Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation

  1. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Von den vielen Lindenberg’s in Deutschland ist hier der Ortsteil Lindenberg der Gemeinde Tauche im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree (ca. 40 km südöstlich von Berlin / 10 km westlich von Beeskow) gemeint.

    Der Ort wurde 1284 erstmals als Kirchendorf des Bistums Meißen (968-1581) erwähnt.
    Im 15. Jahrhundert kam ein Rittergut mit Herrenhaus hinzu, dass im Eigentum mehrerer adeliger Familien war. Dazu gehörte die Familie v. Kracht mit dem Oberhauptmann der brandenburgischen Festung Küstrin, Hildebrand v. Kracht (1573-1638).
    Durch Heirat und Erbfolge kam das Rittergut Lindenberg später in den Besitz des kurbrandenburgischen Hofkammerpräsidenten Freiherr Raban v. Canstein (1617-1680).
    Ein weitere Besitzer war die Familie v. Beeß mit dem preußischen Minister und Oberhofmarschall Graf Otto Leopold v. Beeß (1690-1761).

    1903 erwarb Wilhelm Colsman (1877-1929) aus der deutschen Seiden- und Textilunternehmerfamilie Colsman das Rittergut.
    1935 wurde der mit der Familie Colesman weitläufig verwandte Bankier und spätere CDU-Politiker Robert Pferdmenges (1880-1962) letzter Rittergutsbesitzer auf Lindenberg, der auf dem Schloss ua. den damaligen Kölner Oberbürgermeister und späteren deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967) empfing.
    Nach dem Attentat auf Adolf Hitler (1889-1945 Selbstmord / seit 1933 Reichskanzler) vom 20.7.1944 wurde Pferdmenges als Mitglied der Wirtschafts- und Finanzelite der Weimarer Republik von der Gestapo verhaftet, kam aber nach Intervention von Freunden beim Chef des Reichssicherheitshauptamts, SS-Obergruppenführer und General der Polizei Ernst Kaltenbrunner (1903-1946 hingerichtet), wieder frei. Pferdmenges wurde auf Gut Lindenberg mit SS-Bewachung unter Hausarrest mit gestellt.

    Nach Kriegsende ging Pferdmenges in die US-amerikanische Besatzungszone Deutschlands und machte in der Bundesrepublik Karriere in der CDU.

    Sein Gut und Schloss Lindenberg in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurden im Zuge der Bodenreform 1945/46 dagegen enteignet und später in der DDR in ein Volkseigenes Gut umgewandelt.
    Seit Ende 2001 gehört Lindenberg mit zahlreichen anderen Orten zur neugegründeten amtsfreien Gemeinde Tauche (niedersorbisch Tuchow)

    Der Vorgängerbau des Schlosses war vermutlich ein als Festes Haus (burgartiges Gebäude) 1446 erbautes Herrenhaus.
    Im 17. Jahrhundert entsprach dieses Haus aber nicht mehr den Vorstellungen der damaligen Rittergutsbesitzer.
    Das alte Herrenhaus wurde abgerissen und auf den Fundamenten das heutige 2-flügelige Schloss errichtet, dass im 18. Jahrhundert barock erweitert und umgestaltet wurde.
    Nach 1903 ließ der neue Besitzer Wilhelm Colsman das Schloss umbauen und modernisieren.

    In der SBZ und in der DDR wurde das Schloss kommunal und für Wohnzwecke genutzt. Für die neue Nutzung wurden allerdings im Innern des Schlosses verändernde Bauarbeiten durchgeführt.
    Für den Erhalt der Bausubstanz tat man wenig bis nichts.
    Daran scheint sich auch Jahre nach der Wiedervereinigung nicht viel geändert zu haben, machten Schloss und Gutsgebäude bei meinem Besuch doch einen ziemlich heruntergekommenen, wenn nicht sogar maroden Eindruck.
    Um so überraschter war ich, als ich sah, dass sich im Hof des Gutes vorm Schloss zahlreiche Menschen tummelten: Das Schloss wurde/wird weiterhin für Wohnzwecke genutzt.


    An Schloss und Gut schließt sich im Osten der Gutspark/Schlosspark an.
    Das ganze Ensemble mit Schloss, Gutsbezirk und dem 6,5 Hektar großen Schlosspark stehen in der Denkmalliste des Landes Brandenburg.

    Fazit: ein paar Reparatur-, Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten würden dem historischen Ensemble gut zu Gesicht stehen.

    geschrieben für:

    Kultur / Denkmalbehörde in Lindenberg Gemeinde Tauche

    Neu hinzugefügte Fotos
    41.

    Ausgeblendete 8 Kommentare anzeigen
    opavati® Danke, mein Guide, für die Heimatkunde. Wie so oft übernahm der Geldadel die Güter des armen Landadels ....
    Buntspecht Buntspecht Glückwunsch zum grünen Daumen!

    Schade, dass das alles so verfällt. Solche Gebäude sollten auf jeden Fall erhalten bleiben! Da verstehe ich den Staat leider nicht. Solche Anwesen gehören doch restauriert! Sind immerhin Geschichte.

    Eine Frage noch: woher weißt du das alles?
    grubmard Die Frage habe ich jetzt schon 2x beantwortet - dass muss reichen.

    Schloss Lindenberg ist scheinbar in Privatbesitz oder im Besitz der Gemeinde. Da ist der Eigentümer in der Pflicht, auch wenns in der Landesdenkmalliste steht.
    Weder der eine noch die andere haben vermutlich die notwendigen Mittel.
    Alle über 500 Herrenhäuser, Schlösser und Burgen in Brandenburg zu restaurieren und zu unterhalten würde wohl die Fähigkeiten des Landes übersteigen - und des Bundes auch, denn das Problem historischer Bauten stellt sich überall vor allem auf dem Gebiet der Ex-DDR.
    bearbeitet
    Buntspecht Buntspecht Weiß es ja jetzt. Hätte auch nur 1 Antwort genügt! Also mach weiter so, mit deinen tollen Texten! Ich denke, die sind bestimmt sehr beliebt. Tolle Fotos sind es übrigens auch!
    Buntspecht Buntspecht Ja, dass stimmt. Da gebe ich dir recht. So etwas zu restaurieren würde, egal ob in Privatbesitz oder in Besitz des Landes, zu sehr ins Geld gehen. Die würden bestimmt Fördermittel bekommen, aber Arbeit hätten sie trotzdem damit. Diese riesigen Gebäude würden Unsummen verschlingen. Das wird sich niemand antun. Wäre ein Fass ohne Boden. Schade ist es dennoch für diese herrlichen Anwesen. Was die früher so gebaut haben... Bewundernswert!
    So was wird heutzutage nicht mehr gebaut.
    Sedina Ich gratuliere auch und verfüge leider nicht über die für die Renovierung nötigen Mittel ....


  2. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    Auf der Suche nach einer kuschelig-warmen Heimwintertextilie sind wir über Amazon bei „One Home“ gelandet. Das Angebot war preislich keine Discounter-Ramschware.
    Zwar findet man die Angebote auch auf der gut gemachten Web-Shop-Seite, aber da wir schon mal da waren, haben wir dann doch via Amazon bestellt.
    Es gab dann 2 Bestätigungsmails: 1x von „One Home“ und 1x von Amazon.
    Der Vorteil bei Amazon: Man muss nicht per Überweisung/Vorkasse bezahlen, was sonst als Zahlungsmöglichkeit ausgewiesen ist. Weitere Bezahlmöglichkeiten sind laut Website: PayPal und Klarna.

    Die angegebene Lieferzeit von 4 bis 5 Tagen wurde um 50% unterboten.
    Geliefert wird in Deutschland versandkostenfrei per DHL oder dpd (in unserem Fall DHL). Es gab kein klassisches Papppaket sondern die bei mir nicht sonderlich beliebten Versandbeutel, die sich im Falle einer Rücksendung so schlecht verschließen lassen. Das war in unserem Fall nicht notwendig – es wurde geliefert wie bestellt. Und der große Versandbeutel wird sein Leben als Mülltüte beenden.
    Ob die Qualität des Bestellten was taugt, müssen die kommenden Wochen und Monate zeigen.
    Wo die Ware produziert wird, war auf der Verpackung nicht zu erkennen. Da stand nur „Produziert für …“.

    geschrieben für:

    Versandhandel in Kaarst

    Neu hinzugefügte Fotos
    42.



  3. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    4. von 4 Bewertungen


    bestätigt durch Community

    Monbijoupark – nur Wenige werden wissen, woher dieser Park in Berlin-Mitte seinen Namen hat.
    Bis 1959 stand hier an der Spree gegenüber der Museumsinsel das Schloss Monbijou.

    Im Mittelalter stand, nur ca. 700 m vom Berliner Stadtschloss entfernt und doch bereits vor den Toren Stadt, ein Vorwerk und eine Meierei im Besitz der Kurfürsten v. Brandenburg.
    Nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) wurde das im Krieg verwüstete Vorwerk zunächst zu einem einem Mustergut, später zu einem kurfürstlichen Sommerhaus mit Garten umgestaltet.

    Von 1703 bis 1706 ließ der königlich-preußische Minister Johann Kasimir Kolb Graf v. Wartenberg (1643-1712) das Sommerhaus abreißen und stattdessen durch den Hofbaumeister Johann Friedrich Eosander (1669-1728 / ab 1713 schwedischer Freiherr Göthe / genannt Eosander v. Göthe) von 1703 bis 1706 ein kleines Lustschloss errichten. Als Graf v. Wartenberg 1710 beim König in Ungnade fiel, verlor er das Schloss, welches zurück in den Besitz des preußischen Königs fiel und nun als Sommerresidenz von Königin Sophie Dorothea in Preußen (geb. Prinzessin v. Braunschweig-Lüneburg / 1687-1787) und für höfische Feste genutzt wurde. Die Königin gab dem Schloss auch den Namen „Monbijou“ (Mein Kleinod).
    König Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König seit 1740) ließ das Schloss vom Architekten Georg Wenzeslaus v. Knobelsdorff (1699-1753) auf die endgültige Größe erweitern. Es diente als Residenz mehrerer preußischer Königinnen und Mitglieder des preußischen Herrscherhauses sowie weiterhin als Ort höfischer Feste.

    1854 endete die Nutzung für Wohnzwecke der preußischen Königsfamilie. Bereits 1820 wurde in Teilen des Schlosses das „Museum für Vaterländische Alterthümer“ mit Exponaten der Königlichen Kunstsammlung eingerichtet. Nach 1854 wurde dann das ganze Schloss als Museum genutzt, welches 1877 von Wilhelm I. v. Preußen (1797-1888 / ab 1861 König v. Preußen und ab 1871 Deutscher Kaiser) als „Hohenzollernmuseum“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
    Schloss Monbijou war für über 60 Jahre nicht nur Kunstmuseum sondern auch Museum und Gedenkort der seit 1415 in Brandenburg-Preußen herrschenden Dynastie der Hohenzollern.

    Nach der Abschaffung der Monarchie in Preußen und im Deutschen Reich 1918 blieb das Museum bestehen. Das Schloss wurde Eigentum des Freistaates Preußen, die Exponate blieben Eigentum der Familie Hohenzollern (v. Preußen).
    Im Zuge der Nazi-Pläne, aus Berlin die Welthauptstadt Germania zu machen, wollte man Schloss Monbijou abreißen und an anderer Stelle wieder aufbauen. Allerdings konnten sich die NS-Führungs-Clique 1940/41 nicht auf den neuen Standort einigen. Adolf Hitler (1889-1945 Selbstmord / ab 1933 Reichskanzler) wollte es in den Schlosspark Charlottenburg, sein Leibarchitekt Albert Speer (1905-1981 / ab 1937 Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt) ans Havelufer gegenüber der Pfaueninsel umsetzen. Wegen des 2. Weltkriegs fehlten den Nazis aber jegliche Ressourcen zur Umsetzung der Germania-Pläne. 1943 wurden alle Planungen und Arbeiten zunächst … und wie wir heute wissen für immer eingestellt. In den Schlossgarten bauten die Nazis einen Luftschutztiefbunker.

    Das Ende von Schloss Monbijou kam aus der Luft. Bei einem alliierten Luftangriff im November 1943 wurde das Schloss schwer getroffen und brannte völlig aus. Den größten Teil der Sammlung hatte man bei Kriegsbeginn ausgelagert. Nach Kriegsende wurden viele Exponate als Kriegsbeute in die UdSSR gebracht.

    Nachdem die stalinistische DDR-Führung 1950 bereits das schwer kriegsbeschädigte Berliner Stadtschloss hatte sprengen lassen, entschloss sich der Magistrat von Berlin (DDR) unter Oberbürgermeister Friedrich Ebert jr. (1894-1979 / SED) dazu, auch die Ruine von Schloss Monbijou trotz Protesten von Museumsfachleuten und aus Berlin (West) abzureißen. Dabei wurden die benachbarten Ruinen der kriegszerstörten St. George’s Church (St. Georgs-Kirche / Englische Episcopalkirche) und des Domkandidatenstifts gleich mit abgerissen.

    Im Zentrum der sozialistischen DDR-Hauptstadt war einfach kein Platz für ein preußisches Schloss und schon gar kein Platz für ein Hohenzollernmuseum.
    Immerhin der Name des Schlosses blieb im Stadtbild erhalten. Der Park erhielt den Namen „Monbijoupark“.

    Auf der freigewordenen Fläche von Schloss und Schlosspark legte man in der innerstädtischen Steinwüste einen Freizeitpark mit einem Kinderfreibad (nach Plänen der Architekten Heinz Graffunder [1962-1994] und Walter Hinkefuß [1912-2001]) und einem Gaststättenpavillon (1974-2006 / nach Plänen des Architekten Peter Hartlich [1944-1998]) an.

    Von 2002 bis 2007 wurde der Park umgestaltet. Der Gaststättenpavillon wurde abgerissen. Es wurden Sportplätze, ein Spielplatz und eine Tanzfläche angelegt. Es gibt ua. eine Strandbar und ein Theater sowie die Spreeuferpromenade und natürlich viel Grünflächen und viele Bäume. Ein bisschen Kunst findet man auch im Park, darunter ein Trümmerteil des Schlosses Monbijou, dass 2003 bei Arbeiten im Park gefunden wurde.

    An der Ecke Oranienburger Straße / Monbijoustraße, dort wo einst das Domkandidatenstift stand, hat man 2007 den Monbijou-Brunnen aufgestellt. Dieser Bronze-Schalenbrunnen stand von 1995 bis 2000 im „Prinzessinnengarten“ an der Staatsoper Unter den Linden.

    Es gibt Vorschläge und Initiativen, die sich für einen Wiederaufbau von Schloss Monbijou bzw. der Torhäuser nach dem Vorbild des Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses stark machen. Ob diese Pläne und Gedanken je realisiert werden, ist mehr als fraglich.

    Der Monbijoupark wird begrenzt im Norden von der Oranienburger Straße und dem Monbijouplatz, im Süden von der Spree mit Blick zur Museumsinsel, im Westen von der Monbijoustraße und im Osten vom Bahndamm der Stadtbahn, der sich im Innenstadtbereich (Ost) auf den Wällen der einstigen Berliner Stadtbefestigung durch das Zentrum windet.

    Der Park ist eine kleine grüne Oase inmitten des steingewordenen Berliner Zentrums (Ost)

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Berlin

    Neu hinzugefügte Fotos
    43.

    Calendula Danke für Deine ausführliche Beschreibung.-
    Glückwunsch zum verdienten grünen Daumen.
    bearbeitet
    opavati® Danke, mein Guide. Die Kunsthochschule Weißensee hatte ein Atelierhaus am Rande des Parks. Dort hat Walter Womacka das Mosaik für das Haus des Lehrers gemacht. Nach langem Leerstand abgerissen. bearbeitet


  4. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. von 2 Bewertungen


    Seit Ende November 2023 empfängt die Pizzeria „Sono“ im Süden von Berlin-Friedrichshagen ihre Gäste.
    Es ist bereits der zweite Versuch einer italienischen Gastronomie an diesem Standort, der etwas suboptimal ist:
    Etwas abseits der Müggelsee- und Spreetunnelausflüglerroute und direkt neben einem großen Friedrichshagener Traditionsrestaurant, das allerdings ein anderes Küchenkonzept hat.

    Das „Sono“ befindet sich Müggelseedamm, Ecke Pfeiffergasse in einem Eckhaus und ist nur über eine Treppe zu erreichen und somit nicht barrierefrei.
    Es gibt einen relativ kleinen und übersichtlich bestuhlten Gastraum. Die Einrichtung wirkt etwas spartanisch, wenig gemütlich und erinnert mehr an eine Kantine. Aber die Wirtsleute sind sehr nett und freundlich.

    Die Speisekarte ist nicht so überbordend wie sonst bei vielen Italienern und bietet ua. Pizzen, Foccacie und Pasta.
    Ich entschied mich für Gnocchi, diesmal ohne die sonst omnipräsente Gorgonzolasoße – dafür mit Bolognese (14,90 € / Stand 12.2023), dazu einen Cappuccino (3,30 € / Stand 12.2023).
    Die Wartezeit bewegte sich im 15-Minuten-Rahmen.
    Die Portion war groß und mächtig, hat geschmeckt und hat sehr satt gemacht.

    Erste Eindruck: Positiv, gerne wieder.

    Neuer Besuch 01.2024: Focaccia ist auch lecker und gut.

    geschrieben für:

    Pizza / Italienische Restaurants in Berlin

    Neu hinzugefügte Fotos
    44.

    Ausgeblendete 8 Kommentare anzeigen
    opavati® Viel und hoffentlich auch noch preiswert, das wird gern genommen. Danke, mein Guide ...
    grubmard Wie blöde muss man sein, den Locationnamen so zu entstellen? Gibts Extrapunkte oder Extraprämien für viele Anführungszeichen?

    "Pizzeria ""Sono"""

    (bereits zurückgeändert)
    grubmard Die Zollzeichen macht (vermutlich nicht nur) meine Tastatur.
    Deine sind schöner, ich muss sie bloß immer mühsam aus irgendeiner Schrift suchen ....
    opavati® Ja, mein Guide, für dich mach ich das gern. Deine Tastatur sollte die aber auch können, mit einem Drei-Zeichen-Griff ...


  5. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Am 6.9.1813 fand südwestlich von Jüterbog mit der Schlacht bei Dennewitz eine der großen Schlachten des Befreiungskriegs gegen Napoleon statt.
    Mit der Schlacht bei Dennewitz (damals noch zum Königreich Sachsen gehörend) scheiterte endgültig der Versuch Napoleons, die preußische Hauptstadt erneut zu erobern. Bereits am 23.8.1813 hatten preußische Truppen unter General Friedrich Wilhelm v. Bülow (1755-1816) in der Schlacht bei Großbeeren die kurz vor Berlin stehenden französischen und mit ihnen verbündeten Truppen unter Marschall Charles Nicolas Oudinot (1767-1847) geschlagen und zum Rückzug gezwungen.

    Unbeirrt blieb Napoleon aber bei seinem Plan, Berlin zu erobern, enthob Oudinot seines Kommandos und ernannte Marschall Michel Ney (1769-1815 hingerichtet) zum neuen Befehlshaber.
    Von Wittenberg aus ließ Ney seine Truppen Richtung Jüterbog und Lukau marschieren. Ihnen stellten sich verbündete preußische, russische und schwedische Truppen entgegen.

    Am 6.9.1813 trafen die 40.000 Mann (zum großen Teil Landwehr-Regimenter) des III. preußischen Armeecorps v. Bülow und des IV. preußische Armeecorps v. Tauentzien, unterstützt von russischen und schwedischen Truppen, bei Dennewitz auf die 70.000 Mann der Franzosen, Sachsen und Rheinbund-Truppen.
    Es siegten die Preußen und ihre Verbündeten.
    Auf preußisch-russisch-schwedischer Seite wurden 10.500 Mann getötet oder verwundet. Die Franzosen und ihre Verbündeten hatten 9.000 Tote und Verwundete sowie 14.000 Gefangene zu beklagen.

    Nun tobte die Schlacht damals nicht nur bei und in Dennewitz sondern auch in den umgebenden Orten. Einer davon war Niedergörsdorf (Brandenburg / Landkreis Teltow-Fläming / ca. 6 km westlich von Jüterbog und ca. 50 km südlich von Berlin).

    Wie zu allen Zeiten gehörte auch damals die Zivilbevölkerung zu den Leidtragenden, nur dass es wegen fehlender schneller Kommunikationsmöglichkeiten kaum Zeit für Vorwarnung, Evakuierung oder Flucht gab.
    Die eigenen Häuser oder Katen boten keinen Schutz und so blieb oft als Zufluchtsort nur die örtliche Kirche, meist der einzige feste steinerne Bau in den Dörfern.

    So auch in Niedergörsdorf, dass 1813 in der Schlacht schwer umkämpft war. Viele Dorfbewohner flüchteten vor den schweren Kämpfen am Nachmittag des 6.9.1813 in die um 1200 erbaute Feldsteinkirche.
    Erinnern die anderen Denkmale in den verschiedenen Ort rund um Dennewitz an Feldherren, Soldaten und Gefechte, bildet dieses „zivile“ Denkmal an der Außenmauer des Kirchhofs Niedergörsdorf eine Ausnahme.

    Zum 90. Jahrestag der Schlacht bei Dennewitz stiftete der vermutlich wohlhabende und einflussreiche Hüfner (hof- und landbesitzender Bauer) Friedrich Müller, dessen Eltern und Großeltern das Grauen der Schlacht miterlebt hatten, dieses Denkmal. Müller, selbst Kriegsveteran (wahrscheinlich des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71) hatte Kriegsschrecken am eigenen Leib erlebt.

    Das insgesamt übermannsgroße Denkmal an der Straße vor der Kirchhofmauer besteht aus einem einstufigem Sockel auf dem der Gedenkstein steht und das von einem niedrigen eisernen Zaun umgeben ist. Oben auf dem Denkmal ist eine Kanonenkugel befestigt.

    Die Gedenktafel trägt in einer Art Wappenschild die etwas sperrige Inschrift:
    „Schutz bot einst unser Kirchlein
    Vätern in drohender Kriegsnot
    6. September 1813 2-3 Uhr
    Drum zum Gedächtnis dies mal
    stiftet die freundliche Hand
    1904“
    Darunter ist ein Eisernes Kreuz eingraviert.

    Das Schriftfeld darunter nennt den edlen Stifter:
    „D.(iesen) Stein widm.(ete) der Kriegsvet.(eran)
    Hüfner Fried.(rich) Müller“

    Obwohl das Niedergörsdorfer Denkmal an die Not der Dorfbevölkerung erinnert, wurde es 1904 mit preußisch-deutschem militärischen Pomp in Anwesenheit von Oberstleutnant Prinz Friedrich Heinrich v. Preußen (1874-1940) und seinem 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 2 (1807-1919 / die sogenannten „Schwedter Dragoner“) eingeweiht.
    Das Regiment unter seinem damaligen Kommandeur Heinrich Christoph Reichsgraf v. Wylich und Lottum (1773-1839) hatte 1813 maßgeblichen Anteil am preußischen Sieg.
    Der Kommandeur von 1904, Prinz Friedrich Heinrich v. Preußen, wurde übrigens 2 Jahre später wegen seiner Homosexualität aus der preußischen Armee entlassen, durfte ihr aber mit Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 als Gefreiter wieder beitreten. Weitere Beförderungen wurden ihm allerdings verweigert.

    Das Niedergörsdorfer Denkmal hat 2 Weltkriege, 2 Nachkriegszeiten und auch die allem preußischem zunächst nicht zugewandte DDR überstanden.

    Vielleicht kann man das Niedergörsdorfer Denkmal als Gedenkort für die Leiden der Zivilbevölkerung im Krieg interpretieren – ein Thema, dass angesichts der 2 großen Kriege, die derzeit in Europa und im Nahen Osten toben, so aktuell ist wie vor über 200 Jahren.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Niedergörsdorf

    Neu hinzugefügte Fotos
    45.

    Ausgeblendete 2 Kommentare anzeigen
    FalkdS Die Leiden der nichtkriegsbeteiligten zivilen Bevölkerung wird doch eigentlich immer totgeschwiegen… bearbeitet
    Sedina Tscha, wir hatten unsere Franzosenzeit.
    Glückwunsch zur nachdenklich stimmenden Geschichte und zum Grünen Daumen!


  6. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. von 2 Bewertungen


    bestätigt durch Community

    Die „Konrad-Wolf-Gedenkstätte“ Bernau (Brandenburg / ca. 7 km nördlich von Berlin) befindet sich am westlichen Rand der Altstadt im Stadtpark vor der Stadtmauer in der Nähe des mittelalterlichen Pulverturms. Zwischen Stadtpark und Altstadt gibt es an dieser Stelle einen Durchbruch durch die Stadtmauer.

    Mit der Gedenkstätte würdigt die Stadt Bernau bei Berlin den bedeutenden DDR-Regisseur Konrad Wolf.
    Er wurde 1925 als jüngerer Sohn des kommunistischen deutsch-jüdischen Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf (1888-1953) geboren, der 1933 mit seiner Familie vor den Nazis in die UdSSR emigrierte. 1937 wurde die Familie von den deutschen Behörden ausgebürgert und auf eine Fahndungsliste gesetzt. 1941 erhielten sie die sowjetische Staatsbürgerschaft.

    Nach dem Überfall des Deutschen Reichs 1941 auf UdSSR trat Konrad Wolf 1942 als Siebzehnjähriger freiwillig in die Rote Armee ein, wurde im Kaukasus zum Offizier ausgebildet und ab Januar 1943 als Dolmetscher und Übersetzer in der Politabteilung der 47. Armee an der Front eingesetzt.
    Als Angehöriger der 1. Weißrussischen Front (sowjetischer militärischer Großverband / entspricht etwa einer deutschen Heeresgruppe) gehörte Konrad Wolf zu den sowjetischen Soldaten, die am 20.4.1945 die Kleinstadt Bernau einnahmen.

    Da er neben russisch auch fließend deutsch sprach, ernannte sein Vorgesetzter den 19jährigen Leutnant der Roten Armee am 22.4.1945 kurzerhand zum 1. sowjetischen Stadtkommandanten von Bernau, wenn auch nur für 2 Tage.
    Anschließend war Wolf als Angehöriger der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) in Wittenberg und Halle/Saale für darstellende Kunst zuständig.

    1947 beendete Konrad Wolf seinen Militärdienst und studierte bis 1954 am Staatlichen All-Unions-Institut für Kinematographie in Moskau. Anschließend siedelte er in die DDR über und arbeitete für das DDR-Filmunternehmen DEFA.
    Er drehte zahlreiche Filme, darunter den autobiographischen Film „Ich war 19“ und den international beachteten Spielfilm „Solo Sunny“.
    Von 1965 bis 1982 war Konrad Wolf Präsident der Akademie der Künste der DDR.

    Er galt als überzeugter Kommunist und linientreuer Anhänger der SED-Regierung. Für sein Werk erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen.
    Konrad Wolf starb 1982 mit nur 56 Jahren in Berlin an Krebs. Er wurde mit einem Staatsbegräbnis auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt. 2006 wurde auch die Urne seines Bruders Markus (1923-2006 / Stasi-Generaloberst und Chef des Auslandsgeheimdienstes der DDR) im Grab von Konrad Wolf beigesetzt.

    Das Andenken an Konrad Wolf wurde in der DDR hochgehängt und so reichten die 2 Tage als Bernauer Stadtkommandant 1975 zum 50. Geburtstag für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Bernau und 1985 zum 60. Geburtstag für die Einweihung der Konrad-Wolf-Gedenkstätte an der Bernauer Stadtmauer.

    Ein kurzer gepflasterter und von Blumenbeeten gerahmter Weg führt vom Stadtpark zur Gedenkstätte, die aus 2 Hauptteilen besteht.
    Es handelt sich um eine pultartige Stahlstele von Jan Skuin (1943-2018), auf der mehrere Seiten aus Stahl liegen und die vielleicht ein Drehbuch darstellen sollen. Der Fuß des Pults trägt die Inschriften
    „Konrad Wolf 1925-1982“
    und sein Credo
    „Die Kunst ist eine der edelsten Gesten des Vertrauens zwischen den Menschen“.

    Dahinter befindet sich an der Stadtmauer das Marmor-Relief „Für Konrad Wolf“ von Werner Stötzer (1931-2010). Die ziemlich naive Darstellung zeigt 5 nackte Menschen (4 Erwachsene und 1 Kind).
    Zusätzlich gibt es im Umfeld noch Info- und Gedenktafeln.

    Auch wenn ich das Relief mit den Nackten nicht so wirklich gelungen finde und mir auch der Bezug zu Konrad Wolf fehlt, ist es eine gute Würdigung des Regisseurs, dessen Schaffen man natürlich vor dem Hintergrund der damaligen Zeit und seines Landes betrachten muss.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Bernau bei Berlin

    Neu hinzugefügte Fotos
    46.

    opavati® Danke, mein Guide, für den umfangreichen Text, auch wenn Distanzierung aus ihm spricht. Konni Wolf hat als Präsident der Akademie der Künste segensreich gewirkt, natürlich auch durch seine Möglichkeiten als Angehöriger des kommunistischen »Uradels«. Seine Filme sind auch herausragend. Seinen Moskauer Diplomfilm, einen Musikfilm, der in Klingenthal spielt, hat die Gattin zu einem runden Geburtstag im Kino vorführen lassen.

    Das wunderbare Relief von Stötzer ist natürlich alles andere als naiv.
    Ausgeblendete 14 Kommentare anzeigen
    grubmard Distanzierung möchte ich es nicht nennen. Auch bei anderen berühmten Regisseuren gefällt mir nicht jeder Film.
    Als DDR-Kritiker kann man KW nun wirklich nicht bezeichnen. Wie seine Haltung zur untergehenden DDR 1989 und zum wiedervereinigten Deutschland ab 1990 gewesen wäre, ist rein spekulativ. Das konnte er wegen seiner Krankheit nicht mehr erleben.

    Okay - das Relief finde ich persönlich jetzt nicht so wunderbar - ist aber, wie oft bei Kunst, individuelle Geschmackssache.
    bearbeitet
    opavati® Natürlich war Konrad Wolf auch DDR-Kritiker, das zeigt z.B. sein Film »Solo Sonny«, der wahrscheinlich nur gedreht und gezeigt werden konnte, weil er von ihm war. Kommunistischer Uradel halt!

    Wie viele andere engagierte Genossen hat er seinen Teil dazu beigetragen das Land zu verbessern. Hat leider nicht so geklappt ...
    grubmard Okay, die Interna kenne ich natürlich nicht so.

    "Kommunistischer Uradel" finde ich übrigens eine tolle Wortschöpfung :-))
    Puppenmama Herzlichen Glückwunsch zu Deinem interessanten Bericht und zum verdienten grünen Daumen.
    Sedina Ich gratuliere auch sehr herzlich zu Daumen und Krönchen und finde Wolfs Credo ganz toll - Hingabe!


  7. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Bis 1966 war Eggesin (Mecklenburg-Vorpommern / Landkreis Vorpommern-Greifswald / ca. 55 km nordöstlich von Neubrandenburg) amtlich ein „Dorf“ bevor es in der DDR zur Stadt erhoben wurde.
    Und so gab es bis dahin gleich 2 Dorfkirchen – die „Alte Dorfkirche“ aus dem 18. und die „Neue Dorfkirche“ (Martin-Luther-Kirche) vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
    Beide Kirchen stehen sich auf Sichtweite gegenüber, getrennt durch die Bahnhofstraße.

    Die „Alte Dorfkirche“, wegen ihrer Bauweise auch „Fachwerkkirche“ genannt, steht etwa 100 m zurückgesetzt von der Bahnhofstraße und ist umgeben von einem kleinen, heute parkähnlichem Kirchhof mit Mauer.
    Errichtet wurde die Kirche 1731 als Fachwerkbau mit Turm.
    Nach 170 Jahren war der Turm baufällig und musste 1902 abgerissen werden. Da sich die Kirchengemeinde Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhundert auch stark vergrößerte, fasste die Gemeinde den Bau einer neuen Kirche ins Auge, der 1911 mit der backsteinernen Martin-Luther-Kirche auch realisiert wurde.

    Nach Einweihung der neuen Kirche wurde die Fachwerkkirche 1913 umgebaut und als Gemeindezentrum mit 2 Sälen und 1 Wohnung genutzt.
    In der DDR-Zeit nutzte der Ort Eggesin die Fachwerkkirche lange Jahre als Heimatmuseum.
    1994 zog das Heimatmuseum in ein benachbartes Gebäude um und die „Evangelische Kirche in Mecklenburg-Vorpommern“ baute die Fachwerkkirche wieder zum Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Eggesin um. Hier finden, da das Gebäude beheizbar ist, in der kalten Jahreszeit auch Gottesdienste statt.
    Das Gebäude wurde saniert / renoviert / restauriert, so dass sich das unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus wieder in alter Schönheit präsentiert. Auf den Wiederaufbau des Turms wurde allerdings verzichtet.

    Die Fachwerkkirche ist außerhalb von Veranstaltungen nicht öffentlich zugänglich.

    geschrieben für:

    evangelische Kirche / Religiöse Gemeinschaften in Eggesin

    Neu hinzugefügte Fotos
    47.



  8. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Der Gedenkort der einstigen Reitweiner Gutsbesitzerfamilien Finck v. Finckenstein und v. Wittich schließt sich nordöstlich an den Gemeindefriedhof von Reitwein (Landkreis Märkisch-Oderland / 65 km östlich von Berlin / 13 km südöstlich von Seelow) an und ist auch nur über diesen zu erreichen.

    Die Ursprünge der Adelsfamilie Finck v. Finckenstein sind etwas unbestimmt und widersprüchlich. Am wahrscheinlichsten ist die These, dass die Familie ihren Ursprung im baltischen Stamm der Pruzzen hatte, die im späteren Herzogtum Preußen siedelten, aus dem nachfolgend Ostpreußen wurde.

    Die These, dass die Finck v. Finckenstein’s von den Rittern v. Finkenstein in Kärnten (Österreich) abstammen und mit dem Deutschen Orden (Deutschritterorden) nach Preußen/Ostpreußen gelangt sind, gilt als eher unwahrscheinlich und lässt sich urkundlich auch nicht belegen.

    Urkundlich belegbar ist die Familie Fincke bzw. Finck seit 1451 im Deutschenordenstaat mit dem Gutsherren Michael Fincke auf Gut Roggenhausen (heute Rogoz [Kozlowo] in Polen). Ab 1474 nannte er sich Michael Finck v. Roggenhausen. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten erwarb die Familie umfangreichen Grundbesitz in Ostpreußen, ab 1751 auch in Brandenburg.
    Anfang des 17. Jahrhunderts benannte sich die Familie in „Finck v. Finckenstein“ um.

    Für seine Verdienste im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurde der preußische Generalleutnant Albrecht Konrad Finck v. Finckenstein (1660-1735 / ab 1733 Generalfeldmarschall) vom römisch-deutschen Kaiser Joseph I. (Haus Habsburg / 1678-1711 / Kaiser ab 1705) im Jahr 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben.
    Der Familie, die bis heute existiert, entstammen zahlreiche, teils bedeutende Politiker und Militärs.

    Der Reitweiner Familienzweig bildete sich erst 1842.
    Durch die Heirat der Erbin des Reitweiner Guts, Erdmuthe Amalie v. Burgsdorff (1816-1849) mit Rudolf Graf Finck v. Finckenstein (1813-1886) im Jahr 1842 kam Reitwein nach ihrem frühen Tod in Finckensteiner Besitz. Graf Rudolf machte Reitwein zum Fideikomiss (dh. unteilbarer Familienbesitz; bei mehreren Erben geht der Besitz an einen einzigen Erben, die anderen gehen leer aus).

    Durch die Hochzeit von Oberstleutnant Curt v. Wittich (1873-1952) mit Gertrud Gräfin Finck v. Finckenstein (1897-1989) heiratete vor 1919 die preußische Offiziersfamilie v. Wittich in den Reitweiner Zweig der Familie Finck v. Finckenstein ein.
    1945 wurde die Familie v. Finckenstein/v.Wittich wie ganz Reitwein vor der vorrückenden Roten Armee evakuiert.
    1946 wurde ihr nun in der Sowjetischen Besatzungszone liegendes Gut Reitwein durch die Bodenreform enteignet. Die Familie kehrte während der DDR-Zeit nicht nach Reitwein zurück.

    Erst nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 konnte mit Günther Alexander v. Wittich ein Nachkomme der Gutsbesitzerfamilie von der Treuhand die „Gräfliche Villa“ zurückkaufen. Er wurde als Unternehmer wieder in Reitwein sesshaft.
    (Das Schloss Reitwein war 1962 von den DDR-Behörden abgerissen worden)

    Günther Alexander v. Wittich war es auch, der nach 1990 neben dem Friedhof Reitwein den Gedenkort anlegen ließ.
    Es wird an 12 v. Finckenstein’s (bzw. ihre Ehefrauen) und 3 v. Wittichs mit Gedenktafeln („Zum Gedenken …“) mit Namen und Lebensdaten in Form von Grabsteinen gedacht.
    Wo diese Verstorbenen einst beigesetzt wurden, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Vielleicht gab es im Schlosspark ursprünglich einen Familienfriedhof. Wenn dem so war, dann hat ihn die Rote Armee 1945 einebnen lassen, denn auf dem Gelände des Schlossparks wurde der Sowjetische Ehrenfriedhof Reitwein eingerichtet.
    2 v. Wittich’s wurden seit 1989 aber auch in dem Gedenkort beigesetzt (Inschrift Grabstein „Hier ruhen ...“):
    Die letzte Gutsherrin auf Reitwein Gertrud v. Wittich (geborene Gräfin Finck v. Finckenstein / 20.3.1897 in Reitwein – 25.11.1989 in Kassel)
    und Curt-Alexander v. Wittich (17.1.1972-18.2.1995).
    Der Gedenkort ist schlicht gehalten. Die beiden Einzelgräber sowie die Scheingräber für mehrere Personen sind einheitlich gestaltet. Die gleichgroßen Grabtafeln sind an kurzen steinernen Baumstümpfen angebracht. Auf den Tafeln der Gedenkgräber stehen bis zu 4 Namen, auf der Grabtafel für Gertrud v. Wittich wird auch ihrem 1952 in Lukau verstorbenen und vermutlich dort beigesetzten Ehemann Curt v. Wittich gedacht.

    Fazit: nach 1990 hat somit ein nachgeborener Angehöriger ein würdiges Memorial für seine Familie geschaffen, da die ursprünglichen Grablegen nicht mehr existieren. Gleichzeitig wird der Gedenkort für nach 1989 verstorbene Angehörige genutzt.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Reitwein

    Neu hinzugefügte Fotos
    48.



  9. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    Telefonisch war die Arztpraxis gerade nicht erreichbar und hinlaufen auf blauen Dunst wollte ich nicht. Also nahm ich das Angebot der Online-Terminreservierung war.
    Diese Praxis nutzt die Online-Dienstleistungsplattform „Dr. Flex“.

    Vorteil: Bei „Dr. Flex“ ist keine Registrierung mit Passwort nötig.
    Nachteil: Man braucht außer einem Internetzugang noch ein SMS-fähiges Handy.

    Die Terminreservierung ist recht problemlos:
    Gewünschten Arzt und passenden freien Termin anklicken.
    Persönliche Daten eingeben (Name, Vorname, Geburtsdatum, Adresse, Handynummer …)
    Mit dem nächsten Schritt erfolgt die Vorreservierung und der Hinweis, dass man einen mehrstelligen Bestätigungscode eingeben soll, der einem per SMS zugesandt wird, was bei mir ein wenig gedauert hat.
    Nach Eingabe des Code auf der „Dr. Flex“-Seite wird bestätigt, dass der Termin gebucht ist.
    Nach einer Weile kam dann noch eine SMS der Praxis mit einer Terminbestätigung.
    Und eine Erinnerungsmail wenige Tage vor dem Termin wird auch noch angekündigt.

    Fazit: Ziemlich gute Sache, da kein eigener Kunden-Account angelegt werden muss.

    geschrieben für:

    sonstige Dienstleistungen in Berlin

    Neu hinzugefügte Fotos
    49.



  10. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Die Baptisten sind eine evangelische Religionsgemeinschaft, die 1609 in Amsterdam (damals Republik der Vereinigten Niederlande / heute Königreich der Niederlande) gründet wurde. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten expandierte die Glaubensgemeinschaft europa- und weltweit. 1834 gründeten sich erste Gemeinden in den deutschen Staaten.

    Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt auch in der Stadt Cöpenick (1920 nach Groß-Berlin eingemeindet / ab 1931 Köpenick) eine Baptistengemeinde, die ihre Gottesdienste in Ermangelung einer eigenen Kirche zunächst in angemieteten Räumlichkeiten abhielt.
    Ende des 19. Jahrhunderts war die Gemeinde so angewachsen, dass man gerne eine eigene Kirche haben wollte. Allerdings gabs zu der Zeit weder in Alt-Köpenick noch in der Köpenicker Dammvorstadt verfügbare repräsentative unbebaute Grundstücke in Straßenlage. 1899 erwarb der Baptist (Bruder) Carl Spuhn das mit einem mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshaus bebaute Grundstück in der heutigen Bahnhofstraße 9.

    Spuhn überließ der Gemeinde den Hinterhof seines Grundstücks zum Bau einer Kapelle.
    Es wurde eine kleine turmlose Kapelle im damals modernen norddeutschen neogotischen Backsteinstil errichtet.
    Am 21.1.1900 konnte die Baptistengemeinde ihre Kapelle nach nur einem halben Jahr Bauzeit feierlich in Anwesenheit des Cöpenicker Bürgermeisters Gustav Borgmann (1838-1908 / Bürgermeister von 1871-1904) einweihen. Wegen ihrer Lage im Hinterhof wurde die Kapelle „Hofkirche Köpenick“ genannt.
    Seither ist die Kirche Zentrum der Köpenicker Baptisten-Gemeinde.
    1920 verkaufte Carl Spuhn sein ganzes Grundstück mit Vorderhaus und Seitenflügeln an seine Baptistengemeinde.
    Heute gehört zur Hofkirche auch die Begegnungsstätte „Amadeus“ im Vorderhaus zur Bahnhofstraße hin.
    Jahrelang gab es in der Hofkirche zusammen mit der Berliner Tafel eine Ausgabestelle der Aktion „Laib und Seele“ für Sozialschwache Mitbürgerinnen und Mitbürger.
    Da die Räumlichkeiten dafür in der Hofkirche begrenzt sind, ist man vor einiger Zeit ins „Union-Fanhaus“ in der Lindenstraße 18-19 am FC Union-Stadion „Alte Försterei“ umgezogen.

    Zur Innenausstattung der Hofkirche kann ich nichts sagen, da die Kirche außerhalb von Gottesdiensten nicht zugänglich ist.

    geschrieben für:

    Religiöse Gemeinschaften in Berlin

    Neu hinzugefügte Fotos
    50.

    Ausgeblendete 2 Kommentare anzeigen