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Wenn man schon keine Urlaubsreise macht, das gute Wetter jedoch zu einem Ausflug ins Grüne einlädt, gibt es doch fast nichts Schöneres als ein Open Air Essen "beim Italiener".1.
Unser "Stammitaliener" hatte uns ein bisschen vergrault, weil er die durch den Corona-Lockdown verordnete Zwangspause zu einer Änderung seiner Speise- und Getränkekarte nutzte. Allerdings beschränkten sich die Änderungen nicht auf das Sortiment, sondern auf die Preise, die saftig durch die Decke gingen. So animiert man die Gäste nicht zum Wiederkommen. Leise grollend beschlossen wir, ihn erst einmal etwas schmoren zu lassen.
So hielten wir Ausschau nach etwas Neuem.
An der Pizzeria da Fabio waren wir bestimmt schon 100 Mal vorbeigefahren ohne anzuhalten.
Heute stoppten wir, weil wir Appetit hatten und die schattigen Terrassenplätze unter Sonnenschirmen verlockend aussahen.
Die Pizzeria da Fabio liegt am Ortsrand von Königsbach. Parkplätze für Autos und Fahrräder gibt es in Hülle und Fülle.
So stellten wir unsere Blechkiste in den Halbschatten und setzten uns in den Vollschatten eines Sonnenschirms, denn die Quecksilbersäule machte ausnahmsweise in diesem bisher eher kühlen Sommer 2021 etwas Höhentraining und kratzte an der 30-Grad-Marke.
Die freundliche Bedienung brachte sehr fix die Wochenkarte für den Mittagstisch und versprach, uns bei Bedarf auch die "große" Karte vorbeizubringen.
Ich hatte schnell gewählt, denn im Falle eines Erstbesuchs bei einem "Italiener" mache ich stets den "Penne all'arrabbiata-Test". Außerdem stand dieses Gericht auf der Wochenkarte, was bedeutet, dass im Preis von 6,90 EUR als Zugabe noch ein kleiner italienischer Salat inbegriffen ist.
Weshalb esse ich bei Erstbesuchen immer hohle Nudeln mit scharfer Tomatensoße?
Weil es eigentlich ein relativ einfaches Gericht ist, das man aber dennoch so granatenmäßig verhunzen kann, dass sich das Restaurant für weitere Besuche auf der Stelle disqualifiziert.
Für meine Frau und ein befreundetes Ehepaar brachte die Bedienung die "große" Karte, auf der aber nicht ausufernd viele Gerichte stehen, sondern eben all das, was man von einem Pizzabäcker und Pastakoch standardmäßig erwartet: Diverse Pizzen und Nudelgerichte, außerdem einige Fleisch- und Fischgerichte.
Meine Frau entschied sich für eine Pizza Napoli (7,50 EUR), unsere Freunde für Penne mit vier Käsesorten (u.a. Gorgonzola) in Sahnesoße (7,90 EUr) bzw. ein gebratenes Zanderfilet mit Bandnudeln und Tomaten-/Olivensoße (Preis habe ich mir nicht gemerkt).
Mein kleiner italienischer Salat war ganz okay, aber kein Hochgenuss. Er bestand aus einigen großen Blättern grünen Salats, einigen Möhrenstiften, etwas Krautsalat und der Scheibe von einer riesigen Gemüsezwiebel. Vielleicht hätte ich als Dressing statt etwas Balsamico mit Öl ein Joghurtdressing wählen sollen.
Ist aber egal, denn so konnte ich mich auf meine Penne freuen.
Letztere kamen dann auch sehr schnell und schmeckten grandios. Was habe ich hier schon für Katastrophen erlebt? Lasche Tomatensoßen mit grünen, nach Essig schmeckenden Peperoni aus dem Glas.
Ne, solch einen Mist mutet der Chef der Pizzeria da Fabio, welcher selbst in der Küche steht, seinen Gästen nicht zu. Eine wunderbar abgeschmeckte Tomatensoße mit Knoblauch, die einige Zeit auf dem Feuer zugebracht und geschmort hat.
Und der Chef hat frische Chilischoten gehackt, die der Soße eine spürbare, aber nicht zu dominante Schärfe geben.
Die Penne selbst waren noch schön knackig, das heißt, der Chef hat sie zum genau richtigen Zeitpunkt vom Herd genommen.
Alles in allem verdienen diese Penne locker 9 Punkte auf meiner Arrabiata-Skala von 1 bis 10!
Meine Frau und unsere Freunde hatten bei ihrem Essen auch keinerlei Veranlassung zum Meckern. Allerdings war die im Holzofen gebackene Pizza meiner Frau viel zu groß; sie hisste - zu meiner Freude, weil der Rest "für zuhause" eingepackt wurde - schon nach der Hälfte die weiße Flagge. Dafür war der Belag (Mozzarella, Sardellen, Kapern) sehr gut. Da wir es überhaupt nicht mögen, wenn die Pizza mit in einem Fett-/Ölsee schwimmenden Zutaten überfrachtet ist, verdient der Chef auch für die Ausgewogenheit von Belag und Sugo ein dickes Lob.
Auch unsere Freunde hatten überhaupt nichts an ihrem Essen auszusetzen.
Wir waren uns am Ende alle einig, dass man hier bedenkenlos wieder hingehen kann.
Über die Innenräume des Restaurants kann ich selbst nichts sagen, weil ich nicht reinschaute. Meine Frau, die die Toilette besuchte, meinte, drinnen sei es "auch schön", und die Toilette sei zwar etwas altmodisch möbliert, aber sauber und "gut in Schuss".
Kleiner Wermuthstropfen für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer: Um in den Innenraum zu gelangen, müssen einige Treppenstufen überwunden werden.
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Manchmal findet man erst über ein Produkt, das man gerne regelmäßig kaufen möchte, ein gutes Ladengeschäft.2.
Auf die Grötzinger Warengenossenschaft Raiffeisen eG im Karlsruher Ortsteil Grötzingen wurde ich über eine Händlerliste der Erzeugergemeinschaft KraichgauKorn aufmerksam, deren Mehle ich zum Brotbacken verwende. Leider hatte sich zuvor ein Hofladen in meiner unmittelbaren Umgebung als Händler-Flop entpuppt, denn dieser Hofladen hatte die von mir benötigten Mehlsorten zumeist gar nicht vorrätig.
So versuchte ich in der Not mein Glück bei einem einige Kilometer von meinem Wohnort entfernten Händler auf der Liste. Und das mit Erfolg!
Das Ladengeschäft der Grötzinger Warengenossenschaft liegt im alten Ortskern von Grötzingen, ist aber dennoch gut mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß erreichbar.
Neben dem von mir benötigten Mehl von KraichgauKorn gibt es viele andere nützliche Dinge für meinen täglichen Bedarf wie zum Beispiel Obst und Gemüse, Eier, Walnuss- und Leinöl, Gartengeräte und -bedarf aller Art sowie Getränke.
Und das Warensortiment kommt zum überwiegenden Teil von Erzeugern aus der Region.
Besonders hervorzuheben sind aus meiner Sicht das große Engagement und die hohe fachliche Kompetenz, mit der das Verkaufspersonal bei der Sache ist. Hier wird nicht einfach nur dahingelabert, damit der Kunde etwas kauft. Nein, man teilt den eigenen Kenntnis- und Erfahrungsschatz mit den Kunden und will, dass diese gerne wiederkommen.
Und das gehört mit einer guten Bewertung und mit regelmäßigen Einkäufen belohnt.
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Lockdownbedingte Restaurantschließungen verleiten so manche Hobbyköchinnen und -köche dazu, selbst das Küchenzepter zu schwingen.3.
Und dies mit mal mehr und mal weniger Erfolg.
Meine Frau und ich haben uns in diesen trüben Pandemiezeiten zwangsläufig in gastronomisch schwindelerregende Höhen hinaufgekocht.
So war es an der Zeit zu testen, ob die Speisewirtschaften in der Umgebung uns überhaupt noch das Wasser reichen können.
Späßle g'macht ...
Der wahre Grund für unseren "Traube"-Besuch war, dass wir keine Lust hatten, unser Sonntagsessen selbst zuzubereiten, und dass wir auch einen Beitrag zur finanziellen und moralischen Unterstützung des durch zwei Lockdowns doch sehr in Mitleidenschaft gezogenen Gastronomiegewerbes leisten wollten.
Dies auch aus rein egoistischen Motiven, denn wir möchten in Zukunft nicht 'zig Kilometer durch Dörfer und Städte mit aus finanzieller Not geschlossenen Restaurants fahren, bis wir endlich ein Lokal finden, welches diese Durststrecke überlebt hat.
So erinnerten wir uns vor einigen Tagen an die "Traube" in unserem Nachbarort Keltern-Ellmendingen, die wir bis vor einigen Jahren des öfteren mit unseren damals noch in unserem Haushalt lebenden Kindern besucht hatten.
Obwohl wir mit Speisequalität und Service stets zufrieden gewesen waren, war dieser Familienbetrieb im Laufe der Zeit bei uns irgendwie in Vergessenheit geraten. Den Grund dafür wissen wir selbst nicht, denn die "Traube" hatte nie Anlass zu Beanstandungen geboten.
Auf den Internetseiten der "Traube" sahen wir, dass die Inhaberfamilie Maurer sich auch in Zeiten der Corona-Pandemie mit einer übersichtlichen, aber sehr gut zusammengestellten Abhol-Speisekarte mächtig ins Zeug legt, um ihre Gäste mit leckeren Speisen zu erschwinglichen Preisen zu versorgen.
Auf zwei DIN A 4-Seiten dürfte jeder ein passendes Gericht oder nach eigenem Gusto zusammengestelltes Menü finden.
Unter den Vor- und Hauptspeisen findet man auch durchaus einige Gerichte, die für einen "to go" zubereitenden Koch eine echte Herausforderung sein können, denn wer weiß, ob sich ein Abholgast möglicherweise beschwert, weil das Steak nach einer viertelstündigen Autofahrt vielleicht nicht mehr medium, sondern zäh und die Nudel-Soßemischung nur noch eine klebrige Pampe ist.
Da meine Frau und ich das Risiko lieben, entschieden wir uns gerade nicht für Gerichte wie zum Beispiel "Edelhirschgulasch nach Art des Hauses" (19,50 €), "hausgemachte Käsepätzle" (8,50 €), "geschnetztelte Filetspitzen Züricher Art" (15,20 €) oder "Heides Vegi-Traum" (vegetarische gefüllte Muschelnudeln für 13,50 €). Gerichte dieser Art verzeihen eine etwas längere Liegezeit und können auch im Backofen oder in der Mikrowelle wieder aufgewärmt werden.
Nein, uns gelüstete nach einem schwäbischen Zwiebelrostbraten mit Spätzle beziehungsweise einem Rumpsteak mit Kräuterbutter, Baguette und einem großen Salatteller (jeweils für 20,80 €)!
Pünktlich zur telefonisch vereinbarten Abholzeit (High Noon am Sonntag) fand sich meine Frau, vermummt mit einer FFP2-Maske und in Begleitung einer mitgebrachten Warmhaltebox, in den Räumlichkeiten der "Traube" ein, wo sie von der sehr freundlichen Seniorchefin in Empfang genommen wurde. Nach einer sehr, sehr kurzen Wartezeit wurde unsere Warmhaltebox beladen, und nach einer 5- bis 10-minütigen Autofahrt waren wir sehr auf unser abgeholtes Essen gespannt.
Um es vorweg zu nehmen: die Abholfahrt hat sich gelohnt!
Die Gerichte waren in Pappbehälter gefüllt, die laut Aufschrift kompostierbar sind oder in die Biotonne geworfen werden können. Schon mal als dicker Umwelt-Pluspunkt zu vebuchen, denn wir hatten mit einer Styropor-Verpackungsorgie gerechnet!
Das Baguette zum Steak meiner Frau sowie die Kracherle für den Salat befanden sich in einer außerhalb der Warmhaltebox mitzunehmenden Papiertüte, um sie vor dem "Matschigwerden" zu bewahren.
Nach dem Umladen auf unser eigenes Geschirr folgte die spannende Testphase.
Ich vernahm dabei nichts anderes als ständiges und einhelliges "Mmmmmmh" aus unseren Mündern.
Steak und Rostbraten waren wunderbar zart und innen noch rosa, also genau so, wie wir das mögen.
Die hausgemachten Spätzle waren nicht klebrig, sondern bissfest und mit einer Butterschmälze on top.
Die in einem separaten Pappbecher abgefüllte Soße schmeckte "wie bei Muttern" und nicht nach Maggi, Knorr & Co.
Auch am gemischten Salat (Feld-, Kopf-, Kartoffel-, Möhren- uns Gurkensalat) gab es absolut nichts auszusetzen.
Nach so viel Lob zur Qualität auch nur Anerkennendes zur Quantität: Fleisch, Beilagen, Soße und Salate waren sehr reichhaltig. Wir waren beide mehr als satt.
Fazit: Unser Abholbesuch bei der "Traube" wird ganz sicher nicht unser letzter gewesen sein. Noch schöner wäre es, wenn der ganze Corona-Schlamassel bald vorbei wäre und wir an schönen Sommerabenden die Köstlichkeiten der "Traube" auf der schönen Dachterrasse mit einem Gläschen Bier oder Wein genießen könnten. Träumen wird man ja noch dürfen.
Egal wie: bis bald!
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Eigentlich ist zur Bäckerei Pfeifle ja schon alles geschrieben.4.
So findet zum Beispiel der Freiburg-Insider und Langzeit-Golocal-User ubier die Pfeifle-Croissants voll krass - pardon: kross - und ist froh, dass er für den perfekten Croissantgenuss nicht extra nach Fronkreisch fahren muss.
Und Bäckereiexpertin und Golocal-Langzeit-Userin Blattlaus bekommt auf der Stelle weihnachtliche Gefühle beim Verzehr der süßen Leckereien.
Bei so viel ExpertInnenlob und -begeisterung könnte ich ja eigentlich meinen vorlauten Rand bzw. die Finger auf der Tastatur stillhalten.
Weshalb ich trotzdem meinen Salbada-Senf dazugeben muss?
Ganz einfach: Während die bisherigen Berichte die Erfahrungen als Kundin oder Kunde an der Verkaufstheke und beim anschließenden Verzehr der Backwaren wiedergeben, berichte ich aus einer anderen Blickrichtung. Sozusagen aus der Backstage-Perspektive.
Wie geht das denn?
Nein, ich habe bei der Bäckerei Pfeifle weder ein Praktikum gemacht noch mich undercover in Wallraffmanier dort reingemogelt.
Meine Kinder, die wissen, dass man mir mit allem, was im Zusammenhang mit gutem und handwerklich erzeugtem Brot aus Sauerteig steht, eine ganz große Freude bereiten kann, hatten mir zum Geburtstag einen Gutschein für einen Blick in die Backstube der Bäckerei Pfeifle spendiert.
Zum vereinbarten Termin erwartete mich der Inhaber, Bäckermeister Wolfgang Pfeifle, persönlich im Stammhaus der Bäckerei in der Carl-Kistner-Straße im Freiburger Stadtteil Haslach. Also dort, wo vor 114 Jahren mit der Firmengründung durch den Bäckermeister Franz-Josef Pfeifle alles begann.
Herr Pfeifle begann seine Führung mit einem gemeinsamen Blick auf die Fenster und den Eingangsbereich der früheren Verkaufsräume, die mittlerweile Wohnzwecken dienen und vermietet sind. Das heutige, modern eingerichtete Ladengeschäft mit Café liegt nur ein paar Meter daneben "um die Ecke".
Nach dieser kurzen Zeitreise durch die Geschichte des mittlerweile in 4. Generation geführten Betriebs gingen wir hinein in die ganzjährig zwangsläufig "gut geheizte"Backstube, wo es nicht nur heiße Luft, sondern auch herrliche Düfte von warmem Brot und Zwiebelkuchen zu beschnuppern gab.
Herr Pfeifle erzählte, dass man vor einigen Jahren vor der Entscheidung gestanden habe, ob die Produktionskapazitäten und die Zahl der Verkaufsstellen erheblich erweitert werden sollten. Er entschied sich für die andere Alternative, die sich in der Rückschau als Glücksgriff erwiesen hat: Er beschloss, lieber "klein" zu bleiben und hochwertige sowie handwerklich einwandfreie Produkte anzubieten. Gleichzeitig reduzierte er das Warensortiment auf einige wenige Brot-, Brötchen- und Kuchensorten. Die Kundschaft hat es ihm nicht übelgenommen. Im Gegenteil: der Laden brummt, und er hat im weiten Umkreis eine treue Fangemeinde.
Was sind die Schlüssel zu diesem Erfolg?
Die Rohstoffe:
Das Mehl bezieht die Bäckerei Pfeifle von Kraichgau Korn, einer bereits seit 30 Jahren existierenden Erzeugergemeinschaft nordbadischer Getreidebauern, die bewusst auf chemischen Pflanzenschutz und gentechnisch veränderte Pflanzen verzichtet. Bei diesem Lieferanten ist aus Sicht von Bäckermeister Pfeifle auch sichergestellt, dass er kein - wie auch immer - "angereichertes" Mehl geliefert bekommt.
Die "Machart":
Nun aber zu dem, was mich am meisten fasziniert: bei der Bäckerei Pfeifle gibt man dem Brotteig viel, viel Zeit zum Gären und Reifen, bevor er gebacken wird. Wer meint, er könne während einer Führung durch die Backstube die Entstehung eines Brotes vom Mischen der Zutaten bis zum Herausholen aus dem Ofen in Echtzeit mitverfolgen, wird demnach enttäuscht sein. Denn die Sauerteige reifen stunden- bis tagelang, im Extremfall bis zu 36 Stunden!
Weshalb das denn?
Profiteur einer langen Teigführung ist allein der Kunde, denn zum einen schmeckt ein Sauerteigbrot mit langer Teigführung um ein Vielfaches besser als ein in 2 bis 3 Stunden mit Wundermitteln aus dem Chemie-Zauberkasten hingerotztes Industriebrot. Und zum anderen dankt der Verdauungsapparat des Kunden der Wiederentdeckung der Langsamkeit beim Brotmachen, denn während einer langen Ruhe- und Reifezeit werden bestimmte Zucker bereits abgebaut, die - unabgebaut - im menschlichen Verdauungsapparat schmerzhafte und unangenehme Gasblasen erzeugen könnten. Ihr wisst schon, was ich meine ... Dieser positive Effekt auf Menschen mit Neigung zu Reizdarmsymptomen ist nicht nur wissenschaftlich erwiesen, sondern auch durch salbada-eigene Erfahrungen belegt: seitdem ich mein Brotkonsumverhalten in Richtung Sauerteigbrot mit langer Reifezeit umgestellt habe, ist aus meinem ungestümen, nicht selten laut brüllenden Darm ein sanftes, allenfalls leise blökendes Lämmchen geworden.
Aus den geschilderten Gründen habe ich beim Blick in die Pfeifle-Backstube ganz besonders den Anblick und den Duft der Sauerteige in ihren verschiedenen Reifestadien genossen. Dass die Sauerteigbakterien in dieser weichen und schwabbeligen Mischung aus Mehl, Wasser und Anstellgut ihr segensreiches Werk tun, sieht man an den mehr oder weniger großen Gärblasen und riecht man an dem ausgeströmten unvergleichlichen Duft. Recht so, dachte ich mir. Denn lieber soll der Teig rülpsen und furzen (pardon!) als des Nachts der Brotesser!
Am Ende der Führung durfte ich noch beim Vorbereiten einer meiner saisonalen Lieblingskuchensorten zuschauen: dem Zwiebelkuchen! Allein der Duft des auf dem Hefeteigboden verteilten Belags aus u.a. Zwiebeln, Sauerrahm, Ei, Speckwürfeln und Milch ist bereits vor dem Backen ein Erlebnis der ganz besonderen Art!
Die Menschenführung:
Soweit die geneigte Leserschaft bei meiner ausführlichen Lobeshymne ausdauernd geblieben ist, wird sie mit einem Baustein der Pfeifle'schen Unternehmensphilosphie belohnt, den der Meister mir am Ende der ca. 1 1/2-stündigen Backstuben-Peepshow verraten hat. Trotz seiner bestechenden Einfachheit wird er im rauen Wirtschaftsleben leider nur von wenigen angewandt: Das wichtigste an einer erfolgreichen Unternehmensführung ist - so Bäckermeister Pfeifle - nicht das ständige Streben nach der Maximierung des Ertrags um jeden Preis, sondern die Bindung der Mitarbeiter an den Betrieb. Dazu müsse man der gesamten Belegschaft unabhängig von der jeweiligen Hierarchieebene auf Augenhöhe begegnen und stets ein offenes Ohr für die Probleme, Sorgen und Nöte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Einem Chef, der sich nicht zu schade sei, selbst mal ein Häufchen Dreck wegzukehren,
halte man auch in schlechten Zeiten eher die Stange als einem Inhaber, der in anderen Sphären schwebe. Auf diese Weise bringe man es als Inhaber einer Bäckerei zwar nicht zu einer Luxusyacht im Mittelmeer und mehreren Porsche in der Garage. Ihm persönlich sei es aber wichtiger, gutes Brot zu backen und ein verlässlicher Partner für die Mitarbeiter und die Kundschaft zu sein.
Recht hat er, der Meister!!!
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Vor ziemlich genau einem Jahr bekam ich einen Mordsschrecken, denn ich sah plötzlich Blitze.5.
Und dies ohne Gewitter, Geschwindigkeitsverstöße im Straßenverkehr oder Einnahme bewusstseinserweiternder Drogen.
Nach einer kurzen Recherche im Internet schrillten bei mir die Alarmglocken. Die Fundstellen signalisierten einhellig, dass mit solchen Blitzen nicht zu spaßen und ein Besuch beim Augenarzt dringend anzuraten sei.
Die Praxis Dr. Kohm & Kollegen hatte ich in guter Erinnerung, da man mir dort vor einigen Jahren schmerz- und komplikationslos ein Hagelkorn am Oberlid entfernt hatte. Deshalb versuchte ich, dort möglichst schnell einen Termin zu bekommen. Nachdem ich der Praxismitarbeiterin telefonisch mein Anliegen geschildert hatte, meinte sie, da müsse ich zur Vermeidung eines irreparablen Schadens an der Netzhaut ganz, ganz schnell vorbeikommen.
Gesagt, getan. Noch am selben Vormittag saß ich in Begleitung meiner Frau, die mich für den Fall, dass ich ein pupillenerweiterndes Mittel ins Auge getropft bekommen sollte, nach Hause chauffieren musste, im Wartezimmer der Augenarztpraxis.
Letztere befindet sich im 1. Obergeschoss des Gebäudes Karlstraße 22-24 in der Karlsruher Innenstadt. Für Autofahrer gibt es öffentliche Parkplätze an der Straße direkt vor dem Gebäude oder im ca. 100 Meter entfernt liegenden Parkhaus Ludwigsplatz.
Keinen Parkplatzstress hat man, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt; die Stadtbahnhaltestelle Europaplatz ist nur ca. 250 Meter entfernt.
Personen mit Mobilitätseinschränkung gelangen problemlos mit dem Lift zur Praxis.
Seit meinem ersten Besuch bin ich bei Frau Medicke in Behandlung. Sie hat die Praxis gemeinsam mit Dr. Kohm im Jahr 2006 gegründet. Das Ärzteteam besteht mittlerweile aus fünf Fachärztinnen und Fachärzten. Die anderen Ärzte kann ich mangels eigener Erfahrungen nicht bewerten.
Zu Frau Medicke kann ich nur sagen, dass sie eine sehr kompetente und einfühlsame Ärztin ist, die auf den Patienten eingeht, sich genügend Zeit nimmt und die Untersuchungsergebnisse in auch für medizinische Laien verständlicher Sprache vermittelt.
Nach der umfangreichen Erstuntersuchung konnte sie erst einmal Entwarnung geben, da Netzhaut und Sehnerv keine Schäden aufwiesen. Auch der Augeninnendruck war damals im Normbereich.
Mit Blick auf eine bei der Untersuchung erkennbare Degeneration des Sehnervs sind bei mir aber regelmäßige Kontrollen erforderlich, um ein schleichendes Absterben des Sehnervs zu verhindern. Außerdem muss ich zwei Mal täglich einen lokalen Betablocker in die Augen tropfen, weil sich bei den Kontrollterminen ergab, dass mein Innendruck sich hin und wieder Hüpfer nach oben in den Grenzbereich hinein erlaubt.
Bei meinem heutigen Kontrolltermin (Mai 2020) war wegen der Coronakrise alles etwas anders: Patienten und Personal waren maskiert. Vor der Anmeldung am mit Acrylglas abgeschirmten Empfangstresen musste ein Handdesinfektionsmittel benutzt werden. Meine Gesundheitskarte steckte ich selbst in ein vor der Glaswand aufgestelltes Lesegerät, und im Wartezimmer waren die Stühle so platziert, dass der empfohlene Mindestabstand eingehalten wurde.
Zum Glück war die Wartezeit relativ kurz, denn man fühlt sich trotz der Distanz zu den anderen Patienten und zum Personal doch irgenwie unwohl.
Frau Medicke strahlte bei der Untersuchung und der Besprechung der Ergebnisse sowie der Medikation eine große Ruhe und Souveränität aus, als könne ihr der erschwerte Praxisbetrieb kaum etwas anhaben.
Ich kann diese Fachärztin deshalb auch in Krisenzeiten uneingeschränkt weiterempfehlen.
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Tiermäster und Metzger werden das jetzt nicht so gerne hören: Ich entwickle mich seit einigen Jahren allmählich zum Vegetarier. Will heißen: zunehmend weniger treibhausgaspupsende Rinder, unglückliche Schweine und medikamentenbeladene Vögel müssen meinetwegen sterben.6.
Die Entwicklung zum Vegetarier ist bei mir aber keine geradlinige und konsequente Entwicklung. Eher so ein Mäandern ...
Weshalb?
Wenn die Tage kürzer und dafür die Nächte länger werden und die Temperaturen in den Keller gehen, erinnere ich mich an eines der wenigen Highlights meiner Kindheit und Jugend. Ich werfe meine guten Vegetariervorsätze vorübergehend über Bord, werde schwach und muss sie von Oktober bis Februar mehrere Male genießen.
Was denn?
Na, was wohl? Leckere Schlachtplatte!
Was gehört in meiner Region zu einer Schlachtplatte?
Fangen wir mit dem Pflanzlichen an und hören wir mit dem Schweinischen auf:
- Sauerkraut
- Kartoffelpüree; zur Not tun es auch einige Scheiben Bauernbrot,
- frisch gebrühte Blut- und Leberwürstchen und
- im Sauerkraut gegartes Bauchfleisch, sehr gerne sehr durchwachsen.
Zur Abrundung darf ein - oder auch mehr - Obstler nicht fehlen. Hochprozentiger Apfel- oder Birnenschnaps hilft erwiesenermaßen zwar nicht bei der Verdauung. Irgendein pseudomedizinisches oder ernährungswissenschaftliches Argument braucht man/n aber gegenüber der Ehefrau, dass man nach einer fetten und kalorienreichen Schlachtplatte ein paar Schnäpse kippt.
Eine Schlachtplatte der oben beschriebenen Art schmeckt einfach nur lecker und ist ein wirksames Hilfsmittel gegen den Winterblues. Da kann auch ich als Beinahe-Vegetarier regelmäßig nicht wiederstehen.
Und jetzt kommt die hier bewertete Location ins Spiel.
Der/die für Blut- und Leberwurst zuständige/n Metzger/innen der Metzgerei Ganzhorn haben mich noch kein einziges Mal enttäuscht.
Was meine ich damit?
Ich öffne die Hülle der prallen, im Sauerkraut erhitzten Würstchen, drücke ihren weichen Inhalt auf die Gabel und lasse ihn auf der Zunge zergehen.
Sofort stellt sich ein Gefühl ein, als wäre Weihnachtsbescherung und Ostern zugleich. Aromen aus einer wundervoll komponierten und ausgewogenen Vielfalt von Gewürzen verwöhnen meine Geschmacksknospen. Am liebsten würde ich dieses erlesene Gemisch stundenlang im Mund behalten und das Erlebnis genießen.
Kurzum: Wer diese Würstchen abschmeckt, beherrscht sein oder ihr Handwerk. Deshalb an dieser Stelle in extrem fettes Lob an die wunderbaren Wurstköchinnen und -köche bei Ganzhorn.
Die Metzgerei Ganzhorn ist zwar kein Kleinbetrieb. Das Hauptgeschäft und die Produktion haben ihren Sitz in Birkenfeld-Gräfenhausen; daneben gibt es eine Handvoll Filialen im Enzkreis, unter anderem die hier beschriebene Location in Keltern-Ellmendingen. Dass aber auch ein größerer Betrieb sich die Liebe zum Handwerk und zum Produkt bewahren kann, beweist die hohe Qualität des Fleisch- und Wurstwarensortiments. Neben den Zutaten einer Schlachtplatte bin ich auch ein großer Fan der geräuchterten und mit Chili "angereicherten" Schwarzwurst.
Zu guter Letzt ist noch zu erwähnen, dass die Fachverkäuferinnen der Filiale in Keltern-Ellmendingen allesamt kompetent und stets freundlich zum Kunden sind, und zwar auch dann, wenn der Kundenandrang groß ist.
Parkplätze gibt es in ausreichender Anzahl entweder direkt vor dem Geschäft oder in der Nähe. Ein kleiner Wermutstropfen für Gehbehinderte: Treppenstufen vor dem Eingang. Es gibt aber sicher Personal und/oder Kunden, die helfen.
Liebe Metzgerei Ganzhorn, macht nur weiter so. Dann wird aus mir nie ein lupenreiner Vegetarier oder gar Veganer!
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Am Ortsausgang von Waldbronn-Reichenbach in Richtung Langensteinbach befinden sich die Fabrikationsstätte und die Hauptfiliale der im Jahr 1951 gegründeten Bäckerei Nussbaumer, die man mittlerweile getrost als Großbäckerei bezeichnen darf, denn sie betreibt im näheren Umkreis über 40 Filialen.7.
Wenn wir mit dem Rad unterwegs sind und Gelüste auf eine Tasse Kaffee und weiteres Naturdoping in Form einer Brezel oder eines Stücks Kuchen verspüren, ist diese Filiale eine Top-Adresse, denn bei gutem Wetter kann man auf der schönen Terrasse Rast machen. Für Tage mit Schmuddelwetter stehen in ausreichender Anzahl Sitzplätze im blitzsauberen und schön eingerichteten Innenraum zur Verfügung.
Meine Favoriten bei Nussbaumer sind die Laugenbrezeln und die Laugenbrötchen, die im Badnerland "Laugenweck" und weiter östlich in Württemberg "Laugenweckle" heißen.
Neben dem Kleingebäck hat Nussbaumer selbstverständlich auch viele Brotsorten, Kuchen und Torten im Angebot.
Am vergangenen Samstag war es wieder einmal soweit: unsere Radtour führte uns - natürlich rein zufällig ;-) - bei Nussbaumer in Reichenbach vorbei. Da wir zuvor gefühlte 3000 Kalorien verheizt hatten, war genügend Platz zum Nachfüllen.
Beim Betreten des Verkaufsraums bemerkte ich, dass für einen Samstagnachmittag viel Betrieb herrschte, was aber kein Problem war, denn die drei freundlichen und flinken Verkäuferinnen hatten alles gut im Griff. So servierte ich meiner Frau und mir nach kurzer Zeit 2 Tassen Kaffee und 2 Brezeln, die wir uns auf der Terrasse schmecken ließen.
Für Auto- und Radfahrer stehen Parkplätze in ausreichender Anzahl direkt vor dem Geschäft zur Verfügung. Für bewegungseingeschränkte Personen sind die Verkaufsräume und die blitzsauberen und geräumigen Toiletten stufen- und mühelos erreichbar.
Da unser Kaffee und unsere Brezeln von gewohnt guter Nussbaumer-Qualität waren, traten wir nach unserer gemütlichen "Brotzeit" gut gestärkt und gut gelaunt die Weiterfahrt an. Dass ich mir anschließend noch einen Platten holte, trübte zwar den Gesamteindruck von unserer Radtour. Daran trägt die Bäckerei Nussbaumer aber nun wirklich keine Schuld.
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Seit Anfang Mai 2019 ist das Team von "TEEM ONE" Pächter des Vereinsheims "Gutshof" des TV Wössingen. Die Sportanlagen und die Location liegen am Ortsrand von Wössingen, einem Ortsteil der Gemeinde Walzbachtal, in Richtung Jöhlingen.8.
Unsere Freunde, die schon Stammgäste beim "TEEM ONE" sind, hatten uns zu einem sonntäglichen Mittagessen eingeladen. Wir waren sehr gespannt, was uns erwarten würde, da man das gastronomische Angebot eines Vereinsheims normalerweise in die Sparte "Masse statt Klasse" einsortiert und zunächst an riesige Schnitzel aus der Fritteuse mit Kiloportionen fetttriefender Pommes denkt.
Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: wir wurden auf sehr angenehme Weise eines Besseren belehrt. Das junge Gastronomenteam des "TEEM ONE" ist sehr kreativ und zaubert mit viel Liebe zum Detail und zum guten Geschmack extrem leckere Gerichte auf den Tisch, die man auf keinen Fall hinter einem Sportlerheim vermutet.
Wir wurden vom Mitinhaber, der für den Service verantwortlich ist, sehr herzlich mit einem spritzigen Aperitif begrüßt. Die Wartezeit auf unsere Gerichte wurden mit kleinen Schmankerln aus der Küche überbrückt. Am Tag unseres Besuchs waren es kleine Brotscheiben mit erhitzter Blutwurst und - für die Blutwurstgegner/innen - Rote-Beete-Schaum in kleinen Tarteförmchen.
Das Speiseangebot ist relativ überschaubar. Das ist mir persönlich aber lieber als eine Karte mit -zig Positionen, bei der sofort der Gedanke aufkommen muss, dass der Koch keine frischen Zutaten zubereitet, sondern frisch Aufgetautes aufwärmt. Zum allgemeinen Preisniveau kann ich leider (noch) nichts sagen, da wir eingeladen waren und nicht auf die Preise schauten.
Die "üblichen" Sportheimgerichte wie zum Beispiel Schnitzel mit Pommes frites und Salat sucht man auf der Karte vergeblich.
Ich habe SchniPoSa & Co. aber nicht vermisst, denn eine der beiden Tagesempfehlungen (Gefüllte Maispoularde mit einer feinen Füllung nach arabischer Art sowie Gemüse der Saison), für die ich mich - ebenso wie unsere Gastgeberin - entschied, schmeckte ausgezeichnet und war auch sehr schön anzuschauen. Das von meiner Frau bestellte Entrecôte war ebenfalls ein Gaumen- und Augenschmaus. Unser Gastgeber hatte Beef Sashimi als Vorspeise gewählt. Da die verwendete Rindfleischmenge für eine Vorspeise sehr großzügig bemessen war, durfte der Rest des Vierertisches etwas davon probieren. Einstimmiges Urteil: Besser geht's nicht!
Auch bei der Innenausstattung hat das "TEEM ONE" Geschmack und Stilsicherheit bewiesen. Man vergisst deshalb schnell die in anderen Vereinsheimen inmitten einer Hundertschaft von lauten, schwitzenden und zechenden Sportlern gesammelten Erfahrungen.
Wir drücken dem "TEEM ONE" und uns selbst als künftigen Stammgästen ganz fest die Daumen, dass dieses mutige Konzept auch den nötigen wirtschaftlichen Erfolg bringt.
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Eigentlich sollte man nicht unmittelbar nach seinem ersten Eindruck einen Erfahrungsbericht schreiben, sondern das Ganze erst einmal sacken lassen, nochmal hingehen und frühestens dann bewerten.9.
Am Mittwoch hatten meine Frau und ich die Trattoria Pizzeria Schneeburg zum ersten Mal besucht. Einhellige Meinung: Begeisterung über die Qualität des Essens und die Herzlichkeit des Service.
Da wir uns unsicher waren, ob die Begeisterung Produkt einer spontanen Kurzurlaubs-Endorphinausschüttung war, beschlossen wir, zwei Tage später nochmals hinzugehen.
Ergebnis:
Nach wie vor sind wir entzückt und vergeben mit bestem Gewissen 5 Sterne. Ein Favoritenherz verschenken wir nicht, weil die Location einfach viel zu weit von unserem Wohnort entfernt ist und deshalb allenfalls ein Urlaubsfavorit sein kann.
Zu den Einzelheiten:
Die Location liegt in der Ortsmitte von Sankt Georgen, einem Stadtteil von Freiburg im Breisgau, der seinen ursprünglich dörflichen Charakter nicht verleugnen kann. Wie die Architektur des geschätzte 100 Jahre alten Gebäudes zeigt, war die "Schneeburg" mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einmal ein typisches südbadisches Dorfgasthaus. Auch die Inneneinrichtung ist nichts anderes als das Interieur eines Dorfgasthauses mit Kachelofen, Dielenboden, Holztischen und -stühlen. Die Betreiber haben daran kaum etwas verändert. Das ist mir persönlich egal, denn das Ambiente kann man bekanntlich nicht essen.
Erst der Blick in die Speisekarte und auf den großen Pizzaofen im hinteren Teil der beiden Gasträume verrät, dass italienisch gekocht wird. Dies aber mit Leidenschaft und bestem Know-how. An unseren beiden Besuchen hat uns keines der bestellten Gerichte enttäuscht. Es waren
- Tortellini in Brodo (Tortellini in einer sehr wohlschmeckenden Brühe) für 4,40 EUR,
- Spaghetti Puttanesca für 7,20 EUR,
- Rigatoni Siciliana für 7,50 EUR
- Pizza Napoli (sehr groß, mit tollem Boden und tollem Belag) für 7,20 EUR.
Frische und hochwertige Zutaten, die sehr gut abgeschmeckt waren, ließen uns innerlich jauchzen.
Dazu - ein Stilbruch - haben wir das bekanntlich gute Bier der Brauerei Rothaus genossen.
Der Service im familiär geführten Betrieb war gut gelaunt und sehr herzlich zu uns, obwohl wir Neugäste waren.
Die Toilettenanlage im Untergeschoss (leider nicht barrierefrei) hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, ist aber sauber und gepflegt, und alles funktioniert.
Wer ein romantisches italienisches Abendessen zu zweit mit Kerzenschein zu sich nehmen möchte, hat sich allerdings die falsche Location ausgesucht. Dazu ist es zu hell und zu laut. Die fleißigen und flinken Leute von der Schneeburg haben im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, um die fast im Minutentakt eingehenden telefonischen Bestellungen für Pizza zum Mitnehmen und Reservierungen aufzunehmen und abzuarbeiten. Wie sie das schaffen, ohne ihre Ruhe und Gelassenheit zu verlieren und ohne dass sich die Wartezeit auf Essen und Getränke ins Uferlose ausdehnt, verdient meine höchste Anerkennung.
Wäre es nicht so weit weg von unserem Zuhause, wäre die "Schneeburg" mit Sicherheit unser künftiges italienisches Stammrestaurant.
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"Immobilienfritzen" teilen Innenstädte in 1A- bis 2B-Lagen ein. Mieter von Ladengeschäften in 1A-Lagen zahlen horrende Mieten und müssen sich deshalb an der Nachfrage der Mainstream-Konsumenten orientieren, um ihre Kosten zu decken und darüber hinaus auch noch möglichst hohen Profit einzufahren. Und der Mainstream-Kunde kauft bekanntlich teure beziehungsweise billige Klamotten, Handys und andere angesagte Produkte mit dem angebissenen-Kernobst-Logo und so weiter und so weiter ... Was man in deutschen Fußgängerzonen mittlerweile an Geschäften vorfindet, ist deshalb einfach nur noch monotoner und zum Gähnen langweiliger Einheitsbrei.10.
Das Ladengeschäft von Günther Roth befindet sich vermutlich in einer 1B- oder schlechteren Lage. Ein Glück, dass es in der Freiburger Innenstadt nicht nur 1A-Lagen gibt. Denn in den von der Massenlaufkundschaft verschonten Sträßchen und Gässchen der Stadt an der Dreisam findet man vereinzelt (noch) Läden wie die von Günther Roth.
Wenn meine Frau und ich Freiburg besuchen, steht sein Kunsthandwerkslädchen seit Jahrzehnten ganz weit oben auf dem Zettel meiner Frau. Ich geb's offen zu: früher blieb ich gerne draußen vor der Tür und wartete mehr oder weniger geduldig, bis meine Frau alles angesehen und das eine oder andere Schätzchen gekauft hatte, weil mich das Sortiment nicht interessierte.
Seit einigen Jahren gehe ich aber sehr gerne mit und schaue mir die vielen liebevoll dekorierten kleinen und größeren Dinge auch an. Vielleicht liegt es daran, dass man sich mit zunehmendem Alter häufiger an die Kindheit und die besonderen Momente an Weihnachten und in der Vorweihnachtszeit erinnert, die das Kinderherz höher schlagen ließen.
Ganz sicher ist aber auch der Ladeninhaber selbst an meinem wiedererweckten Interesse an handwerklich schön und hochwertig hergestellten kleinen Dingen schuld. Herr Roth führt sein Geschäft seit mehr als vier Jahrzehnten und ist sich bei der Gestaltung des Sortiments stets treu geblieben.
Denn man findet bei ihm eben nicht den Schund und Plunder, der in anderen Shops alljährlich in der Vorweihnachtszeit aus den Kartons geholt wird, um ein paar schnelle Euro zu verdienen.
In Günther Roths Laden ist das ganze Jahr über Advent, und die von ihm angebotenen Artikel sehen noch so aus, wie sie in meiner Kinderzeit ausgesehen haben:
+ Keine Weihnachtsmänner, die Opfer der Globalisierungswelle wurden, mit rotem Einheits-Coca-Cola-Mantel und Rentier.
+ Keine süßliche, scheinbar konsumanregende, bei mir aber Brechreiz erzeugende Weihnachtsmusikbeschallung.
Die Weihnachtsmänner bei Günther Roth sehen so aus, wie sie in meiner Kindheit ausgesehen haben und wie ich sie live erleben durfte: ältere Männer mit verwegenen Vollbärten, vor denen es einem etwas gruselte, im langen Mantel, der aber nicht immer rot war. Außerdem war "mein" Weihnachtsmann nicht der "Einheits-Nikolaus" oder Santa Claus, sondern der Weihnachtsmann (in meiner Heimat "Belzmärte" genannt), begleitet von Knecht Ruprecht und dem Christkind. Dieses Trio kam am Heiligen Abend bei uns zuhause vorbei, verbreitete zuerst Angst und Schrecken bei uns Kindern und verteilte am Ende trotzdem Geschenke. Mein Vater entlohnte diese Gestalten vor dem Verlassen des Hauses mit Geld und Schnäpsen. Was zuvor vermutlich auch andere Väter getan hatten. Denn mein Elternhaus war das zweitletzte Haus vor dem Ortsende, sodass die geistige Entlohnung kurz vor Feierabend deutliche Wirkung bei Gangart und Sprachgewandtheit zeigte.
Günther Roths Weihnachtsmänner kommen aus dem Fränkischen und werden handwerklich aufwändig unter Verwendung von Marolin, einer seit über 100 Jahren in Thüringen fabrizierten Gussmasse, hergestellt. Die Weihnachtskugeln kommen zum Beispiel aus Österreich. Mit seinen Lieferanten, häufig Ein-Mann- oder Eine-Frau-Betriebe, unterhält Günther Roth seit vielen Jahren Geschäftsbeziehungen. Teilweise sind daraus laut Aussage von Herrn Roth auch Freundschaften geworden.
Leider werden die Lieferantinnen und Lieferanten - wie auch der Händler selbst - nicht jünger und stehen vor dem Problem, dass es an Nachfolgerinnen oder Nachfolgern fehlt. Meine Frau und ich drücken Herrn Roth beide Daumen, dass er trotz gesundheitlicher Probleme noch möglichst viele Jahre Freude mit seinem Geschäft hat und es in gute Hände abgeben kann, wenn er irgendwann einmal in den Ruhestand geht.