Bewertungen (81)
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Am Sternplatz in Tübingen residiert Elektro Betz - ja, er heißt eigentlich EURONICS Betz, wegen der Einkaufsgemeinschaft, der auch dieser eher kleine Laden inzwischen angehören muss.1.
Aber das ist wurscht, denn unter diesem Namen kennt ihn in Tübingen eh keiner....
Das kleine Paradies zu Haushalts- und Unterhaltungselektronik auf zwei Ebenen wird über Stufen erklommen... Potenzielle Best Ager-Kunden müssen also noch die Füße heben können.
Die vergangenen Jahre war ich dort nur wegen Kleinteilen zugange... Batterien, Glühbirnen und ähnliche schnelldrehende Ersatzteile und um natürlich Saturn und andere Hydren zu boykottieren.
Der Service war immer schwäbisch klar und direkt, am liebsten wurde ich von der Altchefin (?) bedient: "Dui alde Halogenstrahler geiht's nemme, LED isch jetzt älles, was mer no henn..."
Mein waidwunder Blick ließ sie ins Lager steigen und noch nach Restbeständen suchen. Ich hätte sie knuddeln können.
In den letzten Monaten war ich öfters vor Ort. Es fing unspektakulär an, die Fernbebedienung des angeblich unkaputtbaren Metz-Flachbildschirmfernsehers (O-Ton Verkäufer, nicht von Betz) machte Zicken und tat nicht mehr seinen Dienst.
Bei Betz wurde das Corpus delicti gewendet und begutachtet und das Urteil gefällt: Neubestellung, aber möglicherweise nicht Original-Metz. Isch günschdiger!
Der Schwabe zog amüsiert ab, um vom Anruf am darauf folgenden Tag verblüfft zu sein:
"Wir haben die Fernbedienung unserer Werkstatt gezeigt, die könnten das Teil für 30 Euro reparieren. Neu kostet 80 Euro. Was möchten Sie?"
Jetzt hatten Sie mich.
Das ist Nachhaltigkeit im kleinen... und sie hatten Glück (ich eher weniger)...
Wenige Wochen später habe ich den alten AEG-Bodenstaubsauger geschrottet.
Er tat noch verlässlich seinen Dienst, aber den Sturz aus dem zweiten auf den Kachelfussboden des ersten Stocks hat er dann doch nicht überlebt.
Also zähneknirschend zu Betz und nach einem vergnüglichen Verkaufsgespräch von 30 Minuten, da kann kein Saturn o.ä. mithalten, war ich stolzer Besitzer eines neuen Mielestaubpusteteils.
Nochmals wenige Wochen später, lag der zunehmend schwachbrüstig werdende AEG Öko-Lavamat (Markentreue war schon immer bei mir da, wie man merken kann) in den letzten Zügen seines über 15 jährigen Lebens in meiner Obhut.
Letzte Operationsversuche des Kundendienstes (danke dafür) hatten sein Leben nur um wenige Monate verlängern können... RIP.
Also... um es kurz zu machen.
Die Anschaffung kam zu schlechten ökonomischen Zeiten, aber es gab den Kleinrabatt des Staates (MwSt) und noch ein wenig von Betz.
Das Altgerät wurde abtransportiert und das neue Teil geliefert und installiert.
Wie leise moderne Waschmaschinen von Miele sein können, ist wirklich wunderbar.
Jetzt bin ich aber hoffentlich nicht mehr so schnell bei meinem liebsten Elektronikdealer...
Gruß Schroeder
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Der Heilige Geist verkündete zu Pfingsten anno 2019 formidables Radlerwetter und spontan wurde ein alter Plan in Tübingen wach:
Auf dem Jakobsweg durch den Schwarzwald, hinab ins Kinzigtal und dann einbiegen in den großen Oberrheingraben gen Kaiserstuhl und Freiburg... (Fortsetzung angedacht).
Der moderne Radpilger möchte dann aber doch adäquat verpflegt und umsorgt werden, deshalb war eine hektische Internetrecherche für die etappentauglische Unterkunfts- und Verpflegungsstation notwendig.
In Neuried-Altenheim, südlich von Straßbourg, grüßte das Ratsstüble mit altem Fachwerkvorhaus und dem ein wenig aus der Zeit gefallenem 70er Jahre-Hinterhaus aus den Weiten des Netzes und hatte noch sehr kurzfristig Aufnahmekapazität für den spontanen Pilger.
Altenheim prunkt mit seinen wunderschönen Fachwerkhäusern der Tabakbauern, die bis heute hier den "deutschen" Stoff für Rot Händle oder ähnlich verwegenes produzieren...
Hier ist auch der Sitz des Bundesverbandes der deutschen Tabakpflanzer...
Was es alles gibt!
Den Kunstinteressierten erfreut zusätzlich die klassizistische Kirche des Baumeisters Friedrich Weinbrenner, des Alter Ego Schinkels hier im Südwestens, deren Gebimmel den müden Sportler dann mit vollem Bauch in den Schlaf wiegen wird.
Das Abendessen wird im kleinen Gastgarten unter einem riesigen Walnussbaum (Schnakenabwehrzauber!) sehr aufmerksam serviert.
Gegen den Anfangsdurst ein regionales Bier:
KRONEN aus dem Brauwerk Offenburg. DAS Bier der Ortenau.
Danach: Ein wunderbarer Rosé aus Gengenbach, der alten Reichsstadt am Ende des Kinzigtales, die natürlich auch durchradelt und bestaunt wurde.
Das Essen saisontypisch: Spargel mit Kratzete, Pfifferlingen und feinem Sößle.
Der gemeinerweise "Beilagensalat" getaufte, war ganz großartig abgestimmt und frisch angemacht.
Das Zimmer für 75 Euro die Nacht war sehr sauber, nicht zu groß, aber mit einem schönen Badezimmer und Balkon.
Das Frühstück im "wunderbaren" Gastraum aus den 70er Jahren war eine Freude.
Der vermeintliche "Alt-Chef" war rührend besorgt um die noch verschlafenen Gäste:
Alles wurde an den Tisch gebracht - ich hasse Frühstücksbuffets mit dem ständigen Aufspringen nach dem Vergessenen - und es war lecker:
Frische Erdbeeren, Biojoghurt, Eier, Saft, Sprudel, Käse, Wurst, mehrerlei Weckle, warme Getränke nach Wahl.... alles köstlich und wunderbar serviert.
Nur die kleinen Einwegverpackungen für Honig, Marmelade und Butter sind nicht mehr zeitgemäß und müsstens schnellstens durch andere Gebinde ersetzt werden.
Insgesamt eine Empfehlung für Radtouristen (es gibt eine Radgarage) und andere Reisende.
Gruß Schroedergeschrieben für:
Hotels / Restaurants und Gaststätten in Altenheim Gemeinde Neuried im Ortenaukreis
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Das Leben spielt ja jedem Menschen dumme Streiche.3.
Manchmal trifft man liebenswerte Exemplare der selben Gattung, die plötzlich leider wieder aus den eigenen Lebensumständen entschwinden, andere hat man (gefühlt immer) an der Backe und möchte sie eigentlich los werden....
Seit zehn Jahren trifft sich ein immer größer werdender Kreis (man vermehrt sich biologisch) ehemaliger Student*innen einmal im Jahr irgendwo in Württemberg.
Ein Ritual... Kontaktpflege... Neuigkeitenaustausch... Vorurteilsbestätigung oder liebevolles Wiederentdecken... manchmal war man ja teilweise auch in einander verliebt... oder heiratete gar... Irrungen und Wirrungen aus der Vergangenheit... aber man möchte sich doch nicht völlig aus dem Blick verlieren...
Die gesamte Blase (immerhin 25 Personen mit den inzwischen entstandenen Kindern und Kegeln) fiel in diesem Jahr in den Schwäbischen Wald ins Naturhotel am Ebnisee ein.
Die studierten Landeshistoriker*innen hatten sehr bewusst gewählt:
Schließlich war der Ebnisee im 18. Jahrhundert als Staussee für die Holzversorgung der Landeshauptstadt Stuttgart gebaut worden, um die Flösserei aus dem großen Wald zu sichern und die indutstrielle Revolution mit Bau- und Brennholz zu befeuern.
Es war also ein inhaltlich ziemlich schwer gewichtiges, trinktechnisch vielfältiges und trotzdem entspannendes Wochenende geplant...
Das geräumige und traditionsreiche Naturhotel am Ebnisee sollte die entsprechende Kulisse bilden... Kinderspielbereich, Sauna-und Wellnessbereich, Schwimmbad, gute Küche und das alles direkt am alten Stausee mitten im ruhigen Schwäbischen Wald.... perfekt...zumindest theoretisch.
Das - für den ambitionierten Nachwuchs der Blase - nicht unwichtige Schwimmbad war leider "in restauro"... gut das kann passieren.
Im heranziehenden Herbst ist diese Baumaßnahme zeitlich etwas unglücklich gewählt, da der fast natürliche Ebnisee zu dieser Jahreszeit nicht gerade zum Planschen einlädt...
Die kleine Sauna und das schwachbrüstige Dampfbad waren zum Glück nach mehrstündiger Voranmeldung nutzbar...
Das Zimmer für schlappe 108 Euro pro Nacht war großzügig dimensionert, über den alten, ziemlich vergammelten Teppichboden kann man zur Not großzügig hinwegblicken, auch die alten, rachitischen Badarmaturen sind nicht so bedeutsam....
Das Frühstücksbuffet war im erwartbaren Rahmen und der Nachschub an Rührei, Weckle, Wurst, Käse und Müsli wurde für die verfressene Gemeinde schnell und zielstrebig aufgetischt.
Ein Erlebnis der besonderen Art waren die Abendessen.
Dazu sollte man wissen, dass das Haus über eine formidabel ausgestatte Kücheninfrastruktur verfügt, da man bis 2011 hier eine "Sterne-Küche" zelebrierte....
Tja, tempi passati...
Null Organisation, völlig überforderte, kaum deutschsprachige Servicekräfte und ein Kochniveau, das einem jeden Genuss verunmöglichte.
Wer Kleinkinder über 1,5 Stunden auf ihre Spaghetti warten lässt, Kässpätzle als undefinierbare Pampe serviert und Salate für zehn Personen einfach "vergisst", darf sich über lautstarken Protest nicht wundern.
Insgesamt ein Alptraum....
Aber der Whiskey an der Bar schmeckte... danach.... Lagavulin, 16 Jahre alt...
Keine Empfehlung!
Gruß Schroeder
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Das Essensangebot war verlockend:
Frischer Salat aus den heimischen Beeten als Vorspeise.
Rinderbraten vom Boltenhöfer Bio-Weiderind mit caramelisierten Möhren, wahlweise mit selbstgemachten Semmelknödeln oder Salzkartoffeln
oder:
Frische Forelle aus Lychen mit Petersiliekartoffeln und Mandelbutter
oder:
Wildsaubraten aus den heimischen Revieren mit Salzkartoffeln und Prinzeßbohnen
und zum Abschluss ein selbstgemachtes "Sommereis" mit roter Grütze...
Der Preis für die Köstlichkeiten formidabel: 26 Euro für das gesamte Menü....
Der Schwabe auf seiner Brandenburg-Expedition war schon mal angefixt...
Aber, wo lag dieses Gut Boltenhof denn nun genau in dieser endlosen Streusandbüchse mit ihren immer gleichen Kiefernwäldern und unermesslich großen (vertrockneten) Feldern?
Nahe Fürstenberg am oberen Havellauf, nur über eine winzig kleine Straße erreichbar, die kurz vor dem Ziel eine herrliche Lindenallee mit uraltem rumpeligem Kopfsteinpflaster bildet.
Das ehemalige Rittergut Boltenhof zählt zu den wenigen historischen Gutsanlagen, die bereits ab dem 16. Jahrhundert entstanden sind und das noch in seiner ursprünglichen Form mit fast allen Nebengebäuden erhalten ist.
Die heutigen Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Gutes Essen im historischem Ambiente, liebevoll zurückhaltend restauriert und mit dem Anspruch eine nachhaltige Biolandwirtschaft mit regionalen Produkten zu vermarkten.
Da wollte ich hin!
Im Haupthaus ist der Hofladen und das Restaurant untergebracht.
Hier stehen auch sechs Doppelzimmer für gestresste Stadtbewohner*innen zur Verfügung, wahlwiese kann man/mensch/frau auch eine der zehn Ferienwohnungen in den ehemaligen Arbeiterhäusern mieten.
Der Feriengast kann zwischen Selbstversorgung mit oder ohne Hofladen wählen oder sich vom Frühstück bis zum Abendessen im gutseigenen Restaurant verwöhnen lassen.
Für Familien mit Kindern ist das natürlich ein herrlicher Entspannungsort.
Die Basis der nachhaltigen Landwirtschaft sind eine Fleckvieh- und eine Limousin-Rinderherde für die das Futter direkt vor Ort wächst...
Oder man kommt nur einfach zu einem köstlichen Essen (unter der Woche wird sogar ein Mittagstisch angeboten).
In den rustikalen Räumen des Restaurants mit altem Mobiliar wird bei einem aufmerksamen Service wirklich gute Kochkunst geboten.
Für mich eine wunderbare Adresse und Entdeckung im nördlichen Brandenburg, das ja nicht immer und überall mit guten Speisemöglichkeiten gesegnet ist.
Gruß Schroeder
P.S.
Ergänzung zu den oben angegebenen Öffnungszeiten:
Von Ostern bis Neujahr ist das Restaurant täglich geöffnet, außer am 24. und 25.12.
Ansonsten freitags bis sonntags & feiertags.geschrieben für:
Restaurants und Gaststätten / Ferienhäuser in Boltenhof Stadt Fürstenberg an der Havel
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Das war jetzt wirklich ein Überraschung!
Eine Einladung von einem guten Freund zur Weinverkostung nach Linsenhofen ins Neuffener Tal....
Weingut DOLDE.
Dass sich dieser Kerl im Schwabenland besser auskennt als ich, musste ich mit den Jahren resignierend aktzeptieren...
Aber das war der Hammer!
Wein aus Linsenhofen, vom Albtrauf aus Weinlagen, die in 530 Metern über dem Meeresspiegel liegen....Cuvée Essigwässerle oder was sollte mich da erwarten?!
Das Weingut Dolde bewirtschaftet sagenhafte 1,5 Hektar im Neuffener Tal.
Der Betrieb besteht aus einem Ehepaar, das mit Herzblut ihrer Passion nachgeht.
Nicht die schlechteste Vorraussetzung ist, dass Herr Dolde mal Chemielehrer war... da weiß mann wie Hefe reagiert....
Mich Skeptiker begeisterten schnell die Weißweine aus diesen sehr speziellen Lagen.
O-Ton Monsieur Dolde:
Durch die Höhenlage haben wir kühle Herbstnächte, die niedrigen Temperaturen halten trotz der Feuchtigkeit die Trauben gesund."
Die Cool-Climate-Weine erhalten dadurch intensive Aromen, die früher extreme Säure zeigt sich elegant und frisch. Es sind Weine mit eigenem Charakter, die nicht am Gaumen kuscheln. Sie verleugnen nicht, dass sie unter außergewöhnlichen Bedingungen entstanden sind.
Hier werden Silvaner-Trauben gekellert, die nicht den tranigen, süßen Geschmack der Kaiserstühler Weine haben...
Silvaner "Weißer Jura" ist ein exzellenter mineralischer Weißwein mit viel Säure, der fast jeden guten Franzosen in den Schatten stellt.
Der Knaller ist ein Silvaner "Alte Reben" von über 60ig Jahre alten Weinreben, der nur mit eigenen Hefen vergärt wird.
Die Maische wird nur mit kalten Tüchern gekühlt und die Hefe mit der Hand verrührt.... das ist handwerkliche Weinkunst der Extraklasse!
GRAND CRU aus Linsenhofen!
Der Schatz des Weingutes ist aber der Boden:
Nochmals O-Ton Dolde:
Unsere Linsenhöfer Weinberge (in der hügeligen Landschaft vor dem Albtrauf) stehen auf Mittlerem Jura, teilweise auch auf einem Vulkanschlot. Der Boden ist stark kalkhaltig, tonig- lehmig, schwer und weist relativ wenig Steinanteil auf.
Der vulkanische Boden ist dunkel, sandig und leicht erwärmbar.
Darauf gedeihen charakterstarke Weißweine und ein sehr süffiger Rosé-Wein auf Spätburgunderbasis, die in Württemberg ihres Gleichen suchen.
Die Spätburgunder-Rotweine, die teilweise auch im Eichenholzfass ausgebaut werden, sind mir zu mild und zu flach.... aber das ist reine Geschmackssache.
Ein großartiges, kleines Weingut mit Menschen, die Ihre Arbeit lieben...
Von Herzen und mit großer Begeisterung:
Alles Gute für die nächsten Weinjahrgänge!
Gruß Schroeder
P.S.
Ach so, die Flaschenpreise für die Weine liegen bei knapp 8 bis 14 Eurogeschrieben für:
Wein / Weinkellereien in Linsenhofen Gemeinde Frickenhausen in Württemberg
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Navigationsgeräte in Automobilen sind ja äußerst dubiose Geräte...6.
Hat man/mensch/frau sie gewissenhaft gefüttert mit Start- und Zielort, präziser Hausnummer, eventueller Querstraße wird man im großen und ganzen verlässlich ans Ziel geführt.
Strecken wie Tübingen - Timbuktu oder Tübingen - Addis Abeba sind da kaum ein Problem....
Versucht man die selbe Idee in kleinem Distanzraum umzusetzen, staunt man über über Irrwege und Umwege, besonders wenn man es im eigenen wohl bekannten Home-Territorum mal spaßeshalber testet...
Mein dreimal geschleudertes Hightech-Garmin-Navi ist so ein Kandidat.
Mitten in der Pampa sind kleinste Feldwege, holprige Verbindungsstraßen oder tiefste Hohlwege plötzlich die "schnellste Route"...
Wenn der eigentlich bestimmende Homo sapiens am Steuer Zeit hat, ist er amüsiert und macht oft erquicklicke Entdeckungen: Landschaftliche, motorsportliche oder auch (seltener) kluninarische...
Bei der letzten Abenteuerfahrt über die Schwarzwaldkämme (Garmin gesteuert) erblickte der zuckende Augenwinkel ein kleines Hinweisschild "Hofkäserei Unterhohnenhof"...
Schwarzwaldkäse?!
Der geneigte Kulinariker kennt ja einiges "authentisches" aus diesem dunklen Wald... Kirschtorte, Kirschschnaps, Forellen, Schinken... aber Käse?!
Bremse rein und abgebogen, "BITTE WENDEN" auf dem zwei Meter breiten Weg ignoriert und da stand er, die Pracht eines Schwarzwaldhofes...
Im Unterhohnenhof wird von eigener Milch Käse noch wirklich handwerklich im großen Kupferkessel produziert.
Die Kühe weiden auf den Wiesen drumherum und Silagefutter kommt nicht ins Tier....
Der Käse wird im Steinsalzbad veredelt und reift auf Holzbrettern im Naturkeller des Hofes.
Dieser Rohmilchkäse ist mit der Rinde essbar und wird weder pasteurisiert, homogenisiert oder gar ultrahocherhitzt...
Im Angebot sind würziger Bergkäse, der auf Fichtenbrettern reift,
sahnig-rahmiger Butterkäse (für Raclette geeignet), der sehr würzige Weichkäse "Hohnenlaible" mit einer Rinde aus Rotschmiere und Kräuter-, Pfeffer- und Bochshornkleekäse aus Heumilch...
Im winzig kleinen Hofladen werden diese Köstlichkeiten zu sehr moderaten Preisen verkauft.
Großartig, dass es so etwas (noch) gibt!
Auf dem Hof kann man/mensch/frau auch Ferien machen, aber dazu habe ich keine Informationen.
Gruß Schroeder
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„… die Spätzle sind das Fundament unserer Küche, der Ruhm unseres Landes, … das A und O der schwäbischen Speisekarte …“7.
stellte der ehemalige Verleger der Stuttgarter Zeitung (von den Nazis geschasst) Josef Eberle, alias Sebastian Blau ( er wurde dann Lokaldichter mit Pseudonym) nüchtern fest.
Spätzla, Spätzle, Spatzen oder Spätzli sind in ihrer Urform eine handgemachte Eierteigware aus Mehl, Eiern, Salz und Wasser, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt wurde.
In "Oberschwaben" und diesem merkwürdigen unhistorischen "Bayerisch Schwaben" werden sie auch gerne als "Knöpfle" bezeichnet, dies verweist aber auf eine andere Herstellungsweise. Dazu später mehr...
Für den gebürtigen Altwürttemberger, dem "wahren" Schwaben, ein wenig schmerzhaft, befindet sich das einzige "Spätzlemuseum" seit 2013 im oberschwäbischen Bad Waldsee, das doch bis 1807 gar nicht zu Württemberg gehörte, sondern zu Vorderösterreich....
...aber der echte Schwabe geht natürlich davon aus, dass Spätzle schon seit den mittelalterlichen Zeiten des legendären Herzogtums Schwaben hier im Südwesten gegessen wurden, und dies umfasste natürlich nicht nur Baden-Württemberg, Teile von Bayern, dem Elsass, sondern auch der nördlichen Schweiz (siehe: "Spätzli"...)
Hier im Vötschenturm, einem Teil der Bad Waldseer Stadtbestigung von 1407, wurde das kleine, aber liebevoll eingerichtete Museum für des Schwaben Leibspeise eingerichtet.
Über drei kleine Stockwerke (nur über eine enge Wendeltreppe erreichbar und damit überhaupt nicht für Menschen mit Handikap geeignet) wird die Geschichte und Herstellung der weltberühmten Spätzle dem geneigten Besucher näher gebracht.
Die Herstellungsmethode ist eigentlich denkbar einfach, erfordert aber in ihrer handwerklichen Form doch ein wenig Übung:
Spätzle sind Eierteigwaren aus Frischei mit unregelmäßiger Form und rauer, poriger Oberfläche, bei welcher der zähe Teig direkt in kochendes Wasser/Wasserdampf eingebracht wird – wobei ihre Form zwischen dünn und dick, länglich und kurz variiert. Als einzige Teigwaren werden sie bereits während der Produktion zum ersten Mal gekocht. Bei der klassischen Art der Herstellung wird ein Spätzlesbrett verwendet und der feuchte Teig ins Kochwasser geschabt. Bei Massenproduktion wird der Teig entweder durch Lochbleche gedrückt oder er tropft durch diese Bleche ins Kochbad.
Ursprünglich wurde vor allem das eher grobe Dinkelmehl, viel Wasser und wenige Eier verwendet, da man hierzuland ja eher ein armes Bäuerlein war...
Heutzutage mischt man gerne Weizen- und Dinkelmehl und gibt für besondere Anlässe viele Eier und wenig Wasser zum zähen Teig, der mit einem großen Holzlöffel in die richtige Konsistenz geschlagen werden muss...
Traditionell werden die Spätzle von einem unten zugespitzten Holzbrett ins kochende Wasser geschabt, entweder mit einem breiten Messer (das können nur noch die wenigsten Altvorderen) oder mit einem sogenannten breiten Schaber (der Autor bevorzugt diese Technik, siehe Bilder zur Bewertung).
Die sprichwörtlichen schwäbischen Tüftler suchten mit der Spätzlespresse, eigentlich "Spätzlesdrucker" (für längere Spatzen) und dem Spätzlehobel (für die kurzen "oberschwäbischen" Knöpfle) zu Begin des 20. Jahrhundersts Formen der rationelleren und einfacheren Herstellung...
Zum Glück haben sich diese "modernen" Varianten allerdings nie flächendeckend im Schwabenland durchgesetzt....
Im Bad Waldseer Museum werden diese Irrungen und Wirrungen der Herstellungsmethoden bis zur (zu verteufelnden) industriellen Massenproduktion anhand von allerlei Gerätschaften und Filmbeispielen exemplarisch vorgeführt.
Auch der größte Triumph der schwäbischen Spätzle wird hier nicht verschwiegen:
Mit dem Astronauten Alexander Gerst flogen Spätzle, Saitenwürstle und Linsen 2014 sogar in den Weltraum. Dies wird bei der geplanten Mission 2018 übrigens wieder so sein....
Ein kleiner Museumsschatz im schnuckeligen Bad Waldsee für ein großartiges Nahrungsmittel, das übrigens nicht nach dem kleinen Vogel (Spatz = Sperling), sondern nach dem schwäbischen Wort für Batzen oder Klumpen benannt wurde....
Erwachsene zahlen 3 €, mit Gästekarte 2,5 €, Kleinteile 1,5 € und Babys bis 6 Jahre nix....
Gruß Schroeder
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In der tiefen oberschwäbischen Provinz...Gospoldshofen...sind noch kulinarische Entdeckungen zu machen.8.
Am, im oder nahe beim nicht klar definierbaren Übergang von Oberschwaben ins württembergische Allgäu liegt der Weiler Gospoldshofen, der heutzutage zum einige Kilometer entfernten Bad Wurzach eingemeindet ist.
Bis heute prägen große Höfe und Streusiedlungen die leicht gewellte Moränenlandschaft im Süden des Ländles.
Ende des 19. Jahrhunderts mussten die Bauern der Region auf Milchweidewirtschaft umstellen, da ihr Getreide- und Flachsanbau mit dem Eisenbahnbau hier nicht mehr konkurrenzfähig war.
In den modernen Zeiten des 21. Jahrhunderts "weiden" die Kühe meist in ihren offenen Laufställen....
Seither wird hier Milch für allerlei Molkereiprodukte produziert und seit den späten 1960er Jahren meist für Großmolkereien, die knebelartige Preise für die Bauern diktieren und die Billigware für die Super- und Discountmärkte für halb Europa herstellen.
Kleine Käsereien mit lokalen Käsespezialitäten sind rar geworden, der Kunde mag sie nicht oder kennt sie nicht oder ist desinteressiert....
Billiger "Gummi arabicum-Käse" mit Schnellreifung hat sich für wenige Cents überall gleichbleibend geschmacksneutral durchgesetzt....
Überall? Nicht so in Gospoldshofen!
In der kleinen Käserei, die täglich "nur" 4000 Liter Milch von sieben Bauernhöfen aus der direkten Umgebung verarbeitet, geht man noch den anderen traditionellen Weg.
Direktvermarktung ist auch hier das Zauberwort und eine vergleichsweise "große" Werbetrommel lockt Besucher und im besten Fall dann zufriedene Kunden an, die bereit sind, auch für Käse ein wenig tiefer in den Geldbeutel zu greifen.
Die kleine Käserei ist nun in der dritten Generation in Familienbesitz und das spürt man.
Würziger Bergkäse und fein-nussiger Allgäuer Emmentaler (die Schweizer verdammen sicherlich bis heute den Tag, als sie vergaßen sich diesen Namen schützen zu lassen) gehören zum Grundrepertoire auch dieser Käserei.
Weitere Rohmilchkäse sind der sahnige Wurzacher Moorkäse und der kräftigere Bierkäse.
Mein Favorit ist der Weißlacker, ein weißer, bröckeliger Käse ohne Rinde, der zuerst drei Monate in Salzlake reift. Nach insgesamt sieben bis acht Monaten Reifung bekommt er eine feine Schmiere und einen extrem pikanten bis scharfen Geschmack, der Nicht-Käseliebhaber durchaus in die Flucht treiben kann...
Weitere Käsevarianten mit Chili oder Wiesenblumenblüten sind nicht so mein Ding...
Im Verkaufsgeschäft, in dem man ausführlich beraten wird und auch probieren darf, werden weitere lokale Produkte, wie Streuobstwiesenapfelsaft, Honig und Eier, von sicherlich glücklichen Äpfeln, Bienen und Hennen vertickt....
Käsereiführungen werden donnerstags um 14.30 Uhr angeboten oder natürlich nach Voranmeldung für Gruppen.
Ansonsten lockt man potenzielle Kundschaft mit dem Essensangebot im angebauten Sennerstüble (natürlich mit Schwerpunkt Käsegerichte) und dem kleinen Käsereimuseum mit allerlei historischem Gerät zur Käseproduktion.
Ein gutes Käseangebot, das mit allerlei Briborium drumherum versucht den eher lethargischen Kunden anzusprechen und anzulocken...
Von November bis April schließt der Verkauf und das Sennerstüble nachmittags schon um 17.30 Uhr und nicht erst um 19.00 Uhr.
Man informiere sich auf der Webseite...
Gruß Schroeder
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Das Dörfchen Niederrotweil (wir sprechen ein langes "o", bitte) schmiegt sich an den westlichen Rand des Kaiserstuhls in der Oberrheinebene unweit von Freiburg im Breisgau.9.
Vulkanisches Gestein und mildes Klima lassen hier seit römischen Zeiten Reben gedeihen, die noch bis heute zu recht trinkbaren Weinen vergoren werden...
Die oft verworrenen und komplizierten Zeitläufe der Geschichte ergaben, dass sich in Niederrotweil das große Benediktinerkloster Sankt Blasien (auf dem weniger milden Hochschwarzwald gelegen) Rechte und Pflichten erwarb, um an den vermeintlich guten Kaiserstühler Wein zu kommen, der auch noch heutzutage auf dem durch die Flurbereinigung völlig verhunzten Vulkangebirge angebaut wird.
So gehörte, die wohl schon im 8. Jahrhundert entstandene Kirche Sankt Michael (gerne als älteste Kirche des Breisgaus bezeichnet) nun auch zum Sankt Blasier Sprengel.
1157 wird die - dem Erzengel Michael - geweihte, Kirche erstmals urkundlich erwähnt und Anfang des 14. Jahrhunderts umfassend gotisch verändert und vergrößert.
So weit, so gut, aber das erhebt sie nicht in irgendeiner Weise über viele ähnliche Dorfkirchen in der Region...
Mit dem kunstsinnigen und finanziell potenten Sankt Blasier Abt Johannes III. zog ein großartiger spätgotischer Schnitzaltar in die Michaelskirche zu Niederrotweil ein. Johannes war Abt zu Sankt Blasien in turbulenten Zeiten.
Als er 1532 starb, war sein Kloster gerade wieder im langsamen Aufschwung nach dem es die Bauern 1525 eingeäschert hatten, die Reformation und das neue Menschenbild der nun auch nördlich der Alpen aufkeimenden Renaissance veränderten den Blick auf die Welt auch innerhalb der Kirche nachhaltig.
Künstlerisch verkörpert der fulminanten Schnitzalter des leider immer noch unbekannten Meisters HL ein inhaltliches Aufbäumen der alten Kirche und ihrer Glaubensinhalte in Zeiten des grundlegenden Umbruchs mittelalterlicher Vorstellungen.
In Niederrotweil schuf der "Meister HL" einen tiefbewegenden Marienaltar, der den Weg von der Spätgotik in die Renaissance mit bildgewaltigen Interpretationen ebnet, die nur so vor Individualität (neues Menschenbild), dynamischer Bewegung und Interaktion der Dargestellten strotzen.
Trotzdem überhöht er die Marienverehrung, ganz im Sinne der bald "alten Kirche", die von den Protestanten abgelehnt werden wird.
Der Schrein des Altars ist aus Eichenholz von einem anderen Handwerker geschaffen.
Die Schnitzereien der Mitteltafel sind aus großen Lindenholzstämmen gefertigt und die feinen Reliefs der Seitenflügel aus Pappelholz.
Im Mittelteil wird Maria in einer dynamischen Darstellung von Gottvater und Christus zur Himmelskönigin gekrönt.
Die mitgelieferten Fotos zeigen einen großartigen Umgang mit dem Holz, man beachte die Haare des Bartes von Gottvater... die Krone ist nicht umsonst der römisch-deutschen Kaiserkrone nachgebildet...
Die farbige Fassung des Mittelteils und der Predella wurde erst in der Barockzeit hinzugefügt und war ursprünglich nicht vorgesehen.
Links und rechts stehen der Heilige Michael, Patron der Kirche und Johannes der Täufer, Namenspatron des stiftenden Abtes.
Auf den feingearbeiteten Reliefs der Seitenflügel werden Szenen aus dem "Leben" der beiden Heiligen erzählt:
Die Taufe Christi und der Tod Johannes des Täufers, wie auch Sankt Michael am jüngsten Tag als Seelenwäger und beim Engelsturz, der Vertreibung Luzifers aus dem Paradies.
Im Chor der Kirche haben sich noch Fresken aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erhalten, die Mitte des 20. Jahrhunderts wieder entdeckt wurden.
Der Marienaltar des Meisters HL gehört zu den schönsten Schnitzaltären der Oberrheinregion aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts.
Einer Region, die bis heute gesegnet ist mit weiteren großartigen Altären aus dieser Zeit:
Der Altar in Breisach ebenfalls vom Meister HL, dem Isenheimer Altar in Colmar vom alles überragenden Mathias Grünewald und dem Hochaltar des Freiburger Münster von Hans Baldung Grien.....
Die Kirche ist vom Palmsonntag bis Oktober täglich von 14-17 Uhr geöffnet.
Sonst Besichtigung nach Vereinbarung.
Kosten: 1 Euro p.P. und eventuell Führungsgebühren bei Bedarf.
Gruß Schroeder
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Eigentlich war das leicht abseitig gelegene "Centrale", ein alt eingesessenes italienisches Bar-Imbiss-Restaurant-Vehikel an der Doblerstraße hinauf zum Österberg, nicht unser Ziel.10.
Aber Schroeders Dating-Treff-Vorschlag am Haupthighway der Innenstadt war zur Mittagszeit so hoffnungslos überlaufen, dass die Tübinger Zweier-Combo kurz entschlossen umdisponieren musste.
Das Centrale liegt unterhalb der Gerichtspaläste der Staatsmacht, neben dem Hauptsitz der Bankenmacht und einiger weiteren Behörden...
Gediegene Beamtenschaft also allhier und nicht die nervösen Studierenden in Hipsterformat kehren somit ins Centrale ein...
Zur Mittagszeit ist der eher kleine Laden trotzdem gut gefüllt und dem verblüfften Alt-Tübinger wird der Weg ins bisher unbekannte Untergeschoss gewiesen.
Im altehrwürdigen Gewölbekeller erhaschen wir noch einen schönen Zweiertisch für's geplante Tête-à-tête...
Spaghetti in Schweinefilet-Gorgonzola-Sauce (über das "in" sinnierten wir Eierköpfe noch ein wenig...) und Penne all´Arrabiata (mit Knoblauch, Chilli in Tomatensahnesauce) sind schnell geordert, der eher belanglose kleine Salatteller als Vorspeise geht im angeregten Gespräch weitestgehend unter.
(Die Nudeln hingegegen waren gut, bis sehr gut, meine sympathische Gegenüber aß auch mit sichtlichem Appetit...)
Der freundliche Bediener war fix, unaufdringlich, aber aufmerksam.
Der Espresso zum Abschluss italienisch gut. Eine Schluck Wasser dürfte dazu gerne gereicht werden...
Deutlich weniger belanglos war die wunderbare Mittagspausenbegleiterin, die wieder erstaunliches und erschröckliches aus dem Innenleben der Tübinger Universität zu berichten wusste.
Wie meist kann man(n) festhalten, wir sollten uns öfters treffen.
Hier oder dort....
Gruß Schroeder
(vor allem an die überaus nette Tischnachbarin)