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  1. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Die Firma Stroppel ist von Haus aus ein mittelgroßer Reifenhändler mit akzeptablen Preisen. Worin sie sich gegenüber gleichartigen Firmen auszeichnet ist, dass im Büro eine lange Liste von Zusatzdienstleistungen am Kfz aushängt, und sich die dort eingetragenen Festpreise von denen anderer Werkstätten unterscheidet, und zwar nach unten, für uns geizige Allgäuer ein sehr zugkräftiges Argument. Discounterpreise darf man natürlich nicht erwarten, aber für einen Räderwechsel nur 24 € statt wie üblich 25 € haben zu wollen ist auch schon ein Rabatt, oder?

    Während des Wartens auf meine Abrechnung konnte ich durch das Panoramafenster in die Halle vier Jungs bei der 'Fließbandarbeit' beobachten und kriegte den Eindruck, dass sie sich ihre Einzelschritte mal zur Brust genommen und zu einem sehr effizienten Arbeitsplan zusammengeschrieben hatten. Resultat: Zwei arbeiteten zusammen an einem Auftrag, Effekt: Es lief nicht doppelt so schnell wie zu erwarten wäre, sondern dreimal so schnell, ohne dass man den Eindruck kriegte, die Jungs litten unter Atemnot. Die Engstelle im Arbeitsablauf war der Kompressor, der die Neureifen aufzupumpen hatte.

    Der noch fast jugendlich wirkende Filialleiter ist Kfz-Meister und bot mir an, unsere beiden Fahrzeuge auch zu warten und nicht allzu spezielle Reparaturen durchzuführen. Dieses Angebot ordnete ich in die Rubrik Geschäftstüchtigkeit ein. Er erklärte mir, solche Aufträge würden ihm helfen, die Arbeitsplätze seiner Jungs zu erhalten. Aha, sozialer Aspekt, sehr lobens- und unterstützenswert.

    Einige Wochen später hatte ich einen Kaskoschaden, eine neue Windschutzscheibe war fällig, Steinschlag. Der junge Mann, übrigens ein akzentfrei Hochdeutsch sprechender Görlitzer, managte den ganzen Ablauf der Reparatur mit Hilfe der ortsansässigen CarGlass-Werkstatt, pfuschte also nicht selbst dran rum sondern ließ kompetent machen. Dadurch entstanden Rabatte, die er mir gutschrieb, anstatt sie einzustecken, wow.
    Im gleichen Zug sah er nach einem Wassereinbruch in Höhe des Kupplungspedals. Als ich das Fahrzeug mit der neuen Windschutzscheibe wieder holte fehlte mir auf der Rechnung der Posten: xxy abgedichtet. Wir gingen zum Auto und er zeigte mir die Opel'sche Fehlkonstruktion. Der Sicherungskasten und Stromverteiler befindet sich beim Corsa im Motorraum und zwar mit den Füßen in der Regenablaufrinne. Im Zentrum des Kastens taucht ein 3 cm dicker Kabelstrang durch das Prallblech ins Cockpit. Zwischen Fließwasser und Cockpit befindet sich ein Gummiring, der das Ganze abdichten soll, bei uns aber nicht mehr tut. Dumm gelaufen.

    Voranschlag Arbeitsaufwand: Um die Dichtung zu ersetzen muss der Schaltkasten unter Auftrennen sämtlicher Anschlüsse ausgebaut werden, 2 Stunden wegen Kennzeichnung jedes Kabelanschlusses. Gummidichtung ersetzen 1 Minute, Kasten einbauen und Kabel wieder anschließen: 3 Stunden.
    Vorläufige Umsetzung: Er habe die 4 Befestigungsschrauben angeknallt und rate angesichts des geschätzten Aufwandes zum Abwarten. Also ehrlich auch noch, und kulant, denn für die halbe Stunde Gucken, Überlegen und die Schrauben anziehen, davon eine sehr unzugänglich positioniert, wollte er nichts nehmen. Also wurde sein Porzellan-‚Feuerwehrauto‘ mit Einwurfschlitz mit 20 € betankt zwecks Beschaffung von Kaffee für die fleißigen Jungs.

    Angesichts dieses freundlichen Dienst am Stammkunden wunderte es mich nicht mehr, dass es eigentlich sinnlos ist, bei ihm Eiliges machen lassen zu wollen. Speziell in der Reifen-Hauptsaison, also Spätherbst und Frühjahr ist die Werkstatt gut ausgelastet. Trotzdem empfehle ich jedem Regionalisten, der an der eigenen Haus- und Hof-Werkstatt zweifelt, mal o.a. Telefon oder E-Mail zu kontaktieren.

    geschrieben für:

    Reifendienste / Autowerkstätten in Bad Wurzach

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    NC Hammer Tom Der geht es mehr als gut. Alles gut verheilt und baut für ihr Alter genau den richtigen Unsinn.
    Exlenker Ebenfalls gerade erst gelesen, zurecht begrünt, deshalb einen Glückwunsch dazu!
    demayemi ges. geschützt @Exlenker: Du meinst wohl mit grünem Pelz, guck Dir mal das Datum an :-D Aber trotzdem danke.
    Sag mal, verfolgen wir einander nicht schon seit einem Jahr? Mir ist so, deshalb hat mich Deine Erklärung jetzt etwas überrascht.
    Exlenker Gelesen und für gut befunden, schon vor einem Jahr - demayemi - jetzt aber erst der Glückwunsch zum gD. dafür. Ps. Durch PC - Umstellung von mir, waren bei mir viele (Verfolgen - User) plötzlich verschütt gegangen. Nun wird die Verfolgung wieder aufgenommen - lach!


  2. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch unterbringen, daß in der Titelzeile auch stehen müßte 'c.o. Otto Bauknecht', denn wenn man die Telefonnummer anruft, meldet sich ein klarer Bariton mit 'Bauknecht'. Und jedem, der etwas über die Band wissen will, stelle ich anheim, sich die zitierte Website reinzuziehen, da steht auch drin, daß sich Otto über jede e-mail freut.

    Ich persönlich kam vor fast 30 Jahren zunächst als frischgebackener Kollege in seine menschliche Nähe, denn wir bearbeiteten zwar unterschiedliche Disziplinen in der Produktentwicklung unserer damals noch kleinen Firma, aber gerade deshalb liefen wir uns ständig über den Weg. Ich schätzte Otto als humorigen Kollegen, dessen trockener Spontanwitz immer geeignet war, angespannte Stimmungen in der Abteilung zu zerstreuen. Am besten trat er zutage, wenn er aus Anlaß von Festlichkeiten, z.B. zur Geburtstagsfeier des Firmengründers aus dem Stegreif die Festrede hielt und selbst aus Stockungen im Redefluß noch etwas zu machen pflegte, was 250-faches Schmunzeln nach sich zog.

    Wie wir auf seine Musik kamen, weiß ich nicht mehr genau, es ist ja nun schon ein Weilchen her. Ich glaube, daß er mir erzählte, von Beruf Bassist zu sein und der Job als Elektroniker nur dazu diente, seine vierköpfige Familie auf solider Basis ernähren zu können. Bassist? Er zeigte mir ein Bild von der Dirty River Jazzband, auf dem er in der Mitte im Hintergrund halb versteckt hinter einer riesigen Baßgeige zu sehen war. Da mußte ich ihm doch erzählen, daß meine Schwester, die ihr Leben recht erfolgreich verschiedenen Künsten gewidmet hatte, unter anderem diplomierte freiberufliche Kontrabassistin ist, die in ihrer Heimat Österreich auch von weltberühmten Orchestern sehr gerne als 'Lückenbüßerin' engagiert wird. Unter anderem hat sie auch schon unter Karajan gespielt und hielt gar nicht viel von diesem Einpeitscher mit dem exzentrischen Stil. Aber leben konnte sie davon nicht, dafür dienten ihr ihre Grafik und Malerei. Letzteres hat sie nicht studiert, lebt aber heute in Griechenland ausschließlich davon.

    Dann unterhielten Otto und ich uns über Jazz, für mich fast ein Fremdwort, mit 35. Ich hatte in der 5. und 6. Klasse auf dem Gymnasium einen jungen Musiklehrer, der verzweifelt versuchte, aus uns Stöpseln die per elterlicher Musikerziehung einzementierten Rhythmen wie ‚Tschingdarassabumbumbum‘ aus dem Dritten Reich, ‚Humpdata-tirallala‘ aus Berchtesgaden und Vico Torriani aus der Schweiz herauszumeißeln und uns exotische Rhythmen aus Lateinamerika und Afrika nahezubringen. Von Beat und Hip-Hop war damals noch nicht die Rede. Er erklärte uns geduldig die Grundzüge des Jazz, spielte uns zahllose Schallplatten vor und hoffte, wenigstens ein Saatkorn versenkt zu haben. Meines benötigte 25 Jahre, um sich zu einem Keimling zu entwickeln und heute sind Dixieland und New Orleans Jazz meine bevorzugten Musikrichtungen.

    Otto lud mich zu einem Konzert der Dirty River Jazzband ein, das vom Verkehrsamt Kressbronn (Bewertung) ausgerichtet worden war und in einem kleinen Saal im Kreßbronner Schloß stattfand. Ein einschneidendes Erlebnis in meinem Leben als Musikgenießer: Selbstverständlich hatten sich alle Dirty River Fans der Umgebung ausnahmslos eingefunden, wenn die Band schon mal öffentlich spielte, was sie leider viel zu selten tat. Damit war der Saal voll. Nun kamen noch die Kurgäste dazu und drängten herein. In einer Pause wurde in aller Eile die Bestuhlung entfernt, aber da draußen inzwischen ein Gewitter herunterging, hielt der Platzgewinn nicht lange vor. Ende vom Lied: Die 6 Musiker, nicht zu vergessen mit Schlagzeug und voluminösem Kontrabaß drangten sich auf nichtmal 3 Quadratmetern zusammen, Tommy kriegte mit seiner Zugposaune die größten Probleme und Ferdi mußte vor einem Beckenschlag immer erst einen Zuhörer vom Blech verscheuchen, damit es auch klang. Die Luft in dem kleinen Saal war so dick geworden, daß man sich fragte, wie es die Saiten, Zungen und Lippen der Instrumente schafften, Klänge zu erzeugen und zu übertragen. Aber kein andächtiger Zuhörer hätte es gewagt, umzufallen, es hätte ja stören können.

    Ich war total hingerissen, teilte Otto das am Folgetag auch mit und fragte nach dem nächsten Konzert. Aber die Saison sei gelaufen, in diesem Jahr nicht mehr, die Band konzentriere sich jetzt auf die Produktion ihres ersten Tonträgers. Ich wollte natürlich sofort einen haben, aber er befand sich noch nichtmal auf dem Mastertape. Ab und zu quengelte ich rum, wurde aber immer wieder vertröstet. An meinem Geburtstag im Dezember kam Otto zu mir an den Platz, gratulierte mir und drückte mir eine MC in die Hand, die erste Veröffentlichung der Band, erschienen auf Schallplatte und MC. Ich machte, was mir sonst als monopolarem Hetero nie passiert, ich drückte Otto an meine Hühnerbrust und bedankte mich herzlich. Auf diesem Band befinden sich unter anderen, berühmteren auch 2 Stücke, während derer Bernhard von Guerard die hohe Schule des Banjo spielt, was mir in dieser Form auch von ihm nicht wieder zu hören vergönnt war. - 'Bernd, was ist denn, das konntest du schon besser, das kann ich beweisen,' - 'Ich weiß, damals war ich halt gut drauf.' - woraus man die Lebendigkeit des Dixieland ersehen kann, tagesformabhängig, sowas!

    8 Jahre später unternahm ich eine geführte Bildungsreise in die US-Südstaaten Alabama, Tennessee, Louisiana und Missisippi, die auch einen zweitägigen Aufenthalt in New Orleans vorsah. Am Ankunftstag machte ich eine 2 stündige Hafenrundfahrt auf dem historischen Schaufelraddampfer 'Natchez', der tatsächlich noch von der alten Dampfmaschine angetrieben wird. (http://www.viatorcom.de/de/7132/tours/New-Orleans/Hafenrundfahrt-mit-dem-Dampfschiff-Natchez/d675-3780STEAM) Das Klima auf dem Oberdeck brachte mich fast um: 42°C und 98% r.F. Ich flüchtete ins Zwischendeck, der Heimat der Antriebsmaschine. Weil ich neugierig meine Nase an der Glastür zur Maschinenhalle plattdrückte, öffnete ein etwas beleibter Mann im blütenweißen Overall, stellte sich als Chefmaschinist vor und lud mich zu einer Exklusivbesichtigung seines Reiches ein. Ich glotzte ihn an wie ein Gespenst, in der Halle mit den 2 riesigen Zylindern, aus denen beständig der Dampf zischelte, hatte es laut Wandthermometer 45°C und ganz bestimmt 99,8% r.F, aber sein Baumwolloverall war zugeknöpft bis zum Hals und er schwitzte in keinster Weise. Er freue sich über jeden Fahrgast, der Interesse an seinem guten Stück habe, es komme leider allzu selten vor.

    Abends machte ich die weltberühmte Boubon Street unsicher bzw. ließ mich von dem Menschengeschiebe aus aller Herren Länder mittragen, hielt aber die Ohren auf der Suche nach vertrauten Klängen weit aufgesperrt. Lange Zeit vergebens. Irgendwann kam mir dann doch der Gedanke: Junge, du bist hier in der Urheimat und Welthauptstadt des Jazz, glaube ja nicht, dass sich die hiesige Musikszene mit so alten Zöpfen wie Dixie und New Orleans Jazz abgibt, die zwei Genres sind mit Satchmo gestorben. Doch ganz wider Erwarten hörte ich plötzlich vertraute Klänge aus der offenen Tür einer kleinen Bar, ich also hinein und erstmal an den Tresen, bis sich die Augen an das schummerige Licht gewöhnt hatten und lauschte inzwischen den Klängen. Jawohl, es war ganz eindeutig Dixieland gespielt auf Perkussion, einer tatsächlich echten elektromechanischen Hammond-Orgel und einem Banjo. Ich fragte die Bartenderin, was ich tun müsse, wenn ich mir ein bestimmtes Stück wünschte. – „Einfach in einer Spielpause hingehen und darum bitten, aber schneller geht es, wenn man den Titel auf einen Zettel schreibt, diesen mit einem Dollar zusammen zweimal faltet und oben auf die Orgel legt.“ – Gesagt, getan, Die Frau gab mir einen Block und ich schrieb auf: ‚Bill Bayley‘ und ‚Petite Fleur‘, packte das mit 2 Dollarscheinen auf die Orgel und wartete. Nicht lange danach ertönten die vertrauten Klänge ‚meines‘ Bill Bailey, leider nicht zu vergleichen mit Bernhards triumphaler Zelebration. Die Musiker waren sichtlich müde, wer weiß, wie lange sie schon auf ihren Hockern saßen und sich ihren Lebensunterhalt verdienten. Bernhard hatte ja selbst gesagt, die Tagesform spreche da ein gewichtiges Wörtchen mit.

    Auf ‚Petite Fleur‘ wartete ich vergebens. In einer Spielpause kam der Perkussionist an den Tresen, zeigte der jungen Frau meinen Zettel und sie wies mit dem Kinn auf mich, worauf er neben mir Platz nahm. Als erstes schob er einen meiner 2 Dollar wieder zu mir, es täte ihm leid, sie würden ‚Petite Fleur‘ selbstverständlich kennen, hätten es aber nicht auf die Orgel adaptiert, weil die einfach nicht in der Lage war, die Emotionen wie die Klarinette rüberzubringen. Also ließen sie es bleiben, sie hätten auch ihren Stolz.
    Ob mir denn wenigstens der ‚Bill Bailey‘ gefallen hätte. Ich versuchte ehrlich zu sein ohne ihn zu beleidigen und am besten gelang mir dies, als ich ihm von Bernhard und seinem Höhenflug erzählte. Ja, sowas kenne er schon auch, schließlich mache er ja schon sein ganzes Leben lang Musik. Ich solle ihm doch ein bißchen was über die Dirty River Jazzband erzählen, der Name klinge in seinen Ohren so vertraut wie ‚Ol‘ man river‘.

    Also erzählte ich ihm vom damals dreckigsten Flüßchen Europas, in dem schon seit Jahrzehnten kein Leben mehr existierte, in dem Baden strengstens verboten war, weil man sich in den Abwässern der Papierfabrik Mochenwangen den Tod holen konnte. Am Ufer dieses Flüßchens namens Schussen gründete Otto Bauknecht zusammen mit Gesinnungsgenossen eine Dixieland-Jazzband und alle Musiker waren sich schnell über den Namen der Combo einig. Die Nennung von Ottos Namen erregte den Mann ziemlich: „Otto Bownekt, I think I know this man. He’s a wellknown bassman in southern Germany, ist that right? He visited New Orleans about 4 years ago, we met by fortune and had a nice talk and some beers together.” – Ich war von den Socken, wie klein die Musik die Welt doch machte. Er ging erstmal wieder zu seinen Leuten, sie spielten ein paar Stücke, dann kam er wieder und hielt eine Postkarte in der Hand, sowas wie ein Werbeplakat in Mini für die kleine Band. Er schrieb ein paar Sätze auf die Rückseite und drückte mir das Kärtchen in die Hand: „Please give or send it to Otto with kind regards from New Orleans.“

    Am Folgetag hatte ich eine höchst interessante Begegnung: Wir wurden von einer etwas schrulligen älteren Dame zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geführt und sie erklärte uns anekdotenreich in akzentfreiem Deutsch, was es damit auf sich hatte. Während eines Ortswechsels machte ich mich an sie heran und interviewte sie neugierig, was sie sich aber gerne gefallen ließ: Nein, sie sei in ihrem ganzen Leben noch nie aus Louisiana herausgekommen geschweige denn ins deutschsprachige Mitteleuropa. Ihr Opa sei Ende des 19. Jahrhunderts aus Niedersachsen nach Amerika ausgewandert und habe hier geheiratet, ihre Eltern seien einer Grippeepedemie zum Opfer gefallen, als sie noch ganz klein war, daraufhin habe ihr Opa sie zweisprachig großgezogen, was ihr übrigens während des 2. Weltkrieges große Schwierigkeiten mit den Behörden eingebracht hatte.

    Noch am Nachmittag ließen wir das im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Klima der Sümpfe und Mangrovenwäder von Louisiana hinter uns und reisten nach Biloxi, eine Stadt von der lange Zeit gesagt wurde, dass sie nicht mehr existiert, weil der Hurrikan Katrina sie 2005 buchstäblich eingeebnet hatte. Ich war 1993 dort, also lange vor der Katastrophe. Dort nahm ich die Gelegenheit wahr, im 38°C heißen Wasser des Golf von Mexiko eine Runde zu schwimmen obwohl man mir an der Hotelrezeption dringend davon abgeraten hatte. Nein, es gäbe keine Haie, denen sei es hier auch zu warm, aber für das Herz sei es gar nicht gut, was ich da vorhatte. Die Mädels hatten recht, irgendwie kam es zu einem mentalen Kurzschluß, das Wasser war ja wärmer als ich selbst, also mußte ich beim Schwimmen unter Wasser schwitzen und schon flog die Sicherung raus. Zum Glück konnte ich dort noch stehen.

    Wieder zuhause überreichte ich Otto den Gruß aus New Orleans, er strahlte wie ein neues Markstück und dann begann die Inquisition, das gegenseitige Austauschen von Erinnerungen an die Welthauptstadt des Jazz.

    Ich ‚begleitete‘ die Dirty River Jazzband über viele Jahre als Gast, zeichnete ihre Livekonzerte in hoher Qualität digital auf, so auch das Abschiedskonzert des langjährigen Trompeters und Conferenciers Jost Domröse, das nach wie vor eine Perle in meiner Sammlung ist. Der trockene Wortwitz dieses gebürtigen Hamburgers schlug sogar den von Otto Bauknecht und machte die Musikpausen für das Publikum zu einem einzigen Brüller. Ich mußte traurig den Rückzug von Egon Häßler, dem Klarinettisten, aus gesundheitlichen Gründen miterleben. Diese Mann brachte mich mit seiner einmaligen Interpretation von ‚Petit Fleur‘ jedesmal zum Heulen und trotzdem wünschte ich mir das Stück in jedem Konzert. Lange Zeit mußte ich um Bernhard von Guerard fürchten, er erkrankte schwer, fing sich aber wieder und ist heute noch dabei. Den Vorgänger von Ferdi Schreiber, dem Perkussionisten, habe ich nicht lange erlebt, mit Ferdi kehrte gewissermaßen ein etwas ruhigerer Stil ein, der letztlich ein Gewinn für die gesamte Band war. Lediglich Tommi Maute mit seiner Zugposaune, Otto Bauknecht mit Baßgeige und ganz ganz selten Sousaphon sowie Bernhard von Guerard mit Banjo und Konzertgitarre standen wie die Felsen im Seegang der Gezeiten und hielten die Marke ‚Dirty River Jazzband‘ hoch.

    Mittlerweile existieren eine Menge Tonträger von der Band, deren Titel ich der Website zu entnehmen empfehle. Ganz besondere Sahnehäubchen sind die Live-Mitschnitte (nicht von mir) von Koproduktionen der Band mit dem Züricher Exposaunisten und nun Vibraphonisten Hazy Osterwald aus dem Jahr 1996, ‚Swingin‘ Vibes‘ bei dem ich noch selbst anwesend war (und mich von Egon Häßler verabschiedete). 3 Jahre später wurde das Event neu aufgelegt und es entstand die CD ‚Swingin‘ again‘, nach der ich Otto als Vertriebsbeauftragten der Band noch fragen muß.

    Abschließend noch ein kleiner Hinweis: Jahrelang war für mich der Höhepunkt der Saison ein vierstündiges, also überlanges, Livekonzert auf dem historischen Schaufelraddampfer ‚Hohentwiel‘, dem leider letzten seiner Art, die ich in der Regel aufzeichnete. Wenn das Wetter schön war teilten sich die Fahrgäste in Jazzliebhaber und Nicht-Jazzliebhaber. Erstere drängelten sich auf dem Achterdeck unter Verzicht auf Bedienung durch die hübsche Stewardess um die Band, die letztern ließen sich in dem geschlossenen Cafe auf dem Vordeck Kaffee und Kuchen schmecken. Einmal kam mitten während der Fahrt Schlechtwetter auf, es begann zu regnen und wurde arg kühl. Der Band machte das nichts weiter aus, sie stand unter einem festen Dach mit dem Rücken zur glühendheißen Esse. Aber das Publikum, soweit es nicht hartgesotten war, verdrückte ich ins Zwischendeck. Und wir, die Band und ein paar wetterfeste Freaks starteten eine Jam-Session. Die Bedienung, die in dem überfüllten Zwischendeck keine Möglichkeit mehr sah, ihrer Aufgabe nachzukommen, stieß zu uns, sprach kurz mit Jost (Trompete und Vokal), schnappte sich ein Mikrofon und die Band intonierte ‚Ice Cream‘. Der sanfte rauchige Alt des Mädchens konvertierte mit einem Mal zu einer kratzigen Röhre, die man sicherlich bis ans Ufer hören konnte und ich hörte zum ersten Mal dieses berühmte Stück nicht aus einer Konserve von Satchmo sondern live, gesungen von einer elfenhaften jungen Frau mit gigantischem Stimmvolumen. Der Nachmittag war gerettet, das Mädchen entpuppte sich als Amateurjüngerin von Ella Fitzgerald, intonierte Jazz live, sie und die Band zogen einander an den Haaren hoch. Sie kam am höchsten, sie hatte ja auch lange Haare. Ursprünge des Jazz, ein einmaliges Erlebnis. Ich besitze eine Aufzeichnung einer viertelstündigen open air Jam-Session anlässlich von Jost Domröses Abschiedskonzert, von ihm selbst moderiert und die Vorgänge für’s Publikum ‚gedolmetscht‘. Standing Ovations und ‚da-capo‘-Gebrüll, sinnloserweise. Jam-Sessions sind nicht wiederholbar.

    geschrieben für:

    Musik / Unterhaltungskünstler in Tettnang

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    Ästhet beneide Dich ein bischen um Deine wunderbaren Erlebnisse, klasse das klingt nach Leben.
    demayemi ges. geschützt @Ästhet: Herzlichen Dank für Deinen motivierenden Kommentar, für sowas schreib ich meine umstrittenen Geschichten gerne. :)
    Du hast Dir für Deine Anerkennung allerdings eine meiner zerissensten Bewertungen rausgesucht, die sich irgendwie spontan an eine andere, unendlich wertvollere, angeschlossen hat, zumal die DRJb keine Location im Sinne von golocal ist.
    Darf ich Dir das 'Verkehrsamt Kressbronn' zum Lesen ans Herz legen: Unter diesem unscheinbaren Namen musste ich eine Location tarnen, die sich in österreichischem Besitz befindet und damit für die Redaktion tabu ist: Das letzte Dampfschiff auf dem Bodensee, die Hohentwiel, ist ein Teil meiner leider in der Erinnerung zurückgezogenen Jugend, in dieser Geschichte steckt ein wehmütiges Herz und macht dennoch schmunzeln. Lass mich bitte wissen ob sie Dir gefällt und wenn ja, hätte ich nichts gegen ein bisschen Werbung von objektiver Seite. Wer fällt schon auf 'Verkehrsamt Kressbronn' rein :-D
    Schalotte Klasse ge- und beschrieben. Glückwunsch zum Daumen und Danke, für diesen Beitrag!


  3. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Wie schon in der Mitteilung an die Redaktion eingestanden, kenne ich das Amt selbst kaum. Wenn ich in den vergangenen 25 Jahren dreimal drin war könnte es knapp hinkommen. Wen ich aber sehr gut kenne, ist DER Außendienstagent des Amtes, der unermüdlich und phantasievoll für die Gäste des Ortes Events zusammenstellt, organisiert und arrangiert, und zwar größtenteils so attraktiv, daß auch Anwohner der Region im weitesten Sinne angezogen werden wie von einem Magneten.
    Dies können sein z.B. Open Air Konzerte im Schloßpark, wo für das Orchester eine Konzertmuschel installiert ist, während das Publikum auf flachen Holzbänken arenaartig im Halbkreis drumherum oft genug im Regen Platz nimmt. Oder Austellungen von namhaften oder auch weniger namhaften aber regionalen oder gar lokalen Künstlern im Schloß. Inwieweit er für den Betrieb des Schiffahrtsmuseums verantwortlich zeichnet, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Über lange Zeit hinweg war ich mit ausdauernder Regelmäßigkeit in einer Beziehung sein 'Kunde', nämlich wenn er den leider allerletzten Schaufelraddampfer, die einst mühsam vor der Verschrottung gerettete 'Hohentwiel' für einen Sonntagnachmittag charterte, die 'Dirty River Jazzband' engagierte, beides terminlich zusammenführte und einen romantischen Jazznachmittag auf dem Bodensee veranstaltete.

    Da ich bis zum Ausscheiden des Klarinettisten Egon Häßler ein nicht zu haltender Fan dieser Band war und keines der leider seltenen öffentlichen Konzerte ausließ (siehe Bewertung 'Dirty River Jazzband) war ich natürlich auch regelmäßig Gast auf der Hohentwiel, die bis zu ihrer Außerdienststellung 1962 als Linienschiff meine frühe Jugend begleitete. Auch später als schwimmendes Restaurant im Hafen des Bregenzer Segelclubs bis zu meinem Abitur im Sommer 1667. „http://de.wikipedia.org/wiki/Hohentwiel_(Schiff)“

    Der Hintergrund für diese etwas eigenartige Koinzidenz ist die Tatsache, daß ich im Kollegium St. Bernard in Mehrerau bei Bregenz interniert war und dort das Gymnasium besuchte. Schon damals leidenschaftlicher Nostalgiker war es mir als 10- bis 13-jährigem Stöpsel das größte Vergnügen, am Abend der vierwöchentlichen 'Besuchssonntage', an denen wir Schüler also nach Hause durften, in Bad Schachen die Hohentwiel zu besteigen und mich dort sofort an die Reling des offenen Maschinenschachtes zu stellen, um Mannschaft und Maschine bei der Arbeit zu beobachten. Der Kessel wurde damals noch mit Steinkohle beheizt, die von Hand vom Heizer in die Feuerluke geworfen wurde, wenn der Maschinist gerade mal nicht im Weg stand. Der heute schneeweiß lackierte Maschinenraum ‚leuchtete‘ damals noch in mattem Schwarz und die beiden öl- und kohlestaubverschmierten Männer waren von oben kaum zu sehen. Lediglich die großen Kurbeln und die Steuerxzenter blitzten auf, wenn der Heizer die Feuerluke öffnete und eine Stichflamme herausschlug. Die Fahrt von Bad Schachen nach Lindau, also eine Kurzstrecke, erfolgte mit halber Kraft, den eigentlich spektakulären Anblick würde die Maschine erst auf der Strecke über die Bregenzer Bucht bieten.

    Aber nichtsdestoweniger gab es bis dahin auch schon spannendes zu sehen: Ich nahm einen ‚Logenplatz‘ auf dem Achterdeck direkt über dem Ruder ein, denn der Lindauer Hafen war noch nie sehr großräumig gewesen und wenn ein paar Linienschiffe drin angelegt hatten wurde es echt eng. Schon zweimal für einen Raddampfer, der schon in Normalfahrt nur schwerfällig manövrierte und in langsamer Rückwärtsfahrt fast gar nicht mehr. Also fuhr das Schiff vorwärts geradeaus hinein, legte an, wechselte die Fahrgäste aus und legte wieder ab. Einfach rückwärts durch die enge Hafeneinfahrt hinauszuschippern, was eigentlich naheläge? Mitnichten! Später lernte ich, dass die relativ kurze Entfernung zwischen Ruderblatt und Hafeneinfahrt ein solches Manöver zu einem unkalkulierbaren Kollisionsrisiko machen würde, weil die bis zur Engstelle erzielte Geschwindigkeit des Schiffes den Wirkungsgrad des Ruders noch zu stark einengte. Also wendete der Kapitän per Kommandos an den Steuermaat und mechanischem Maschinentelegraf das Schiff im winzig scheinenden Hafenrondell und manövrierte es in einem engen Bogen aber mit ausreichend Fahrt in Richtung Bregenz zwischen Löwe und Leuchtturm hindurch. Für mich als Zwölfjährigen immer spannende Augenblicke und ab und zu ging es wirklich nur um Zentimeter, dass der Löwe nicht einen 370 Tonnen schweren Puff gekriegt hätte.

    Nun beeilte ich aber, meinen Platz über der Maschine wieder einzunehmen. Das ganze Zwischendeck stank nach Kohlerauch, der Heizer war im Hafen fleißig gewesen und hatte für ordentlich Kesseldruck gesorgt, wir waren wohl spät dran. Das würde wieder ein Fest für meine Augen werden! Kaum hatten wir, für mich durch die halbblinden Außenscheiben sichtbar, die letzten Dampferpfähle des Hafens passiert, schrillte der Maschinentelegraf ohrenbetäubend und im matten Licht der alten Glühbirne sah man den Zeiger auf ‚Voll voraus‘ stehen. Der Maschinist griff in sein Hebelwerk und schob die Regler in einem Zug bis an den Anschlag nach vorne, die riesige Doppelkurbel beschleunigte und der Mann quittierte den Auftrag an die Maschine. Nicht einmal eine Minute später war die Maschine auf voller Drehzahl, die glänzenden Kurbeln verschwammen im Licht der erwähnten Glühbirne, durch die seitlichen Bullaugen des Maschinenraumes war nur noch Gischt zu sehen und durch die offene Tür zum Achterdeck tönte das mächtige Tosen und Klatschen der beiden Schaufelräder unter Vollast. Wenn leichter Wind herrschte wurde die schwarze Kohlerauchfahne kilometerweit über den See und weiter über Land getrieben und keiner hat deshalb gekräht oder ist gar daran gestorben. War es stürmisch, fuhr die Hohentwiel natürlich auch, sie war ja ein Linienschiff. Allerdings machte dann das Vorschiff ein bißchen den Eindruck eines U-Bootes, das zum Tauchen ansetzt, wohl mit einer der Gründe, warum der dortige Fahrgastraum regelrecht zugenagelt ist. Ein zweiter Grund, warum das Vorschiff außen selbst bei Schönwetter nur von der Mannschaft betreten werden durfte war einfach die Tatsache, dass ein unglücklicher Ausrutscher und ein ‚Mann über Bord‘ für den Pechvogel innerhalb der nächsten 3 Sekunden den absolut sicheren Tod bedeutete. Denn selbst wenn der Kapitän zuschaute und sofort den Maschinentelegrafen auf ‚!STOP!‘ riß, brauchte es immer noch mindestens 2 Sekunden, bis der Maschinist reagierte und seine Regler in die entsprechende Stellung zerrte. Dann mußte noch die nicht unerhebliche Schwungmasse von Kurbelwelle und Schaufelrädern anhalten. Erst dann wäre die Gefahr für den Unglücklichen auf eine gewaltige Beule oder einen gebrochenen Arm reduziert, denn das Schiff fuhr ja noch. Aber das alles war in den 3 Sekunden nicht zu schaffen, also wurde der Pechvogel mit etwas Glück als erstes von einer Schaufel erschlagen und anschließend vom Rad fein säuberlich in seine Bestandteile zerlegt. Wenn man vom Achterdeck ins Wasser fiel kriegte man vielleicht vom Ruderblatt eine gewaltige stählerne Ohrfeige, überlebte aber.
    Im Hafen von Bregenz brauchte nicht so akrobatisch manövriert zu werden, er war sehr offen zum See hin gestaltet und jedes Schiff konnte seinen Pier in direkter Anfahrt erreichen. So eigentlich auch die Hohentwiel, wenn ….
    ….ja wenn da nicht die Passagiere wären, die sich schon vor der Einfahrt in den Hafen auf der Ausstiegsseite zusammendrängten. Und da Bregenz Endstation war, standen sie ausnahmslos auf einer Seite, das Schiff krängte, der Kapitän wurde auf der Brücke recht unruhig, denn er sah voraus, was jetzt kam. Noch passierte nicht viel, das Schiff trieb mehr oder weniger im ‚Freilauf‘ in den Hafen, der Kapitän griff zu seiner Flüstertüte, beugte sich tief über die Reling des Steuerdecks und bat die Passagiere inständig, sich doch auf dem Deck zu verteilen, im Augenblick sei er manövrierunfähig. Ein Stock tiefer keine nennenswerte Reaktion und irgendwann kam der Augenblick, an dem der Kapitän ‚Voll zurück !‘ telegrafieren mußte um größere Blechschäden zu verhindern. Der Maschinist gab grinsend (ich hab gesehen, wie in seinem geschwärzten Gesicht die Zähne blitzten) Gegendampf, die Räder nahmen Drehzahl auf, bloß dummerweise befand sich das seeseitige Schaufelrad an der frischen Luft, Wirkung = Null. Das Schiff beschrieb gegen den Rudervollauschlag eine enge Kurve und blieb querab zum Pier mitten im Bregenzer Hafen stehen.
    Dies passierte am Ende jeder meiner Fahrten und ich bewunderte die Phantasie der 4 Kapitäne, die ich kannte, mit der sie dieses Problem auf unterschiedlichste Weise angingen und lösten. Einer ließ seine 5 Matrosen die Passagiere mit sanfter Gewalt auf dem Zwischendeck verteilen, dort standen dann 5 Grüppchen, die von ihren ‚Betreuern mit ausgebreiteten Armen an ihrer Bewegungsfreiheit gehindert wurden. Der Allerschärfste ließ einen beherzten Matrosen den Hafen per Stahlseillasso einfangen: Er steuerte mit Restfahrt knapp an einem der in den Hafenboden gerammten Stahlpoller vorbei, der Matrose warf eine Schlinge darüber, wickelte das Seilende blitzschnell in einer liegenden 8 um einen Belegklampen und zog an, selbstverständlich mit dicken Schutzhandschuhen. Es knirschte gewaltig, der Poller bog sich beängstigend und inzwischen warf ein zweiter noch viel beherzterer Matrose mit gutem Augenmaß einen oder 2 Fender in Form von alten Lastwagenreifen an der richtigen Aufschlagsposition über die Reling. Das Schiff schwang herum wie das majestätische Ende einer Peitsche und krachte mit dem fenderbewehrten Vorschiff an einen zweiten Poller. Der Mann kämpfte um sein Gleichgewicht, dann warf auch er fix seine Stahlseilschlinge über den Poller und belegte das Ende noch bevor der zurückschnellende Pfahl das Schiff wieder in der Hafen katapultieren konnte. Das Schiff schüttelte sich eine ganze Weile wie ein Wauwau, der gerade vom Schwimmen an Land gestiegen ist, ich jubelte jedes Mal aus vollem Hals, aber einem 12jährigen schenkte damals niemand Beachtung.

    Mit einem Mal war die schöne Zeit vorbei, die Hohentwiel trat ihre vorläufig letzte Fahrt an und zwar vom ÖBB-Hafen in Bregenz zum neu fertiggestellten Hafen des Bregenzer Segelclubs. Im darauffolgenden Winter fror der ganze Bodensee zu, ich lief damals auch einige Male über die Bregenzer Bucht nach Lindau. Zwischen Friedrichshafen und Romanshorn, der breitesten Stelle des Bodensees wagte sich sogar ein Mann mit einem abgespeckten Käfer, also ohne Karosserie, an die Überfahrt, natürlich eine Sensation und ein Medienereignis, aber er hatte wirklich mehr Glück als Verstand. In der Seemitte hatte sich nämlich das Eis unter dem Gewicht des Wagens gesenkt und irgendwann war der tiefste Punkt erreicht, es knirschte und knackte um den Hasardeur herum und jetzt hieß es bergauf weiterfahren. Nicht sehr steil, aber sichtbar. Und unter seinen Rädern hatte sich Wasser gesammelt, also aus dem kalkulierten Grip auf dem Schnee wurde nichts. Er kam aus dieser Nashornfalle heraus, wie, weiß nur er selbst. Jedenfalls gab er in der Zeitung zu, dass nur eine himmlische Fügung ihn gerettet habe und er von einem Nachahmen dringend abriete.
    Im Bregenzer Segelhafen wurde die Hohentwiel alle paar Tage mit Kettensägen freigeschnitten, das Eis war dort mehr als einen halben Meter dick und hätte sonst das Schiff zerdrückt wie eine leere Coladose. Im folgenden Frühjahr wurde auf dem Schiff das Clubheim des Bregenzer Segelclubs eröffnet, was mir eigentlich egal war. Aber sehr wichtig wurde für mich der dortige Restaurationsbetrieb, der von 2 Frauen aus dem Bregenzerwald betrieben wurde. Es gab deftige Hausmannskost zu Preisen, die sich ein damals 15jähriger von seinem Taschengeld leisten konnte. Ich war damals im Collegium St. Bernard im Zisterzienserkloster Mehrerau interniert, schoß in die Höhe und hatte dort nie genug zu essen, entgegen der Versicherung der Internatsleitung meinen besorgten Eltern gegenüber. Da ich immer dünner wurde, hatten sie ein Einsehen und stockten mein Taschengeld so auf, dass ich mir mehrmals in der Woche ein zusätzliches Vesper auf der nur 10 Gehminuten entfernten ‚Hohentwiel‘ leisten konnte, was ich bis zu meinem Abitur, oder Matura, wie es dort heißt, konsequent wahrnahm. Dann verlor ich das Schiff für mehr als 20 Jahre aus den Augen und auch dem Sinn.

    1990 wohnte ich glücklich, wieder an meinem geliebten See leben zu dürfen, in der 2. Häuserreihe hinter dem Aeschacher Ufer bei Lindau. An einem Sonntagvormittag im Mai, der Frühnebel löste sich gerade auf und es sollte wohl ein schöner Tag werden, saß ich bei geöffneter Balkontür im Wohnzimmer, da erklang das typische Dröhnen eines Typhoon, der spontan Erinnerungen in mir wachrief. Ich schoß hoch und lief eilig zum Ufer hinunter und was sehen meine ungläubigen Augen: Einen Raddapfer, noch halb verborgen im Nebel, der gerade die Aeschacher Bucht quert um in Bad Schachen anzulegen. Und die Silhouette kam mir verdammt bekannt vor. Ich lief schnell wieder nach Hause, setzte mich ins Auto und fuhr nach Kressbronn, natürlich in der Hoffnung, das Dampfschiff würde auch hier anlegen. Völlig allein wartete ich in der Miniaturwartehalle der Kressbronner Lände, denn es war noch immer recht feucht. Plötzlich ertönte scheinbar aus unmittelbarer Nähe der heute schon einmal gehörte Doppelton-Typhoon und gleich darauf das Klatschen bremsender Radschaufeln. Aus dem Nebel schälte sich das Vorschiff mit Kurs auf die Lände, der diensthabende Bahnbeamte kam aus seinem Kabäuschen, trat an die Glocke und läutete ein wenig, dann bereitete er alles für das Anlegen des Schiffes vor.
    Nachdem mir das umständliche Manövrieren selbst beim simplen Anlegen an einem Steg noch in deutlicher Erinnerung war, erkannte ich sofort, dass zwischenzeitlich erheblich aufgerüstet worden war: Querpropeller vereinfachten das Anlegen und wohl auch das Wenden im Hafen gewaltig. Aber dennoch kamen mir die Tränen, als ich das geliebte Schiff wieder im Fahrdienst sah und ich blieb dort stehen, bis ihre Silhouette platschend wieder im Nebel verschwunden war.
    Das ganze Ausmaß der technischen Veränderungen wurde dann auf meinen späteren ‚Missisippi-Shuffleboat-Ausflüge‘ ersichtlich: Der Maschinenraum ist blütenweiß lackiert, was ihm gar nicht so sehr gut steht, denn die chrom- und messingblitzende Kurbelwelle kontrastiert in der grellen Beleuchtung nicht mehr besonders gut, ein gut Teil Romantik war der Tourismusneugier geopfert. Den schwitzenden Heizer gibt es auch nicht mehr, die Feuerluke ist der Steuerarmatur eines Leichtölbrenners gewichen. Der Schornstein bläst nur noch heiße Luft in den Himmel, lediglich um den Typhoon zischelt ein weißes Dampfwölkchen und hält den Druck, bis der Käpten am Strick zieht und das Doppeltonhorn seine Stimme weit über See und ins Land hinein erdröhnen lässt, Tonlage in etwa den Lokomotiven der Union-Pacific Railways entsprechend. Die Maschine wird immer noch manuell reguliert, allerdings trägt der Maschinist jetzt einen frisch gebügelten blauen Toni und kriegt seine Befehle über eine Lämpchenleiste, obwohl der alte Maschinentelegraf noch vorhanden und funktionsfähig ist. Redundanz nennt man das, falls mal der Generator abqualmt und das Schiff stromlos wird. Das Ruderhaus ist weitgehend unverändert, das Steuerrad hat immer noch über 1 m Durchmesser, der nachgerüstete hydraulische Servo ist verdeckt montiert. Hinzugekommen sind die Armaturen für die Querpropeller, Radar und Funk und die Kommunikationseinrichtung des Käpten, der so seine Befehle an den Rudermaat von überall her geben kann. Die Flüstertüte ist zwar noch da, aber für Kundgebungen dient jetzt zeitgemäß eine Sprechanlage. In der Gesamtheit gesehen ist also die Hohentwiel ein durchaus modernes Schiff geworden, lediglich der Antrieb ist großteils als historisch romantisch anzusehen, typisch mitteleuropäisches Denken. Da die gesamte Rundfahrt mit halber Kraft stattfand erlaubte ich mir, den Käpten abzufangen und zu fragen, ob denn die Maschine nichts mehr bringe. Ich erklärte ihm auch den Grund der Frage, meine Jugenderlebnisse. Aha! Tjaaaaaa, die Maschine schon und der Kessel auch, zumindest nach den Berechnungen der Ingenieure. Aber man habe lieber einen kleineren Brenner eingebaut wegen der vollständigen Verbrennung und außerdem soll sich die alte Dame endlich ein bißchen ausruhen können. Niedlich, oder?

    geschrieben für:

    Stadtverwaltung in Kressbronn am Bodensee

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    73.

    Ein golocal Nutzer Waow ist das noch eine Bewertung oder nicht doch schon ein kleiner Roman ?
    Mir gefällts aber gut.... Danke !

    LG,
    Alf
    Ausgeblendete 13 Kommentare anzeigen
    demayemi ges. geschützt @Alf: Wenn Dir mal langweilig ist, ich habe 44 Bewertungen geschrieben, alle etwa gleich lang, zu Lumillas Verdruss :-) und ziemlich in ähnlichem Stil. Viel Spass damit.
    Ästhet Oha eine interessante Mischung aus Zeitreise, "Autokrimi" und "Autobiografischem Erleben" und na ja, der alten Dame ist die unterstützende Hilfe im Alte ja auch zu gönnen.

    Gelungener, herzlich von der Leber weg geschriebener Beitrag, das merkt man und lebt mit.

    Glückwunsch zur wohlverdienten bodenseewassergrünen Bedaumung ; )
    bearbeitet
    Schalotte Gratuliere zum grünen Daumen und sage Danke, für diesen herrlich geschriebenen Bericht!
    Konzentrat Auf verschlungenen Wegen erhielt ich einen Hinweis auf diese, was anders als: LANGE Bewertung.
    Gelungen, phantasievoll, hervorragend.
    Daher Glückwunsch mit Verspätung zum grünen Kressbronner Daumen.
    demayemi ges. geschützt Danke lieber @Konzentrat. Es war die Phantasie eines technisch interessierten 12-jährigen, der damals noch Lokomotivführer werden wollte, die diese Vergleiche gezogen hat. Auch der Schaufelradkrimi, zwar nicht ganz unzutreffend, war damals ganz besonders blutrünstig. :-DD

    Hab gerade im Sicherungspool nachgeguckt: NUR 6,25 Seiten Arial12.
    Puppenmama Nachträglich herzlichen Glückwunsch zu Deinem informativen Roman und zum grünen Daumen.
    demayemi ges. geschützt @Puppenmama, da eines Deiner innerdeutschen Urlaubsziele ja das Bodenseeufer ist: Falls es Dich reizt, mit der Hohentwiel eine Oberseerundfahrt zu machen, dann lass es mich bitte mittelfristig wissen.
    Das Schiff fährt nicht Linie, Fahrpläne kann ich aber in Bregenz organisieren.
    Sedina Ein später Glückwunsch zum Grünen Daumen an dieser Stelle, in ein Kommentar im Forum ;-)))


  4. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. von 52 Bewertungen


    bestätigt durch Community

    Eigentlich bin ich ja schon seit 1978 treuer Postbank-Kunde. Als ich damals in Berlin das Konto eröffnete, hieß das Ganze noch Postgiroamt und war alles andere als überregional aktiv. So war z.B. schon an meiner Kontonummer zu erkennen, von welchem Amt mein Geld verwaltet wurde, so stand zum Beispiel die Endung ….-100 für Berlin.
    Was mich damals dorthin zog, war die aus heutiger Sicht unerträgliche Strenge, mit der Girokonten damals überwacht wurden. Disposition war ein Fremdwort, das Konto durfte nicht überzogen werden. Ich kann mich nicht erinnern, wie das live kontrolliert wurde, denn die IT, damals noch EDV genannt steckte zu jener Zeit in der gesamten Verwaltung, also auch bei der Post, in den Kinderschuhen. Aber es funktionierte, das erkannte ich immer daran, wenn meine diesbezüglich äußerst leichtsinnige erste Ehefrau mich abends mit zornblitzenden Augen empfing, sie wollte Geld holen und hat keines gekriegt. Und das am 22. des Monats. Ihr klarzumachen, dass wir jetzt halt bis zum Monatsende auf die Bremse treten müßten, war ein separates Gefechtsfeld. Und vielleicht wäre es mal angebracht, die Haushaltsausgaben meinen Einkünften anzupassen oder selbst für ein Zusatzeinkommen zu sorgen. Keiner der beiden Vorschläge kam gut an, aber wenigstens war sie jetzt gefordert, den Inhalt des überquellenden Kühlschrankes, der sonst in der Mülltonne gelandet wäre, bis zum Monatsende zu strecken.
    Dieses heimtückische Vorgehen meinerseits führte sie ein Jahr später in ihrem Scheidungsbegehren mit als Grund an und mußte sich dafür vom Richter auslachen lassen, denn der kannte sowohl mein Einkommen als auch die festen Verbindlichkeiten auf den Pfennig genau und konnte sich R.s monatlichen ‚Umsatz‘ überschlägig ausrechnen.

    Irgendwann wärend der Folgejahre wurde bekanntermaßen die Deutsche Bundespost entbeamtet und in 3 Teilbereiche zerklopft: Die Deutsche Post AG, die später mit der DHL klüngelte, die Postbank AG und die plötzlich nicht mehr allmächtige Telekom, die zuvor als staatliche Fernmeldebehörde die Finger in allem drin hatte, was Verständigung über Rufweite hinaus ermöglichte.
    Die Modernisierung der Postbank erlebte ich als Kunde live mit: Zeitgemäßes Bankgehabe fand immer mehr Eingang, plötzlich war Disposition möglich, es wurden Ratenkredite vergeben, Finanzierungsberatungen fanden statt und wurden umgesetzt und für mich als vererst letzte Modernisierung ca. 2002 das Ermöglichen der Kontoführung online, von mir sofort wahrgenommen.

    Dann kamen 6 Jahre Postbank-Pause, die Gründe hierfür können in meiner Bewertung ‚Leutkircher Bank, Filiale Arnach‘ nachgelesen werden und auch, warum ich vor etwa 1 Jahr reumütig zur Postbank zurückkehrte.

    Mittlerweile hat sich die Postbank gewaltig gemausert: Kontoführung online ist absolut in und wird nach Kräften unterstützt. Was mir hier sehr gut gefällt, ist die ständig aktualisierte Seite, mit welch infamen Methoden Internetkriminelle versuchen, an die Zugangsdaten für die Privatkonten zu kommen um dort abzuphishen. Bei jedem Einstieg in die Hauptseite wird blinkend darauf hingewiesen, dass es schon wieder eine neue ‚Methode‘ gibt und wenn man den Hinweis anklickt, öffnet sich ein neues Blatt, in dem ausführlich alles drinsteht, was man wissen sollte um einem solchen Versuch zu entgegnen. Bei allem Interesse sollte man aber nicht vergessen, dass nebenan auf der Hauptseite die Zeit von 8 Minuten auch während der ‚Abwesenheit‘ rückwärts gezählt wird, bei Null fällt das Beil und kappt die Verbindung. Alles zur Sicherheit, auf die die Postbank extremen Wert legt.
    Also, die online-Kontoführung der Postbank ist beispielhaft, daran können sich die meisten Banken einige Scheiben abschneiden, das geht schon los mit der Totalübersicht über alle Verbindlichkeiten wie Girokonto, Tagesgeldkonto, Sparcard und Kreditkarte auf einen Blick und dem lustigen Strich drunter mit dem Gesamtresultat auf der Hauptseite.
    Das Erstellen und Speichern von Überweisungen sowie das Einrichten von Daueraufträgen gehen ruck-zuck per Mobil-TAN, ungerechtfertigte Einzüge werden ohne großes Lamento per Buttonclick ‚Einzug widersprechen‘ innerhalb einer Widerspruchsfrist von 8 Wochen zurückgebucht
    Mit Brokerage fehlt mir die Erfahrung mangels Masse, ich habe ein Haus zu bezahlen und 3 hungrige Mäuler zu füttern, da bleibt für Wertpapiere nichts übrig.

    Bei allem ‚online‘ steht für den Fall des Internet-Zusammenbruchs redundant die antiquiert scheinende Methode per Vordruck im Briefumschlag zur Verfügung. Hierzu erhielt ich im Zuge der Kontoeröffnung eine riesige Mappe mit Steckfächern voller Formulare für alle Eventualitäten und auch den Briefumschlägen zu deren portofreiem Versand, zumindest die ersten 12 Stück im Jahr. Reminiszenzen an alte Zeiten zu denen fast der gesamte Postgiroverkehr über die Post abgewickelt wurde, aber sympathisch, jedenfalls verglichen mit der Volksbank, die mich auch schon ohne Kohle im Regen stehenließ, weil der zentrale Server in Leutkirch einen Schluckauf hatte.

    Da ich in den ersten 10 Jahren meines Berufslebens im Sinne der EDV unter anderem für die Flugsicherung in Hamburg tätig war, könnte ich der Leutkircher Bank und auch eingen anderen Instituten, zum Beispiel meinem Arbeitgeber, einiges über gelebte Redundanz erzählen, die wir in Hamburg hatten. Da standen 3 Großrechner rum, einer schwitzte im Dienst, der zweite spazierte bitparallel mit und der dritte langweilte sich in einer stromsparenden Notschleife. Ging dem ersten die Luft aus, was durchaus vorkam, schaltete sich ohne Verzug der zweite dazu, die Lotsen im Radarraum sahen noch nicht einmal ein Bildschirmflackern, der dritte Rechner fuhr hoch und wurde vom Operateur auf den zweiten synchronisiert. Und im Servicebüro schellte eine Alarmglocke. Oder nachts wurde das arme Technikerschwein, das blöderweise Dienst hatte, aus dem Bett geklingelt. Die Redundanz ging sogar noch weiter und zwar stufenweise hinunter bis zum Handbetrieb mit Fähnchen und Taschenlampen. Die Vögel mußten ja schließlich runter, und das eben nicht bloß irgendwie und auf dem Acker.

    Noch eine Anmerkung zum Ignorieren von IT und Internet durch die Postbank: Tonnen von Papier. Und das geht so: Den Eröffnungsantrag für das Konto habe ich online gestellt. Ein paar Tage später kam ein schwerer A4-Umschlag und als ich den Inhalt 3 x (!) aufgefaltet hatte sah ich mich einem handschriftlich auszufüllenden Antag gegenüber, den allerdings eine freundliche Mitarbeiterin in München bereits vorbearbeitet hatte. Es waren nur noch ein paar Details nachzutragen und dann ritt ich weisungsgemäß zur nächsten Postfiliale (9km), wies mich dort aus und unterschrieb den Antrag vor den Augen der Christel von der Post, was sie auch entsprechend vermerkte. Da es sich aber um einen Antrag auf Eröffnung eines Gemeischaftskontos, nämlich für meine Holde und mich handelte, ritt ich nun wieder nach Hause, übergab den Folianten meiner Gattin und zitierte sie ebenfalls zur Poststelle nach Bad Wurzach, wo sich der ganze Vorgang wiederholte. Dann war erstmal Ruhe.

    Einige Zeit danach kam der Vertrag, 6 kleingedruckte Seiten in zweifacher Ausfertigung (für Ehefrau und mich separat) zum Abheften. Das kam aus München. Einige Zeit später trudelte wieder ein 6-seitiger Vertrag ein, diesmal aus Köln, in dem es sich um die Keditkarte drehte.
    Dann kamen kurz hintereinander ein paar einzelne Normalumschläge, der erste aus Köln mit der Kreditkarte plus Bedienungsanleitung. Die PIN käme später mit separater Post. Als nächstes kamen die Bankkarten, wiederum separat für meine Frau und mich. Sodann die PIN für die Kreditkarte, einen Tag später zwei Umschläge mit den PINs für die Bankkarten und wiederum nach 2 Tagen meine PIN für den online-Betrieb. Der Papierstapel hatte schon eine beachtliche Höhe, hatte das Wachstum aber noch nicht eingestellt. Gegen Ende Januar floß das erste Monatsgehalt auf das Konto. Zwei Wochen nach Geldeingang ein großer Umschlag aus Hamburg: Das Einräumen eines Dispositionsrahmens centgenau in Höhe der eingegangenen Gehaltszahlung. Vertrag in 6 kleingedruckten Seiten mir fürchterlichen Strafklauseln.
    Und wie es der Teufel will, geschah gerade in diesem Zeitraum ein nicht unbedeutender Umbruch in meinem Arbeitsleben: Ich zog mich aus meinem Labor weitgehend ins Privatleben zurück, stehe zwar noch unter Vertrag, arbeite aber vom home-office aus. Auf Honorarbasis, was bedeutet, dass von einem regelmäßigen Einkommen nicht mehr die Rede sein konnte. Das muß die Hamburger zur Verzweiflung getrieben habe, denn eines Tages kam wieder ein Vertrag, diesmal ertwas versöhnlicher, in dem man mir eröffnete, dass man den Dispositionsrahmen auf xxxx € aufgebohrt habe und ich möchte doch mein Einverständnis erklären damit Ruhe in den Laden reinkommt.
    Der Papierstapel wog mittlerweile fast 1 kg und ich frage mich: Wozu gibt es ‚online‘ und ‚e-mail‘ mit .pdf Anhängen, die es dem Kunden überlassen, ob er es ausgedruckt archiviert oder auf eine CD brennt. Ich persönlich ziehe letzteres vor.

    Damals wie heute ist das Netz der ‚Geldausgabestellen‘ vor allem hier auf der grünen Wiese am Waldrand, wo sich nachts die Füchse im Garten mit den Katzen lautstark um eine tote Wühlmaus prügeln (bloß nicht lachen, haben wir des öfteren), recht weitmaschig. Die kürzeste Entfernung zur nächsten Bargeldquelle in einer Postfiliale ist 9 km. Diesbezüglich hat die lokale Leutkircher Bank mit 2 km bis zu dem hübschen Mädchen im örtlichen Raiffeisen-Lagerhaus eindeutig die Nase vorn. Deshalb überweise ich des öfteren den benötigten Betrag von der Postbank auf mein nach wie vor bestehendes Konto bei der Leutkircher Bank, warte die unverschämte Banklaufzeit von zwei Tagen ab und gehe dann ein ausgesprochen sympathisches Lächeln genießen.

    Im Zuge des abschließenden Redigierens entschloß ich mich dann doch, der Postbank eine Favoritenrolle zuzuweisen, trotz meines nicht unbegründeten Mißtrauens gegenüber jeder Bank, aber sie hebt sich aus der Reihe der Instituten mit denen ich jemals zu tun hatte, eindeutig positiv heraus.

    geschrieben für:

    Banken / Finanzberatung in München

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    demayemi ges. geschützt Wars schlimm ?-) Der Beitrag ist wie alle von mir durchaus kritikfähig.
    Du wohnst ja im Ballungsgebiet, Du Armer. Wenn Deine Kasse um die Ecke ist, brauchst Du online-Banking auch nicht unbedingt. allerdings bieten fast alle Banken, die Gebühren erheben, für online-Buchungen Rabatte bis zu 100 % an.
    Phishing kriegst Du nur mit online-Kontoführung heraus, stattfinden tut es immer, aber dann kannst Du rechtzeitig reagieren.
    Ich verwalte meine beiden Konten online und Du glaubst gar nicht, was da alles hinter meinem Rücken stattfindet und von mir rückgebucht werden muß. Derzeit habe ich mich mit PayPal in den Haaren weil die mich um 26 € bescheißen wollen. Ich kaufe nie wieder was über ebay.
    Gruß Michl
    eknarf49 Den Bericht habe ich erst jetzt gelesen, und ich gratuliere Dir herzlich zum verdienten GD. Aber auch ich bin froh, dass ich auf Online Banking nicht angewiesen bin. Dafür bin ich aber auch zufriedener Postbank Kunde.


  5. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    Nach 28 Jahren Postbank Berlin wurde ich moralisch 'gezwungen', meine gesamten Finanzen hinkünftig durch die Leutkircher Bank abwickeln zu lassen und das ging so:

    Im März 2006 kaufte ich mein jetziges Domizil, das uns von der OSB-Immobilien, einer Tochtergesellschaft der Leutkircher Bank, angeboten wurde. Dass der Makler zum Arrangieren der Finanzierung seine Muttergesellschaft empfahl und auch den Weg dorthin ebnete, war naheliegend und der Leiter der Filiale Arnach machte uns nach einigem Hin und Her einen für beide Seiten akzeptablen Vorschlag. Er fertigte die Verträge aus und als es ans 'Bezahlen' ging, also den Einzug der monatlichen Raten wollte er an meine Postbank nicht so richtig ran sondern legte uns dringend nahe, die Verbindlichkeiten von dort zur Leutkircher Bank zu verlegen.

    Mir passte das jedoch überhaupt nicht, dass hinkünftig eine Bank, bei der ich hoch verschuldet bin, Einblick in meine Finanzaktivitäten hat, wollte aber nicht riskieren, dass die ganze Geschichte, die schon viele Stunden Arbeit gekostet hatte, wegen so etwas platzt. Aber ich stellte Bedingungen, nämlich indem ich dem Herrn den Kontoführungsvertrag mit der Postbank unter die Nase hielt, unter dem täte ich es nicht.

    Das brachte ihn ordentlich ins Schwitzen, denn rein zufällig hatte ich einen ganz empfindlichen Nerv getroffen: Alle Volks- und Raiffeisenbanken, zu denen die Leutkircher Bank auch gehört, knöpfen ihren Girokunden monatliche Kontoführungsgebühren ab und schlagen auf jede Transaktion weitere Gebühren drauf. Nicht so die Postbank, wenn das Konto online geführt wird, was bei mir der Fall war: Keine Grundgebühr, keine Überweisungsgebühren. Da müsse er mit seiner Vorstandschaft verhandeln, das gehe über seinen Verfügungsrahmen.

    Tags darauf unterbreitete er mir das Verhandlungsergebnis und tatsächlich waren im Vertragsentwurf diese beiden Passagen gestrichen und zwar bedingungslos. Ich bewunderte Herrn F. für diese diplomatische Sonderleistung, denn ich weiß, wie stur und gierig leitende Banker sein können. Also schloss ich ab und alles ging seinen Gang. Der Verlauf unserer Kontoführung pflegte immer sehr dynamisch zu sein, irgendwas passierte immer, was mit einem Schlag das ganze Angesparte wegfraß. Natürlich war mir klar, dass die Bank bestimmt nicht meckern durfte, wenn wir mal kräftig überzogen. Da waren die deftigen Zinsen und als letzte Sicherheit hatten sie ja das Haus. Allerdings versicherte mir Herr F., dass die Bank sich ja selbst schaden würde, wenn sie uns das Haus unterm Hintern wegzöge, denn sowas verkauft sich nicht wie ofenwarmes Brot und in der Zeit würde auch die Bank auf den Hypothekenzinsen sitzenbleiben. Na gut, ich ließ das mal so stehen, Finanzmathematik ist nun mal nicht meins.

    Drei Jahre lang ging alles gut, meine regelmäßige online-Überwachung zeigte keine Auffälligkeiten. 2011 fiel mir in einer Wirtschaftszeitung zufällig ein Artikel in die Hände, in dem Volks- und Raiffeisenbanken überregional unlauterer Machenschaften bezichtigt wurden, insbesondere stillschweigend ihre Dispositionszinsen zu Lasten der Kundschaft zu ändern, ohne ihr davon Mitteilung zu machen.

    Leicht alarmiert klinkte ich mich in mein Konto ein und begann, mir den Verlauf der zurückliegenden Jahre mal durchzulesen wie eine Zeitung und die Buchungen auf Plausibilität abzuprüfen. Und man glaubt es nicht, ich wurde fündig, denn 2009 tauchte zum ersten Mal eine NICHT plausible Buchung auf, ein unauffälliger Kleinbetrag in Höhe von 2,00 € Soll zugunsten der Leutkircher Bank mit dem nüchternen Argument ‚Abschluss‘. Anschließend hechelte ich den gesamten Kontoverlauf über einen Zeitraum von über 3 Jahren durch und stieß immer wieder auf sporadische Kleinbuchungen in unterschiedlicher Höhe, aber jedes Mal einem vollen €-Betrag. Der Gesamtschaden über die 3 Jahre betrug 52 €, also nicht gerade etwas, was ein sparsamer und geiziger Westallgäuer freiwillig zum Fenster hinauswirft und schon gar nicht einer gierigen Bank in den Rachen.

    Ich hinterfragte die Gebührenfreiheit meines Girokontos bei meiner Kundenberaterin in der Filiale Arnach und erhielt eine positive Bestätigung. Daraufhin legte ich Protest ein, verlangte eine Rückbuchung der Einzüge und erhielt die Auskunft, dass das bei Bankaufträgen nicht gehe. Aha, so ist das also. Ich bat Fr. M. in der Zentrale zu ermitteln, worum es sich bei dieser Buchung handele.

    Ob sie es tat oder nicht fand ich nie heraus, ihre Antwort auf meine Bitte erreichte mich auf dem Umweg über meine Gattin, die dort selbst ein eigenes Tochterkonto unterhält und mit Frau M. sowas wie ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. So sehr ich Fr. M. persönlich schätze muß ich feststellen, dass ihre Antwort eine windelweiche Ausrede war, die die gesamte Satzung des Württembergischen Genossenschaftsverbandes zu sprengen drohte.

    Ich hatte durchaus Verständnis für Fr. M., sie fand sich plötzlich zwischen den Mahlsteinen ihres Arbeitgebers und dessen dubiosen Machenschaften und dem eines Kunden, der ebendiesen Arbeitgeber dabei erwischt und die Beweise dafür auf der Hand hatte, wusste weder ein noch aus, versuchte auszuweichen und hüllte sich ansonsten in Schweigen. Aber mal ganz offen und ehrlich: Für Diplomatie dieser Art bezieht Fr. M. ein Gehalt, von dem ich als Wertschöpfer nicht einmal zu träumen wage, also kann ich auch erwarten, dass sie ihre Arbeit macht anstatt den Kunden, mich, mit Ausreden abzuspeisen.

    Konkret hätte dies nämlich bedeutet, dass ich über die Jahre für jeden Euro, den ich statt am Geldautomaten in Arnach in der hiesigen Minifiliale abgehoben hatte, ca. 0,50 € an Buchungsgebühren berappt hätte. Erstens wäre hierfür die Bezeichnung ‚Beutelschneiderei‘ geradezu beschönigend gewesen und zweiten standen die ‚Geisterbuchungen‘ in keinerlei zeitlichem Zusammenhang mit meinen Besuchen bei dem hübschen Mädchen im Eintürner Lagerhaus.

    Ich verfasste einen geharnischten Brief an die Leutkircher Bank als ‚Täter‘, setzte eine großzügige Frist von 3 Monaten zur Klärung des Sachverhaltes und ließ ihn Fr. M. zur Weiterleitung zukommen. Während dieser 3 Monate erfolgte erneut eine Abbuchung von 2,00 € in sattsam bekannter Manier und damit lief MEIN Maß über. Das war vor genau einem Jahr.

    Ich eröffnete reuig ein Girokonto bei der Postbank, die mich ja von 1978 bis 2006 zu meiner Zufriedenheit betreut hatte. Dabei kassierte ich sogar noch hocherfreut eine Prämie in Form von 2 Gutscheinen à 50 € für Shell-Treibstoff und als dann zum Jahreswechsel das Konto in den Startlöchern stand und mit den Hufen scharrte, wies ich meinen Arbeitgeber an, künftig mein Gehalt an die Postbank zu überweisen. Im Lauf des Februar wickelte ich das andere Konto ab, es mussten ja die ganzen Einzugsermächtigungen umgelagert werden, und seitdem dümpelte das Leutkircher Konto mit einem nahezu fixierten Kontostand von 35 € vor sich hin.

    Da ich mir nach wie vor erlaube, dennoch wöchentlich mal reinzugucken, erwische ich auf diese Art so manchen Abzocker, die aus dem Nichts heraus erst eine Testüberweisung von 0,01 € vornehmen und dann 2 Tage später einfach irgendwas abbuchen. So z.B. ‚preisvergleich.de‘, die von mir für das Reingucken, ob sie für mich eine günstige Autoversicherung haben, 23,45 € abbuchten. Da ein Vertrag nicht zustande gekommen war, rief ich den Betrag fristgerecht zurück und habe nie wieder etwas gehört.

    geschrieben für:

    Banken / Geldautomaten in Bad Wurzach

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    kisto Die Bedingungen unserer Bank haben sich auch schleichend verschlechtert. Gut, dass du darauf aufmerksam gemacht hast. Hier kann man den Bericht gern begrünen.


  6. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    2. von 19 Bewertungen


    Die AXA war die erste Kfz-Versicherung, die ich über ein Vergleichsportal abschloß, weil mir meine Haus- und Hofversicherung, bei der ich langjährig Stammkunde war, schon vom groben Abschätzen her kein befriedigendes Angebot machte. Und siehe da, bei FinanzScout24 landete ebendiese Versicherung auf Patz 11 und die Differenz zwischen den Jahresprämien betrug mehr als 100 €.

    Ich schloß also bei der AXA ab und da die jährliche Prämienerhöhung nur jeweils weniger als 5 € betrug, blieb ich ihr treu, bis das Schicksal mich gewaltsam von dem Auto trennte. Es gab außer einem Wurzelstock keinen weiteren Unfallbeteiligten, aber der hatte gewonnen, ganze Arbeit geleistet und aus einem Auto innerhalb von ein paar Zehntelsekunden einen wirtschaftlichen Totalschaden gemacht, also ein Fall für Schutzbrief und Kasko. Das 'Abwickeln' kostete mich nur 2 Anrufe bei der Versicherung: Einmal um den Schaden zu melden und die Bergung aus dem finsteren Wald einzuleiten und ein paar Tage später nochmal, um mitzuteilen, daß ich ein Ersatzfahrzeug erworben hätte und das Geld aus der Kasko bräuchten würde. Der Sachbearbeiter prüfte live nach, ob das Gutachten schon vorlag und sagte sofort die Überweisung zu, die zwei Tage später tatsächlich auf meinem Konto einging.

    Sowas nenne ich eine rasche und kundenfreundliche Unfallabwicklung und ich hätte auch wieder bei der AXA abgeschlossen, wenn sich das Versicherungsangebot für das Folgefahrzeug ähnlich freundlich gestaltet hätte. Leider war das jedoch nicht der Fall, aufgrund irgendwelcher Typklasseverschiebungen fiel die AXA so weit in der Bewertung zurück, daß ein Vertrag für mich nicht mehr in Frage kam.

    geschrieben für:

    Versicherungen in Köln

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    demayemi ges. geschützt @Schroeder: Da hast Du vollkommen recht, wenn man aber auf der Staße mit allen 4 Rädern gleichzeitig im Schneematsch ausrutscht, und das mit nagelneuen Winterreifen und bei ca. 15 - 20 Sachen, sich dreht, über die Bankettkante kippt und mit rapide steigender Geschwindigkeit quer zur entgegengesetzten Fahrtrichtung die Böschung hinunter auf den Waldrand zurodelt, häuft sich die Population und die Wahrscheinlichkeit, auf einen aufzuhocken bevor man den ersten Baum knutscht geht gegen 100 %. Genaugenommen bin ich froh, daß es ein Wurzelstock war, denn als ich den Unfall routinemäßig wegen der Versicherung der Polizei meldete, meinte der Beamte am Telefon mißtrauisch, er lasse das jetzt mal so stehen, weil es gerade schneit, aber er werde sich im Lauf des Tages anläßlich einer Patrouillenfahrt die Geschichte anschauen und wehe, da sei auch ein lebender Baum beteiligt, dann sei aber eine Strafanzeige fällig.
    So weit sind wir schon: Katzen, Hühner, Füchse und Igel dürfen breitgefahren werden, aber wehe, ein Baum verliert ein paar Quadratzentimeter Rinde.
    Siri "hilfreich"!
    "gut geschrieben!"

    die AXA ist unter den vielen V. eine der wenigen 'ordentlichen' ...
    demayemi ges. geschützt Da muß ich Dir unter Schmerzen recht geben, denn leider bin ich verhältnismäßig oft auf Kulanz und vor allem schnelle Abwicklung angewiesen. Meine Gattin hat einen starken Hang zur Verschrottung von PKW im Sekundenbereich. Zum Glück kriegt immer nur das Auto alles ab, sie nicht.
    Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß so ziemlich alle Direktversicherungen recht komfortabel sind, zumindest die von Finanzscout24 empfohlenen.


  7. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    1. von 31 Bewertungen


    Ich habe die Bewertung am 18.12. 13 um 1 Stern hochgesetzt, Grund siehe Kommentar

    An diese Bank kam ich wie die sprichwörtliche 'Jungfrau zu einem Kind': Vor 7 Jahren, im Juli 2006 finanzierte ich über das Autohaus Stitzenberger in Leutkirch (siehe Bewertung) die Anschaffung eines PKW weil meine Portokasse den Kaufpreis nicht hergab. Der Verkäufer machte die Verträge und so weit ging alles seinen Gang. Die Monatsraten wurden von einer gewissen CCC-Bank eingezogen, deren Bezeichnung sich eines Tages in 'Santander-Consumer Bank änderte. Auch gut.

    An dieser Stelle veröffentliche ich jetzt ein Schreiben an diese Bank, das wohl für sich selbst spricht und enthalte mich vorläufig jedes weiteren Kommentars:

    Vorname, Name
    Straße, Nr.
    88410 Bad Wurzach
    25.September 2013


    Santander Consumer Bank AG
    Postfach 101214

    41012 Mönchengladbach


    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Ich beziehe mich in diesem Anschreiben auf die Abbuchung Ihrerseits, die auf meinem Kontoauszug unter zitiert wird. Es handelt sich um die letzte Teilzahlung für das Kfz Renault-Megane RV-MM 531, das ich im August 2006 beim Autohaus Stitzenberger in 88299 Leutkirch im Allgäu auf Teilzahlungsbasis erworben habe.

    Eigentlich erwartete ich im Laufe des Juli-August dieses Jahres den Eingang des bei Ihnen hinterlegten Kfz-Briefes. Als dies nicht erfolgte, nahm ich vor etwa 4 Wochen fernmündlich zu Ihnen Kontakt auf. Die o.a. Buchungsnr. wurde als korrekt akzeptiert, ich mußte mich per Nennung meines Geburtsdatums identifizieren und dann begann die junge Dame zu recherchieren, für mich zum Glück mit akustischem Untermalen ihres Tuns. Es stellte sich heraus, dass der Brief mittlerweile an meine schon sehr angestaubte Adresse ‚Hünlishofen 15, 88299 Leutkirch‘ rausgegangen und mit dem Vermerk ‚Empfänger unbekannt verzogen‘ zurückgekommen sei. Wer weiß schon, was an dieser Adresse mittlerweile vor sich gegangen ist, der Hausherr konnte keinen Mieter halten, uns damals ja auch nicht.

    Nicht verstehen tue ich zweierlei: Erstens teilte ich Ihnen zu Beginn dieses Jahres per Briefpost die Änderung meiner Bankverbindung mit, und zwar mit Angabe der derzeitigen Anschrift im Briefkopf. Die erbetene Bearbeitungsbestätigung habe ich nie erhalten, aber der Wechsel wurde in Ihrem Hause vollstreckt. Es ist Ihnen aber offenbar nicht gelungen, auch die Absenderadresse in das Debitorenkonto einzuarbeiten. Zweitens bestätigte mir Ihre Sachbearbeiterin nun fernmündlich die Anschriftänderung und teilte mir mit, sie werde eine erneute Zustellung des Kfz-Briefes in die Wege leiten. Ob sie es getan hat, weiß ich nicht, herausgekommen ist dabei bis heute nichts.

    Dies teilte ich Ihnen am 18.09.2013 exakt in dieser Form über Ihr Kontaktformular mit, bis dato ohne jegliche Reaktion Ihrerseits. Weder wurde mir das amtliche Dokument endlich kommentarlos zugesandt, noch erhielt ich auf dem Antwortweg irgendeine Eingangsbestätigung meiner Mitteilung.

    Nun stellt ein Kfz-Brief jedenfalls für mich einen gewissen Wert dar, der zum Rumliegen und aus der grünen Schrift einen grünen Pelz wachsen zu lassen doch noch zu gut ist. Zudem steht das Kfz. zum Verkauf und es gibt auch einen Interessenten, der jedoch verständlicherweise auf dem Brief bestehen muß, langsam aber sicher die Geduld verliert.

    Also muß ich Sie nun schon sehr bitten, das Dokument endlich auf die Reise nach Süddeutschland zu schicken. Die korrekte Anschrift steht im Briefkopf. Sollte dies bis zum 05.Oktober 2013, also mehr als ein Vierteljahr nachdem ich mir endgültig die Eigentumsrechte an dem Fahrzeug legal erworben hatte, nicht geschehen sein trete ich mit diesem Ärger über das Verhalten Ihres Institutes an die Öffentlichkeit.

    Sie werden verstehen, dass ich nach den bisherigen Vorkommnissen an einem raschen ‚besänftigenden‘ Telefonat ohne Dokumentation nicht interessiert bin, ein Aufzeichnungsgerät befindet sich nicht in meinem Besitz. Falls Sie mir etwas mitzuteilen haben, muß ich Sie deshalb schon sehr ersuchen, in irgendeiner Form Ihre Tastaturen zu bemühen, z.B. lautet meine e-mail Adresse ...... (wegen cyberattacke ersatzlios gestrichen)

    Mit höflichen Grüßen
    Vorname, Name


    Mittlerweile haben wir den 16.10.13 und vorgestern machte ich der Santander-Consumer Bank von der Veröffentlichung des Schreibens über ihr Kontaktformular Mitteilung. Hierbei fiel mir auf, daß dieses Formular dem Kunden zwar eine Menge Würmer als Pflichteingabe aus der Nase zieht, ohne andererseits die Möglichkeit anzubieten, den Kontakt im eigenen Rechner zu speichern oder auszudrucken. Ich habe Stunden damit verbracht, eine echte e-mail Adresse zu suchen, vergeblich. Diese Bank hält sich fein säuberlich bedeckt.

    Ich habe mitgeteilt, daß ich das Vorgehen der Bank, nämlich das vorsätzliche oder zumindest fahrlässige Vorenthalten wertvollen Eigentums Diebstahl gleichsetze und versuchen werde, die Staatsanwaltschaft Ravensburg dafür zu interessieren. In diesem Sinne warte ich jetzt noch ein paar Tage und dann werde ich mich von der Exekutive beraten lassen.

    geschrieben für:

    Banken in Mönchengladbach

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    77.

    jimso @demayemi: Da hilft meistens folgendes!
    Einschreiben Rückantwort!
    Schriftliche Ausführung mit Tagesgeldzins bei Verlust an Wert und dadurch Nicht Veräußerung des Fahrzeuges!
    Fristsetzung!
    Kostenerstattung laut RAGO
    usw und so fort!
    LG jimso
    Ausgeblendete 6 Kommentare anzeigen
    demayemi ges. geschützt Danke Dir. Das Einschreiben ist schon in Arbeit, über eine Frist denke ich noch nach, was ist angemessen. Was RAGO ist, weiß ich nicht, vielleicht klärst Du mich auf.
    Fakt ist nur: Ohne Brief ist das Fahrzeug wertlos und ich muß es entweder bei mir auf dem Grundstück verrotten lassen oder Stück für Stück zerschneiden und die Teile einzeln auf dem Wertstoffhof entsorgen. Den Motor kann ich über irgendein Portal verticken. Gegen Selbstabholung.
    Und über den Staatsanwalt denke ich allen Ernstes nach, so einem Laden muß das Handwerk gelegt werden.
    pascal3922 Nur nicht so schüchtern sein, ich habe den Vorstand dieser Bank mittlerweilen angezeigt - da gehts dann wegen Falschaussage, urkundenfälschung, Erpressung....so richtig zur Sache
    demayemi ges. geschützt Ist gelaufen. Ich hatte den zugeklebten Einschreibebrief schon zurechtgelegt, da kam ein großer Umschlag mit dem Kfz-Brieg drin und einem geradezu demütigen Entschuldigungsschreiben für die Bummelei. Für mich ist dieser Käse gegessen und die Bank gestorben.
    Siri "hilfreich"!
    "gut geschrieben!"

    "was ist ein banküberfall gegen die gründung einer bank?"

    alles verbrecher.
    manche auch noch besonders dreist.

    UND DIE SOLLEN WIR AB SOFORT AUCH NOCH ALLE PER ESM RETTEN ??????????
    Exlenker Und gerade heute wurde in den Nachrichten gemeldet - Santander Bank in Wuppertal weiträumig gesperrt - Bombendrohung! Wer das wohl war?
    demayemi ges. geschützt Hi Seniortrucker, ich hätte sowohl die Mittel als auch das Wissen, aber kein echtes Motiv mehr, siehe weiter oben. Also war ich ganz brav und hab den Wurzacher Sumpfnebel nicht verlassen ;-)
    Siri bestimmt war es der NSU.

    oder seine auftraggeber?

    kann aber auch sein, das ein rentner das geld auf seinem konto SEHEN wollte.
    physikalisch.
    oder die simulation eines solchen vorgangs, um die SCHLAGkräftigkeit der POLIZEI zu testen/üben??

    ---
    die BRD zb. kommt gar nicht auf so eine idee.
    das vermögen der bundesBÜRGEr - in form von echtem GOLD - bei den amis mal nachzuzählen.
    der olle oberLYBIENer hat das bei den franzmännern versucht (staatsgold zählen - nicht sein privates!!) - ist ihm auch irgendwie nicht bekommen ...

    :-( :-( :-( :-( :-( :-(


  8. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. von 4 Bewertungen


    Diese von mir ungewohnt schlechte Bewertung stammt aus der Sicht des Kunden, der in diesem Autohaus 2 Gebrauchtfahrzeuge erworben hat und in beiden Fällen ausschließlich durch das Versagen eines einzigen Mannes schon auf den ersten Kilometern damit 'abgestürzt' ist.

    Um es von vornherein klarzustellen, bei diesem Mann handelt es sich NICHT um einen der beiden Gebrüder Stitzenberger, die sich die Leitung des Autohauses redlich teilen. Einer zeichnet für den Handel mit PKW aller Art, vorzugsweise Opel, der andere ist für die Abwicklung von Werkstattaufträgen und die Ersatzteillogistik verantwortlich. Beide Herren sind ausgesprochen freundlich und entgegenkommend, dasselbe gilt auch für die beiden Telefonistinnen. Doch nun die Story:

    Vor 7 Jahren, als der TÜV uns von unserem heiß geliebten und sehr umstrittenen Jaguar schied und wir die Gebrauchtwagenhändler nach einem Ersatz abklapperten, machten wir im zu bewertenden Autohaus einen netten Zufallsfund, nämlich das Schwesterschiff zu meinem Renault Megane 'coach', den etwas behäbigeren 'coupe RXI', der auch als Familienkutsche geeignet war. Der Preis war im Rahmen des Erschwinglichen, also wurde der Deal in die Wege geleitet und abgeschlossen. Wir möchten uns bitte um die Versicherung kümmern und wenn wir die Doppelkarte am Abend in den Briefkasten werfen könnten wir den Wagen am Folgetag frisch durchgecheckt und angemeldet abholen.

    Gesagt, getan, ich lud meine Angetraute beim Autohaus ab und fuhr zum vereinbarten Treffpunkt auf dem überschaubaren Parkplatz des toom-Baumarktes. Dort erledigte ich die geplante Kleinigkeit und als ich wieder rauskam war der Platz neben meinem 'coach' immer noch frei. Nanu? Ich also zurück in die Stadt und geradeswegs zum Autohaus. Dort wurde ich schon von meiner Gattin mit wütend blitzenden Augen erwartet, wo denn mein Handy sei. Nebenkriegsschauplatz! Nun ihre Schilderung aus meiner Sicht:

    Beim Einbiegen in die B465, etwa 200 m vom Autohaus entfernt, habe in der Kurve der Motor ausgesetzt und sie konnte den Wagen mit Restschwung an den Fahrbahnrand rollen lassen. Selbst im Ortsgebiet ist Parken an einer Bundesstraße eine recht fragwürdige Angelegenheit, also verzichtete sie darauf, zu Fuß ins Autohaus zu laufen um dort ihre Protestnote abzugeben. Statt dessen wuchs sie über sich selbst hinaus, wendete den Wagen in einem Zug mit Hilfe des Anlassers und orgelte ihn dann im 3 Gang bis zur Fa Stitzenberger, wo in der Einfahrt die Batterie endgültig ihren Geist aufgab.

    Als ich ankam, stand das Auto bereits wieder in der Werkstatt und Herr Werkstatt-Stitzenberger stieß zu uns. Er war wütend auf eine gewisse Person in seinem Aufsichtsbereich, denn soweit vorläufige Untersuchungen ergeben hätten, war die am Vortag von seinem Bruder angekündigte Gewährleistungswartung schlichtweg nicht durchgeführt worden. Durch die plötzliche Inbetriebnahme hatten sich Feststoffpartikel im Tank gelöst und den ohnehin schon fast zugewachsenen Kraftstoffilter, der ohnehin auch gewechselt hätte werden müssen, zugesetzt. Er habe nun eine detailierte und unmißverständliche Serviceanleitung für diesen Wagen geschrieben und einen der Gesellen unter Umgehung des Meisters direkt mit der Durchführung beauftragt. Er werde auch die Abnahme höchstpersönlich durchführen. Für das Verhalten des Meisters könne er uns nur um Verzeihung bitten, er werde mit ihm mal ein ernstes Wort reden müssen, so ginge es ja nicht!

    Beruhigt traten wir den Heimweg an und schon am späten Nachmittag konnten wir das Auto diesmal mit kompetentem Gütesiegel abholen. Die zwar frisch aufgeladene Batterie nahm den Überstreß mittelfristig doch etwas übel, schon im darauf folgenden Winter ging nichts mehr (siehe Bewertung Autohaus Merk).

    Knapp ein halbes Jahr später verschrottete ich den ‚coach‘ glücklicherweise im Beisein meiner Gattin innerhalb von 2 Sekunden, indem ich bei Schleichfahrt auf schneematschbedeckter Waldstraße mit allen 4 Rädern gleichzeitig ausrutschte, mich drehte und ein paar Meter eine Böschung hinabschlitterte bis uns ein Wurzelstock aufhielt. Meine Frau war fassungslos und verstand überhaupt nichts mehr. Es gab nichts an meiner Fahrweise zu bemeckern, die Winterreifen waren so gut wie neu, es sah ganz einfach nach Pech aus.
    Ich war schutzbriefversichert, ließ also das Auto bergen und zum Autohaus Stitzenberger bringen, das ich mit weiteren Maßnahmen, wie Erstellen eines Gutachtens für die Vollkasko etc. beauftragte. Das Urteil war vernichtend: Der Wurzelstock hatte den gesamten Unterboden und die dort angebrachten Aggregate vernichtet, Wiederherstellungskosten etwa 15000 €. Zeitwert des Fahrzeuges aktuell 2700 €, Restwert des ‚Schrotthaufens‘ 570 €. Also wirtschaftlicher Totalschaden. Herr Stitzenberger akzeptierte den Restwert und ich sagte zu, das Ablösefahrzeug von ihm erwerben zu wollen sobald ich Kassensturz gemacht hatte. Ein paar Tage war es soweit, die Abwicklung bei der Vollkasko (AXA, sehr empfehlenswert, Bewertung folgt) war vollzogen, das Sparschwein geschlachtet, also ritt ich mit der Jackentasche voll Bargeld in kleinen Scheinen im Autohaus Stitzenberger ein, knallte das Geld auf den Tisch, er legte seine 570 € dazu, dann zählten wir ab. Ja, dafür gäb’s ein Auto, einen Astra aus Privatverkauf, also bar zu bezahlen und ohne gesetzliche Gebrauchtwagengarantie. Er lasse den Wagen für mich durch die Werkstatt gehen, diesmal hoffentlich ohne menschliches Versagen. Tags darauf war ich stolzer Besitzer eines voll bezahlten gebrauchten Opel Astra mit 75000 km und 6 Jahren auf dem Buckel und ging zunächst davon aus, dass ich den wohl ein Weilchen haben würde.

    Das Reparaturverhalten des Wagens schien zunächst eigentlich halbwegs normal, ich ließ ihn umständehalber bei meinem Haus- und Hofmechaniker, dem ‚Bosch Car Service Schubert‘ (siehe Bewertung) warten und scheckheftpflegen, was mir das Auto mit einiger Zuverlässigkeit dankte. Allerdings mahnte Herr Schubert starke Verschleißerscheinungen an, die ich ihn so peu a peu beseitigen ließ, mir allerdings wiederum dunkle Gedanken über die Ehrlichkeit der Stitzenberger’schen Technik machte. Kurz nach einer Hauptuntersuchung übereignete ich den Wagen nominell meinem Großen zum Bestehen seines Abiturs, dass ich aus versicherungstechnischen Gründen (SF25) der Halter bleiben wollte, sah der Junge ein. Kurz darauf hätte es um Haaresbreite einen schweren Unfall gegeben, das Bremspedal ging beim Annähern an eine rot beleuchtete Kreuzung ins Leere. Geistesgegenwärtig prügelte J. bei 60 km/h den 1. Gang hinein und riß die Handbremse an, das Notmanöver gelang. Gaaaaanz vorsichtig fuhr er wieder nachhause, also in niedrigen Gängen und mit Handbremse, dann suchten wir uns im Internet die nächstgelegene Opel-Werkstatt heraus und diesmal fuhr ich die potenzielle Waffe selbst, es war eine Sache der Fahrerfahrung.

    Die Werkstatt in Bad Waldsee fand schnell heraus, dass der Hauptbremszylinder ausgefallen war, deshalb gab es auch kein Zweikreis-Bremssystem. Konstruktiv eine schwache Lösung, da gibt es doch den Begriff Redundanz bei Systemen, die der Sicherheit dienen. Davon hat die Fa. Opel wohl noch nie was gehört. Aber ich bin ja auch kein Autokonstrukteur. Die Reparatur kostete rund 500 €, die ich stöhnend übernahm, denn er konnte ja nichts dafür, dass ich ihm so ein Verreckerl geschenkt hatte.

    In der Folgezeit beobachtete ich mit großem Mißvergnügen, dass J. das Auto total vernachlässigte, z.B. ließ er den jährlich fälligen Ölwechsel nur machen, wenn ich es ausdrücklich anordnete. Wenn ich nach dem Räderwechsel im Herbst und im Frühjahr nicht höchstdaselbst Anzugsdrehmoment der Bolzen und Reifendruck überprüfte, fuhr er gnadenlos mit 1,2 bar und nur handfest angezogenen Radmuttern. Die Quittung für diese Schlamperei kam dann beim nächsten TÜV-Termin: Die Mängelliste war fast 2 Seiten lang, lauter nicht erledigte Verschleißgeschichten. Ich nahm die Liste und brachte sie zu meinem Herrn Schubert, der sowohl das Auto als auch mich kannte, und bat um einen Kostenvoranschlag. Er ließ sich 2 Tage Zeit, dann schüttelte er den Kopf, diese 2400 € lohnten sich nicht mehr, nicht unter den aktuellen Halterbedingungen. An einem Opel muß man dranbleiben, sonst wird man von der galoppierenden Schwindsucht überholt, aus diesem Grund würde selbst er als Kfz-Meister schon lange keine Opel mehr fahren.

    Diese Nachricht überbrachte ich J. der sie ungerührt zur Kenntnis nahm und das Auto mit ohne TÜV für 700 € an einen Russen verhökerte. Vier Jahre zuvor hatte ich noch 5000 € dafür hingelegt. Das Herz tat mir weh und ich ging erneut mit dem Begriff Ehrlichkeit von Autohändlern ins Gericht, vor allem wenn sie so treuherzige Augen wie die Gebrüder Stitzenberger präsentieren.

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    Autohäuser in Leutkirch im Allgäu

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    Eigentlich hätte das Wurzacher Ried als Hauptattraktion meiner derzeitigen und vermutlich auch letzten Heimatstadt eine Favoritenrolle verdient, wäre es nicht die Brutstätte von Billionen kleiner geflügelter, vor allem in der Stille der Nacht ohrenbetäubend sirrender Minivampire, die von dort ausschwärmen und die Menschen der gesamten Region Unterallgäu-Oberschwaben allnächtlich terrorisieren. Wohl nicht zuletzt wegen ihrer fragwürdigen Bekanntheit hat ihnen die Stadt im Namen des bedeutendsten Jahresfestes im Kurpark Bad Wurzach ein Denkmal gesetzt: Schnakenfest.

    Für deutschsprachige Bewohner unseres Landes nördlich des Weißwurstäquators ist wohl eine Übersetzung des hierzulande gebräuchlichen Wortes ‚Schnake‘ in ‚Stechmücke‘ erforderlich, die biologisch eigentlich keine Schnake ist. Was wir hier haben sind die Mücken! Die großen, also die biologischen Schnaken gibt’s hier schon auch, aber die jucken uns nicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Zweifelsfall: Google weiß alles!

    Und nochmal eigentlich: Ich bin recht erstaunt, dass diese europäisch diplomierte Naturschönheit als solche noch keinen Anleger und Bewerter gefunden hat. Also mach ich das halt mal in der von mir schon gewohnten Manier.

    Es gibt Gründe, warum ich das Wurzacher Ried eigentlich nur in der kalten Jahreszeit aufsuche: Der erste ist schon in der Einleitung aufgezählt, im Winter fliegen keine Mücken, oder Schnaken oder was auch immer. Die zweite Bosheit richtet sich gegen den Tourismus: Ich bin Liebhaber von Ruhe und unüberhörbarer Stille in der Natur und im Winter begegnet man im Labyrinth der Wege und Bohlenstege allerhöchstens mal einem Gesinnungsgenossen, man nickt sich milde lächelnd zu und geht weiter. Der dritte Grund ist die temperaturbedingte Solidität des Untergrundes.

    Dem liegen Schlüsselerlebnisse aus meiner späten Kindheit und frühen Jugend zugrunde, ich bin nämlich in Lindau-Bodolz, Ortsteil Enzisweiler aufgewachsen, und zwar ziemlich direkt am Rand des dortigen ebenfalls Flachmoores Bichlweiher. Dass dieses kreuzgefährliche Moor mein Spielplatz war, lässt sich denken.
    Dass das Bahngleis der DB von Lindau nach Friedrichshafen direkt am Rand entlangführte kam bei uns Rangen natürlich ganz besonders gut an, das Verbeifahren des Kohlezuges aus Richtung Westen zur Weiterfahrt zum Lindauer Gaswerk, das damals noch Kohlenmonoxyd als Stadtgas erzeugte, war immer ein Ereignis. Zwei schwere Güterzuglokomotiven, natürlich Dampfmaschinen a 100 t, schleppten fauchend und puffend 100 Kohleeimer a 25 t direkt am Rand des Moores vorbei und brachte dessen Schwimmboden ganz erheblich zum Wanken, für uns natürlich das Allerhöchste.

    Ich weiß nicht mehr, wie oft bei solchen Gelegenheiten der scheinbar feste Boden unter mir nachgab, ich bis zu den vorsorglich schon ausgebreiteten Armen wegsackte und bis zum Gürtel in bodenlosem schwarzen Wasser ‚schwebte‘. Wer möchte, kann sich ja die Anatomie eines Flachmoores rausgoogeln, da wird sofort dann alles klar. Das eigentliche Drama kam aber erst abends, wenn ich bis zu den Brustwarzen eingesaut nach Hause kam. Mutter fing vor lauter nachträglichem Entsetzen an zu heulen und Vater, gegenüber ihren Tränen hilflos, griff zur damals üblichen Erziehungsmethode des körperlichen Verweises, und zwar in der Regel so umfassend, dass ich danach nicht mehr sitzen und er seinen Bleistift nicht mehr halten konnte. Ätschebätsch

    Die von mir erteilte Einschränkung der Barrierefreiheit für das Wurzacher Ried diskriminiert sinnigerweise alle Mitbürger mit schweren Gehbehinderungen: Die romantischen Fußpfade durch den Kiefern- und Birkenwald sind aufgrund ihres offenliegenden knorrigen Wurzelgeflechts, auf dem man mehr oder weniger von ‚Ast zu Ast‘ hoppelt, nichts für Schieberollis, nicht einmal mit Shimano 5-Gang und Scheibenbremsen, oder gar Rentnerboliden, auch nicht mit elektrischem Turbo. Also für die armen Behinderten entweder 2 kräftige junge Männer mit Sänfte oder draußen bleiben.

    Wer sich feinsinnig an meinen etwas rustikalen Bezeichnungen für technologische Lebenshilfen stößt, dem sei mitgeteilt, dass ich diese von meinem Hausarzt übernommen habe, der selbst ein sehr feinsinniger Südbadener aus Radolfzell ist. Aber eben auch ein leidenschaftlicher wenn auch liebenswerter Zyniker, der es immer versteht, mit seinen Bemerkungen sinngemäß einen 100er Nagel mit einem Vorschlaghammer leicht seitlich am Kopf zu treffen. Mit denkbarem Resultat bei einem Großteil seiner Klientel.

    Was aber nicht heißen soll, dass diesen armen Menschen die Schönheit des Wurzacher Riedes verschlossen bleiben muß: Es gibt ja noch die Torfbahn, (http://www.torfbahn.de/) , die durchaus geeignet ist, auch Behinderten in Begleitung (zwengs em Feschthebe, Sicherhoitsgirt häm‘mer ite) die Schönheit des Wurzacher Riedes nahezubringen. Der Wurzenverein hat sich neulich eine neue Lok zugelegt, natürlich wieder einen blöden Diesel, zum Glück niedertourig und leise. Aber ich würde mir halt wünschen, dass dieses nette Industriebähnle mit der exotischen Spurweite auf den handgeschmiedeten Geleisen mal wieder wie vor hundert Jahren mit einer torfbeheizten Dampflok fährt, dann kriegen die nämlich auch mal mich als Fahrgast zu sehen.

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    Freizeitanlagen in Bad Wurzach

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    Diesmal gibt's wirklich was zu Service, Freundlichkeit und Atmosphäre zu schreiben, also fangen wir mal von hinten an:

    Als Besitzer eines Renault Megane RXI und notorischem Fachwerkstattverweigerer komme ich dennoch ab und zu nicht umhin, in ebendieser Location vorstellig zu werden und z.B. um eine passende neue Batterie zu fragen. Wer ein französisches Auto besitzt und mal unter die Motorhaube geguckt hat, weiß, warum ich mir diese Batterie nicht einfach beim Bosch-Dienst oder im Baumarkt hole. Denn sie muß nicht nur in den Schacht hineinpassen, man muß sie auch dorthin um 5 Ecken herum ggf. unter Entfernen diverser Karosserieteile hineinkriegen. So ist das halt bei die Franzosen, ob sie jetzt Peugeot, Citroen oder eben Renault heißen.

    Ich betrat also das Foyer des Autohauses, da stand ein zierlicher Herr mit wenig Haupthaar, also in leicht fortgeschrittenem Alter, von einer Sitzgruppe auf, trat zu mir, hielt mir die Hand hin: "Max Merk, was kann ich denn für Sie tun?" - Etwas verwirrt nahm ich die freundliche Hand an und stotterte meinen Namen, meinte aber, daß er als Inhaber der Firma für mein Problem sicher seine Leute habe. Ich würde für meinen Megane eine neue Batterie brauchen.

    Er begleitete mich zum Tresen der Auftragsannahme, winkte einen kompetent aussehenden Mann im grauern Arbeitsmantel zu sich: "Der Herr M. hier braucht eine neue Batterie. Machen Sie das!" - Dann verabschiedete sich Herr Merk von mir, wiederum mit Handschlag, und wünschte mir viel Erfolg beim Auswechseln der Batterie, was er kritisch durch die Panoramascheibe seiner Austellungshalle beobachtete, ob ich das auch alles richtig machte.

    Es wäre übertrieben, eine solch sympathische Art, einen Kunden in Empfang zu nehmen und seine ersten Schritte zu begleiten, von jedem Inhaber zu fordern. Aber ich muß zugeben, es kam gut an und prägte sich ins Gedächtnis ein. Soviel zur Atmosphäre.

    Der nächste Vorfall ist eigentlich eher eine Anekdote, zeigt aber dennoch Herrn Merks Gedächtnisleistung und auch die Flexibilität seiner Planung selbst auf Verdacht hin. Diesmal von vorne:

    Der dritte, noch hoffnungsvolle Sproß meiner Gattin (19) hatte ein Mädchen, auch 19, die etwa 10 km von uns entfernt in Bad Wurzach wohnte. Die beiden ließen sich mit der Paarfindung viel Zeit und als es endlich soweit war, herrschte eisiger Winter. Große 2-Familienkonferenz, was tun? Für jemanden, der nicht in unserer Region lebt, oder gar in der Großstadt, ist es unvorstellbar, daß ein junges Paar, das sich in jeder Beziehung liebt bzw dies tun möchte, und dessen Familien ungeachtet der rechtlichen Absicherung von etwa einem Drittel der moralisch empörten Dorfbevölkerung gnadenlos terrorisiert wird. Deshalb wurde der Beschluß gefaßt, daß die beiden ihre Liebe im Haus der 'Brauteltern' pflegen sollten, da es immerhin in der Kleinstadt stand.

    Eines eisigen Sonntagmorgens wurde unser Junge, der eigentlich mit dem Megane zu seiner Liebsten kutschiert war, von der Mutter des Mädchens gebracht. -?- Ja, das Auto sei heute Morgen auf der Heimfahrt plötzlich stehengeblieben und dann nicht mehr angesprungen, also mußte er es mitten in Wurzach stehen lassen. Da ich über den Füllstand des Tanks informiert war konnte ich Kraftstoffmangel ausschließen, packte also die Abschleppstange in den Kofferraum unseres Zweitwagens und zog mit dem Jungen los.

    Vor Ort angekommen erwartete uns dichter Kirchgängerverkehr, aber ich mußte ohnehin erstmal sehen, was Sache ist. Strom war es nicht, das ferngesteuerte Türschloß sprang freudig auf. Im Inneren erwartete mich ein beißender Geruch nach Amperetrioxid. Aha, da ist was abgefackelt. Zündung an = Christbaum an und größtenteils gleich wieder aus, ganz wie es sich gehört, lediglich Lade- und Öldruckkontrolle bleiben. Und die Wegfahrsperre fängt an, giftig zu blinken. Nicht nett! Ich fange an zu orgeln, Wegfahrsperre blinkt weiter, kein Stottern, schlicht gar nichts. Noch weniger nett!

    Nun kam die Prozedur, den Wagen aus der mittlerweile zugeparkten Lücke auf die Fahrbahn zu bugsieren, die Abschleppstange zu installieren, das Zugfahrzeug in seine Position zum Einhängen zu lotsen, alles im dichten Verkehr unter Protestgehupe verständnisloser Mitverkehrsteilnehmer. Bis zwei freundliche Passanten für uns unter Einsatz von Leben und Gesundheit für ein paar Minuten einfach die ganze Straße sperrten.

    Den Kapitän des Schleppzuges machte meinereiner selbst, denn mein Junge kannte als Fahranfänger die kleinen Widrigkeiten vor allem vor Hindernissen wie Kreuzungen und am Berg noch nicht und für einen Schnellkurs war es etwas spät. Außerdem war es für den Jungen auch so bestimmt lehrreich, ein Fahrzeug mal ohne hydraulischen Servo lenken zu müssen.
    Zuhause kam es zu folgender Debatte: „Sag mal, J., wolltest du mich etwa überholen? Das wäre vielleicht ein wenig problematisch geworden.“ – „Nö, aber du bist mir viel zu weit rechts gefahren, das hat mir Angst gemacht.“ – „Dann wollen wir mal kurz Fahrschule repetieren: Wie schnell darf ein Schleppzug fahren?“ – „Ääääh, ääääh, 40, oder?“ – „Gut, setzen! Und was ist man mit 40 auf einer Bundesstraße?“ – „Hmmm, ein Verkehrshindernis.“ – „Und was macht man mit sowas?“ – „Man räumt es auf die Seite. Ist gut, ich hab verstanden, Angst abbauen ist angesagt.“

    Mit Hilfe meiner Kenntnisse als Elektrofachkraft machte ich mich unter Verzicht des Freischaltens von 12 Volt Schutzkleinspannung auf die Suche nach dem Fehler. Mit Taschenlampe und –spiegel fand ich im Schlagschatten des Armaturenbrettes eine durchgebrannte Sicherung, die auf dem Deckel des Sicherungskastens als dem Heckscheibenwischer zugehörig ausgewiesen wurde. Nach Ersetzen aus dem Fundus, Einschalten der Zündung und Zuschalten besagten Heckscheibenwischers markierte ein kleiner Blitz auf dem Sicherungspanel dessen finalen Defekt. Aha, also daher der Gestank.

    Eine kurze Inquisition des Jungen brachte auch die Ursache und den ganzen Hergang ans Licht. J. war nach dem Frühstück bei seiner Freundin zu faul gewesen, die zugefrosteten Fahrzeugscheiben mehr als unbedingt nötig freizukratzen, vor allem die Heckscheibe interessierte ihn überhaupt nicht, die war ja elektrisch beheizt. Also fuhr er los, schaltete ebendiese elektrische Beheizung ein und zum Freimachen von den abschmelzenden Eisplatten den Heckscheibenwischer. Der war natürlich festgefroren, aber er würde sich schon noch befreien, dachte zumindest mein lieber Ziehsohn, der offenbar auch von seinem leiblichen Vater, einem hochbegabten Ingenieur, überhaupt keine Gene abgekriegt hatte. Den zunehmend beißenden Gestank des brennenden Wischermotors ignorierend fuhr er einfach weiter, dass er einfach mal alles Elektrische außer der Zündung ausschalten sollte, um einem Totalabfackeln des Fahrzeuges vorzubeugen, auf den Trichter kam er nicht. Erst als plötzlich der Antrieb ausfiel, kam er zum Glück auf die Idee, dann doch die Kupplung zu treten und das Auto mit Restfahrt auf den glücklicherweise freien Parkstreifen zu bugsieren.

    Aber was hatte der Stromkreis des Heckscheibenwischers mit der Wegfahrsperre zu tun? Ohne Stromlaufplan war ich hilflos, zum ‚Durchklingeln‘ der Kabelbäume war es mir schlicht zu kühl um Rübe und Pfoten, außerdem vermutete ich den Sitz der Wegfahrsperre ohnehin im nuklearschlagsicher vernieteten Sarg der Steuerelektronik. Ende vom Lied: Erneuter Schleppzug über 14 km B465 nach Leutkirch zum Autohaus Merk. Angesichts des flotten Vormittagsverkehrs benahm sich J. diesmal ordentlich und folgte todesmutig meinen Spuren auf dem Bankett. Am Autohaus angekommen schoben wir den Wagen auf einen freien Platz vor dem Werkstattor, ich vermerkte auf einem Umschlag mit dem Zündschlüssel drin Kennzeichen, Telefonnummer und ‚Wegfahrsperre aktiviert, Heckscheibenwischer durchgebrannt, bitte Rückruf. Unterschrift‘ und warf alles in den dafür vorgesehenen Briefkasten an der Werkstatt.

    Der erbeten Rückruf kam dann am Montag bereits um halb neun, Herr Merk persönlich. - Ich hätte ein so genaue Fehlerbeschreibung abgegeben, da haben sie den Wagen ungeachtet der Reihenfolge erstmal zum Abtauen in die Halle geschoben und was sie denn nun daran machen sollen. Das Wischerassemblat käme halt auf 250 €, die Montage nochmal auf 30, da bräuchte er schon einen richtigen Auftrag. – Ob man denn nicht erstmal den Antrieb wieder flottmachen könnte, für den Wischer fühle ich mich im Augenblick leicht überfordert. – Herr Merk verstand und gab den Kleinauftrag so an den Werkstattleiter. Der rief nach etwa 2 Stunden an, Motor geht wieder und ob ich noch ein paar Eier dieser Größenklasse hätte um sie ihm zu legen.

    Ich also hin, mich weiter belästern zu lassen: Der Werkmeister zeigte mir auf dem Gesamtstromlaufplan des Megane, wie verzwickt die Franzosen die Wegfahrsperre mit anderen Gerätschaften verknüpft hatten. Tatsächlich wird z.B. bei Durchbrennen der Blinkersicherung links auch die Wegfahrsperre stromlos, die damit aber nicht nur die Zündung kurzschließt sondern noch viel infamer, die Kraftstoffpumpe entstromt und damit die Einspritzung verzögert außer Betrieb setzt. Also fährt der Wagen, wenn die Lichter ausgehen, erstmal 20 – 50 m weiter bis der Überdruck im Treibstoffverteiler abgebaut ist, möglicherweise geradeswegs an einen armen Baum. Er meinte, er hätte jetzt auch was dazugelernt, deshalb werde er nicht die damit verbrachten 2 Meisterstunden schreiben, sondern nur eine halbe, denn das Durchzwicken der kurzgeschlossenen Versorgungsleitung zum Wischermotor und das Ersetzen der durchgebrannten Sicherung hat nur 20 Sekunden gedauert. So viel zu Service und Kulanz.

    Mein dritter Kontakt zum Autohaus Merk war allerdings in einem kleinen aber ärgerlichen Detail etwas weniger erfreulich, vielleicht weil weder Herr Merk noch sein Werksleiter im Haus waren. Aber der Reihe nach:

    In meinem Leben besaß ich 2 Exemplare Renault Megane, erst einen ‚coach‘, also die wirklich sportliche Variante (der flog mit seinen 93 PS auf dem Highway 230 Sachen ohne zu tänzeln) und den ‚coupe RXI‘. Beide überfielen mich quasi aus dem Nichts mit einer sehr häßlichen und unvorhersehbaren Verschleißerscheinung, nämlich dem Sichlösen und Abfallen eines Bremsbelages vom Backen der Hinterradbremse und dem Sichverkeilen desselben in voller Fahrt, was dann als einseitige Vollbremsung rauskommt. Glücklicherweise habe ich eine Menge Winterfahrerfahrung auch mit hinterradgetriebenen PKW und konnte den Schleuderkurs des ‚coach‘ mitten in Ulm abfangen und das Fahrzeug auf den Seitenstreifen der Europastraße buchstäblich zerren. Der Bergungsdienst brachte das Fahrzeug mitten in der Nacht in eine Renault-Großwerkstatt in Neu-Ulm und ein wahrer Freund fuhr uns um 2 Uhr nachts von Ulm nach Bad Wurzach und wollte nicht einmal einen Kaffee gegen seine Schläfrigkeit.

    Eine Woche später benachrichtigte uns diese Reparaturfabrik von der Fertigstellung. Wegen der gewaltsamen Vollbremsung sei es nicht gelungen, die Bremstrommel abzuziehen ohne das Umfeld zu beschädigen und letztlich mußte die gesamte Hinterachse ausgetauscht werden. Und da der TÜV beim Austausch von Bestandteilen der Bremsen generell paarweises Vorgehen fordert, hätte ich jetzt eine komplett neue Hinterradbremse und ich solle zum Abholen schon mal 1300 € mitbringen. Ich fühlte mich von dieser Reparaturfabrik über den Tisch gezogen, aber was half es. Der Handelswert des Autos betrug damals noch 3500 €, ihn einfach dort stehen zu lassen hätte auch nur Verlust gebracht.

    3 Jahre später planten meine Gattin und ich einen Tagesausflug nach Innsbruck um wie jedes Jahr im November nach dem Grab meiner Mutter zu sehen. Wegen der österreichischen Autobahnabzocke fahren wir generell gebührenfrei über den Fernpaß nach Telfs. Von dort nach Innsbruck bin ich schon gefahren, da war die Inntalautobahn noch nicht einmal in Planung.

    Schon auf der Strecke von zuhause nach Leutkirch fiel mir ein leichtes Ziehen nach links auf, also hielt ich in Reichenhofen kurz an und prüfte die Felgen mit der Hand auf Erwärmung. Kaum fühlbar aber begleitet vom unverkennbaren Duft nach angezogener Feststellbremse deutete das Resultat der Kurzanalyse auf das linke Hinterrad. Sofort überfiel mich die Erinnerung an das Ulmer Abenteuer, also setzte ich die Fahrt auf der B465 als Verkehrshindernis fort und bog schnurstracks zum Autohaus Merk ab. Dort hatte man nachgerade auf mich gewartet.

    Charme und Anmut meinerseits sowie Anmut und Tränen meiner Ehefrau führten dazu, dass der Wagen innerhalb von 10 Minuten auf der Hebebühne schwebte und tatsächlich klapperte beim Abnehmen der Bremstrommel ein loser Bremsbelag auf den Boden. Dann telefonierten die Jungs zu zweit, aber nach einer halben Stunde wußten wir, dass an diesem Tag selbst per Eilkurier keine neuen Bremsbacken herzukriegen waren, alle diesbezüglichen Dienste in weitem Umkreis übten sich in Herbstferien. Innsbruck war also gestorben und wir standen in etwa 15 km von zuhause weg ein bißchen verloren rum.

    Eigentlich hätte ich mir erhofft, dass ein Autohaus dieser Größenordnung für Notfälle ein paar Vorführwagen für die Kundschaft bereithält und ich bin mir ganz sicher, dass Herr Merk sowas möglich gemacht hätte, nicht aber die aktuelle Mannschaft vor Ort. Man erklärte mir den Weg zum Busbahnhof (ca. 3 km) wie einem kleinen Kind aber nicht einem regional Ansässigen. Wir, meine Frau und ich, wußten jedoch aus Erfahrung, dass es zwar einen Bus von Leutkirch nach Wurzach über Arnach gab, aber von dort über den Berg nach Eintürnen waren es nochmals 4 km zu Fuß. Also insgesamt 7 km. Alternativ könnten wir ja ein Taxi nehmen. 15 km über Land? Wir hatten zwar einen speziell zur Haltung eines mittelgroßen Haustieres ausgerüsteten Raum im Keller, da sich der Vorbesitzer und Erbauer unserer Hütte offenbar gelegentlich eine Wutz oder eine Geiß gehalten hatte, warum auch immer. Für einen Esel wäre dieser ‚Stall‘ auch geeignet, doch wir hatten keinen, insbesondere keinen Goldesel.

    Angesichts der uns sowieso blühenden 7 Kilometer Fußmarsch und des Strahlewetters beschlossen wir, die Wanderstrecke zu verdoppeln und abseits der Bundesstraße über die kleinen Weiler von Leutkirch Süd nach Eintürnen Ost zu marschieren, was uns wegen unseres nun doch nicht mehr jugendlichen Alters anstatt der üblichen 3 eben viereinhalb Stunden abnötigte. Dass wir beide im Anschluß ein heißes Fußbad brauchten und in der darauffolgenden Nacht schliefen wie die Toten bedarf wohl keiner Erwähnung.

    Dieser kleine menschliche Versager, der die Kundschaft trotz Strahlewetters in den Regen stellte, lasse ich das Autohaus Merk eine Favoritenbewertung kosten.

    geschrieben für:

    Autohäuser in Leutkirch im Allgäu

    Neu hinzugefügte Fotos
    80.

    Claus-peter Schaffhauser Krieg und Frieden ist ja dagegen eine Kurzgeschichte! Zbd außerdem ein eindeutiger Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte von Max Merk. EvaK. bitte übernehmen Sie
    demayemi ges. geschützt Zuuuuu spät, Der gute Herr Merk hatte keinen Erben, deshalb hat er sein Lebenswerk an den Minikonzern Sirch verkauft (siehe Titel) und sich in den Ruhestand zurückgezogen. Das Titelbild ist die Visitenkarte des derzeitigen Geschäftsführers, eines Sohnes der Familie Sirch.
    Aus meiner Sicht hinsichtlich Kundenfreundlichkeit eine Idealbesetzung, er hat wohl von Herrn Merk ein paar Tipps gekriegt, welches Verhalten hier im Allgäu gut ankommt.