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"Immobilienfritzen" teilen Innenstädte in 1A- bis 2B-Lagen ein. Mieter von Ladengeschäften in 1A-Lagen zahlen horrende Mieten und müssen sich deshalb an der Nachfrage der Mainstream-Konsumenten orientieren, um ihre Kosten zu decken und darüber hinaus auch noch möglichst hohen Profit einzufahren. Und der Mainstream-Kunde kauft bekanntlich teure beziehungsweise billige Klamotten, Handys und andere angesagte Produkte mit dem angebissenen-Kernobst-Logo und so weiter und so weiter ... Was man in deutschen Fußgängerzonen mittlerweile an Geschäften vorfindet, ist deshalb einfach nur noch monotoner und zum Gähnen langweiliger Einheitsbrei.21.
Das Ladengeschäft von Günther Roth befindet sich vermutlich in einer 1B- oder schlechteren Lage. Ein Glück, dass es in der Freiburger Innenstadt nicht nur 1A-Lagen gibt. Denn in den von der Massenlaufkundschaft verschonten Sträßchen und Gässchen der Stadt an der Dreisam findet man vereinzelt (noch) Läden wie die von Günther Roth.
Wenn meine Frau und ich Freiburg besuchen, steht sein Kunsthandwerkslädchen seit Jahrzehnten ganz weit oben auf dem Zettel meiner Frau. Ich geb's offen zu: früher blieb ich gerne draußen vor der Tür und wartete mehr oder weniger geduldig, bis meine Frau alles angesehen und das eine oder andere Schätzchen gekauft hatte, weil mich das Sortiment nicht interessierte.
Seit einigen Jahren gehe ich aber sehr gerne mit und schaue mir die vielen liebevoll dekorierten kleinen und größeren Dinge auch an. Vielleicht liegt es daran, dass man sich mit zunehmendem Alter häufiger an die Kindheit und die besonderen Momente an Weihnachten und in der Vorweihnachtszeit erinnert, die das Kinderherz höher schlagen ließen.
Ganz sicher ist aber auch der Ladeninhaber selbst an meinem wiedererweckten Interesse an handwerklich schön und hochwertig hergestellten kleinen Dingen schuld. Herr Roth führt sein Geschäft seit mehr als vier Jahrzehnten und ist sich bei der Gestaltung des Sortiments stets treu geblieben.
Denn man findet bei ihm eben nicht den Schund und Plunder, der in anderen Shops alljährlich in der Vorweihnachtszeit aus den Kartons geholt wird, um ein paar schnelle Euro zu verdienen.
In Günther Roths Laden ist das ganze Jahr über Advent, und die von ihm angebotenen Artikel sehen noch so aus, wie sie in meiner Kinderzeit ausgesehen haben:
+ Keine Weihnachtsmänner, die Opfer der Globalisierungswelle wurden, mit rotem Einheits-Coca-Cola-Mantel und Rentier.
+ Keine süßliche, scheinbar konsumanregende, bei mir aber Brechreiz erzeugende Weihnachtsmusikbeschallung.
Die Weihnachtsmänner bei Günther Roth sehen so aus, wie sie in meiner Kindheit ausgesehen haben und wie ich sie live erleben durfte: ältere Männer mit verwegenen Vollbärten, vor denen es einem etwas gruselte, im langen Mantel, der aber nicht immer rot war. Außerdem war "mein" Weihnachtsmann nicht der "Einheits-Nikolaus" oder Santa Claus, sondern der Weihnachtsmann (in meiner Heimat "Belzmärte" genannt), begleitet von Knecht Ruprecht und dem Christkind. Dieses Trio kam am Heiligen Abend bei uns zuhause vorbei, verbreitete zuerst Angst und Schrecken bei uns Kindern und verteilte am Ende trotzdem Geschenke. Mein Vater entlohnte diese Gestalten vor dem Verlassen des Hauses mit Geld und Schnäpsen. Was zuvor vermutlich auch andere Väter getan hatten. Denn mein Elternhaus war das zweitletzte Haus vor dem Ortsende, sodass die geistige Entlohnung kurz vor Feierabend deutliche Wirkung bei Gangart und Sprachgewandtheit zeigte.
Günther Roths Weihnachtsmänner kommen aus dem Fränkischen und werden handwerklich aufwändig unter Verwendung von Marolin, einer seit über 100 Jahren in Thüringen fabrizierten Gussmasse, hergestellt. Die Weihnachtskugeln kommen zum Beispiel aus Österreich. Mit seinen Lieferanten, häufig Ein-Mann- oder Eine-Frau-Betriebe, unterhält Günther Roth seit vielen Jahren Geschäftsbeziehungen. Teilweise sind daraus laut Aussage von Herrn Roth auch Freundschaften geworden.
Leider werden die Lieferantinnen und Lieferanten - wie auch der Händler selbst - nicht jünger und stehen vor dem Problem, dass es an Nachfolgerinnen oder Nachfolgern fehlt. Meine Frau und ich drücken Herrn Roth beide Daumen, dass er trotz gesundheitlicher Probleme noch möglichst viele Jahre Freude mit seinem Geschäft hat und es in gute Hände abgeben kann, wenn er irgendwann einmal in den Ruhestand geht.
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Vor einigen Jahren verbrachten wir einen Kurzurlaub in Freiburg im Breisgau. In einem Lokal in der Freiburger Innenstadt (damals "aspekt", heute "Schwarzer Kater") schmeckte uns der servierte Kaffee besonders gut.22.
Ich fragte damals an der Theke des Lokals nach dem Kaffeelieferanten. Die Dame antwortete "Unser Kaffee kommt vom Tee-Peter". Da mir das kein Begriff war, fragte ich nach, wer denn der Tee-Peter sei. Die Dame meinte: "Den kennt hier doch jeder. Sie finden ihn in der Schusterstraße."
Also marschierten wir damals zum Ladengeschäft von Tee-Peter in der Schusterstraße. Wie der Name schon andeutet, ist Tee-Peter schwerpunktmäßig ein Tee-Fachgeschäft, betreibt "nebenbei" aber auch eine Kaffeerösterei. Da meine Frau und ich keine Teekenner sind, können wir zum Teeangebot und zur Qualität der Tees nichts berichten.
Wir ließen uns damals vom netten und kompetenten Ladenpersonal beraten. Leider gab es im Laden keine Probiermöglichkeiten. Da der Kaffeegeschmack aber nicht unerheblich von der verwendeten Maschine und vom Härtegrad des Wassers abhängig ist, wäre eine Degustation vor Ort ohnehin nur bedingt aussagekräftig gewesen.
So kauften wir einfach verschiedene, besonders für Vollautomaten geeignete Kaffeemischungen zum Ausprobieren.
Da sich die Mischung "Cafe Creme" am besten mit unserer Maschine und mit unseren Gaumen und Mägen vertrug, sind wir mittlerweile jahrelange treue Kaffeekunden von Tee-Peter. Um uns mit Nachschub einzudecken, müssen wir nicht jedes Mal nach Freiburg fahren, denn wir können bequem elektronisch bestellen. Tee-Peter liefert stets extrem schnell und gut verpackt den Kaffee. Bezahlen können wir nach unserer Wahl auf Rechnung oder per Lastschriftmandat.
Alles in allem: Überhaupt nix zu meckern. Stets fix gelieferter sehr guter Kaffee. Wir sind auch nach Jahren immer noch begeistert.
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Bei unserem letzten Freiburgbesuch im Jahr 2016/17 hieß die Location noch "aspekt". Wir genossen damals einen sehr guten Café Crème im Freien.23.
In der Zwischenzeit änderte sich wohl nicht nur der Name, sondern wohl auch der Betreiber. Uns fiel das bei unserem Besuch im September 2019 anfangs gar nicht auf. Da wir die Adresse der Location an der Ecke Bertoldstraße/Niemensstraße in Freiburg noch in guter Erinnerung hatten, parkten wir unsere Fahrräder am Ufer des Bächle an der Bertholdstraße und setzten uns an einen freien Tisch vor der Location, ohne auf das Wirtshausschild zu schauen und bestellten zwei Tassen Kaffee. Erst beim anschließenden Blick in die Speise- und Getränkekarte fiel uns auf, dass der Angebotsschwerpunkt nun bei Bier und Spirituosen liegt.
Wir genossen unseren guten und von der netten Bedienung schnell gelieferten Kaffee, der wie früher von Tee-Peter in Freiburg bezogen wird, und beschlossen, an einem der nächsten Tage wiederzukommen, um das übrige Angebot zu testen.
Dieser Beschluss wurde schon am folgenden Tag in die Tat umgesetzt. Das gute Spätsommerwetter ermöglichte erneut einen Aufenthalt im Außenbereich mit entsprechenden Milieustudien.
Nach dem Studium der umfangreichen Bierkarte, die nicht gerade wenige regionale, deutsche und ausländische Biere anbietet, entschied sich meine Frau für ein alkoholfreies Paulaner-Hefeweißbier (4,20 EUR für 0,5l). Ich bestellte ein Fürstenberg-Hausbier vom Fass, das 0,3l-Glas für 2,90 EUR.
Für einen der zahlreichen Single Malts und sonstigen Whiskeys im Angebot war es uns zur Mittagsstunde nun doch noch zu früh, obwohl einem bei der Lektüre schon das Wasser im Munde zusammenlief. So ein Gläschen 10-jährigen Ardbeg für 4,50 EUR oder Ardbeg Corryvreckan für 6 EUR hätte ich nicht ungetrunken von der Tischkante gestoßen. Da wir an dem Tag aber noch andere Dinge vorhatten, als uns durch das riesige Angebot an Hochprozentigem zu fräsen, verschoben wir's auf einen anderen Tag. So entgingen uns zwar Gaumengenüsse, andererseits aber auch der unvermeidbare Kater.
Da das von einer sehr netten Bedienung fix gebrachte Bier bekanntlich hungrig machte, studierten wir schließlich noch die Speisekarte. Meine Frau bestellte einen Flammkuchen "Elsass" (6,90 EUR), ich LInseneintopf mit einem Paar Wienerle und hausgemachten Spätzle (7,50) EUR aus der Mittagskarte. Beide Gerichte wurden gleichzeitig ratz-fatz gebracht und schmeckten uns "saugut". Meiner Frau musste ich beim Konsum des Flammkuchens helfen, da er ihr einfach zu mächtig war.
Bis dahin gab es nix, aber auch gar nix zu meckern am "Schwarzen Kater". Es mussten nur noch die sanitären Anlagen getestet werden. Dazu muss sich der Gast ins Untergeschoss begeben - also leider keine barrierefreie Angelegenheit. Bei einem Bier- und Schnapswirtshaus schraubt man seine Erwartungen an's Klo von vornherein nicht zu hoch. Um so freudiger die Überraschung: statt eines versifften Örtchens, welches dem Gast mit seinem unverwechselbaren Geruch den Weg weist, empfing mich eine gut gereinigte und auch optisch originell (siehe Fotos) eingerichtete Toilette. Und ein elektrischer Handtrockner, der - oh Wunder - sogar funktionierte. Laut Bericht meiner Frau war die Damentoilette auch gut in Schuss.
Gast, was willst Du mehr? Voller Begeisterung können wir fünf Sterne vergeben und die Location weiterhin im Gedächtnis gespeichert lassen.
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Kirchenasyl bedeutet laut Wikipedia heutzutage „die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen durch eine Pfarrei oder Kirchengemeinde zur Abwendung einer von den Gemeindemitgliedern als für die Schutzsuchenden an Leib und Leben bedrohlich angesehenen Abschiebung.“24.
Mir ist nicht bekannt, ob es in jüngerer Zeit Hilfesuchende gab, denen im Freiburger Münster Kirchenasyl gewährt wurde. Sicher weiß ich aber, dass das Freiburger Münster Bewohner hat, die dort nicht nur vorübergehend, sondern für längere Zeiträume eine sichere Unterkunft gefunden haben.
Dabei reden wir nicht nur von einer Handvoll oder einem Dutzend Bewohner. Nein, es sind Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Dass man sie als Einwohner der Stadt oder als Tourist dennoch nur selten oder überhaupt nicht wahrnimmt, liegt wohl daran, dass sie sich in das Nachtleben von Freiburg und Umgebung stürzen. Und dies ohne Rücksicht auf die Sperrstunde oder sonstige Konventionen. Kein Wunder, dass diese lichtscheuen, stets dezent in Grau daherkommenden Gestalten den Tag verschlafen, um Kraft für die nächsten nächtlichen Ausflüge zu tanken. Und sie schlafen nicht etwa auf den Kirchenbänken, sondern unter dem Dach, über dem Chor, am Längsschiff und vor allem in den Hahnentürmen. Also dort, wo man sich als „normaler“ Münsterbesucher in der Regel nicht aufhält. Besuchern der Abendmesse sollen jedoch schon einzelne Ausflügler aufgefallen sein, die es ganz besonders eilig hatten, sich in das Nachtleben zu stürzen.
Bei ihrer Nachtruhe – oder besser Tagruhe – verhalten sich die Münsterbewohner dagegen ungewöhnlich gesittet. Während die überwiegende Anzahl der Damen den Nordflügel zum Schlafen nutzt, machen es sich die meisten Herren im Südflügel bequem. Vielleicht liegt diese strenge Geschlechtertrennung aber auch nur daran, dass Damen im Allgemeinen vor dem Einschlafen längere Kommunikationsphasen pflegen als die Herren der Schöpfung. Auch ansonsten sind diese Münsterbewohner ausgesprochen ruhig und friedlich und pflegen ein vorbildliches Sozialverhalten in der Gruppe.
So hat ein klerikales Monumentalgebäude auch für Menschen, die weder mit dem katholischen Glauben noch mit Kirchen-, Kunst- und Kulturgeschichte, dafür aber umso mehr mit dem Schutz bedrohter Kreaturen etwas am Hut haben, seine Daseinsberechtigung. Denn das Freiburger Münster bietet Fledermäusen, deren Anzahl in den letzten Jahrzehnten dank Insektensterben und Intensivlandwirtschaft ständig gesunken ist, die geschilderten guten Unterschlupf- und auch Überwinterungsmöglichkeiten. Unter diesem Gesichtspunkt hat das Freiburger Münster insbesondere aus der Perspektive einer Zwergfledermaus uneingeschränkte 5 Sterne verdient!
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In einer nostalgischen Gefühlswallung schaute ich vor einigen Tagen nach, ob bei www.gelbeseiten.de nach wie vor "Pensionen" in der Karlsruher Brunnenstraße aufgelistet sind.25.
Zur wahren (ich schwör's!) Vorgeschichte, die sich vor vielen, vielen Jahrzehnten zugetragen hat:
Zum 1. November sollte ich meine erste Arbeitsstelle antreten (juhuu!). Kleines Problem: ich musste dazu ins 120 Kilometer von meinem damaligen Wohnort entfernte Karlsruhe umsiedeln, und die angemietete Wohnung war erst am 1. Dezember bezugsfertig.
Es musste also eine Interimsbleibe für einen Monat her. Da es damals noch kein Internet gab (ja, so alt bin ich!), schaute ich mich in den Gelben Seiten nach einer möglichst preisgünstigen Pension um. Die Auswahl war groß. In der Karlsruher Brunnenstraße sollte den Gelben Seiten zufolge mindestens ein halbes Dutzend Pensionen existieren. Da ich absolut ortsunkundig war, dachte ich mir: das wird halt eine Straße mit vielen Beherbungsbetrieben sein.
Soweit, so schlecht. Ich begann damals in meinem jugendlichen Leichtsinn, die "Pensionen" in der Brunnenstraße anzurufen und sagte zu Beginn des jeweiligen Telefonats stets artig mein Sprüchlein zum oben geschilderten Thema "Interimsunterkunft" auf. Alle Angerufenen warfen noch während meines Sprüchleins den Hörer auf die Gabel - mit einer Ausnahme: die Dame sagte sinngemäß: "Was soll das? Wir sind doch ein Bordellbetrieb!" Meine Gegenfrage, ob denn alle "Pensionen" in der Brunnenstraße Puffs seien, bejahte die Dame.
Ich war erst einmal sprachlos, denn hinter dem Begriff "Pension" vermutete ich
- einen Beherbungsbetrieb,
- eine Beamtenrente oder
- eine spezielle Wertpapiertransaktion ("Pensionsgeschäft").
Auf die Idee, dass damit auch ein Bordell gemeint sein könnte, war ich in meinen kühnsten Phantasien nicht gekommen.
Heute weiß ich, dass die Brunnenstraße die Karlsruher Rotlichtmeile (okay, eine Meile ist sie nicht lang, eher "110 m Hürden") war und ist, in deren Etablissements man sich zwar hin und wieder in die Horizontale legt, jedoch nicht zum Übernachten. Die Verlinkung im Eintrag unter www.gelbeseiten.de auf die Domain http://www.laufhaus-8.de/ bestätigt dies.
Sowohl in den Gelben Seiten von heute als auch bei golocal.de ist das "Klein Venedig" in der Karlsruher Brunnenstraße - neben einem weiteren Etablissement - nach wie vor unter der Branche "Pension" gelistet. Und um Fragen vorzubeugen: Nein, ich habe diese Location nicht bei golocal angelegt!
Ich konnte es mir andererseits aber nicht verkneifen, diese "Pension" zu bewerten. Selbstredend nur, was den angeblichen Pensionsbetrieb angeht. Für die Bewertung der zweiten Branche fehlen mir die finanziellen Mittel und die Genehmigung meiner Frau ;-) Vielleicht fasst man sich ja bei golocal ein Herz und sponsert meine Bewertung der Zweitbranche per Gutschein :-)))
Die Bewertung des Pensionsbetriebs muss zwangsläufig kurz ausfallen:
Übernachtungspreisangaben fehlen. Laut Infos auf der oben angegebenen Website ist zwar alles "Verhandlungssache". Ich vermute aber ganz stark, dass eine Übernachtung in einem Viersternehotel viel preisgünstiger wäre.
Keine Fotos vom Pensionspersonal auf der Website vorhanden.
Parkmöglichkeiten in der Brunnenstraße existieren nicht (Fußgängerzone mit Sichtblenden nach dem Vorbild der Herbertstraße auf St. Pauli).
Zwei klare Pluspunkte habe ich am Ende dennoch zu vergeben: die "Pension" liegt äußerst "verkehrsgünstig" :-)))
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Ich geb's offen und unumwunden zu: ich gehöre zu den stets hungrigen Tieren, die sich am liebsten im Rudel, im Schwarm oder in der Herde bewegen. Wird in den Verkehrsnachrichten ein Stau gemeldet, muss ich sofort hin. Da ist mir kein Weg zu weit. Denn was gibt es schöneres, als bei 40 Grad im Schatten gemeinsam mit Hunderten von Artgenossen stundenlang auf der Autobahn zu stehen oder im Stop-and-go-Verkehr mitzustottern. Natürlich vorausgesetzt, man hat sich zuvor mit einem Lunchpaket eingedeckt ...26.
Mein Herz schlug daher auf der Stelle einige Beats höher, als ich in Begleitung meiner Frau um etwa halb elf Uhr morgens das XXXL Restaurant im 6. Obergeschoss des Mann Mobilia Möbelhauses betrat. Das 1. Frühstück lag bereits einige Stunden zurück. Kein Wunder, dass der Magen bedrohliche Knurrlaute von sich gab. Ein zweites Frühstück musste also her!
XXXLutz lockt die Besucher seines Möbelhauses mit günstigen Frühstückspreisen. Kein Wunder, dass das Restaurant eine halbe Stunde vor der letzten Bestellmöglichkeit brechend voll war und eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse herrschte. Also ideale Bedingungen für bekennende hungrige Rudeltiere.
Wir entschieden uns für die kleine Frühstücksvariante (2 Brötchen, ein paar Scheiben Käse, Wurst, Salami, Butter, Marmelade und eine Tasse Kaffee für 2,90 EUR. Für ein Spiegelei wäre 1 EUR zusätzlich zu zahlen gewesen). Dank des flinken und freundlichen Kellners liefen Bestell-, Liefer- und Bezahlvorgänge erstaunlich schnell.
Bei der Qualität darf man angesichts der Niedrigpreise keine Wunder erwarten: Außen halbwegs knusprige, innen letscherte, vermutlich aufgebackene Billigstbrötchen mit Fabrikwurst,-käse und -marmelade. Kaffeequalität? Na ja. Leider hat man bei XXXLutz keine Möglichkeit, ein Frühstück mit qualitativ höherwertigen Komponenten zu bestellen. Ich hätte für bessere Brötchen und hochwertigen Brötchenbelag gerne mehr ausgegeben. Aber so ist es nun mal. Offenbar richtet man sich nach der Nachfrage des deutschen Durchschnittskunden. Und der ist einfach nicht bereit, für Lebensmittel Geld auszugeben. Eines unschönen Tages werden wir an unserem Geiz jämmerlich verrecken.
Dass während unseres Besuchs wegen eines technischen Defekts die gesamte Toilettenanlage unbenutzbar war, was bei gefühlten 250 Gästen im Einzelfall durchaus auch mal in die Hose gehen kann, fließt nicht in mein Bewertungsergebnis ein. So etwas kann halt passieren, und zum Glück gab es 7 Stockwerke tiefer eine funktionierende Sanitäranlage.
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Im Moment ist es ja en vogue, Ressourcen und all das, was uns sonst noch wichtig ist, zu schonen.27.
Zum Beispiel "Klima schonen". Okay, schlechtes Beispiel. Alle reden drüber, aber keiner tut was, und keiner setzt Pläne in Taten um.
Da kann man sich ja fast ein Beispiel an dem Saturn-Mitarbeiter nehmen, der uns heute bedienen sollte. Er hat perfekt seine Stimmbänder geschont!
Zur Vorgeschichte: unser 30 Monate alter TiPi-Drucker ist vor ein paar Tagen ohne Vorankündigung in die ewigen TiPi-Jagdgründe eingegangen. Sein Display sagte mir, es sei kein korrekter Druckkopf eingebaut. Das hat der kleine dumme Drucker doch tatsächlich erst bemerkt, nachdem er während der Herstellergarantiezeit und weitere 6 Monate mit ein und dem selben (korrekten) Druckkopf konfliktfrei ausgekommen war. Ist aber - wie in einschlägigen Foren vielfach gepostet - kein Einzelfall. Okay, die Hersteller wollen neue Geräte verkaufen. Wo käme man denn hin, wenn so ein Drucker so lange wie Omas alte Waschmaschine funktionieren würde. Egal, möge mein TiPi in Frieden ruhen.
Im Internet suchte ich mir nach gründlicher Recherche ein neues Modell aus. Nein, nicht vom Hersteller meines alten TiPi-Druckers. Strafe muss ja schließlich sein. Die Saturn-Homepage sagte mir, dass das Objekt meiner Begierde im Markt Pforzheim verfügbar sei. Also reservierte ich das Ding und fuhr mit meiner Frau und dem verreckten Altgerät zwecks ressourcenschonender Verschrottung und Abholung des neuen TiPi-Druckers zum Pforzheimer Saturn-Markt.
Am Schalter für die Abholung von Online-Bestellungen wurde vor uns ein anderer Kunde bedient. Als dieser bedient war, machte der Mitarbeiter auf dem Absatz kehrt und verließ den Schalterbereich, ohne ein einziges Mal Blickkontakt mit uns aufgenommen oder einen kurzen Satz wie zum Beispiel "Hab Diarrhoe, bin gleich wieder da" gesagt zu haben.
Ich bin ja eigentlich ein sehr geduldiger Mensch. Außerdem wurde uns während der Wartezeit am Schalter First Class Entertainment geboten, denn eine Kundin verließ gerade wutentbrannt den Markt mit den Worten: "Ihr seid ja so ein Sauladen. Erst schickt man mich mit meinem Anliegen in die Fachabteilung, und dort hat man entweder keine Ahnung oder keine Lust, mich zu beraten. Nie wieder!"
Anstatt die Dame zu fragen, wie man ihr denn weiterhelfen könne und was sie so aufgebracht habe, ließen die beiden Mitarbeiterinnen an der Kasse die Kundin passieren, als hätten sie Oropax im Gehörgang.
Nach mehreren Minuten Wartezeit drängte sich uns der Verdacht auf, dass der Mitarbeiter am Online-Bestellungs-Abholschalter entweder eine sehr, sehr heftige Diarrhoe oder aber beschlossen hatte, eine lange Pause einzulegen, denn er schickte sich nicht an zurückzukommen. Wir sprachen dann eine Mitarbeiterin am wenig frequentierten Kassenbereich an, welche meinte, wir würden doch schon bedient. Das verneinten wir und sagten, ihr Kollege habe wortlos seinen Arbeitsplatz verlassen. Ganz sicher komme er gleich wieder zurück. Was aber nicht geschah.
Schließlich erbarmte sie sich und bediente uns. Das Neugerät bekamen wir von ihr relativ schnell. Für die Annahme des Altgeräts erklärte sie sich für unzuständig und verwies uns an die Abholrampe für Großgeräte. Gut, dass wir den toten TiPi auf ein "Wägele" geladen hatten.
Alles in allem ein Beispiel, wie Service nicht geht. Aber keine Sorge, liebe Saturn-Servicemitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir werden künftig mehr als schonend mit Euch umgehen, wenn Ihr versteht, was wir meinen ...