holländermühle Turnow (bei Peitz / 75 km südöstlich von Berlin / 10 km nördlich von Cottbus) liegt etwas abseits, genauer im Turnower Ortsteil Ausbau Windmühle. Aber die Ausschilderung von der B 168 (Peitz-Lieberose) ist gut – einfach den Hinweisschildern „Historische Mühle Turnow“ folgen.
Aus der... weiterlesen Ferne erinnert der wuchtige rote Ziegelsteinbau ein wenig an eine mittelalterliche Burg, denn der Mühle fehlen seit nunmehr fast 100 Jahren die Flügel.
Das Mühlengelände ist groß und umfasst neben der Mühle noch einen großen Spielplatz und eine extern verpachtete Gastronomie.
Der Mühlenstandort Turnow nahe der brandenburgisch-preußischen Festungsstadt Peitz hat eine lange Tradition.
Ein genaues Datum für den Bau einer Mühle im 1537 als „Neu-Peiz“ gegründeten Turnow ist nicht bekannt.
Belegt ist allerdings, dass 1845 die alte hölzerne Bockwindmühle auf dem Galgenberg abbrannte. 1849 ließ der Peitzer Mühlenmeister Hermann Richter an gleicher Stelle eine wiederum hölzerne Mühle erbauen, die nach wenigen Jahren wieder ein Opfer der Flammen wurde.
Müllermeister Richter ließ daraufhin 1858 eine steinerne Holländerwindmühle aus roten Ziegelsteinen erbauen.
Da der Wind auch damals ein unzuverlässiger Geselle war, ließ der Müller 1870 ein Dampfmaschinenhaus bauen. Die Dampfmaschine machte den Mühlenbetrieb unabhängig vom Wind.
1879 wurde die Mühle um eine Dampfschneidemühle (Sägewerk) sowie eine Ölmühle erweitert.
Seit 1894 ist die Turnower Mühle in der nunmehr 5. Generation im Besitz der Familie Dubrau.
Bis 1936 arbeitete die Mühle mit Wind- und Dampfkraft. Da der Betrieb mit Dampfmaschine nicht mehr zeitgemäß war und zusätzliches Personal erforderte, wurde die Mühle dann auf Elektroantrieb umgestellt. Die Windmühlenflügel wurden demontiert, die hölzerne drehbare Dachgaube abgerissen und durch eine aufgemauerte steinerne Dachgaube ersetzt.
1939 erweiterte die Müllerfamilie Dubrau die Mühle durch den gewaltigen Siloanbau an der südlichen Mühlenseite, der in der Region einzigartig ist.
In dem Anbau befinden sich 5 Silokammern für je 18 Tonnen Getreide.
Bis 1976 wurde in der Mühle Mehl gemahlen sowie Getreide geschrotet. Die Silos wurden von der örtlichen LPG auch zur Einlagerung von Getreide genutzt.
Die Schrotung von Getreide für Futterzwecke, darunter auch für den Tierpark Cottbus, endete erst 2011.
Ein Jahr später gründete sich der Mühlenverein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Mühle innen und außen und, soweit es geht, in betriebsfähigen Zustand zu erhalten.
Der Verein zeichnet auch für die Öffnungstage, die Führungen und die Events verantwortlich.
Während der Öffnungszeiten kann man die Mühle kostenfrei auf eigene Faust besichtigen. Spenden sind aber gerne gesehen.
Eine Führung durch einen „Hobby-Müller“ kostet 3 €uro.
Der Rundgang beginnt im Erdgeschoss. Hier befindet sich heute auch der kleine 12-PS-Elektromotor, der mittels umfangreicher Transmissionen seine Kraft auf alle sich bewegenden Gerätschaften im Erdgeschoss und den 4 Obergeschossen verteilt.
Auch einen Fahrstuhl gibt es, eine etwa 100 Jahre Eigenkonstruktion des damaligen Müllers um sich Transportwege zu erleichtern.
Es ist ein kombinierter Personen-/Lastenfahrtstuhl mit 1-Seil-Bedienung: Je nachdem wie doll man am Seil zieht, fährt der Fahrstuhl mal langsamer, mal schneller entweder aufwärts oder abwärts. Wie es wirklich funktioniert – keine Ahnung – aber es funktioniert bis heute!
Allerdings würde der Fahrstuhl in der reglementierten Jetztzeit keine Zulassung mehr erhalten – jeder TÜV-Prüfer würde vermutlich ein Fall für den Notarzt werden!
Anfangs war der Fahrstuhl an die zentrale Transmission angeschlossen. Später erhielt er einen eigenen Elektroantrieb und ist zu Schauzwecken bis heute funktionsfähig und in Betrieb.
Aus Sicherheitsgründen sind die Transmissionen, die kreuz und quer durch die Mühle verlaufen, aber außer Betrieb.
In den oberen, durch steile Stiegen zu erreichenden Etagen gibt es dann die ganze Mühlentechnik zu sehen: Mahlwerk, Transport- und Mischwerke, Schrotwerke, Abfüllstationen …
Der führende „Hobby-Müller“, bei mir war’s der Bernd, gibt gerne, umfassend, verständlich und mit vielen Details Auskunft über die Mühlengeschichte und das Müllerhandwerk.
Der Siloanbau ist nicht zu besichtigen.
Im Erdgeschoss befindet sich ein klitzekleiner Mühlenshop mit ein paar Souvenirs und Postkarten und ein paar Stationen zum selbsttesten und selbstmachen: So kann man sein Wissen zu Getreidesorten testen und mit einem kleinen Handmahlwerk selbst Mehl mahlen. Es ist anstrengender als es im ersten Augenblick aussieht und man braucht schon ein bisschen Muckis in den Armen.
Die Mühle wird in der Denkmalliste des Landes Brandenburg geführt.
Fazit: Sehr interessantes technisches Denkmal, das Dank Eigentümer und Verein in funktionstüchtigem Zustand erhalten wird.
Trotz der sehr eingeschränkten Öffnungszeiten volle Punktzahl.
Baubedingt ist die Mühle natürlich nicht barrierefrei.[verkleinern]