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„Tu mir nix, ich tu dir auch nix“1.
„Leben und leben lassen“
„Et hätt noch emmer jood jejange“
Lebensweisheiten, mit denen ich mich bisher immer gut durchschlagen konnte. Und nach denen ich (ja, es ist idiotisch) auch meine Versicherungen abgeschlossen hab. Mietrechtschutz? Pff..War doch immer Ruhe im Karton, meine Vermieter kassierten die Miete und schwiegen ansonsten von den Zinnen herab. Überhaupt: Versicherungen zahlen doch sowieso nix, wenn man sie mal braucht.
Leider hatte ich da eine andere Lebensweisheit nicht bedacht: „Es kann der beste Mieter nicht in Frieden leben, wenn es seinem bösen Vermieter nicht gefällt.“
Wie an anderer Stelle schon beschrieben: Eigentümerwechsel, Vermietermobbing mit dem Ziel, in meine Hütte einzuziehen, schließlich die Kündigung. Bumm.
Meine Ahnung vom Mietrecht beschränkte sich auf die beim Friseur überflogenen Illustriertentipps und rudimentäre Kenntnisse des „Darf“ und „Darf Nicht“ bei Nebenkostenabrechnungen. Nun stand ich da mit meinem geschrubbten Hals. Schnell noch 'ne Rechtschutz abschließen? Negativ, da hier die Versicherer Wartezeiten eingebaut haben-verständlich aus ihrer Sicht. Da könnte ja jeder..
Auf eigene Kosten zum Anwalt? Nein. Irgendwie ahnte ich schon, dass der heraufziehende Zappes ohnehin teuer werden würde. Hoffte aber zumindest anfangs immer noch, es vielleicht doch nicht mit einem Geier zu tun zu haben, sondern nur mit einem mies gelaunten Spatz, bei dem man erst mal die Kanone stecken lassen kann.
Aber irgendeine Form von professionellem Rat mußte her, das zeichnete sich deutlich ab. Nach diversen Schikaneaktionen litt ich immer öfter unter akutem Würfelhusten und sehr unschönen Phantasien, sobald mal wieder im Morgengrauen an die Tür gehämmert wurde und die Silhouette meines Wohnungsgebers hinter dem Spion auftauchte. Ich verwarf die Idee, mich schon mal prophylaktisch von einem Strafverteidiger beraten zu lassen und beschloß, erst mal beim Mieterverein mein Glück zu versuchen. Denn die sollten sich, so die Werbung, nach Ablatzen des Mitgliedsbeitrages sofort ohne Wartezeiten um den drückenden Schuh kümmern und so manchen Vermieter auch ohne Anwaltskeule in die Schranken weisen können.
Gesagt, getan. Mit den gesammelten bösen Briefen marschierte ich zum Mieterverein. Mitglied werden problemlos. Schwieriger war es schon , einen zeitnahen Termin zu bekommen. Nachdem ich der Dame am Empfang das Dilemma ansatzweise geschildert hatte, gelang es aber. Schon wenige Tage später durfte ich in die heiligen Hallen aufsteigen und die mir zugewiesene Beraterin aufsuchen.
Die offenbar nicht im Geringsten schockiert war und auch nicht über einer Kanne Kaffee mit mir über teuflische Vermieter schimpfen mochte. Statt dessen machte sie sich Notizen, klärte mich kurz und knapp auf, was zulässig war und was nicht. „Ich schreib dem einen Brief“. Dann war ich auch schon wieder entlassen und zweifelte erst mal, ob diese meine schlaf- und nervenraubende Krise mit der angemessenen Betroffenheit ernst genommen worden war. Beim Anwalt wär vermutlich mehr Lametta gewesen..Aber dem hätte ich natürlich auch einen ganz anderen Obolus ins Händchen drücken dürfen.
Die Durchschrift des angekündigten Briefes kam, war wiederum im „in der Kürze liegt die Würze-Stil“-Fakten, Fakten, Fakten. Keine Höflichkeitsfloskel zuviel, das gefällt mir. Und der Opener „Wir vertreten die Interessen von..“-starke Formel irgendwie.
Zwei Wochen gingen ohne Drohbriefe ins Land, wenngleich „die Gegenpartei“ bei meinem Anblick im Treppenhaus ganz offensichtlich schäumte vor Wut. Fast war ich geneigt, das Spiel als gewonnen zu sehen. Wer sich nicht wehrt, lebt halt verkehrt.
Aber Geld regiert nun mal die Welt, und man zeigte mir dann doch, wo der Hammer für jemanden hängt, der fremder Leute Eigentum bewohnen darf. Beim nächsten Hausflurtreffen fiel das Wort Eigenbedarfskündigung; ich zwang mich, es als leere Drohung anzusehen, denn so einfach konnte das ja eigentlich nicht sein. Hört man immer wieder von jammernden Vermietern. Wohl war mir natürlich nicht mehr.
Der schließlich eintrudelnde Brief vom Anwalt beendete die Ungewißheit. Sehr schön juristisch formuliert bekam ich nun mitgeteilt, daß (übersetzt) ich mich quasi als Hausbesetzer ansehen durfte, der unverschämterweise den Eigentümer daran hinderte, in seine gewünschten vier Wände einziehen zu dürfen. Ich hatte mich gefälligst hinzuscheren, wo der Pfeffer wächst; und das so schnell wie möglich. Mieterpack, elendes!
Nun bekam der Mieterverein ordentlich zu tun für die paar Piepen. Und die hängten sich richtig rein.
Denn es war in der Tat nicht so einfach, wie mein Widersacher sich das vorgestellt und sein Anwalt sehr plausibel dargestellt hatte. Wir schlugen zurück!
Nachdem klar gestellt war, daß ich nicht bleiben wollte-das gute „Zuhause-Gefühl“ war sowieso dahin und von einem toten Pferd steigt man ab - wurde sehr effizient daran gearbeitet, mir den Auszug so erträglich wie möglich zu machen. Und es hat funktioniert. Die nach zähem Hin und Her getroffene Einigung hätte ich in Eigenregie nie hingekriegt, selbst mit fundierten Mietrechtskenntnissen nicht, einfach mangels professioneller Distanz. Ist halt schon was anderes, ob es um den eigenen Schlafplatz geht oder ob man anderer Leute Interessen vertritt.
Ich bin sehr zufrieden! Und selbst wenn ich sicher wüßte, daß ich nie wieder Vermieterstreß kriegen werde, würde ich trotzdem Mitglied bleiben und brav meinen Beitrag leisten.
Eins ist aber klar: Das hier soll kein Plädoyer für den Nichtabschluß einer Mietrechtschutzversicherung sein! In Härtefällen oder wenn es nicht ohne Gericht geht, kommt man um den Weg zum Anwalt meist wohl nicht herum. So genau habe ich nicht herausbekommen, wann bzw. in welcher Phase der Service des Mietervereins endet..
Aber es muß ja nicht immer gleich um Kündigungen gehen; gibt es doch genügend Gründe insbesondere in der heutigen Zeit, den Vermietern ein bißchen auf die Finger zu gucken und sich im Zweifel qualifizierten Rat zu holen.
Was manch einem vielleicht nicht gefällt: Versuche, „seinen“ Berater außerhalb der vereinbarten persönlichen oder telefonischen Termine an die Strippe zu kriegen, sind ziemlich aussichtslos und prallen am Sekretariat ab. Keine Ahnung, wie sich das verhält, wenn der Vermieter einem wirklich gerade die Plünnen aus dem Fenster geschmissen und das Wohnungstürschloß ausgewechselt hat; vermutlich würde man dann doch eine Ausnahme machen. Wer also Wert darauf legt, seinen Rechtsberater ständig anrufen und vielleicht auch volljammern zu können, fühlt sich vielleicht nicht so gut aufgehoben. Auch die Schriftsätze sind eher minimalistisch, ohne den typischen anwaltlichen Theaterdonner und beschränken sich auf das Wesentliche-zumindest die meiner Ansprechpartnerin. Aber was soll’s, wenn’s hilft? Immerhin gibt es den ganzen Spaß für kleines Geld!
Wichtig ist, was hinten rauskommt. Und da kann ich mich wirklich nicht beklagen.
Zum Glück ist jetzt der Ärger ausgestanden.. Demnächst erzähle ich Euch dann lieber was über die Gastro im neuen Kiez:-)
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Update-siehe unten:-)2.
Kurz: Der Platzhirsch unter den Immobilienanbietern bietet mit Abstand das größte Angebot, eine sehr übersichtliche Suchmaschine und reichlich Tipps rund ums Dach über’m Kopf!
Langversion (diesmal in der Kategorie“Trauerspiel“)
„Kündigung wegen Eigenbedarf“-hat ja wohl jeder schon mal gehört. Der Begriff geistert immer mal wieder durch die Ihr-gutes-Recht-Rubriken der Illustrierten .Aber normalerweise rechnet man ja nicht damit, daß es einen selbst trifft.
Auch ich war wild entschlossen, unsere schöne Wohnung (groß, günstig, seinerzeit als Schrotte übernommen und liebevoll in Eigenarbeit hergerichtet) erst mit den Füßen nach vorne zu verlassen. Keiner der bisherigen Eigentümer hat sich jemals für unser Dach interessiert, geschweige denn seine Griffel danach ausgestreckt.
Aber dann wurde das Haus verkauft und das Unheil zog herauf. Der von Anfang an schon extrem unfreundliche neue Eigentümer wohnt selbst zur Miete-und nach diversen Schikaneaktionen dämmerte mir ziemlich schnell, daß man mit einer großen Wohnung und günstigem Altmietvertrag das Prädikat „unangenehmer Mieter“aufgedrückt bekommt-ja, fast schon wie ein Mietnomade angesehen wird. Zumal wenn man am längsten von fast allen Mietern im Haus wohnt und die größte Bude zum günstigsten Tarif hat. Das Wort Eigenbedarfskündigung fiel erstmals. Eigentlich war ich gewarnt.
Trotzdem schlug der Brief vom Rechtsanwalt ein wie ein Hammer. Ein gräßlicher Moment. Man liest ihn, inhaliert die trocken vorgebrachten und leider nicht angreifbaren Argumente, schluckt ein paar Mal und guckt sich in der Wohnung um, die so viele Jahre so vertraut war. Das gute Gefühl-weg. Der Anblick des schönen alten Gebälks, das wir in unzählbaren Stunden mühsam handgepinselt hatten und mir immer noch viel Freude bereitet hat, trieb mir die Tränen in die Augen angesichts der Erkenntnis, daß so was wohl nicht noch mal zu finden sein würde. Mit einem Schlag lebt man nicht mehr-man wohnt nur noch. Plötzlich ist alles Mist. Aber nicht zu ändern.
Ich hasse es, einer besch***nen Situation ausgeliefert zu sein. 9 Monate Kündigungsfrist sind natürlich besser als 3, trotzdem kam sofort eine diffuse Panik auf. Wenn es schon sein muß, will ich die Lage auch möglichst schnell in den Griff kriegen. Keine 5 Minuten nach dem Studium des fatalen Schreibens klickte ich mich schon verbissen durch die diversen Suchmaschinen.
Stunden später war ich zu der Erkenntnis gelangt, daß sich die meisten Angebote auf allen verfügbaren Portalen so ziemlich wiederholen und der Immoscout einfach die größte potentielle Ausbeute verspricht. Stand heute: 1539 freie Wohnungen! Das Sichten der Ausbeute war allerdings ernüchternd. Dafür kann das Portal natürlich nichts.
Du suchst eine Wohnung in Düsseldorf? Glückwunsch! Sowohl zum Mieten als auch zum Kaufen bieten die Objektfotos im Scout allerlei für’s Auge. Da bleiben keine Wünsche offen. Rheinblick? Penthouse? Künstleratelier? Stuckdecken, Barockparkett und Flügeltüren oder das von mir favorisierte Altbaudachgeschoß mit Balken, sogar als Maisonette? Kannste haben! Es gibt alles!
Zumindest, wenn man bereit und in der Lage ist, so ab 1.800 kalt zu latzen oder auch Kaufpreise ab 350.000 hinzublättern. Und wir reden hier nicht über Häuser oder Luxuswohnflächen jenseits der 100 qm!
Nachdem ich-unbedarft nach 15 Jahren ohne Wohnungssuche-staunend die tollsten und unerschwinglichsten Objekte beäugt hatte, wurde es Zeit, Ernst zu machen und die Filterfunktionen nach den tatsächlichen Gegebenheiten auszurichten. Mit jeder Einschränkung rasselte die Anzahl der in Frage kommenden Buden nach unten, ebenso wie meine Zuversicht.
Willkommen in der Realität. Schlagartig wurde mir klar, wie spottbillig ich bisher gewohnt hab. Zu dem Preis gibt es nicht mal die Hälfte der Wohnfläche. Von Engelsstuck und offenen Kaminen ganz zu schweigen.
Was ich bekommen kann: Schuhschachteln im Ghettohochhaus. Völlig verranzte quadratisch-praktisch-gute stillose Wohnklos. Was preislich und räumlich einigermaßen akzeptabel ist, befindet sich irgendwo auf dem Acker. Mein geliebtes Viertel, mittlerweile supergentrifiziert wie der Prenzlauer Berg-unbezahlbar.
Nach dem ersten Suchmarathon war erst mal Wachliegen bis zum Morgengrauen angesagt. Ich sah mich auf der Bettkante in einem tristen Hochhauszimmerchen hocken und durch ungeputzte Fenster auf einen vermüllten Hinterhof und die Skyline der Stadt starren, während mein Exvermieter sich in meiner gemütlichen Exwohnung ausbreitet. Meine schönen antiken Schränke versetzt, 90 % meiner Schuhe und Handtaschen bei Ebay verkloppt wegen Platzmangel, stundenlange Anfahrt zum Arbeitsplatz..
Aber Kopfkissenvollheulen nützt auch nix. Krone geraderücken, ein Mars entrinden-und es geht weiter.
Nun ist seit Ausbruch der Katastrophe meine karge Freizeit mit dem Studium des Scout verplant (für heute kann ich ihn allerdings nicht mehr sehen, deshalb jammere ich mir bei Euch mal das Elend von der Seele; bitte habt Nachsicht. Danke.)
Und langsam kehrt Routine ein. Nachdem ich auch feststellen mußte, daß das früher obligatorische Studium der „Rheinischen Post“ und der Wochenblättchen überhaupt nix bringt, hab ich diese Oldschoolmethode fallen gelassen. Seinerzeit gab es da in der Samstagsausgabe einen gigantischen Immobilienteil, inzwischen lohnt sich die Ausgabe für drei wenig aussagekräftige Anzeigen nicht mehr und politische und sonstige Horrornachrichten kann ich im Moment gebrauchen wie Krätzmilben. Es ist nun mal die Zeit des Internet.
Mit etwas Übung gelingt es mit dem Scout, sich nur noch die wirklich relevanten Angebote in kürzester Zeit reinzuziehen. Meine bisherigen Erkenntnisse (vielleicht ist da draußen ja noch jemand, der in einer ähnlichen Situation ist und für den sie hilfreich sein können):
Preisbegrenzung und Quadratmeterminimum nicht zu eng sehen. Wer z.B. min. 80 qm und max. 900 Euro Miete in den Sucher eingibt, verpaßt vielleicht seine Traumwohnung mit 79,5 qm für 905 Euro.
Nicht vom „Startseitenfoto“ des Objekts gleich abschrecken lassen. Drei Bilder weiter sieht es oft schon ganz anders aus und nach dem schröcklichen 70er-Jahre-blau gefliesten Schreckensbad erscheint ein tolles Wohnzimmer mit Flügeltüren.
Den Beschreibungstext genau lesen! Oft verbergen sich darin die Ausschlußkriterien oder auch Einzelheiten, die das Ganze in völlig anderem Licht erscheinen lassen. Es ist schon vorgekommen, daß der gar nicht erst abgelichtete zur Wohnung gehörende Spitzboden mit Stützbalken dem Anbieter nur eine Randbemerkung wert (Abstellraum!), für mich aber das Traumschlafzimmer schlechthin ist.
Die Wunschwohngebiete nicht zu eng fassen. Hier gilt das Gleiche wie für Größe und Preis. Im Übergang zwischen den einzelnen Stadtgebieten kann man ja meist auch noch gut leben-der wird aber oft einem nicht so genehmen Viertel zugeordnet und fällt dann aus der Suche vielleicht raus.
Die Funktion“Kontakt zum Anbieter aufnehmen“ kann man meist vergessen. Ist zwar komfortabel, bringt aber nach meiner Erfahrung nix. Eine einzige Antwort hab ich darauf bekommen-die Wohnung war natürlich schon weg. Denn der Vermieter von heute-zumal wenn er bezahlbaren Wohnraum anbietet-lehnt sich zurück und rührt selbst keinen Finger. Gilt insbesondere für Makler. Wenn eine Telefonnummer angegeben ist-anrufen. Sofort.
Private Vermieter geben meist sehr präzise an, welche Form der Kontaktaufnahme erwünscht ist. Und da saß ich schon wieder staunend ob des Wandels der Zeiten. Anruf-hingehen-Wohnung angucken-Mietvertrag unterschreiben (wie ich das von früher kenne) ist passé. Grob gesagt ist heute zumeist eine Bewerbungsmappe gefragt wie für einen Job, nebst Hoserunterlassen in Sachen Schufa, Verdienst, Gewohnheiten, Lebenslauf, Unbedenklichkeitsbescheinigung des Exvermieters etc. Davon natürlich diverses knallhart unrechtmäßig-aber der Markt diktiert die Bedingungen. Der Scout bietet-auch sehr komfortabel-Schufaauskunfteinholung und die Blankzugsdokumente namens Selbstauskunft zum praktischen Download.
Vorsicht bei telefonischer Kontaktaufnahme. Nicht zu viel preisgeben; vor allem nicht Dinge, die der Vermieter nun wirklich nicht wissen muß. Bei meinem ersten Telefonat mit einem Makler ist mir prompt auf die Frage nach möglichem Einzugstermin das Ding mit der Eigenbedarfskündigung rausgerutscht. Kennt Ihr das? Man hört sich selber reden und könnte sich gleichzeitig ohrfeigen. Nachdem es raus war, hat es jedenfalls am anderen Ende der Leitung zwar nicht hörbar, aber spürbar geknackt.
„Eigenbedarfskündigung-aha. Ein unbequemer Mieter also. Strich durch.“ Gesagt wurde das natürlich nicht, also bekam ich keine Gelegenheit zur genaueren Erklärung. Gespräch schnell beendet („Ich kriege erst nächste Woche den Schlüssel, ich melde mich dann bei Ihnen“. Don’t call us, we call you. Abgehakt. Schade, die Wohnung war wirklich schön.
Vorsicht bei zu schönen Angeboten! Auch wenn es auf den ersten Blick seriös aussieht und einen die Fotos vom Hocker hauen: Es gibt in Düsseldorf (und wohl auch nirgends sonst) keine 140-qm-Penthousewohnung, vollmöbliert mit Jacobsen-Chair und ähnlichem für 450 Euro warm. Was diese Fakeanbieter eigentlich bezwecken, hab ich bisher noch nicht rausbekommen.
Keine voreiligen Freudensprünge beim Entdecken einer Wunschwohnung. Oft verpennen die Inserenten nach Vergabe der Wohnung, das Angebot raus zu nehmen. Am Besten sortiert man nach Sichtung des Gesamtangebots nach den aktuellen Anzeigen. Die aber auch alle checken! Denn sie sind unsortiert. Da könnten die Scoutbetreiber nachbessern und das Veröffentlichungsdatum angeben. Steht an erster Stelle immer noch das Wohnklo, von dem man schon zigmal mit Grausen den Blick abgewendet hat, kann zwei Positionen weiter eine brandneu reingesetzte Hütte stehen. Vielleicht sogar die Richtige. Die ich bisher auch noch nicht gefunden hab. Es bleibt schwierig.
War ich eigentlich der Meinung, mit meinem hochangesehenen Beruf einen Großteil der Konkurrenz lässig auf die hinteren Plätze verweisen zu können, werde ich gerade eines Besseren belehrt. Immer verdient jemand noch mehr, hat noch einen tolleren Job.
Aber irgendwo wird wohl irgendwann was zu finden sein. Schließlich wohnen ja auch Leute, die weniger verdienen als ich, in Wohnungen und liegen nicht alle unter unseren schönen Rheinbrücken. Ich bin ja auch noch ziemlich am Anfang der Suche.
Liebe Düsseldorfer Kollegen! Weiß einer von Euch ne günstige Wohnung? Altbaudachgeschoß mit Balken zum guten Preis? Ich nehm auch den Engelsstuck und den offenen Kamin;-) Nicht? Dann werf ich noch einen letzten Blick für heute in den Immoscout. Seufz..
Nachdem die nervige Wohnungssuche und der noch nervigere Umzug inzwischen Geschichte sind, hier meine letzte Erkenntnis:
War die Suche endlich erfolgreich und ist der Mietvertrag in Sack und Tüten:
Die Immoscout-App SOFORT vom Smartphone löschen und bis zu (hoffentlich freiwilligen) erneuten Umzugsplänen NIE wieder reingucken! Nicht zum Spaß, nicht aus Gewohnheit und überhaupt nie nicht!
Sonst kann nämlich getreu den Gesetzen von Murphy das passieren, was mir (natürlich) passiert ist: Die Superbude zum Superpreis, viel weniger renovierungsbedürftig und überhaupt das schönste in Frage kommende Objekt, welches man je im Scout schauen durfte; hochgeladen vermutlich just in der Sekunde, in der man den Mietvertrag unterschrieben hat..
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Ich hasse letzte Urlaubsabende.3.
Vor allem vor dem Abflug von Orten, an denen ich mich so wohl fühle wie ein Vampir in der Blutbank. Berlin gehört dazu. Und die Aussicht, schon in wenigen Stunden wieder zurück auf den Designerfriedhof aka Düsseldorf zu müssen, verdirbt mir regelmäßig die Laune. Man ist noch nicht weg, aber irgendwie auch nicht mehr richtig da. Ein ätzender Zustand. Besäufnis ist nicht, wegen Checkout im Morgengrauen. Museum bringt’s irgendwie auch nicht mehr. Wie also die letzten Stunden in Berlin sinnvoll, ergo guter Dinge, verbringen?
Vielleicht geht im Wedding was. Der letzte Abend verschlägt mich da rituell hin; das ist mittlerweile in Stein gemeißelt. Noch mal ne leckere Baudenwurst schnabulieren und zwei Thermosflaschen randvoll mit Ketchup füllen lassen, für die currywurstlosen schlechten Zeiten zuhause. Reicht dann knapp bis zu den nächsten guten Zeiten. Moment. Gute Zeiten-schlechte Zeiten? Da war doch noch was auf dem Zettel! Richtig: Das Prime Time Theater mit dem Dauerbrenner „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“, schon vor Ewigkeiten von einem Einheimischen empfohlen. Warum nicht ein bißchen Kultur? Dann kann ich wenigstens im Büro auf die nervige Frage „Was haste denn schönes in Berlin gemacht?“ wenigstens mal ein bißchen auf die Sahne hauen und muß mich nicht „Och, alles mögliche; gut gegessen und so..“-murmelnd an meinen Schreibtisch verkrümeln.
Karten haben wir natürlich nicht. Und gehen - in typischer Düsseldorfer Denke- davon aus, daß Montags abends im Wedding, da wo keine Touris sind, Totentanz herrscht und die Karten wie sauer Bier an der Abendkasse verhökert werden. Ich hätte es besser wissen müssen, war schließlich schon oft genug in Berlin.
Menschentrauben drücken sich vor der unscheinbaren Location herum, 20 Minuten vor Einlaß um 19 Uhr. Uns beschleichen leise Zweifel. Wenn die alle reserviert haben, können wir’s wohl knicken.
Sie haben fast alle reserviert. Ohne große Hoffnung stellen wir uns an und bringen schließlich unseren Last-Minute-Kartenwunsch bei dem skurrilen Typen mit Atze-Schröder-Perücke an, der den Einlaß managt und erst mal mit schlechten Nachrichten kommt: „GWSW“ fällt wegen plötzlicher Erkrankung einer Darstellerin aus. Gezeigt wird statt dessen „CSI:Wedding“. Nehmen wir auch; klingt vielversprechend. An gesundem Selbstvertrauen mangelt es den Weddingern wirklich nicht. CSI..
Die folgende wörtliche Rede mögen sich Berliner bitte in die entsprechende Mundart übersetzen; ich will mich da selber lieber nicht dran versuchen,Leo bietet noch kein Berlinerisch an und vor Dialektguru Sir Thomas will ich mich auch nicht bis auf die Knochen blamieren:
„ Ihr habt nicht reserviert? Wahrscheinlich sind wir voll. Aber das heißt erst mal noch gar nix. Ich geb euch jetzt dieses Kärtchen mit 'ner Nummer. Geht rein und trinkt euch 'n Bier. Um 10 vor 8 weiß ich mehr. Zur Not setz ich euch für den halben Preis auf die Treppe, irgendwie bring ich euch schon unter.“
Wir starren uns ungläubig-begeistert an. Irgendwie unterbringen. Treppe. Halber Preis. Niemals könnte so was in Düsseldorf geschehen. Da hätte angesichts unserer Nicht-Reservierung ein Livrierter geräuschvoll arroganten Rotz hochgezogen und sich kopfschüttelnd-wortlos dem nächsten Schnösel zugewendet.
Also abwarten und Bier trinken. Das „Foyer“ ist alles andere als elegant und völlig überfüllt, die „Bar“ bietet immerhin (obligatorisch für gepflegte Kulturfreunde) Sekt , Cocktails und-hurra, Eschenbräu! Aus meiner Sicht eines der besten Biere überhaupt. Der Abend scheint fast gerettet. Dazu noch eine hausgemachte köstliche Boulette. Für den Preis von Bier und Boulette gäb’s bei uns gerade mal ein stilles Wasser.
Allein aus kulinarischen Gründen hat sich der Ausflug also schon mal gelohnt.
10 vor 8, unser „Atze“ immer noch wild rumrudernd an der Tür. Wir fragen höflich nach.
Köstlicher Dialog folgt:
„Ich hab Platz für euch! Schnell rein! Quetscht euch irgendwo dazwischen, da wo nix liegt, könnt ihr euch hinsetzen!“
„Super. Wat kost dat jetz?“
„Seid ihr Studenten?“
„Sehen wir so aus?“
„Nicht wirklich. Aber von hier seid ihr nicht. Das hör ich. Von wo kommt ihr?“
„Düsseldorf.“
„Reiche Gegend! Dann macht das doch 30.“
„Mist. Jetzt hab ich’s vergeigt.“
„Und weil du so ehrlich warst, macht das nur 28.“
Über den Typen hätten wir uns schon beömmeln können. Wie sich hinterher herausstellt, handelt es sich tatsächlich um ein Mitglied der Schauspielertruppe. Und der macht den Einlaß? Das wäre in Düsseldorf..
Im winzigen sog. Theatersaal herrscht Zeltlagerfeeling. Wer noch draußen beim Getränkefassen ist, hat wie ein teutonischer Malleurlauber am Pool seinen Claim mit Jacke, Tasche, zerfleddertem Tempo, handgekritzeltem Zettel oder anderen Standarten abgesteckt. Nicht leicht, noch ein freies Plätzchen zu finden, aber es gelingt. Selbstverständlich kann man sein Eschenbräu mit rein nehmen. Das wäre in Düsseldorf…Lassen wir das.
Pünktlich um 20:15 Uhr: Vorhang auf, „Atze“ rauscht auf die Bühne und trommelt die letzten Foyerlungerer in den Saal. Die natürlich (das scheint so Sitte zu sein) mit frenetischem Beifall gegrüßt werden und sich mehr oder weniger verlegen zu ihren Plätzen durchwühlen. Nun wird erst mal abgecheckt, wer aus welchen Berliner Vierteln angereist ist und ordentlich über Spandauer, Schöneberger und Prenzlberger abgelästert. Die Opfer tragen’s mit Fassung; wir amüsieren uns königlich.
Nun beginnt „CSI:Wedding“. Das Bühnenbild, sofern es aus richtigen Kulissen besteht, ist außerordentlich frugal und wird zwischen den Szenen von den Schauspielern höchstpersönlich raus- und reingetragen. Alle weiteren Hintergründe werden per Projektor an die Wand geschmissen. Man hat an allem gespart, vieles ist improvisiert-aber das macht es gerade so sympathisch!
Zum Stück selbst will ich natürlich nicht zu viel erzählen; vielleicht möchte der eine oder andere es sich ja noch anschauen. Wie der Titel bereits suggeriert, handelt es sich um im Wedding verbrochenes Verbrechen und das Ermittlungsteam, dem die Lösung des Falls anvertraut ist.
Ich muß nicht erwähnen, daß dieses Team aus völlig skurrilen Gestalten besteht, die – klar- erst mal überhaupt nix auf die Kette kriegen und der Aufklärung eher zufällig und völlig chaotisch entgegenstolpern. Das rutscht zwar manchmal für meinen Geschmack ein bißchen arg in Klamauk ab, ist aber trotzdem zum Brüllen. Die Möchtegern-Chefin, der temporär vom Geist Honneckers besessene Klischeeossi-Kollege, der fiese Staatsanwalt, die prollige Gothictussen-Polizeianwärterin, die eklig-arrogante Gerichtsmedizinerin und als Krönung für Rheinländer die astrein kölsch sabbelnde Richterin-da mag so einiges in Nuancen von einschlägigen Tatort-Originalen abgekupfert sein, aber das stört nicht im Geringsten.
Spätestens bei dem via Leinwand abgespielten „Heute-Journal“-Fake (Vorspann: „New York-Tokyo-Sydney-Wedding..“)laufen mir die schwarzen Wimperntuschestreifen nur so übers Gesicht.
Die Pause ist großzügig bemessen, damit man auch in Ruhe rauchen/essen/aufs Klo gehen kann. Wieder staunen wir über die Preise. Reich wird das Theater damit nicht.
Als wir um kurz vor elf dann zu einem Abschiedswhisky ins Offside aufbrechen, sind wir uns jedenfalls einig: Besser hätte man diesen verflixten letzten Abend nicht verbringen können. Miese Wellen konnten da gar nicht erst aufkommen. Die haben wir uns dann, wie sich das gehört, für den Abreisetag aufgehoben.
Und für die Zukunft ist nun auch neben Baude und Offside als letzte Amtshandlung ein Besuch im Prime Time fest im Programm. Nur die Karten würden wir uns beim nächsten Mal rechtzeitig besorgen-und das würde ich Euch auch ans Herz legen!
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Wenn man schon das Glück hat, im hip-gentrifizierten Stadtteil Flingern zu residieren und das Wetter zum Draußensitzen einlädt, muß man sich auch mal einen Nachmittag „auf der Szene“ gönnen.4.
Fauxpas! Damit meine ich natürlich nicht, daß ich mich am Bahnhof zwischen den Junkies rumdrücke-die 70er sind vorbei. Aber was sagt man heutzutage? Ich weiß es nicht, obwohl das Wort „Szene“ ja gerade hier in aller Munde ist. Vielleicht „Abchillen in einer angesagten Location?“ Ja, das klingt nach Düsseldorf; nehm ich.
Am „Hüftgold“ war ein Parkplatz frei und es gelüstete mich nach einem Kaffee. Draußen sitzen konnte man auch. Also:Check.
Man sitzt natürlich nicht wirklich schön, auf Bierzeltgarnituren an der Straße-aber wo kann man das in der Stadt schon?
Der Blick in die Karte offenbart sofort, welche Art von „Szene“ hier angesprochen werden soll. Da ist viel von „Bio“ die Rede, von glutenfrei und vegetarisch. Entsprechend gibt es auch einige ausgefallenere Dinge, wie OMI-Tee (Orange-Minze-Ingwer) oder Mate-Getränke. Als Nicht-Öko drängen sich mir sofort ketzerische Gedanken auf beim Anblick der Beschreibung des Matedrinks („Für Veganer geeignet „etc.). Was soll an einem Getränk (außer es handelt sich um eine Bouillon) nicht vegan sein? Oder bedeutet das in diesem Zusammenhang, daß die Flasche garantiert nie neben einem Schnitzel gestanden hat;-)
Es gibt aber auch ein tschechisches Bier, von dem ich noch nie gehört habe, einige Saftvarianten, die mich auch durchaus reizen und eine appetitliche Auswahl an Sandwiches und dergleichen, von biomäßig –unbedenklich bis carnivorentauglich.
Die offensichtlich einzige Bedienung war mit dem proppenvollen Außenbereich etwas überfordert, erschien aber doch, als ich mich gerade wegen Sonnenbrandgefahr und Mörderdurst wieder vom Acker machen wollte. Ich orderte meinen Kaffee und eine ökomäßig angemessene Holunderblütenschorle. Öko oder nicht-alleine schon für dieses köstliche Gesöff, das zu meinem Leidwesen fast nirgends erhältlich ist, komme ich gerne wieder ins Hüftgold!
Zum starken und damit perfekten Kaffee wurde ein selbstgebackener Brownie-Würfel gereicht. Schöne Idee und mal was anderes-die Standard-Hollandcookies in Plastikhülle hauen doch niemanden mehr vom Hocker. Sehr geschickte Strategie im Übrigen, um dem Gast dezent mit der Brechstange beizubiegen, daß der Kuchen hier vermutlich ungemein lecker ist-der Brownie ließ jedenfalls einiges erhoffen. Beim nächsten Mal..
Ich zelebrierte meine Schorle und beäugte den Rest der „Szene“. Wie üblich in Düsseldorf, ist man „unter sich“. Hier wie vermutet die Abteilung „Alternativ, aber mit Apfel“. Die stylischen Gerät lagen wirklich auf jedem Tisch in meinem Umfeld. Die Inhaber derselben glänzten aber eher mit Dreadlocks, einer Art giftgrünen oder pinkfarbenen Schlafanzughosen, Birkenstocks und ähnlichen Klischeeaccessoires. Und nur ein paar Häuser weiter vor einer Eckkneipe hockte die „Hoch-die-Tassen-komm-wir-rauchen-noch-eine“-Fraktion, auch diese eine „geschlossene Gesellschaft“. Der Begriff „gemischtes Publikum“ ist bestimmt keine Düsseldorfer Erfindung. Sei’s drum- wir sind ja hier nicht in Berlin und dies ist nicht das Café Kotti;-)
Aber für hiesige Verhältnisse (vor allem im angesagten Flingern) ist das Hüftgold wirklich eine schöne Alternative nicht nur für Alternative. Das Sympathische an dieser „Szene“ ist ja, daß man selbst als offensichtlich nicht Zugehöriger selten angestarrt wird, was in den Basislagern der hugosüffelnden Consultant-Clique oft eher ungemütlich ist. Preise nicht überzogen. Die Bedienung ist nicht die Schnellste, macht das aber mit locker-flockiger Freundlichkeit wieder wett.
Wenn der Kuchen so gut ist, wie immer behauptet wird, und der Laden nicht auf die Idee kommt, die Holunderschorle von der Karte zu nehmen, gibt’s gerne den 5. Stern-wenn ich mich von Ersterem überzeugt habe!
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SLL! (SuperLeckerLibanese)5.
Nicht gut?
Dann doch wieder Langversion;-)
Arbeiten in der Altstadt ist toll-das hör ich ständig, vor allem von Leuten, die selbst in Pampa-Firmen tätig sind. Auf Nachfrage, was daran denn so toll ist, kommen dann die großen Theorien aus der Klischeekiste.
„Jeden Abend nach der Schicht kannst du einen saufen gehen! Ich an deiner Stelle…“
„Diese Restaurantauswahl! Und überall kann man so schön draußen sitzen! Ich an deiner Stelle…“
Müßig der Versuch, die Leute dann aufzuklären, daß sie „an meiner Stelle“ vermutlich eben nicht jeden Abend nach der Schicht einen saufen gehen würden-zumindest nicht, wenn sie diesen Arbeitsplatz an privilegierter Stelle behalten wollen. Und daß weder ein normales Gehalt noch eine halbstündige Mittagspause zum täglichen teuren Tafeln an spanischen und italienischen Mittagstischen taugt-selbst wenn das Wetter mal gut ist und man „so schön draußen sitzen“ könnte.
Der Fastfoodsektor (zwischen den einschlägigen Ketten, entsetzlichen Bratwurstbuden und klätschigem Asiafood) ist schlicht trostlos; jeden Tag ein Fischbrötchen ist auch nix. Also bleib ich im Büro und löffele meinen Joghurt?
Nein! Denn inmitten der Gastro-Abzockermeile der Berger Straße gibt es die kleine Oase für Freunde der mittelöstlichen Küche, in meiner Firma liebevoll „unser Libanon“ genannt. Im Laufe der Jahre haben wir schon so viel Knete da gelassen, daß wir den Laden vermutlich auch hätten kaufen können.
Warum bewerte ich den eigentlich erst jetzt? Wahrscheinlich, weil er so selbstverständlich zu meinem Arbeitsleben gehört wie z. B. die Rechenmaschine. Man denkt nie groß darüber nach, aber wenn er irgendwann schließen würde-der blanke Horror; das darf nie geschehen. Ich würde mich vor dem Schuppen anketten.
Man findet ihn zwischen der „Libanon Patisserie“ mit Süßkram und dem „Libanon Restaurant“ (mit dem ich aber eher schlechte Erfahrungen gemacht hab). Der Laden ist winzig, im Pommesbuden-Look, bis auf die landestypischen Zedernfliesen – Theke, ein paar Hocker und ein „Ablagebrett“ (im Sommer kann man aber auch hier sehr schön draußen sitzen).Ansonsten schmückt nur ein orientalisches Gemälde das Gourmetstübchen: Wohlbeleibte Teppichhändler in arabischen Gewändern halten ihre Waren feil. Kann man auch als Warnung verstehen: Wer sich nicht ausschließlich an Falafel und Tabouleh hält, könnte sich mit der Zeit der Leibesfülle jener Teppichhändler gefährlich annähern.
Falafel und Tabouleh sind hier sehr lecker und werden (neben diversem anderem Grünkram) dem Vegetarier sicher munden , aber noch empfehlenswerter finde ich die köstlichen Fleischkompositionen, die es in der Form in Düsseldorf eher selten gibt.
Immer ein Hit sind die gerollten Fladenbrote , wahlweise mit Grillspießen von Lamm/Huhn oder mit Chawarma (Huhn oder Rindfleisch)! Das Hähnchenchawarma hab ich zu meinen Vogelesserzeiten mal probiert, war mir aber immer zu fettig-Geschmackssache. Immerhin ist die Kombi Fleisch/Salat/Knoblauchpaste/Pommes was Feines.
Mein Favorit ist das Rindfleischchawarma, mit Sesamsauce statt Knofibrei (kommt in der Arbeit auch besser). Der Spieß ist – juchhu- hausgemacht, also hackfleischfrei, einfach großartig gewürzt und absolut authentisch. Ich denke, ich kann das beurteilen, nachdem ich mich in Dubai durch sämtliche Chawarmaspieße der zahlreichen Libanon-Buden gefuttert hab. Erinnert sogar ein bißchen an meinen geliebten Berliner Imren-Döner, wenngleich die Türken noch ein wenig anders würzen als die Libanesen. Ich gestehe: Bin süchtig.
Wer sich mit einem Sandwich nicht zufrieden geben mag, bekommt auch Auberginenaufläufe, eine Art Hähnchenlebereintopf mit Reis(hab ich nicht probiert, soll aber auch sehr gut sein) , Rindfleischbällchen in Gemüsesauce) oder komplette Teller. Die gesunde Abteilung (z. B. Löwenzahnsalat-genial!) läßt sich ebenfalls sehen und ist immer topfrisch. Nicht verpassen sollte man auch die Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen-von Schafskäse und Spinat bis Rinderhack oder „Kibbeh“, serviert mit der umwerfenden Frischkäsecreme „Labneh“-ein Gedicht.
Wirklich günstig ist der Spaß natürlich nicht. Ein Chawarmasandwich schlägt immerhin mit 3,50 (Falafel) bis 4,80 (Lammfiletspieß) Euronen zu Buche. Die Lage, die Lage..! Aber billig ist hier mitten in dirty old town ohnehin nix-und wenn’s schließlich schmeckt..
Der ständige Wechsel der Nahrungsmittelanbieter im Umkreis muß den Libanon Express auch nicht schrecken. Qualität setzt sich durch. Als gegenüber mit großem Brimborium ein Schnitzel-Huber eröffnete, meinten die Jungs aus dem Express nur trocken: „Wer so ein Zeug ißt, kommt sowieso nicht zu uns“. Recht haben sie. Zum Glück. Der Schnitzelbrater ist schon lange Geschichte; die libanesischen Spieße drehen sich immer noch. Und werden sich hoffentlich ewig drehen. Sonst muß ich doch nach Berlin auswandern.
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Wozu eine Bank bewerten, mit der man es lediglich in Sachen Kreditkartenabwicklung zu tun hat? So lange die Abrechnung stimmt und man nicht obskure Beträge abgebucht bekommt, macht man sich doch eigentlich keinen Kopf, wer genau damit eigentlich beschäftigt ist.6.
Allenfalls im Sperrungsfall hat man es mal mit einer Telefonstimme zu tun, aber ansonsten war der ganze Kreditkartenkrempel (zumindest für mich) wie Strom aus der Steckdose. Technisch gesehen in die Kategorie „Wunder“ fallend und ansonsten eben da. Pock.
Ist aber so nicht richtig. Da arbeiten Menschen. Menschen, die beim Arbeiten denken. Wo gibt es so was noch?
Und nach meiner Erfahrung passen diese Menschen sogar auf das Geld der Kunden auf. Unglaublich, aber wahr.
Anekdoten zum Wundern:
Tatort 1: Dubai. Meine Mitreisende und ich begeben uns zu einem gepflegten Shopping in den Gold-Souk. Wir suchen „den Ring“ und finden ihn auch; nach alter Tradition wie in unserer Schulzeit kaufen wir beide das gleiche Modell. Ich zücke meine Kreditkarte. Meine Freundin tut ein gleiches, aber der Apparat ist unwillig und will eine PIN. Hat sie wohl-nicht so arglos wie ich-bei Abschluß des Vertrages aus Sicherheitsgründen so eingestielt. Besser ist das, aber das Problem der PIN ist, daß sie die natürlich nicht im Kopf und fein säuberlich auf einem Zettel notiert hat. Der Zettel liegt im Paß. Und der liegt im Hotelsafe.
Macht ja nix. „Dann zahl ich den Ring jetzt und du überweist mir das Geld, wenn wir zuhause sind.“
Tage später laufe ich im Heimathafen ein und höre den AB ab. Erste neue Nachricht: Die Bank.
„Es gibt da ein Problem mit ihrer Kreditkarte. Bitte melden sie sich dringend.“
Ich wälze mich schlaflos rum und spiele diverse Horrorszenarien im Kopfkino ab. Siedendheiß fällt mir ein, wie oft ich die Karte in diversen Restaurants diversen Leuten im Ledermäppchen überlassen hab, die dann damit verschwanden. Siedendheiß fällt mir ein, daß ich überhaupt nicht daran gedacht hatte, daß findige Betrüger problemlos Kopien von Kreditkarten in Hinterzimmern fabrizieren können-wird ja schließlich immer vor gewarnt. Und hatte nicht der eine Kellner so komisch gegrinst, als er mir die Karte zurückgab? Ich sehe mich mal wieder –aller Barschaft beraubt-zum Gericht kriechen und Insolvenz anmelden. Den Ringkauf habe ich vergessen.
Am nächsten Tag hechte ich im Morgengrauen zum Telefon, um die Nachricht über meinen Bankrott zur Kenntnis zu nehmen.
„Ja, da gibt es in der Tat ein kleines Problem. Ich habe zwei Transaktionen sicherheitshalber gesperrt. Waren sie am Tage XY in Dubai beim Juwelier „Brilliglück“?“
Transaktionen gesperrt klingt gut und nicht nach abgeräumten Konten. Ich schnaufe durch und da fällt es mir auch wieder ein. Ich erläutere den Sachverhalt.
„Zwei betragsidentische Zahlungen innerhalb kurzer Zeit, da müssen wir schon nachfragen. Wir wollen sie ja schließlich vor Betrug schützen, so gut es geht. Aber wenn’s okay ist, gebe ich natürlich die Zahlungen sofort frei.“
Das ist Service, der mich begeistert! Fragt sich nur, wessen Nachtschlaf schlechter war-meiner oder der des Verkäufers bei „Brilliglück“, der sein Geld erst mal nicht bekommen hat und nun vielleicht befürchten mußte, einem betrügerischen Frauenduo aufgesessen zu sein?!
Nun könnte man natürlich sagen:“Typisch bb-dd. Die blickt echt nix mit Technik und so. Bei so auffälligen Buchungen rafft das der Computer. Der schaltet dann sofort ein Martinshorn an und zwingt jemanden aus der verschnarchten Belegschaft, beim Kunden anzurufen. Mit Denken beim Arbeiten hat das nix zu tun!“
Kann sein. Aber bei Anekdote 2?
Tatort: Düsseldorf. Bei einer Freundin (gleiche Karte, gleiche Bank) klingelt das Telefon.
„Es gibt da ein Problem mit ihrer Kreditkarte. Waren sie an den Tagen XY in New York?“
Sie war seit Jahren nicht in New York. Im besagten Zeitraum befand sie sich einer Reha-Klinik, also so ziemlich das Kontrastprogramm. Der nächste Infarkt schien vorprogrammiert.
„Ja, wir haben da diverse Buchungen, alles Transaktionen in den USA. Vorsichtshalber haben wir ihre Karte mal gesperrt. Das kam uns ein bißchen komisch vor.“
Glücklicherweise konnte meine Freundin ja nachweisen, daß sie mit diesen Zahlungen nichts zu tun hatte. Aber was genau war nun so komisch an Zahlungen in den USA, daß es der Bank auffiel? Die Karte war länger nicht benutzt worden. Computergesteuertes „Weckhorn“, weil innerhalb von 2 Stunden sowohl im Big Apple als auch in Bad Gesundbügel eingekauft wurde, schied also aus.
Der Bankmensch erklärte, daß er stutzig geworden war, weil die meisten Zahlungen an Tankstellen vorgenommen worden waren. Und wenn ein Tourist im Ausland an Tankstellen bezahlt, hat er ein Auto. Und das hat er in der Regel nicht im Fluggepäck mitgeführt, sondern bei Ankunft angemietet-und auch mit Kreditkarte bezahlt. Eine Mietwagenfirma erschien aber nirgends..
Es scheinen also tatsächlich Menschen mit Sinn und Verstand bei der Arbeit zu sein. Einer Technikkiste traue ich so ein geistiges Hochreck nun wirklich nicht zu. Ich als Computer würde davon ausgehen, daß der Karteninhaber eben Tankstellenbelege aus Amerika sammelt oder ein Auto vom Kumpel geliehen hat-und weiterschlafen.
Manche Dinge kann die Technik halt nicht. Sehr beruhigend, wenn da noch mal jemand drüberguckt und sich Gedanken macht. Sonst hätte ich wohl spätestens nach der Kenntnis von Anekdote 2 meine Kreditkarte zerschnippelt und auf „Nur Bares ist Wahres“ umgesattelt. Aber so gebe ich den Phantomen in der Kreditkartenabteilung der Santander Bank alle Fünfe.
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1-Stern-Verriß ohne Netiquette-Verstoß? Fällt mir doch schwerer als gedacht. Obwohl ich dem Zorn nun schon ein paar Tage Zeit zum „Runterkochen“ gelassen habe, einen Beruhigungswhisky getrunken und mir mehrfach den Puls gekühlt habe-allein der dicke Hals will nicht abschwellen..7.
Ich versuch’s trotzdem!
Eigentlich sollte dieser Beitrag völlig überflüssig sein, da die mitunter skurril anmutenden Praktiken einiger gewisser Reiseportale ausgiebigst in Funk, Fernsehen und Printmedien dargestellt worden sind. Aber nun mußte ich leider feststellen, daß es trotzdem immer noch Leute gibt, die ahnungslos und unerfahren an Reisebuchungen im Internet herangehen. Zu denen gehört leider auch die Person, die mir ein bißchen Arbeit abnehmen und unsere nächste Reise in Sack und Tüten bringen wollte.
Nun ist der Flug so teuer, daß ich für den Mehrpreis in New Yorks angesagtester Rooftop-Bar mal ordentlich auf Düsseldorfer Schnöseltussi machen könnte mit Champagnercocktail und so.
Hätte ich mal nicht so laut gemurrt, daß ich keine Lust mehr hab, immer für alle den Buchungslakaien zu geben! Wenn man nicht alles selber macht!
Frei nach dem Motto „Froh lacht das Herz im Reisekittel-vorausgesetzt, man hat die Mittel“ und in meiner Eigenschaft als besagter Buchungslakai habe auch ich natürlich schon „fluege.de“, „billigfluege.de“ und Konsorten angeklickt in der idiotischen Annahme, das ultimative Schnäppchen abgreifen zu können. Die hartnäckige Hoffnung, irgendwas (zumindest fast) geschenkt zu kriegen, läßt sich schwer ausrotten. Obwohl jedem denkenden Menschen klar sein müßte, daß nichts so teuer ist wie Dinge, die man vermeintlich umsonst bekommt.
Warum sollte eine Firma, die einen nicht kennt und der man völlig wurst ist, Interesse daran haben, daß man was spart? Christliche Nächstenliebe? Eher nicht.
Den Sparnerv anzutippen und damit unter Umständen die Leute kräftig hinter die Fichte zu führen-das funktioniert immer noch und ist eine echte Gelddruckmaschine. Klappt auch prima mit dem Lethargie-Nerv( „Viel Geld verdienen ohne Ackern“), dem Hedonisten-Nerv („Abnehmen mit Eis und Pizza“) oder dem Rockefeller-Nerv („Steuersparmodelle“).
Glücklicherweise hatte ich unter Ablatzen von reichlich Lehrgeld (Jugendsünde Bücherbund) schmerzlich gelernt, daß man vor Vertragsabschlüssen immer, wirklich immer das Kleingedruckte lesen muß. Auch und gerade wenn es in keltischen Runen geschrieben oder nur mit der Lupe zu entziffern ist.
Und an dieser Stelle die eindringliche Warnung: „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ ,die einem ja mittlerweile immer und überall begegnen und bei denen man gerne das Häkchen „gelesen und verstanden“ einfach so anklickt, gibt es nicht zum Spaß. Die sind auch nicht irgendeiner überflüssigen Bürokratie geschuldet. Bitte lesen. Immer. Wort für Wort!
Und hier ein kleiner Leitfaden für den Umgang mit Billigflugportalen.
Willst du keinen Mietwagen? Dann achte darauf, daß du die im Mietwagenfenster vorbelegte Buchung rausnimmst!
Willst du keine Versicherung? Dann achte darauf, daß du die im Versicherungsfenster vorbelegte Buchung rausnimmst!
Willst du kein „Ausflugspaket“ oder ähnliche Extras? Dann achte darauf, daß dergleichen nicht klein und leicht übersehbar auf der allerletzten Seite (über „jetzt verbindlich buchen“)auftaucht und den günstigen Endpreis der letzten Seiten kräftig in die Höhe treibt!
Willst du keine obskuren Zusatzgebühren, weil du z. B. Gepäck mitführen, nicht mit dem Smartphone einchecken oder mit Kreditkarte zahlen willst? Dann obacht! Irgendwo sind diese Kosten oft versteckt und lassen sich nur herausfiltern, wenn man alle unterstrichenen Begriffe oder Info-Pfeile anklickt. Wird leicht übersehen und kann richtig teuer werden.
Willst du keine ebenso obskure „Handling Fee“ berappen? Vorsicht! Es kann passieren, daß du diese erst auf der Buchungsbestätigung vorfindest-ergo: nachdem bereits verbindlich gebucht ist und du aus der Nummer nicht mehr ohne weiteres herauskommst. Das mag moralisch verwerflich sein, aber (noch) ist es rechtens: Der Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen kann helfen, dieses Ärgernis zu vermeiden und den Buchungsvorgang rechtzeitig abzubrechen.
Ist man „watt-kostet-die-Welt“-mäßig unterwegs und das alles ist einem egal-dann kann ich diese Suchmaschine allerdings empfehlen. Denn sie sucht wirklich blitzschnell sämtliche Flugverbindungen raus und ist leidlich übersichtlich. Auch um mal zu gucken, was wann von wo wohin fliegt, kann man hier immer mal reinschauen.
Wer allerdings „mal eben“ buchen will, womöglich noch zwischen Tür und Angel, dem rate ich ab.
Dringend anzuraten in jedem Fall: Erst mal die Angebote der Airline ohne irgendwelche Umwege checken. Nach meiner Erfahrung bestehen da noch die besten Chancen auf den „billigsten und schönsten Flug“.
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Kurz:8.
Du mußt nicht mehr nach Thüringen fliegen, um diese tolle Wurst zu kriegen..Metzgerei Hönnger liefert zuverlässig zu vernünftigem Preis, selbst ins Rheinland!
Schnack-schnick:
Daß Berlin neben kulturellen Freuden auch ein gewisses Potential als Drogenhochburg zu bieten hat, weiß man spätestens seit der Lektüre gewisser Literatur aus den Achtzigern..Ich kann das bestätigen, wenngleich die diversen Suchtstoffe, denen ich im Laufe meiner Berlinzeiten nach und nach verfallen bin, nicht intravenös oder durch die Nase konsumiert werden-dafür aber auch völlig ungefährlich sind. Außer für den Body-Mass-Index, versteht sich.
Und wie jede Sucht fing es ganz harmlos an. Man probierte mal hier was, dann da. Schnell kristallisierten sich die Favoriten heraus, die man plötzlich immer sofort, möglichst schon am Ankunftstag und dann immer wieder, zu sich nehmen mußte. Wie oft bin ich schon in der Schlange vor Imren sabbernd von einem Fuß auf den anderen getreten, die 4 Öcken für den Dürüm in der vorfreudig zittrigen, schweißfeuchten Hand?
Irgendwann kommt dann auch die große Depression. Wenn man erst mal wieder zuhause sitzt und einem schlagartig klar wird, daß es noch Monate dauert, bis man endlich wieder an die Objekte der Begierde herankommt. Hierzulande erhältliche Ersatzdrogen (Pseudocurrywürste, Hackdöner, Würste „Thüringer Art“ etc.) , mit denen man bis dato irgendwie klarkommen konnte? Keine Fälschungen mehr für mich. Ich will die Originale!
Und so ist inzwischen jeder Berlinbesuch von einem gewissen Beschaffungsdruck begleitet. Während die meisten Touris mit einem Koffer voller Kunstdrucke, Berlinkrimis oder vielleicht auch kitschigen Brandenburger-Tor-Skulpturen heimkommen, setzen sich meine 23 Kilo Höchstgepäck anders zusammen: Meine Arbeitskutten (die müssen ja leider mit; der Altkleidersammlungs-Freizeitlook bleibt aus Platzersparnisgründen vor Ort), 3 Literthermosflaschen mit abgefülltem Bauden-Ketchup, diverse Pullen Currysauce von „36“, Nußlikör aus der „Preußischen Spirituosenmanufaktur“, diverse Kolli kalter Hund aus dem Ostladen usw. Da hat bestimmt schon der eine oder andere Mensch am Koffer-Röntgengerät in Tegel feist gegrinst.
Allein bei Fleisch und Wurst wird der Export schwierig bis unmachbar. Ich kann ja schlecht mit einem geschulterten Dönerspieß oder einem Minikühlschrank ins Flugzeug steigen..
Richtig akut wurde das Problem, als ich eines Sonntags auf dem Trödelmarkt im Mauerpark in eine Thüringer vom Grill biß und mir schlagartig klar wurde, daß mir nie wieder eine Bratmaxe oder auch die teure Wurst vom Düdorfer Schnöselmetzger wirklich schmecken würde. Denn der dort an einem einzigen Stand angebotene Alptraum des Veganers war so unglaublich gut gewürzt und leckerfleischig, daß ich auf Senf und Ketchup freiwillig verzichtet habe.
Auch in Düsseldorf gibt’s Thüringer, aber klar, daß die Beste der Besten nur in Thüringen selbst-und natürlich in Berlin zu kriegen ist.
Der Wurstmann wurde also bekniet, die Herkunftsquelle rauszurücken. Er tat’s und sah auch kein Problem, die Wurst im Internet zu ordern, bis ich mich als Düsseldorferin outete. Da machte er mir wenig Hoffnung. „Wennse aus Berlin kämen-aber Düsseldorf..Naja, guckense mal auf die Seite der Metzgerei.“
Quasi noch im Mantel hockte ich mich nach dem Heimflug an den Rechner und checkte verbissen die mutmaßliche Quelle im Netz-den Metzger Hönnger in Jena. Und Wunder über Wunder ! Der hat offenbar kein Problem mit Düsseldorf und versendet seine gefrorenen Spezereien bundesweit. Im Shop kann man alles online ordern, auch Hartwurst- und Knackerkram, Wurst im Glas, Suppen usw.
Damit sich die 6,90 Versandkosten auch lohnen, orderte ich gleich mal 20 Thüringer und Soljanka sowie Thüringer Wurstsuppe. Zahlung per PayPal; herrlich unkompliziert. Innerhalb von 24 Stunden sollte der Stoff, in Trockeneisverpackung, per Post angeliefert werden. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen; habe ich doch schon erlebt, daß ein einfacher Brief von einem Ortsteil zum anderen fast eine Woche gebraucht hat und jeder Schneckenexpress schneller gewesen wäre. Demnach ist Jena ja quasi auf einem anderen Planeten..
Aber es klappte! Schon am nächsten Tag astete der Postbote meine Lieferung ins Büro;wie versprochen aufwendig verpackt und eisigkalt. Freudig eilte ich zur heimischen Pfanne.
Die Würste waren kein „Versandfake“, das sah ich sofort. Denn die sahen im Rohzustand genau so fies aus wie am Grill in Berlin. Unegal geformt, irgendwie schlappig und von reichlich ungesunder Farbe, was sich nach dem Wurf ins Fett sofort änderte. Und wenn man die Würzaromen des Holzkohlegrills mal abzieht, war auch der Geschmack authentisch! Ein schweres Beschaffungsproblem ist nun für alle Zeiten gelöst, hurra! Nun kann der Rewe seine Pseudoprengel behalten.
Nicht vom Hocker gerissen haben mich allerdings die Suppen. In Soljanka kann ich mich normalerweise einlegen;diese war allerdings nur okay, mehr nicht. Das mag Geschmackssache sein, vielleicht muß die so und ich habe bisher immer „verwestlichte“ Imitate gegessen.
Jetzt fehlt nur noch ein Helikopter-Service vom Kreuzberger Dönerkönig..Und hier könnte ich für einen Gummipunkt guten Gewissens mein „Profil“ in Sachen Mitnahme auf einsame Insel vervollständigen: Diverse Säcke Holzkohle, ein Grill und ein Jahresvorrat Hönnger-Thüringer!
Jedem Bratwurstjunkie, der nicht das Privileg hat, das Zeug vor Ort konsumieren zu können, kann ich diesen Lieferservice nur wärmstens ans Herz legen. Wetten, Ihr hört dann überheblich-wissend grinsend weg, wenn im Radio mal wieder der „Bratmaxesong“ nervt?!
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Kurz:9.
Sauberes, perfekt in St. Pauli gelegenes ruhiges 2-Sterne-Haus zum günstigen Preis. Sehr gutes Frühstück-Empfehlung!
Sabbel:
Wer zu spät kommt, den bestraft meistens das Leben. Und wer seinen Silvesteraufenthalt in Hamburg nicht rechtzeitig (d. h. am besten bis spätestens März) eingestielt hat, den bestraft es meistens auch.
Denn in Hamburg kann man ausgezeichnet Silvester feiern, und das macht die „schönste Stadt der Welt“ für Kurzentschlossene zu diesem Termin relativ unbrauchbar. Zumindest dann, wenn man nicht bereit ist, entweder irgendwo in der Pampa zu nächtigen oder richtig viel Geld in die Hand zu nehmen. So wie in Düsseldorf zur Messezeit langen auch die Hoteliers des Nordens natürlich ungeniert zu, wenn alle Welt ein Bett braucht. „Last Minute“ ein annehmbares UND bezahlbares Quartier zu finden-da kann man auch gleich hoffen, Chanelkostüme oder Bulgarischmuck auf dem Billigwühltisch zu finden. Keine Chance. Null.
Und deshalb pflege ich normalerweise kurz nach der Rückkehr im Januar direkt den nächsten Jahreswechsel in Sack und Tüten zu bringen. Zumindest nehme ich es mir immer vor. Meistens klappt es.
Ich weiß nicht, wie es Euch geht – aber wenn ich am 2. Januar erst mal die Beine aus dem Bett hab, ist das Jahr quasi gelaufen. Und letztes Jahr fand ich es besonders extrem-Ruckzuck war Ostern, im Sommer kam ich eh zu nix-und als die ersten grinsenden Kürbisse auftauchen, fiel mir plötzlich siedendheiß ein, daß da doch noch was war..
Panischer Check der einschlägigen Buchungsportale. Mein Stammbasislager-natürlich ausgebucht. Reeperbahnhostel-indiskutabel, zwischendurch muß auch der passionierte Nachtschwärmer mal schlafen. Was erschwinglich war, lag irgendwo zwischen Fuhlsbüttel und Flensburg. Entsetzen machte sich breit. Hier bleiben ? Das hieße, irgendeine dieser schnarchlangweiligen Racletteveranstaltungen aufzusuchen, vor denen ich mich schon so lange erfolgreich drücke. Definitiv keine Option!
Ich forstete weiter und stieß schließlich auf ein „Letztes Zimmer!“-Angebot. Hotel Hansehof, bombig gelegen. Der Preis incl. Frühstück geradezu dramatisch günstig. Ich hielt mich nicht lange mit Hotelbewertungscheckerei auf (letztes Zimmer!) und warf mich hektisch auf den Buchungsbutton.
Nach vollbrachter Tat konsultierte ich dann die Homepage des Hotels. Die „virtuelle Führung“ war überaus vielversprechend! Ein schönes altes Gebäude, tolle Zimmer, ein gemütlicher Frühstücksraum..Fast konnte man meinen, ein absolut einmaliges Schnäppchen gemacht zu haben und für kleines Geld wie Gott in Frankreich unterzukommen.
Allerdings fiel mir der Hinweis „die Zimmerausstattung ist vom Übernachtungspreis abhängig“ auf. Es war also nicht zu erwarten, in einer der noblen Suiten aus dem Video absteigen zu dürfen. Egal! „Alle Zimmer sind mit eigener Naßzelle und Sat-Fernseher ausgestattet“-das reicht. Der Fernseher ist conditio sine qua non (obligatorisches Tatortgucken am 1. Januar, wenn ich sowieso erst am späten Nachmittag wach werde;-) und jugendherbergsmäßige Flurklos tu ich mir nicht mehr an.
So schön es ist, seit Jahren immer wieder im „eigenen“ Hotel einzuchecken und sich gleich wie zuhause zu fühlen-mal was anderes kennen zu lernen hat auch was für sich. Und ich war schon sehr gespannt, ob der Hansehof dem tollen Homepage-Video entsprechen würde.
Zunächst sah es nicht so aus! Das „Entree“ glich eher einem piefigen kleinen Hausflur; die Rezeption war überaus mickrig. Keine Spur der Weitläufigkeit, die der virtuelle Rundgang suggeriert hatte-da waren echte Profis am Werk; Kompliment.
Wir wurden hamburgerisch freundlich empfangen und kämpften uns mit unserem opulenten Gepäck durch den engen Gang zum nicht minder engen Aufzug, eigentlich auf das Schlimmste gefaßt. Das große „Ah!“ und „Oh!“ blieb beim Entern des Zimmers dann auch aus, denn es war ziemlich klein und auch –sagen wir mal- rustikal und nicht gerade nach meinem Geschmack eingerichtet. Aber bei dem Logierpreis (Silvester!) fällt die Einrichtung in die Kategorie „geschenkter Gaul“ und picobello sauber war es. Natürlich ein paar Flecken auf dem Teppichboden und die letzte Renovierung ist auch schon etwas länger her, aber so what-ich hatte ja Schlappen im Gepäck.
Das Badezimmer war allerdings klein, aber wirklich fein. Sogar einen Föhn gab’s! Hier absolut nichts zu meckern.
Die gleich mal zum Vorschlafen genutzten Betten (leider mal wieder Bettwäsche mit Plastikanteil..)erwiesen sich als ziemlich bequem-was will man mehr?
Im Hotel gibt es übrigens noch richtige Schlüssel, keine Plastikkärtchen. Dieser nostalgische Umstand ließ uns dann verzweifeln!
Denn wir waren uns sicher, den Schlüssel auf dem Tisch abgelegt zu haben, als wir uns abends stadtfein auf den Weg zum Feiern machen wollten.
Er war nicht auf dem Tisch. Er war nirgends. Er war weg.
Wir durchsuchten das ganze Zimmer. Packten den Koffer aus. Durchforsteten zig Mal alle Jackentaschen und meine Handtasche. Fehlanzeige. Die kleine Bude sah aus wie nach einem Einbruch. Aber kein Schlüssel.
Ich erinnerte mich, im Halbschlaf Randale auf dem Flur gehört zu haben und als ich wach wurde, stand die Zimmertür offen-die hatte ich wohl nicht richtig zugemacht. Ein fieser Streich? Diebe? Aber wieso sollte jemand den Schlüssel klauen und das ebenfalls auf dem Tisch liegende iPhone und die Portemonnaies nicht?
Mittlerweile war von stadtfein keine Rede mehr. In outdoorfester Northface-Alaska-Ausrüstung hektisch ein gut geheiztes Zimmer zu durchwühlen ist keine gute Idee. Mir lief das Wasser vom Kopp; Angstschweiß war natürlich auch dabei. Denn verlorene Plastikkärtchen kann man ja an der Rezeption lässig ersetzt bekommen. Mit Schlüssel wird das schwierig. Mein „was-wäre-wenn-Kopfkino“ lief an.
Wir würden das Schloß austauschen lassen müssen. Für kein Geld der Welt wäre an Silvester um 21 Uhr ein Schlüsseldienst zu bekommen sein. Adios, Landungsbrücken.
Ich sah uns um 0:00 Uhr mit der Sektpulle auf der Bettkante hocken, im Hintergrund der Fernseher mit der „Silvestergala der Stars“, und darum knobeln, wer gleich Döner holen geht.
Ich sah uns abwechselnd im Schichtbetrieb zur Stammkneipe pilgern.
Ich sah uns am 1. Januar einen horrenden Betrag für den Schlüsseldienst hinblättern und anschließend mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt( „Typisch Rheinlandtouristen. Schaffen es in nicht mal 3 Stunden, einen Schlüssel zu verlieren, ohne auch nur das Zimmer verlassen zu haben“).
Und bei alledem schwirrte mir passenderweise das doofe Lied „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ im Kopf rum. Wie erstrebenswert schien mir auf einmal Raclette mit Freunden. Sollte das die Strafe sein, daß ich immer so verächtlich darüber gelästert hatte? Oder hatten doch Aliens ausgerechnet uns und das Hotel Hansehof ausgesucht, um den Schlüssel in eine andere Dimension zu verbringen?
Eine andere Dimension trifft es fast. Er steckte in der Seitentasche des Kulturbeutels. Wir stritten ausgiebig darüber, wer von uns so bescheuert bzw. geistig umnachtet gewesen sein konnte und einigten uns schließlich darauf, daß es wohl doch Aliens waren. Der wahre Täter wird vermutlich nie gefaßt.
Als wir dann morgens aus der Kneipe kamen, der nächste Qualitätscheck: Frühstück.
Das riß es nun wirklich endgültig raus. Zwar war auch der Frühstücksraum nicht annähernd so großzügig wie im Video, aber das Angebot an Fressalien war es. Das (regelmäßig aufgefüllte) Büffet ließ wenig Wünsche offen: Diverse Wurst-, Käse-und Schinkensorten, köstliche Croissants, sämtliche Arten von Brot und Brötchen, Süßzeugs, Müslikram, Joghurt und frisches Obst bis hin zu allerlei Fischigem, Eiersalat und Tomate mit Mozzarella..Das Ganze abgerundet durch leckeren O-Saft und eine große Kanne Kaffee. Dieses Frühstück hat definitiv mehr als 2 Sterne verdient, auch wenn es kein Rührei mit Speck gab.
Frühstück gibt es übrigens von 7-11 Uhr, was überaus nachtschwärmertauglich ist. Ebenso die Check-Out-Deadline: Am Abreisetag kann man noch bis 12 Uhr gemütlich abliegen.
Alles in allem: Basislagertauglich! Unser Zimmer lag zum Hof und war ruhig, wenn man mal von der Kita in der Nachbarschaft absieht. Aber der Frühaufsteher dürfte schon unterwegs sein, wenn die lärmenden Lütten einlaufen-und der Nachtmensch liegt dann ohnehin noch in der Tiefschlafphase.
Parken vor der Tür ist natürlich unmöglich. Aber für 9 € pro Tag kann man die Hotelgarage nutzen. Ziemlich günstig, wenn man sein Auto nicht in irgendwelchen obskuren Seitenstraßen abstellen will.
Und ich sollte dann wohl jetzt mal mit der Endlostexterei aufhören und den nächsten Silvesterurlaub buchen. Denn bald ist Ostern..
Frohes neues Jahr Euch allen!
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Kurz für die App-User:10.
Kein Profigreen und keine Minigolfanlage, sondern irgendwas dazwischen in herrlicher Umgebung. Für Bernhard-Langer-Typen völlig ungeeignet, aber ein Tipp für Leute, die gerne den Schläger schwingen und dabei Spaß haben wollen. Sehr schöner Biergarten! Pro Nase 10 Euro + 2 Euro Ballpfand.
Geblubber für Freaks:
SwinGolf! Seit Jahren notiere ich mir brav, aber unter heimlichem Protest den Termin, der bei der Emsländer Kumpelschaft alljährlich zelebriert wird, in meinem Kalender. Und bisher ist es mir auch immer noch gelungen, mich mit fadenscheinigen Ausreden vor diesem Event zu drücken.
Denn nichts, was mit Golf zu tun hat, konnte mich bisher reizen. Im Gegenteil:
Bei dieser Sportart muß man die Fähigkeit zum „räumlichen Sehen“ haben oder auch nur einigermaßen kieken können. Für mich als kurzsichtigen Brillenhasser schon ein Ausschlußkriterium.
Bei dieser Sportart trägt man affige Klamotten. Karierte Buxen und Schuhe mit Fransen-nein danke.
Bei dieser Sportart trifft man ätzende Leute. Klar, Ausnahmen gibt’s immer, aber die Golfer, die ich bis jetzt kennenlernen mußte, waren samt und sonders unerträgliche, arrogante Laffen.
Und teuer ist der zweifelhafte Spaß auch noch. Allein die Aufnahmegebühr, die hierzulande in den einschlägigen Golfclubs aufgerufen wird (um den mittellosen Pöbel fernzuhalten)-indiskutabel.
Andererseits sind „meine“Emsköppe weit von der Klischee-Golfklientel entfernt. Keiner trägt peinliche karierte Hosen; das Wort Handicap hat auch noch keiner ausgesprochen. Und irgendwann mußte ich ja mal mit..
Fatalerweise fand der zähneknirschend definitiv zugesagte Termin ausgerechnet am Tag nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub statt, so daß ich fix und fertig mit einem Mörderjetlag ins Emsland krückte und mir schon vornahm, keinesfalls an diesem Krempel teilzunehmen; allenfalls für die anderen ein bißchen den Cheerleader zu mimen und mich bei der erstbesten Gelegenheit unauffällig in den Gastrobereich zu verkrümeln.
War natürlich nix.
Bei herrlichstem Wetter schlugen wir an der obskuren Golfanlage auf. Begeistert äugte ich auf das angeschlossene „Bauerncafé“ mit einem traumhaften Biergarten, weniger begeistert auf die geradezu profiplatzmäßig anmutende Weitläufigkeit des Sportbereichs. Das versprach Latscherei ohne Ende-bei der Hitze.
Aber zunächst nahmen wir unsere Ausrüstung in Empfang: So was ähnliches wie einen Golfschläger (allerdings etwas leichter zu „bedienen“), so was ähnliches wie einen Golfball (etwas größer, etwas weicher), diverse Pinörkel (oder wie man das nennt..) zum Ballablegen und unsere Bollerwagen mit Kühltasche.
Denn wir waren ja schließlich im Emsland. Und wer diesen bezaubernden Landstrich und seine Ureinwohner kennt, weiß, daß hier nichts ohne Saufen geht. Auch Sport nicht. Man hätte den Bollerwagen natürlich auch mit Cola, Limo und ähnlichem befüllen können (1,50 € pro Flasche übrigens, egal was..). Hätte. Die Kollegen luden bretterweise Bier ein. Mir schwante Entsetzliches. Es war 11 Uhr morgens.
Eine Einweisung hätten wir bekommen können, winkten aber ab. Die anderen hatten ja schon „Erfahrung“ und bei mir ist eh Hopfen und Malz verloren.
Wir dackelten gleich in Richtung Bahn 1 . 130 m bis zum Loch. Und das war eine der kürzeren Bahnen. Wie erholsam Minigolf doch ist..
Dieses Golfspiel war nicht erholsam. Die Sonne brannte unbarmherzig. Kein Sonnenschutz, wenig Schatten. Das zwecks Verbesserung der „Zielgenauigkeit“eingenommene Bier stand Sekunden später auf der Stirn. Jetzt weiß ich jedenfalls, warum die Golfer immer so doofe Schirmmützen tragen. Hätte ich gern gehabt. Zur Not auch kariert.
So weit die negativen Seiten der Aktion. Ansonsten: Es war einfach eine Mordsgaudi.
Selbstverständlich Pflicht: Windrichtung prüfen, Ball umständlich zurecht legen, in unwirschem Ton von einem Mitspieler das Neunereisen anfordern und sich in diese beknackte Golferpose begeben. Für vergeigte Schläge macht man dann abwechselnd den mistigen Boden, den abgelutschten Schläger oder nicht vorhandene Böen verantwortlich.
Keiner von uns hatte auch nur das geringste Talent. Was natürlich keinen daran hinderte, kräftig abzulästern, wenn mal wieder Rasenstücke durch die Gegend flogen, während der Ball liegen blieb („Das macht einfach keinen Spaß mit Amateuren“).. Tiger Woods wäre zusammengebrochen. Wir sind es auch, vor Lachen! Mein Jetlag war vergessen.
Glücklicherweise waren auf dem inzwischen gut gefüllten Platz auch keine Spaßbremsen, die das Ganze mit heiligem Ernst zelebrierten und meckerten, weil wir die Bahnen ungebührlich lange belegten und nur im Schneckentempo weiterkamen. Das gab den anderen Teams ja auch genug Zeit, ein Päuschen am Bollerwagen einzulegen;-))
Aber auch wenn es ganz und gar nicht profimäßig zuging: Sport war das schon! Obwohl oder gerade weil wir es nicht konnten. Das ständige Bücken, das Schlagen (auch Danebenhauen strengt irrsinnig an), die Latscherei-ich hatte am nächsten Tag einen mordsmäßigen Muskelkater!
Nach diesen Strapazen strebten wir dann endlich ins schöne Bauerncafé, das natürlich wetterbedingt auch von Nichtgolfern frequentiert wurde. Hier werden köstliche hausgemachte Kuchen und eher derb-ländliche Gerichte angeboten. Alles sehr üppig portioniert und erstaunlich preiswert. Nur der Service war etwas überfordert, so daß die Wartezeit doch ziemlich lang ausfiel. Aber darüber kann man in diesem lauschigen Gärtchen hinwegsehen.
Meine Anti-Einstellung, das Golfen betreffend, nehme ich jedenfalls in Teilen zurück. Natürlich werde ich mich jetzt nicht im elitären Golfclub Hubbelrath anmelden; karierte Hosen sind mir immer noch ein Greuel und irgendeine Platzreife würde ich auch nie erreichen. Aber nächstes Jahr trete ich selbstverständlich wieder an zum „Bauerngolf“.
Und wer so etwas in der Nähe hat, sollte es ruhig auch mal ausprobieren. Schließlich gibt es nicht viele Dinge, die einen Riesenspaß machen, wenn man sie nicht kann:-))