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Wer von Tettnang auf dem kürzesten Weg auf die A96 in Richtung Ulm möchte und sich hierzu mangels Ortskenntnis per GPS navigieren lässt, kommt zwangsläufig an der Schöre vorbei. Wenn der Navi was taugt, gilt das auch für den Industriestandort Friedrichshafen, denn die Alternativroute via B31 ist zum Ersten länger und zum Zweiten ein Alptraum von 80 km/h wegen nicht überholbarer Schwerlasterkolonnen.
Etwa 10 Minuten hinter Tettnang verläuft die Strecke in einer steilen Geraden bergan auf den Ort Dietmannsweiler zu, so richtig was, um die Gäuler unter der Motorhaube ein bisschen zu scheuchen. Damit ist oben aber ganz schnell vorbei, die erste Linkskurve geht ja noch halbwegs mit 140, dann aber wird es eng, denn vor der Steilkurve nach rechts steht ein rundes Schild mit rotem Rand und einer schwarzen 70 darauf und keine 10 Meter weiter lauert ein uniformierter Wegelagerer mit der Laserpistole um mittelfristig die Familienkasse zu plündern und die Staatskasse aufzustocken. Aber DEN sieht man sowieso zu spät, was aber an dieser Stelle fast aufdringlich ins Auge springt ist ein langgezogenes Dach quer zur Fahrtrichtung, das anstatt der hierzulande üblichen blauen ‚Beschichtung‘ eine riesige schneeweiße Aufschrift präsentiert: ‚BRAUEREIGASTHOF‘
Das ist das Dach des Haupthauses der ‚Schöre‘, eines riesigen landwirtschaftlichen Anwesens mit Brauerei und Gaststätte. An dieser Stelle möchte ich auf die höchst informative Homepage „http://www.hopfen-bentele.de/“ verweisen, in der sogar, wenn auch spekulativ, die Herkunft des etwas seltsam anmutenden Namens erklärt wird.
Dem sind nur zwei winzige Details hinzuzufügen: Weder im Haus noch daneben auf dem ‚Parkplatz‘ herrscht so etwas wie Raumnot. Anlässlich einer Weihnachtsfeier meines ehemaligen Arbeitgebers verloren sich 3 große Abteilungen in den vielen Nebenzimmern auf 2 Etagen geradezu. Der Parkplatz einer Bauernhofkneipe ist selbstverständlich naturbelassen, es ist also angebracht, den Ärger über die im Falle von nassem Wetter verschmutzten Designerschuhe NICHT am Personal auszulassen. Denn die landwirtschaftlichen Maschinen des Herrn Bentele, mit denen er seiner eigentlichen Profession nachgeht, dem Anbau des weltberühmten Tettnanger Hopfens, pflegen sich NICHT die ‚Schuhe‘ abzuputzen, wenn sie nach Hause kommen.
Wenn der geschätzte Leser mal einen Blick auf das Familienbild im Willkommensgruß wirft, ahnt er schon, was es zu essen gibt: Deftige Hausmannskost aus der Region Bodensee-Oberschwaben, diese allerdings sehr schmackhaft zubereitet und optisch ansprechend serviert. Das Lächeln der servierenden Haustochter ist also eine Zugabe, keine Narkose. Und es gibt auch ‚Elefantenohren‘! Nicht jedermann muss wissen, was mit dieser Bezeichnung verschlüsselt ist: Ganz einfach: Sehr dünn ausgewalzte und panierte Schweineschnitzel von den Ausmaßen einer Pizza, also der Rand des Tellers darf nicht zu sehen sein. Dazu serviert wird lediglich eine dicke Zitronenscheibe und vorsorglich eine Rolle Alufolie, als Sättigungsbeilage dient die Panade. Ich wollte wissen, was an der Legende dran ist und habe vorsorglich den ganzen Tag über gehungert. Ergebnis: Etwas weniger als ein Viertel der Mammutportion gab es am nächsten Morgen zum Frühstück.
Sehr zu empfehlen weil selbst entgegen sonstiger Alkoholfreiheit mit Genuss getrunken ist das 'Schörebräu dunkel', ein Schwarzbier der Brauart, die nach Jahrzehnten Dornröschenschlaf in Münchner Brauereiarchiven wieder zunehmend Ansehen und Verbreitung findet. Dieses Bier ist in dieser Zeit möglicherweise dem Schlankheitswahn zum Opfer gefallen, denn einer Halben dieser Sorte wird ein Nährwert von 2 Semmeln zugewiesen.geschrieben für:
Restaurants und Gaststätten / Brauereiausschank in Dietmannsweiler Stadt Tettnang
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Er führt UNSEREN Dorfladen in einer fast beispiellosen infrastrukturellen Einöde gegen die übermächtige Konkurrenz der Discounter in den nahen Kleinstädten mit zäher Verbissenheit, die ihm die Sympathie der Bewohner von Bad Wurzach-Eintürnen sichert. Ein 'Krämer' von altem Schrot und Korn, gewitzt und sparsam hat er den 'Tante Emma Laden' seiner Eltern zumindest soweit modernisiert, dass man sich als betagterer Kunde an die ersten Selbstbedienungsläden von Edeka in seiner Jugend erinnert, als die modernen Discounter noch in den Windeln lagen und z.B. 'Albrechts Kaffee-Geschäft' hießen, woraus dann in den 70ern ALDI wurde.42.
Herr Leupolz, von fast allen Stammkunden 'Joschi' genannt, kalkuliert knapp, um ebendiese zu halten, die als Unterallgäuer beziehungsweise Oberschwaben beim Einkaufen sehr gut rechnen können und nicht bereit sind, jeden beliebigen Preis zu zahlen. Oder mal so ausgedrückt: Der Sympathie-Bonus von 'Joschi' hält sich in gewissen Grenzen wenn es ums Geld geht.
Bis vor 3 Jahren war er recht locker an REWE angeschlossen, allerdings nur insoweit, dass er dort einkaufte, aber selbst nicht als REWE-Filiale firmierte. Plötzlich wurde er von dort unter Druck gesetzt, man wollte bei der Geschäftsführung mitreden und schickte einen 'Qualitätsinspektor', natürlich kostenpflichtig. Herr Leupolz warf ihn hinaus und wartete die REWE'schen Straf- und Zwangsmaßnahmen gar nicht erst ab, er kündigte kurzerhand den Liefervertrag.
Er war erfahren genug, dass er selbst wusste, wo was zu kriegen war, er begann damit, selbst einzukaufen und siehe da, er und wir als Kundschaft fuhren damit insgesamt besser, denn er gab alle Änderungen der Preisgestaltung kurzfristig an die Kundschaft weiter. So, und wenn man sich so eine Tätigkeit heutzutage ohne Internet vorstellt frägt man sich schon, wie er nach Quellen sucht. Natürlich per Telefon, aber wie geht man da vor?
Zeitlich VOR dem Bruch mit REWE angesiedelt war ein eigentlich sehr sympathischer Vorgang: Herr Leupolz, gesundheitlich stark angeschlagen, stellte die Aufgabe des Geschäftes zur Diskussion, so wie es halt auf dem Dorf zugeht: ‚mer schwätzt halt emol mitenand beim kassiere‘. Die durchweg langen Gesichter bewogen ihn, eine dorfweite Volksabstimmung zu veranstalten: Sein kleiner Bruder, unser Ortsvorsteher, organisierte Druck und Einlegen entsprechender Flyer ins 14-tägliche Käseblatt von Bad Wurzach und Umgebung und stellte die Gemeindewahlurne zur Verfügung. Die Frage war schlicht, ob man Wert darauf legte, dass der Dorfladen erhalten blieb, auch wenn die Preise vielleicht etwas anziehen würden oder ob dem Wähler das gleichgültig wäre.
Der Hintergrund für einen möglichen Preisanstieg war das Einstellen einer Vollzeitkraft, die bei Ausfallen des Inhabers den Laden auch alleine weiterführen könnte. Und die kostete nunmal volles Gehalt, das aus dem Reinerlös abgezweigt werden müsste. Und damit kommen wir zu ‚Joschis‘ für einen Dorfmonopolisten nicht uninteressanter Preisgestaltung: Er war wie zuvor schon seine Eltern zuvor nie darauf aus, Millionär zu werden. Was der Laden abwarf musste zu bescheidenem Wohlstand, also dem Erhalt des Hauses, in dem sich auch der Laden befand, dem Unterhalt von 2 Mercedes C-Klasse, dem Lebensunterhalt von 3 Personen, Vater, Mutter und ihm selbst, und einem 1 oder 2-wöchigen Halbpensionsurlaub im unteren Vinschgau reichen. Eine angestellte Arbeitskraft gab die Kalkulation nicht her. Aber die ‚Krämerseele‘, und das ist in keinster Weise abwertend gemeint, wollte das Ein und Alles nicht aufgeben und bilanzierte nochmals mit interessantem Resultat:
Aufgrund des überwältigenden Abstimmungsergebnisses im Sinne des Erhaltens der Institution plünderte Herr Leupolz sein Sparschwein und investierte den Inhalt in eine Vergrößerung der Verkaufsfläche und in die Modernisierung der Verkaufsmethode, ein Selbstbedienungsladen entstand, der Lebensmittelkaufmann wurde zum Gemischtwarenhändler. Fortan gab es dort alles, was in einem ordentlich geführten Haushalt nicht fehlen durfte, ein Auszug aus dem Programm eines Drogeriemarktes kam ins Angebot und das wiederum zu Preisen, die die Großmärkte dm oder Müller teilweise erblassen ließen. Die Stammkundschaft dankte es, der Umsatz stieg und machte das Einstellen einer Teilzeitkraft zur Entlastung des Chefs möglich.
JETZT kam REWE daher und wollte den Umstand, schon einen halben Fuß in der Tür zu haben, nutzen und das Sagen in diesem Geschäft erzwingen, zu gut Deutsch absahnen. Man versuchte ein paar halblebige Erpressungstricks, rechnete aber nicht mit der Dickfelligkeit eines oberschwäbischen Krämers. Den originellen und recht bukolischen Sprachgebrauch von Herrn Leupolz bei der Schilderung dieser Machenschaften muss ich leider unter Verschluss halten, sonst werde ich wieder zensuriert und in Quarantäne gesperrt.
Und wie sah das Ganze von außen, also aus der Sicht der Einwohnerschaft aus? Natürlich kannte man das überschaubare Angebot des immer noch kleinen Ladens, auch wenn es sich gewaltig vergrößert hatte, es handelte sich durchwegs um Markenartikel zu Preisen, die man in der Stadt auch zahlte. Also fällt die Entscheidung, dem ortsansässigen Krämer den Gewinn zukommen zu lassen, nicht sehr schwer, denn bis nach Kißlegg zum nächsten ALDI mit seinen Generika war eine Strecke von 22 km hin und zurück zu fahren. Wir sind hier alle irgendwie Schwaben, muss ich weiterschreiben? Und selbst die gebürtige Finnin, die vor 20 Jahren hier eingeheiratet hat, weiß inzwischen, wo das Geld herkommt und wo es NICHT hinfließen sollte.
Da man sich persönlich kennt kommt es auch zu persönlichen Gefälligkeiten wie folgende: Ich bin mäßiger aber regelmäßiger Genussraucher eines nicht überall erhältlichen Feinschnittes, Old Holborn, aus dem ich meine Zigaretten selbst fertige. Bisher ist es mir an jedem Wohnort gelungen, diesen Tabak in 100g-Dosen verpackt ins Angebot des Zeitungs- und Tabakladens einzuführen. Dies erwähnte ich mal gesprächsweise an der Kasse von Joschis Einkaufsparadies. Große Augen, aber selbstverständlich sei er gerne bereit, sein Sortiment um einen renommierten Tabak zu erweitern. Ich müsse ihn nur regelmäßig abnehmen, damit sich ein Bestellrhythmus einspielt. Mittlerweile hat sich auch anderweitig herumgesprochen, dass der Tabak in der blauen Dose zwar schweineteuer (Direktimport aus England), aber der herrliche Geschmack dieses Geld auf jeden Fall wert ist. Natürlich kriege ich als ‚Anlasser‘ dieses Umsatzes regelmäßig Informationen über neue Jünger des feinen Rauchgenusses.
Auf gar keinen Fall vergessen sollte ich den Grund für das Herzchen in der Favoritenbewertung: Seine Mama :) Die alte Dame stand mit 83 Jahren bis vor einiger Zeit neben ihrem Sohn hinter dem Tresen, so wie sie ein ganzes Leben lang ihren Mann unterstützte. Ich habe sie uferlos bewundert, wie kräftig sie mit anpackte und wie nachdrücklich sie ihren 'missratenen' Sohn zurechtwies, wenn er wieder mal naschte, was seiner Figur bestimmt recht 'zuträglich' war. Und seiner Krankheit im gleichen Sinn abträglich.
Und jetzt kommt sie endlich, die Anekdote: Ich habe über die Jahre immer wieder diese etwas sarkastisch untermalte Zurechtweisung mitgekriegt und in mich hineingegrinst. Frau Leupolz ist eine ausgesprochen zierliche Person und bringt bestimmt nicht viel mehr als die Hälfte des Gewichtes auf die Waage wie BEIDE Söhne jeder für sich. Als sich Frau Leupolz aus dem Laden ins mehr als verdiente Privatleben zurückzog erlaubte ich mir unverschämterweise, ihre Rolle als Kritiker der Naschsucht von Herrn Leupolz zu übernehmen. Ich erkenne nämlich die zurechtgelegten Häufchen Wurstverschnitt als das was sie sind: Unzulässige Zufuhr von Kalorien in einen Körper, der sie eigentlich nicht verträgt. Ich brauchte nicht zu üben, gleich beim ersten Mal erkannte Herr Leupolz in der Textur des Gelästers den diesbezüglichen Nachfolger seiner Mama und wurde knallrot. ;-DDDDDDD
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Meine Stammleserschaft wundert sich vielleicht jetzt etwas darüber, dass ich schon wieder einen Bäcker daherbringe, habe ich doch erst die Bäckerei Steinhauser über den grünen Klee gelobt. Dabei bleibt es auch, jedenfalls was ofenwarme Frischware angeht.43.
Aber das 'Kleefeld' ist groß, da bleibt ein Eckchen für ein ganz bestimmtes Brot, das man sich tunlichst NICHT frisch einverleibt, weil es dann zu schmerzhaften Blähungen führt, und zwar das grenzwertig roggenbetonte 'Allgäuer Landbrot'. 'RoggenBETONT' deshalb weil es reines Roggenbrot schlichtweg nicht gibt. Ohne Weizenanteil im Teig läuft in der Schüssel oder eben im Knetwerk gar nichts, der zum Gehen des Teiges benötigte Gärprozess bleibt aus, Roggen und Hefe kennen sich nicht. Es gibt einen Grenzwert im Mischungsverhältnis Weizen zu Roggen und diesen möglichst genau zu kennen ist die Kunst des Bäckermeisters. Die Zentrale der Fa. Schwarz in Lindenberg hat es jedenfalls voll drauf, der Allgäuer Bauernlaib, der nur selten am 2 kg Stück verkauft wird ist außen so dunkel, dass man nach schwarzen Brandstellen suchen möchte. Und das Innenleben hat eine Braunfärbung wie andere Roggenbrote außen.
Wir haben das Wissen um die Bäckerei Schwarz bei unserem Umzug aus Wangen mitgebracht, auch dort gibt es eine Filiale dieser Lindenberger ‚Brotfabrik‘, was nichts anderes meint als dass wir bereits seit 1997 regelmäßige Kunden sind, die sich aber auf besagtes Landbrot beschränken. Sein unbestreitbarer Vorteil ist, dass es schon gut gelagert ausgeliefert wird, dennoch wohlschmeckend und vor allem bekömmlich ist und dass man es erheblich länger lagern kann als helleres Mischbrot oder gar Weißbrot und verwandte Produkte.
Ein Kilo vom Allgäuer Landbrot gehört zu den ‚Kinkerlitzchen, die mich zu Fuß vom umsonschtigen Parkplatz bei den Bahnhofsarkaden in die Innenstadt von Leutkirch treiben. Die Fußgängerzone in der Altstadt ist zwar befahrbar aber immer gut zum Teil kreuz und quer vollgestellt und die innerstädtischen Parkgebühren sind nicht von schlechten Eltern. Da nehme ich als notorischer Geizkragen lieber den 5-minütigen Spaziergang durch eine idyllische Parkanlage in Kauf und besuche erst mal den Bäcker Schwarz. Die beiden freundlichen Damen in fortgeschrittenem Alter fragen gar nicht mehr nach meinem Begehr, wenn ich dran bin liegt mein Brot schon eingetütet auf dem Tresen, man stempelt meine Rabattkarte ab und Ware und Geld wechseln den Besitzer. Ich glaube beinahe, wenn ich plötzlich noch was anderes dazu möchte, würden die beiden zu Tode erschrecken. Über Jahre eingefahrene Schienen werden dann zur Stolperfalle für das arme Herzl.
Zur Tür hinaus und zwei Mal rechts geschwenkt steht man nach nicht einmal 10 Metern vor der breiten Front der Metzgerei Stör wo dann stattfindet, was ich in der Bewertung dieser location von mir gegeben habe :-)
Der Grund, warum ich die Grobwertung etwas zurückgenommen habe ist der, dass auch als ‚Konditorei‘ firmiert wird. DARUNTER verstehe ich etwas anderes, zumindest hinsichtlich Auswahl. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten aber zumindest für mich gilt, dass ich nicht einmal 200 Meter weit laufen muss um schmackhaftere Konditorprodukte zu kriegen.
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Ich hasse Einkaufen, oder 'shopping' wie es auf Neudeutsch heißt, und deshalb ist dieser Job auf Lebenszeit an meine des Öfteren bessere Hälfte delegiert. EINE Ausnahme gibt es allerdings: Wenn es darum geht, irgendwelche Kinkerlitzchen in Leutkirch besorgen zu müssen, weil sie in Bad Wurzach nicht zu kriegen sind, dann reiße ich mich geradezu um den Auftrag. Meine Gutste ist immer noch nicht dahintergekommen warum.44.
Wenn alles erledigt und besagte Kinkerlitzchen im Auto verstaut sind beginnt schon das Wasser im Mund zusammenzulaufen, denn jetzt erwartet mich einer der höchsten Genüsse, die einen Schwaben ereilen können: Ein Ellkaweee, an dem ALLES stimmt. Dieser Begriff ist zwar höchst national aber eine Übersetzung ist bestimmt nicht erforderlich.
Der Verkaufsraum der Metzgerei Stör ist recht klein und eng. MICH stört das nicht, denn umso größer ist die Chance, dass der Warmtresen seinen unbeschreiblichen Duft voll entwickeln kann. Denn der ist mein Ziel, und zumeist auch vieler anderer Kunden, denn kaum einer, der zuvor Fleisch und Wurst eingekauft hat, kommt auf dem Weg zur zentralen Kasse an diesem Tresen vorbei ohne noch eines der höchst preiswerten Exemplare oberschwäbischer Delikatesse zu ordern und meist gleich aus der Hand zu verdrücken.
Der Affenzahn, mit dem bei Hochbetrieb 3 uniformierte Damen an diesem Tresen Hand in Hand arbeiten hält die Wartezeiten in erträglichen Grenzen und selbst das Begleichen der Rechnung kriegt durch die Preisgestaltung die Chance, auf ein temporäres Minimum zusammengequetscht zu werden. ICH halte jedenfals den Einheitspreis von 1,30 € pro LKW, der sich seit 10 Jahren nicht geändert hat, immer abgezählt bereit.
Die Zeremonie beginnt mit dem Durchziehen eines rasierklingenscharfen Fleischmessers im Degenformat durch die Semmel. Das dezente Zischen dieses Vorganges lässt schon die Knusprigkeit der Semmelrinde ahnen. Da ich es gerne 'herzhaft' mag, bitte ich immer um ein Randstück, das schon gut durchgeheizt ist und nicht so trieft. Die scheinen nicht sehr beliebt zu sein, denn meistens liegt irgendwo in der Schale eines ganz verloren rum. Das krieg ich dann, und schon ist mein LKW fast doppelt so dick als er es für diesen Preis sein dürfte :-))))))
Das Geld liegt abgezählt in der dafür vorgesehenen Schale, also sind beide Hände frei, das heißersehnte Produkt deutscher Bäckereikunst zu umfassen und noch im Angesicht der strahlenden Verkäuferin herzhaft hineinzubeißen. Die knusprige Rinde der Semmel splittert in den Mundwinkeln und bröselt auf den Marmorboden, egal, das tritt sich ein. Der im ersten Augenblick milde Brotgeschmack, der Frische vermittelt macht schnell dem des Produktes Platz, für das die Semmel nur essbare Verpackung und Lafette ist, genüsslich mampfend drängle ich mich durch die hinter mir wartenden Kunden und durch die Glastür, stolpere die Freitreppe hinunter und mache mich auf den Weg zu meiner Kalesche.
Noch bevor die gepflasterte Altstadtstraße überquert ist wird die Papierserviette geknüllt und umweltfreundlich in der Hosentasche zwecks späterer Zweckentfremdung verstaut, dann aber drängt die gierig mitgeschluckte Luft mit Macht wieder heraus. Ein kurzer Blick in die Runde, keiner guckt her, also lasse ich es krachen. Die entsprechend den Benimm-Empfehlungen des Freiherrn von Knigge vorgehaltene Hand wirkt wie ein resonierender Schalltrichter und macht die physiologische Notwendigkeit zu einem höchst befriedigenden Event :-))))
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Der Text dieser Bewertung wird auf Wunsch des Inhabers überarbeitet, die Diskussion mit ihm steht noch aus und wenn ich ihn richtig verstanden habe, wird es sich wohl noch eine Weile ziehen. Schade :-(45.
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Falls sich jemand daran stößt, dass ich der Bewertung des Hauptgeschäftes in Diepoldshofen eine weitere nachsetze kann er mich ja bei golocal verklagen.46.
ICH kenne beide locations aus eigener Anschauung als Kunde, deshalb habe ich mich bei der Bewertung der Zentrale auf die historischen Fakten beschränkt, die im Jahr 2002 angesiedelt sind.
Als der lokale Toom Bau- und Heimwerker-Markt in Autobahnnähe neu baute und mit die größte Filiale in Süddeutschland eröffnete wurde die Freifläche vor den Schranken in den eigentlichen Markt zur Verpachtung an einen Restaurationsbetrieb ausgeschrieben. Die damals noch kleine Bäckerei Steinhauser 'um die Ecke' (Entfernung ca. 4 Autokilometer) bewarb sich und erhielt den Zuschlag.
Herr Steinhauser erstellte ein Konzept, investierte mutig in modernstes Equipment und stellte 3 junge und tüchtige Bäckerei-Fachverkäuferinnen ein, die bereit waren, etwas ausufernde Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen bzw. im Schichtdienst zu arbeiten, denn die Öffnungszeiten der Cafeteria waren natürlich denen des Marktes angepasst.
Dieses forsche Vorgehen versenkte den Grundstein zur heutigen Firma 'Steinhauser, der Bäcker', die ein Vielfaches von dem ausmacht, was ich vor 13 Jahren kennengelernt hatte. Ich wohnte zwar schon längst nicht mehr in Hünlishofen sondern auf der Südseite des Berges in Eintürnen, aber ich bin als passionierter Heimwerker Stammkunde im Toom und so konnte ich das weitere Heranwachsen der Cafeteria zunächst um gemütliche hölzerne Tischgarnituren vor dem Tresen und wenig später den Ausbau eines überdachten Außenbereiches mit 2 wetterfesten Tischgarnituren für Gäste, denen eine Zigarette zum Kaffee ein unabdingbares Muss ist, beobachten.
Hier erst lernte ich das Meisterstück von Herrn Steinhauser kennen, das 'Wurzelbrot', das äußerlich so aussieht wie ein uraltes knorriges Exemplar seines Namensgebers, und das von der Machart her ein wunderbar gelungener Rückschritt in eine ferne Vergangenheit ist, in der Brot wirklich nur aus Mehl und Wasser hergestellt wurde und dessen große Poren durch einen natürlichen Säuerungsprozess entstehen, indem Teig vom Tag über Nacht in der warmen Backstube lagert und am Folgetag unter den Frischteig geknetet wird. Obwohl es recht teuer ist, hier schlägt der Arbeitsaufwand zu Buche, findet es reißenden Absatz. Gegen Geschäftsschluss noch eines zu ergattern, ist schlichtweg unmöglich.
Da in der Cafeteria einer der mobilen Backöfen betrieben wird, wie sie heutzutage sogar bei den den Discountern den mehr oder weniger erfolgreichen Versuch machen, dem dort angebotenen Industriebrot einen Anstrich von Frische zu verleihen, ist es Insidern der Region möglich, zum Beispiel am Freitag auch noch nach 21 Uhr ofenfrische Semmeln zu organisieren was so manche Party retten dürfte. Lediglich das legendäre Wurzelbrot scheint das Öfelchen, das seine Energie aus einer normalen Steckdose bezieht, zu überfordern, da muss der Bäcker wohl höher ran. Und um diese Zeit hat die zentrale Backstube in Diepoldshofen schon geschlossen, schließlich wird ja um 3 Uhr Morgens schon wieder angeheizt.
Diese Cafeteria bietet mit ihrem tollen Angebot auch für mich etwas nicht ganz Alltägliches, woran natürlich nicht jeder denkt: Die Kombination 'passionierter Heimwerker' und 'Diabetiker' hat schon dazu geführt, dass ich nach längerem Aufenthalt im Markt am Tresen aufgetaucht bin und ganz dringend um eine Apfeltasche auf 'Kleinkredit' gebeten habe. Ich brauchte nur einen Satz dazu sagen, der Vater eines der Mädchen war auch Diabetiker, sie wusste sofort, worum es ging. Sie blieb auch bei mir, während ich das Stückchen verdrückte und entließ mich erst aus ihrer Aufsicht, als ich nach 10 Minuten das 'ok.'-Signal gab. Und das mit dem 'Kleinkredit' mangels ausreichend Barem in der Hosentasche ging auch klar, eine halbe Stunde später hatten die Mädels ihr Geld. :-) Und noch eine kleine Spende in das dicke Sparschwein neben der Kasse dazu.
Noch ein kleiner Nachsatz: In meinem Wohnort Eintürnen gibt es mit Ach und Krach noch einen Dorfkrämer, der aber bezieht sein Brot aus einer Großbäckerei, und es schmeckt keinem von uns so richtig. Doch im Sommer macht nur um die Ecke ein Minilokal auf, ein Ökonom, der seinen Milchbetrieb aufgegeben und seine Wiesen verpachtet hat, will die wertvollen Gebäude nicht verschleudern und in Miete gehen. Um nicht vor Langeweile zugrunde zu gehen, erwarb er eine Konzession für kleine Gastronomie, malte ein Schild 'Das kleine Cafe' und bietet nun an 7 Tagen in der Woche fast rund um die Uhr belegte Semmeln, Wurstsalat, auf Vorbestellung sogar selbstgemachten schwäbischen Kartoffelsalat, Kuchen, Kaffee und alkoholfreie Getränke an. Das Erfreulichste für uns, er steht beim Bäcker Steinhauser unter Vertrag und wenn wir am Vorabend wissen, was genau wir wollen, schreibt er es auf seine Einkaufsliste und wir können es am kommenden Morgen ab 6 Uhr bei ihm abholen, ein Angebot, das wir gerne in Anspruch nehmen. Denn von uns zuhause nach Diepoldshofen sind es knapp 9 km und bis zum 'kleinen Cafe' nicht einmal 2 km. :-)
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Wer Werbung für den Bäcker Steinhauser und seine Tresenmädels haben will, der hängt sich am besten in die Homepage, die ich mir erlaubt habe anstelle meines Vorschreibers einzutragen. Jetzt weiß ich wenigstens, wie man es anstellt, um golocal als Bewertungsplattform in Verruf zu bringen: Zwei Zeilen, keine wirklichen Informationen, Hauptsache 20 Punkte eingeheimst und schnell ‚reich‘ geworden ohne wirklich Leistung zu erbringen. Vielleicht mach ich es auch mal so um schneller ‚Kaiser‘ zu werden.47.
Aber dann hätte ich ja keine Freude am Schreiben, nur ein permanent schlechtes Gewissen gegenüber meinen ‚Freunden‘ und den bewerteten ‚locations‘, die so um ihr Recht kommen, gebührend gewürdigt zu werden. Leider verhindert die Satzung der Plattform die rechtlich abgesicherte Meinungsäußerung mittels Beharken von marktwirtschaftlichen Flops und moralisch Kriminellen.
So, hier ist Ende für jeden, der keinen Spaß versteht, denn ab hier geht es mit Anekdoten neben der eigentlichen Sache weiter:
Wer kennt schon Diepoldshofen? Leutkirch mag ja noch angehen, aber die zahllosen Dörfer drumherum, die im Zuge der Kreis- und Gemeindereform in den 70ern des vorigen Jahrhunderts eingemeindet wurden, das ist zu viel zugemutet. Aber selbst da geht es NOCH kleiner: Die Familie bezog im September 2001 eine stillgelegte ökonomische Liegenschaft, so etwas hochtrabend die Bezeichnung des Eigentümers, in Hünlishofen, einem VORORT von Diepoldshofen.
Bei mir heißt sowas Bauernhof im Kuhkaff, ich bin halt altmodisch und pflege eine etwas derbe Allgäuer Ausdrucksweise. Wer will, kann es ja wieder mit Blümchen umkränzen, davon kriegt das 5-Häuser-Kaff trotzdem keine Infrastruktur. Als wir einzogen, gab es mit Ach und Krach Strom und Wasser. Das Abwasser mit allen Bestandteilen (vornehm genug?) wurde in einer erbärmlich stinkenden Senkgrube gesammelt, alle 4 Wochen abgepumpt und weggekarrt, weiß der Teufel wohin. Und selbst das Wasser hat eine eigene Geschichte: Unser direkter Nachbar ist ein begabter Wünschelrutengänger, ich habe es selbst erlebt. Diese Begabung hat sich in der männlichen Linie vererbt, sein Vater und er ertasteten zunächst für jedes Gehöft eine unterirdische Quelle, die nach Erbohren und Installation einer Pumpe zur Versorgung von menschlicher und viehischer Besatzung ausreichte. Dann fand er vor etwa 30 Jahren eher per Zufall beim Viehtreiben auf einer seiner eigenen Wiesen eine unterirdische Wasserader und bohrte sie an, zunächst um das Weidevieh versorgen zu können ohne mit dem Tankwagen fahren zu müssen. Doch zu seiner Überraschung kam das Wasser mit Eigendruck an die Oberfläche, und zwar in solcher Menge, dass eine zentrale Versorgung des Weilers nahelag. Die Bauern steckten die Köpfe zusammen, gründeten eine ‚gemeinschaftliche Wasserversorgung Hünlishofen und reduzierten damit die jählich anfallenden Kosten für die vorgeschriebenen Brunnenuntersuchungen auf insgesamt ein Fünftel. Herr G. bastelte aus Schrottmaterial einen hydraulischen Widder (http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulischer_Widder), gemeinschaftlich wurde ein Hochbehälter gemauert und Leitungen verlegt, schon war man modern, und das ohne permanenten Stromverbrauch. Sowas war natürlich ein Dorn im Auge des Leutkircher Wasserwirtschaftsamtes, man zog das Gesetz zu Rate und stellte fest, dass eine Abwasserentsorgung per Güllefass nicht zeitgemäß ist und geändert werden muss. Den juristischen Hickhack erspare ich dem Leser, denn Hünlishofen sah logischerweise überhaupt nicht ein, wieso man tiefbaukostenpflichtig eine Druckwasserleitung brauchte nur um das Abwasser korrekt abzählen zu können. Die Stadt verweigerte eine Abwasserleitungentsorgung ohne Zuwasser und zeigte Hünlishofen wegen Betreiben einer unkorrekten Entsorgungsmethode an. Hünlishofen gewann den Prozess, die Stadt musste die Abwasserleitung auf eigene Kosten legen und in jedem Haus Wasserzähler installieren um die Abwassermenge festzustellen. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns bereits vor Ort und hatten lediglich die Abwasserkosten zu tragen, denn das Zuwasser gab es dank der schlitzohrigen Genialität des Landwirtes G. für fast umsonst.
Da wir von 'weither' kamen (25 km), war es angebracht, sich neu zu orientieren, was die Grundversorgung mit alltäglichen Notwendigkeiten von Zwei- und Vierbeinern anging. Eigentlich waren wir von unserem bisherigen Wohnort Neuravensburg recht verwöhnt. Die knapp 2000 Einwohner sind mit einem Bäcker, einem Metzger, einem kleinen Supermarkt und einer Apotheke versorgt. Es gibt einen Dorfdoktor, der auch mal ins Haus kommt, eine Grundschule und eine Sporthalle. Und man glaubt es nicht, eine kleine Postfiliale. Selbstverständlich auch eine Bank, aber die sind ja überall. Zwei Restaurants mit gutbürgerlicher Küche und eine Pizzeria sollten auch nicht vergessen werden.
Das alles mussten wir uns jetzt von unserem idyllischen Weiler Hünlishofen aus zusammensuchen, denn diese 30 Einwohner waren noch nie in der Geschichte des Ortes besonders verwöhnt worden. Das einzige öffentliche Gebäude ist eine Kapelle mit einer Grundfläche von knapp 100 Quadratmetern und 20 Sitzplätzen.
Und wenn wir schon das zwar idyllische, aber oft auch beschwerliche Landleben vorzogen, wollten wir auch die Vorteile genießen und uns nicht durch Produkte der Lebensmittelindustrie mit Konservierungs- und Streckmitteln kontaminieren lassen. Also machten wir uns auf die Suche nach den kleinen ländlichen Handwerksbetrieben, also zum Beispiel einem Bäcker, dessen Backstube sich noch hinter dem Laden befindet, und auf dessen Einkaufsliste für Rohstoffe keine Fertigbackmischungen Platz haben. Und der womöglich auch noch nach althergebrachter Methode den Brotteig auf natürlichem Weg säuert.
Es wurde ein Zufallsfund, denn ich wäre nie auf die Idee gekommen, in Diepoldshofen über die Achbrücke zu fahren und hinter dem Rathaus um die Ecke zu linsen um das dort stehende Einfamilienhaus angesichts der Schaufensterscheibe im Erdgeschoß überhaupt als Laden zu identifizieren. Aber eines Samstagmorgens, gerade mal um halb sieben, fuhr ich ganz vorsichtig auf der B465 in Richtung Leutkirch durch Diepoldshofen. Es hatte nachts geschneit und der Winterdienst war vorrangig mit der A96 beschäftigt, deshalb ‚vorsichtig‘. Und nur so hatte das Verkehrschaos vor und neben dem Rathaus eine Chance, von mir entdeckt zu werden.
Denn ich beschloss, MEINEM Verkehrschaos auf der Bundesstraße den Rücken zu kehren und über die Dörfer nach Hause zurückzufahren. Also bog ich an der Achbrücke ab und fuhr zunächst in Richtung Ortskern, und da sah ich zum ersten Mal den Eingang in das Ladelokal der Bäckerei Steinhauser und erkannte ihn auch eindeutig als Verursacher des Chaos im ruhenden Verkehr auf dem winzigen Stellplatz vor dem Haus und auf der OD. Und ich wollte doch nach Leutkirch, um dort in einer kleinen Altstadtbäckerei Semmeln zum Frühstück zu erstehen. DAS konnte ich demnach auch hier erledigen. Ich leistete also meinen Beitrag zum Verkehrschaos, stapfte durch den Schnee zur Tür, zog sie auf und erblindete schlagartig: Grauer Star in seiner extremsten Form infolge sehr hoher Luftfeuchtigkeit im Kontakt mit gut gekühlten Gläsern der Sehhilfe. Diese einfach abzunehmen brachte auch nichts, lediglich die Qualität der Blindheit verlagerte sich etwas.
Kurz gesagt, der Laden war brechend voll, was ein deutliches Signal für die Qualität der Frischprodukte dieser Backstube war, dies und der unwiderstehliche Duft von ofenwarmen Semmeln hießen mich Geduld zu üben und bei der Gelegenheit die vier Mädels hinter dem Tresen etwas in Augenschein zu nehmen. In der für alte Schwerenöteraugen nicht unattraktiven Uniform ihres Berufsstandes und des einheitlich straff zurückgebundenen Haares sahen sie eine aus wie die andere als wären sie Vierlinge. Ihre emsige Tätigkeit wirkte durchorganisiert und auf größtmögliche Effizienz hin rationalisiert, es gab keine Umwege und Rekursionen. Die Wünsche des Kunden bzw. deren Manifestationen wurden live verpackt, die Rechnung im Kopf aufaddiert und beim Zufalten der Tüte von Hand darauf notiert. Diese wanderte dann zur zentralen Kasse am Ende des Tresens, der Kunde tat gut daran, mitzuwandern um seinen Einkauf gegen Bares einzulösen. Möglicherweise auch gegen Vorlage einer EC-Karte, allerdings war damals, Anfang des Jahrtausends der Einsatz der einschlägigen Buchungsgeräte noch nicht allgemein Usus.
In recht kurzen Abständen öffnete sich die Tür in eine hellerleuchtete Dampfgrotte, in dem schemenhaft heftige Bewegung zu erkennen war. Aus dem Nebel erschien eine jüngere Ausgabe der ‚Vierlinge‘ mit einem Weidenkorb auf einer schmalen Schulter und kippte den Inhalt in das entsprechende Fach im Regal an der Rückseite des Verkaufsraumes, wo er weiter vor sich hin dampfte. Wie genau diese Frischwarenlogistik funktionierte war nicht zu ersehen, aber es fiel auf, dass NIE eines der Fächer leer wurde oder überquoll. Und es gab doch einige davon, die zu verwalten waren. Reissenden Absatz fanden natürlich die sogenannten Kaisersemmeln, die fast in jeder Region unserer Republik eine andere Bezeichnung tragen, sehr begehrt waren auch Seelen und das berühmte schwäbische Laugengebäck in Form von Brezeln, Hörnchen oder wiederum Semmeln. Jedes Weizengebäck hatte seine Entsprechung in Roggen und diese wiederum mit diversen Körnern kontaminiert, also Mohnsamen, Sesam, Dinkel, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, wer will sie alle nennen.
Verführt vom Gesamteindruck empfahl ich, eine GROSSE Tüte zu nehmen, das Mädchen lächelte etwas ungläubig und zeigte mir das Format, dann aber, während des Befüllens nach meinen Wünschen wich der Unglauben, wir kriegten die 10 Liter-Tüte gut voll. Mir war klar, dass meine siebenköpfigen Raupen in Form von 2 heranwachsenden Kindern unter dem Eindruck dieses Frischeduftes ihren beiden Alten nicht viel davon übrig lassen würden. Aber es war ihnen vergönnt, sie mussten ja noch zulegen.
Mein Honorar war das gute Gefühl, die Versorgung der Familie infolge der kürzeren Strecke zwischen Hünlishofen und Diepoldshofen etwas preisgünstiger gestalten zu können, denn die Absatzpreise der Backwaren bewegten sich im üblichen Rahmen für solche Produkte. Damit meine ich den Wegfall des gängigen Tante-Emma-Dorfladen-Zuschlages. Man ist halt sparsamer Allgäuer und hat nichts zu verschenken.
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Eigentlich kennt ihn ja jeder, zumindest vom Sehen, denn unauffällig ist seine Erscheinung nicht: Den ‚Kemmekehrerr‘, wie der Schornsteinfeger im Volksmund meiner Heimat Allgäu genannt wird, denn seine Pflicht als halbamtlicher Brandschutzbeauftrager der Regierung treibt ihn auf die Straße und von dort mindestens einmal jährlich in jedes Haus. Dreimal, wenn in diesem Haus eine Feuerstelle mit Abgasentwicklung betrieben wird.48.
Eigentlich braucht ein Vertreter dieser Berufsgruppe keine Werbung, seine Innung hat das Land fest im Griff, in Bezirke unterteilt und jeden davon einem ihrer Meister als Tätigkeitsfeld und Einkommensquelle zugewiesen. Demzufolge ist also eine Mitgliedschaft in dieser Organisation unabdingbar. Was sich hier liest wie eine Zwangsjacke hat auch unbestreitbare Vorteile, im Handwerk mit seinen historisch gewachsenen Zünften und Innungen betreibt sich eine Firma erheblich gemütlicher und stressfreier als in unter den ‚Fittichen‘ der IHK. Der Mann um den es hier geht macht zum Beispiel keine Werbung für seinen Kleinbetrieb, mal abgesehen von der Beschriftung seiner Kangoo-Flotte, die rein informativ gehalten ist.
Einen der Vorteile der Mitgliedschaft in er Schornsteinfeger-Innung Tübingen weiß ich an dieser Stelle zu nutzen, indem ich ihn per Konterfei vorstelle. Wer die Homepage im Kopf dieser Bewertung aufruft kriegt ‚meinen‘ Schornsteinfeger höchstpersönlich zu Gesicht, allerdings in Räuberzivil, ein Anblick, der mir real noch nie vergönnt war. Der Kulturstrick ist eindeutig zuviel und die wirre Mähne, hier eine Kurzversion, ist in der Regel unter einer sehr eng sitzenden Arbeitskappe ähnlich der eines Bäckers, allerdings in diesem Fall in Schwarz, mehr oder weniger verborgen. Meistens weniger :-) Selbstverständlich ist auch ein Zylinderhut Bestandteil seiner Traditionskleidung, doch auf den verzichtet er dankend, weil er ja nicht mit dem Fahrrad unterwegs ist wie das Symbol seines Berufsstandes, sondern mit dem Auto.
Warum eigentlich diese Bewertung? Ganz einfach: Dem Mann, den ich seit nunmehr 14 Jahren kenne, weil er 3 x jährlich meine Esse putzen muss, will ich ein kleines Denkmal aufstellen, für seine unbezweifelbare Kompetenz in Sachen Brandschutz, die ihn bereits mehr als einmal befähigt hat, im Zweifelsfall auch mal eine lokalitätsbezogene Entscheidung zu treffen, selbst wenn sie NICHT den Vorschriften entspricht. Eben ein HandwerksMEISTER, dem die Fähigkeit zu denken eben nicht ausgetrieben wird wie einem Abteilungsleiter in der Industrie.
Jetzt kommt die übliche Anekdote aus meiner Hand und zunächst etwas für Leute mit visueller Phantasie: Herr Willburger ist sich seines unbezahlten aber nicht ungeliebten Nebenberufes als ‚Glücksbringer‘ durchaus bewusst. Man projiziere in DIESES Gesicht ein diabolisches Grinsen, dann hat man den Mann, der alljährlich in der ersten Januarwoche vor der Tür steht und genau weiß, dass er hochwillkommen ist weil wir alle ja üüüüüüüüüüberhaupt nicht abergläubisch sind. Natürlich wurde er gleich beim ersten Mal ausgiebig inquiriert, wie ausgerechnet WIR zu dieser Ehre kommen: In dieser Woche haben seine Gesellen durch die Bank Urlaub, da klappert er höchstpersönlich einen handverlesenen Kundenkreis ab und zwar genau diejenigen, die sich IMMER freuen, wenn der schwarze Mann vor der Tür steht oder aufs Dach steigt.
Auch wenn auch wir auf der Countyside im Wilden Süden unserer Republik durchaus moderne und aufgeklärte Menschen sind, in jedem von uns schlummert ein winziger Rest mittelalterlichen Aberglaubens wie ein Drachen, der zum Beispiel in der Fastnachtszeit fröhliche Urständ feiert, aber auch sonst zu gewissen Gelegenheiten sichernd sein Haupt von den gekreuzten Pfoten hebt. Und eine davon, die regelmäßig wiederkehrt, ist der Besuch des Schornsteinfegers, in unserem Fall des Meisters höchstpersönlich.
Er firmiert unter dem Logo der Innung Tübingen und dem Monster an Berufsbezeichnung ‚Bezirksschornsteinfegerrmeister‘. Ich habe ihn mal gefragt, ob es ihm auch so geht wie unserer bedauernswerten Bundesjustizministerin mit ihrem Doppelnamen und dem permanenten Krampf im rechten Handgelenk, aber er verneinte. Dafür bezahle er seinen Drucker, der Name sei schon lange genug.
Anfangs war ich erstaunt, wie gut er sich in unserem etwas verwinkelt konstruierten Haus auskennt und wie geschickt er die Bühnenklappe mit etwas kompliziert zu bedienender Stiege zu bedienen weiß aber er meinte, er kenne das Haus schon seit er den Bezirk übernommen hat und unser Zugang zu den bekannten Türchen am Schornstein sei mit einer der einfachsten, nicht zuletzt, weil wir seinen Arbeitsplatz immer von Gerümpel freihielten. Das müssen wir aber, denn wenn wir etwas NIE wissen, dann sind es Rhythmus und Zeitpunkt seines Auftauchens. So etwas wie Arbeitseinteilung und –schema lässt er gar nicht erst zu. Wenn die Sonne scheint fährt er zu den Kunden, bei denen er via Dachleiter an seinen Arbeitsplatz gelangt, wenn es ‚Krotta haglat‘ sind solche Kunden wie wir dran, wo er unter Dach seiner Reinigungstätigkeit nachgehen kann. Ansonsten habe er eine Liste, was ein schrecklich verschmiertes und zerlesenes Karoheftchen in Gesäßtaschengröße ist.
Hierzu gibt es einen originellen Kontrast, nämlich die Abrechnung: Die erfolgt vor Ort auf einer Art elektronischem Notizbuch im Portemannaieformat, in dem alle Kunden alphabetisch aufgelistet sind und wo ein Häkchen gemacht wird, ob schon bar bezahlt ist oder ob noch eine papierlose Rechnung mit Forderung umweltfreundlich via ues.de erstellt werden muss. Über diesen Vermittler kommt dann eine E-Mail mit einem Link herein, der dann die Originalrechnung öffnet und als .pdf zum Herunterladen zur Verfügung stellt.
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Das mag sich jetzt ein bisschen widersprüchlich lesen, aber wenn sich der Bestellablauf fünfsternig gestaltet hätte, wäre ich nie dahintergekommen, dass ich es zu meiner großen Freude schon wieder mit einem fast unbekannten Geschäft zu tun kriegte, in dem Kundendienst ganz groß und mit einem liebenswürdigen Herzchen versehen geschrieben wird. Was war passiert?49.
Seit ein paar Tagen bin ich glücklicher Besitzer einer der legendären ASUS-ZenWatches, die den Armbandkommunikator von Captain Piccard recht armselig aussehen lassen und deren Name eigentlich Blasphemie ist, denn das Zifferblatt ist nur der Bildschirmschoner. Das Teil ist mit seinen 10 mm Höhe verglichen mit seinem Können und seiner Akkustandzeit von 36 Stunden als ultraflach anzusehen, was die mikroprozessorgesteuerte Schließe auf der anderen Seite des Handgelenkes mit ihren 13 mm als recht klobig erscheinen lässt. So konnte das nicht bleiben, ein anderes Armband musste her!
So wie Google alles weiß führt Amazon jeden erdenklichen Artikel, oder? Diesmal nicht, aber ich wurde wenigstens direkt auf die Katalogseite der Titelfirma geleitet. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Möglichkeiten gibt, einen Zeitmesser mehr oder weniger unverlierbar an einem Handgelenk zu befestigen, aber das trieb meine Chancen, etwas für meine Bedürfnisse und meine Bilanz zu finden gegen unendlich. Eigentlich war man allgemein recht preiswert, die Skala der Wertigkeiten reichte aber trotzdem bis hoch bis auf das Niveau von z.B. Paris Hilton, also nix für einen armen Rentner.
Ich machte einen Kompromiss, das edle Objekt sollte schon eine standesgemäße Befestigung kriegen, dabei aber meine Bilanz nicht um Monate auslasten. Es war nicht besonders schwierig, die Begleitinformationen und das vergrößerbare Abbild sehr hilfreich und entscheidungsfördend, ich erstand ein Uhrenarmband 22mm Milanaise mittelstarkes Geflecht poliert mit Sicherheits-Schiebeverschluß für den Preis von 31,50 € inklusive Porto und Verpackuung, in jeder Beziehung genau das, was ich mir für mein Interkom vorgestellt hatte.
Auch das Navigieren durch die Abwicklung, die das Eröffnen eines Kundenkontos erforderlich machte, gestaltete sich recht einfach und übersichtlich, in EINEM Punkt aber ZU einfach: Als eingetragener und langjähriger Kunde von Google Inc. bin ich verwöhnt von der Auto-Fill-Funktion beim Ausfüllen solcher 'Antragsformulare' und heute übersah ich, dass DIESES Formular kein EIGENES Feld für die Postleitzahl vorsah.
Ich navigierte also weiter, schloss PayPal vorurteilsbeladen als Zahlungsmittel aus, überwies vorab und trat kostenlos dem angebotenen Käuferschutz 'Trusted Shops' bei, der mir im Falle einer Reklamation die Rückerstattung der Vorauskasse garantieren würde. Sowas hätte PayPal dringend nötig um wieder mein Vertrauen zu gewinnen! :-(
Am Ende des Bestellprozedere erfolgte wie fast immer bei Vorgängen dieser Art, ein Überblick auf einer Seite: Oh Mist, Bad Wurzach ohne Postleitzahl, das überfordert unsere Schneckenpost mit Sicherheit, das sollte ich korrigieren. Nun, die Möglichkeit wurde angeboten, ich nahm sie wahr und wollte fortsetzen. Aber meine Bestellung war verschwunden, in irgendeinem märkischen Sumpfloch versackt. Nun war guter Rat zumindest nicht billig, es stellte sich die Frage, öb die Order nun schon im System der Firma mit dem stolzen Namen Staats GbR herumgeisterte, exekutiert wurde und dann als ruheloser 'Fliegender Holländer' bar jeder Postleitzahl in unserer Republik herumreiste.
Sicherheitshalber stellte ich via Kontaktformular die bange Frage nach dem Verbleib der Bestellung und machte mich auf eine längere Wartezeit gefasst. Aber nicht doch :-) Bereits nach nicht einmal 1 Stunde plumpste eine E-Mail in meinen Postkasten mit der Mitteilung, dass von meinem (allerdings renovierten) Konto keine Bestellung vorläge. Unterschrieben von einer Dame mit uraltem ehrwürdigem preußischem Namen, den ich hier allerdings nicht erwähne, Schutz der Integrität. Aber ich konnte mir nicht verkneifen, dies in meinem Dank für die Information zu würdigen, aber die Dame war sowas offenbar gewöhnt, denn es erfolgte kein Echo.
Wir klärten noch das Prozedere, falls nun DOCH eine Doppelbestellung vorliegen sollte und dazu ist nur festzustellen, generöser geht es kaum, daran sollten sich viele andere Firmen, zum Beispiel 'tintencenter.de' (Einsternbewertung durch den Autor) ein Beispiel nehmen.
Natürlich werde ich im Falle des Erfordernisses wieder auf diese Firma zurückkommen, allerdings kommt es nicht allzu häufig vor, dass man sich in meinem Alter einen neuen Zeitmesser zulegt, schon gar nicht, wenn der gerade erworbene dem kontinuierlichen Nachlassen des Augenlichts Rechnung trägt, indem er einfach die aktuelle Uhrzeit auf Berühren der Touchscreen in vernehmliche Worte fasst. Google weiß nicht nur alles, Google hat auch Apps die alles mögliche können, auch zuhören und sprechen :-)))))
Aber falls einer meiner Leser in die Verlegenheit kommt, ein Armband für seinen Zeitmesser zu benötigen, wäre ein Besuch der website dieser Firma nicht das Verkehrteste.
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So soll also nach 2 Jahren diese Firma rehabilitiert werden und zwar anhand eines Massenproduktes, das zu einem lächerlichen Preis von knapp 6 € in jedem Baumarkt erhältlich ist, der es palettenweise lagert und bereithält: Ein simpler Rauch- und Feuermelder, wie er seit einem halben Jahr zumindest im Württembergischen vorgeschrieben ist, hat es soeben geschafft, mir, einem diesbezüglich Ungläubigen, zu beweisen, dass er sehr wohl funktioniert und dies auch sehr lautstark und unüberhörbar von sich gibt. Mit Ausnahmen, aber dafür kann das Gerät nichts.50.
Und hier die Anekdote: NEIN, ich habe NICHT die Wohnung angezündet um den Melder zu testen. Aber ich habe mir erlaubt, mit einem Häufchen leicht qualmender Kohle auf einer eisernen Handschaufel unter seiner Lauer hindurchzulaufen. Warum DAS denn? Wir heizen unsere Hundehütte umweltfreundlich und nachhaltig mit Holz und nur einer unserer beiden Öfen eignet sich für den Betrieb von Braunkohlebriketts. In diesem, einem kleinen eisernen Rostofen in der oberen Etage wird also über Nacht die Grundwärme erzeugt und die Glut gehalten. Als designierter Familienchauffeur und notorischer Faulpelz weigere ich mich, den großen Grundofen im Erdgeschoss täglich von Null ausgehend traditionell hochzufahren, ich umgehe die Zeremonie, indem ich ihn mit ein paar glühenden Kohlestückchen aus dem kleinen Ofen füttere, diese dann den ehernen Gesetzen der Thermodynamik für den Hausgebrauch folgend mit frischem Brennmaterial umgebe und zuletzt im Brennraum für scharfen Luftzug sorge. Alles Weitere geschieht selbsttätig und im Sekundenbereich.
Heute war eines der Kohlestückchen auf der Schaufel noch nicht vollständig durchgeglüht, es qualmte noch etwas. Ich machte mir nichts daraus, hielt meine Nase woanders hin und begab mich auf den Weg ins Erdgeschoss. Dort angelangt kippte ich die Glut in den Ofen und begann mit dem gekonnten weil oft geübten Aufschichten kleiner und auch großer Scheiter drumherum und obendrauf. In diesem Augenblick legte sich ein rhythmischer Druck auf meine Ohren: Ultraschall mit gewaltiger Lautstärke!!!
Infolge meiner Hörbehinderung bin ich nicht mehr in der Lage, Schallquellen zu orten und ab 3 kHz aufwärts ist die Welt für mich ohnehin in ewiges Schweigen gehüllt, das nennt man individuelle Definition von Ultraschall. Mit Ausnahme der rein mechanischen Wahrnehmung von Schalldruck ist dort kein ‚Leben‘ mehr, mit Ausnahme des ewigen Säuselns einer kleinen Gasturbine unterm Pony mit Namen Tinnitus.
Einer meiner vierbeinigen Hausgenossen, und zwar die etwas reifere Manifestation meines Profilbildes, wies mir die Schallquelle, indem sie auf halber Höhe der Treppe die schwarze Sphinx mit angelegten Ohren machte und reglos einen ganz weit oben liegenden Punkt fixierte. Ich folgte dem Blick und sah sofort den blinkenden Kontroll-LED des Melders. Ach sooooooooo :-)
Nun ist das Abstellen des Alarmes wohlweislich ein bisschen umständlich gehalten, und wenn man dazu eine Leiter braucht, gleich zweimal: Abnehmen vom Sockel (Bajonettverschluss), Herausnehmen und Abklemmen der Batterie (9 V Blockbatterie, Clip sehr schwergängig), und selbst jetzt hupt das Gerät noch eine ganze Zeitlang weiter, bloß gut, dass ich nicht zuhören muss.
Und warum schreibe ich so eine Bewertung? Als Sensoriker mit 30 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet und als ehemaligem Maschinisten der Betriebsfeuerwehr (mit 2 Brandeinsätzen) waren für mich bis vor einigen Stunden zum Zweck der Rauchmeldung Ionisations-Sensoren (ähnlich Geiger-Müller-Zählrohr) das Um und Auf. Unmöglich, dass eine Lichtschranke so feinfühlig justiert werden konnte, dass die Abschattung durch feinverteilten Rauch zum Auslösen führt.
Diesmal jedoch liegt die Lücke im Denksystem unter meiner ergrauten Mähne und, ich gestehe es beschämt, in der von mir liebend gerne erwähnten Berufserfahrung begraben. Ich war an der Entwicklung von Laser-Lichtschranken mit einer Reichweite von mehreren 100 Metern beteiligt, die so klein waren, dass wir Mühe hatten, die parasitäre Abwärme über das Gehäuse abzuführen. Dass ich aber täglich das Nano-Schwesterchen in Form einer Handycam in der Hand hatte half mir nicht über die Denkschwelle hinweg.
Also keine Frühdemenz eines ansonsten nicht unbegabten Ingenieurs, einfach nur eine allzu krasse Differenz in den Größenordnungen der Fotosensoren. Wenn man 8 Megapixel pro Quadratzoll auf die Größe eines Einzelpixels herunterrechnet bewegt man sich schon im Bereich von Makromolekülen und damit in dem von zu erfassenden Rauchpartikeln. Schämen Sie sich, Herr Inschenör. Und was den Preis für diese Mikrokamera angeht, was kosten heutzutage besagte 8 Megapixel mit integriertem Adress- und Interface-Controller? Ich will es lieber nicht wissen, aber es erklärt sicherlich die 6 € Verbraucherpreis für dieses Hightec-Juwel.